Hermann Scheipers

24.7.1913 – 2.6.2016

  • Geb. am 24. Juli 1913 in Ochtrup.
  • Katholischer Geistlicher.
  • Am 4. Okt. 1940 wurde er gefangen genommen und ins Polizeigefängnis in Leipzig gebracht. Am 28. März 1941 kam er ins KZ Dachau. Ihm ist während des Todesmarsches im April 1945 die Flucht gelungen.
  • Gest. am 2. Juni 2016 in Ochtrup.

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Hermann Scheipers (4 MB)

Verfasser des Gedächtnisblatts

Wilma Geurts (Sekretärin) und Martin Geurts (Goldschmiedemeister), 2010.

Weitere Infos im Blog

8.2.2018: Ochtrup: Stolperstein und Erinnerungstafel für Anna und Hermann Scheipers

8.6.2016: Ökumenische Trauerfeier für Mirjam Ohringer und Hermann Scheipers

4.6.2016: Wir trauern um Prälat Hermann Scheipers

22.5.2016: Namen statt Nummern: Ausstellung auf dem Katholikentag

[Qu.: GB]

Alojs Andritzki

2.7.1914 – 3.2.1943

  • Geb. am 2. Juli 1914 in Radibor, sächsische Oberlausitz.
  • Katholischer Geistlicher.
  • Verhaftung am 21. Januar 1941, er kam am 2. Oktober des gleichen Jahres in das KZ Dachau.
  • Gest. am 3. Februar 1943 im KZ Dachau.

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Alojs Andritzki DE (2 MB)
Alojs Andricki Sorb (2 MB)

Verfasser des Gedächtnisblatts

Sylvia Zimmermann (Soziologin),  Steffen Nebelung (Berufskraftfahrer),  Beate Schwede (Krankenschwester), 2015 .

Weitere Infos im Blog

22.5.2016: Namen statt Nummern: Ausstellung auf dem Katholikentag

[Qu.: GB]

 

Josef Andrä

1.4.1880 – 6.5.1945

  • Geb. am 1. April 1880 in Asbach bei Petershausen.
  • Schäfflermeister.
  • Wurde schon 1940 für ein paar Monate verhaftet, kam am 23. Februar 1945 ins KZ Dachau, blieb dort bis zu seinem Tod nach der Befreiung.
  • Gest. am 6. Mai 1945 im befreiten KZ Dachau.

Gedächtnisblatt

Bei manchen Gedächtnisblättern ist eine Veröffentlichung auf unserer Website aufgrund der Klärung der verschiedenen rechtlichen Gegebenheiten bzw. der Wünsche der Porträtierten oder ihrer Angehörigen schwierig oder nicht möglich.

Dieses Gedächtnisblatt ist in der Versöhnungskirche in Dachau einsehbar.

Verfasserin des Gedächtnisblatts

Isabella Weber ( Schülerin), 2012.

[Qu.: GB]

Ludwig Wittmann

1.12.1889 – 18.9.1942

  • Geb. am 1. Dezember 1889 in Aberzhausen, Mittelfranken.
  • Bauer.
  • Wurde am 18. Februar 1942 gefangengenommen und ins Nürnberger Polizeigefängnis gebracht, von wo er am 27. März 1942 ins KZ Dachau überführt wurde.
  • Gest. am 18. September 1942 im KZ Dachau.

Gedächtnisblatt

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Verfasser des Gedächtnisblatts

Norbert Herler (technischer Angestellter), 2003.

[Qu.: GB]

Julius Schapiro

1.2.1895 – 26.1.1945

  • Geb. am 1. Februar 1895 in Burghaslach.
  • Jüdischer Religionslehrer, Kantor und zeitweise Schulleiter.
  • Im KZ Dachau vom 11. November 1938 bis zum 16. November 1938. Später kam er noch ins KZ Riga-Kaiserwald, Stutthof und Buchenwald.
  • Gest. am 26. Januar 1945 in Buchenwald.

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Julius Schapiro (1 MB)


Julius Schapiro stammte aus einer kinderreichen Kaufmannsfamilie in Burghaslach. Sein ältester Bruder Leopold wurde Lehrer in Gailingen. Julius erhielt seine Lehrerausbildung an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt Würzburg (ILBA). Um 1922 bis 1924 war er Religionslehrer, Kantor und Schächter in Bechhofen. Das Amt war verknüpft mit dem Dienst der Friedhofsverwaltung.  1925 war Schapiro Lehrer der jüdischen Schule Leipzig. 1927/28 arbeitete er als Lehrer in Künzelsau, von dort zog er 1928 nach Bamberg, wo er Religionslehrer und Kantor an der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg war. Von 1939 bis 1941 war Schapiro Leiter der privaten jüdischen Volksschule Bamberg in der „Weißen Taube“. Im Januar 1935 übernahm er die Leitung des Synagogenchors.

Julius Schapiro war vom 11.11.1938 bis 16.11.1938 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Er wurde am 29.11.1941 zusammen mit seiner Frau Eleonora und der jüngeren Tochter Ruth von Nürnberg aus nach Riga-Jungfernhof deportiert. Datum und Umstände der Ermordung der beiden Frauen sind nicht bekannt. Julius Schapiro kam zunächst ins KZ Riga-Kaiserwald und wurde am 16.8.1944 ins KZ Stutthof und weiter nach Buchenwald verschleppt, wo er am 26.1.1945 starb. Die Tochter Judith konnte 1938 nach Palästina emigrieren.

Verfasserin des Gedächtnisblatts

Anna Nüßlein (Schülerin), 2015.

[Qu.: GB; BLLV]

Andreas Zollner

8.2.1906 – 2.11.1976

  • Geb. am 8. Februar 1906 in München.
  • Friseur, Fensterputzer, Kontorist, Personalchef.
  • Mitglied im kommunistischen Jugendverband, Organisationsleiter, Revisor, Propagandaleiter und Politischer Leiter in der KPD.
  • Am 10. März 1933 verhaftet, vom 12. März bis 19. Dezember 1935 im KZ Dachau.
  • Ab 15. April 1937 zweite Haft im KZ Dachau, ca. einen Monat lang.
  • Von 15. Dezember 1937 bis 7. Juli 1938 Haft in Münchner Gefängnissen und im KZ Dachau.
  • Gest. am 2. November 1976 in München.

 

Andreas Zollner wurde als vierter Sohn des Ehepaares Heinrich und Katharina Zollner am 8. Februar 1906 in München geboren. Mit seinen Geschwistern Josef, Kaspar, Heinrich und Katharina wuchs er in München auf. Im Alter von 14 Jahren begann er eine Friseurlehre, die er drei Jahre später erfolgreich beendete. Nach seinem Abschluss ging er auf Wanderschaft, in der er bis nach Hamburg gelangte. 1925 kam er nach München zurück und trat dem kommunistischen Jugendverband bei. 1928 heiratete er Anna Kofler, mit der er ein Jahr zuvor schon eine Tochter bekommen hatte, Annelies. Es war schwer, Arbeit als Friseur zu bekommen, sodass er sich als Isolierer und Fliesenleger durchschlug. Inzwischen war er auch in die Kommunistische Partei Deutschlands eingetreten. 1930 wurde seine Sohn Anderl geboren, in einer Zeit, in der sowohl Andreas als auch seine Frau Anna arbeitslos waren.

Er war jedoch politisch sehr aktiv, wurde Organisationsleiter, Revisor, Propagandaleiter und Politischer Leiter in der KPD. Daher dauerte es auch nicht lange, bis er nach dem Verbot der KPD am 10. März 1933 zum ersten Mal verhaftet und zwei Tage später ins KZ Dachau eingewiesen wurde. Zwei seiner Brüder, Josef und Kaspar, der eine Zeuge Jehovas und der andere SPD-Mitglied, wurden auch gefangen genommen und waren eine Zeit lang mit Andreas zusammen im KZ. Andreas musste im KZ als Lagerfriseur arbeiten und wurde so ein wichtiger Verbindungsmann der inhaftierten Kommunisten, bis er am 19. Dezember 1935 entlassen wurde.

Eineinhalb Jahre später, am 15. April 1937 kam er wieder für einen Monat ins KZ. Nach seiner Entlassung fand er Arbeit als Pyrotechniker. Am 15. Dezember des gleichen Jahres wurde er erneut im KZ Dachau inhaftiert, da er zu einer Bemerkung über Mussolini und Hitler genickt hatte. Ein halbes Jahr lang wurde er mehrmals zwischen Dachau und verschiedenen Gefängnissen hin- und herverlegt. Am 7. Juli 1938 konnte er, allerdings ohne Ausstellung eines Entlassungsscheines, die Gestapo-Zentrale im Wittelsbacher Palais als vorerst freier Mann verlassen.

Zunächst fand er zwar eine Anstellung als Friseur in einem Damensalon, nach acht Wochen entließ ihn die Chefin jedoch wieder, weil sie erfuhr, dass er ein ehemaliger KZ-Häftling war. Die Gestapo vermittelte ihm einen Arbeitsplatz als Fensterputzer. Als der Krieg ausbrach wurde er wieder verhaftet, und nach dem Attentat auf Hitler im November 1939 versuchte man, ihm das Attentat anzuhängen. Im März 1940 stürzte Andreas Zollner beim Fensterputzen aus einer Höhe von 17 Metern und brach sich beide Beine mehrmals. Wegen schlechter ärztlicher Behandlung wäre er fast an den infizierten Wunden gestorben, doch nachdem ihm das linke Bein amputiert wurde, ging es ihm bald besser. Andreas arbeitete ab Oktober 1941 als Kontorist bei der Bavaria Filmkunst AG und ein Jahr später begann er, eine Widerstandsgruppe aufzubauen. Zwei Jahre später bekam er noch einen Sohn, Peter. Nachdem der Krieg geendet hatte, wurde er Personalchef der Bavaria Filmkunst AG und wurde auch schnell wieder politisch aktiv. Am 2. November 1976 erlag Andreas den Folgen eines Schlaganfalls und starb im Alter von 70 Jahren.

Gedächtnisblatt

Bei manchen Gedächtnisblättern ist eine Veröffentlichung auf unserer Website aufgrund der Klärung der verschiedenen rechtlichen Gegebenheiten bzw. der Wünsche der Porträtierten oder ihrer Angehörigen schwierig oder nicht möglich.

Dieses Gedächtnisblatt ist in der Versöhnungskirche in Dachau einsehbar.

Verfasserin des Gedächtnisblatts

Elisabeth Schomäcker (PR- und Marketingberaterin), 2006.

[Qu.: GB]

Rupert Weinberger

24.12.1905 – 31.1.2000

  • Geb. am 24. Dezember 1905 in München.
  • Versicherungsbeamter, Maurer.
  • Bergsteiger, Wintersportler.
  • 1932 Teilnehmer der Ersten Deutschen Arbeiter Kaukasus Expedition.
  • Am 9. August 1933 Verhaftung, von 11. August 1933 bis 30. November 1937 Haft im KZ Dachau.
  • Gest. am 31. Januar 2000.

„Die Erfüllung eines Traums“

Am Heiligen Abend 1905 wird in München der Sohn der Maurerseheleute Wilhelm und Erika Weinberger geboren: Rupert Weinberger. Er wächst in München auf, besucht die Volksschule und die Realschule, verlässt 1922 die Kreisoberrealschule III – das heutige Klenze-Gymnasium – nach der 6. Jahrgangsstufe mit einem sehr guten Zeugnis. Mit dem mittleren Schulabschluss findet er eine Lehrstelle  bei der Münchener und Achener Mobilar-Feuer-Versicherungs-Gesellschaft. Wegen „guter Eignung“ wird ihm das dritte Lehrjahr erlassen und er wird ab 1. Mai 1924 als Beamter weiter beschäftigt. Zu seinen Aufgaben gehört es, Anträge zu prüfen, Korrespondenzen, buchhalterische und rechnerische Arbeiten zu erledigen. Allerdings erhält er schon wenige Monate später eine Kündigung: Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage in der Inflationszeit sehe man sich gezwungen, den Beamtenapparat „auf den Friedensstand“ zurückzuführen und Weinberger zum 30. September 1924 zu entlassen. Jetzt entschließt er sich, Handwerker zu werden und beginn wieder eine Lehre: er wird Maurer, wie sein Vater.

Gedächtnisblatt

Bei manchen Gedächtnisblättern ist eine Veröffentlichung auf unserer Website aufgrund der Klärung der verschiedenen rechtlichen Gegebenheiten bzw. der Wünsche der Porträtierten oder ihrer Angehörigen schwierig oder nicht möglich.

Dieses Gedächtnisblatt ist in der Versöhnungskirche in Dachau einsehbar.

Verfasserin des Gedächtnisblatts

Alicia Gold (Schülerin in Grafing), 2016.

Franz Klein

18.4.1906 – 25.12.1977

  • Geb. am 18. April 1906 in Montigny, Kreis Metz in Elsass/Lothringen.
  • Spengler.
  • KPD-Ortsgruppenleiter, nach dem Krieg KPD-Stadtrat in Dachau.
  • Von 10. März 1933 bis Dezember 1934 im Amtsgerichtsgefängnis Dachau, ab April im KZ Dachau.
  • Gest. am 25. Dezember 1977 in Dachau.

 

Franz Klein wurde am 18. April 1906 in Montigny, Kreis Metz in Elsass/Lothringen geboren. Nach der  Ausweisung aus Elsass/Lothringen übersiedelte seine Familie 1918 nach München. Er machte eine Lehre als Spengler. 1923 zog Klein nach Dachau. 1927 trat er der KPD bei, ab 1928 war er KPD-Ortsgruppenleiter in Dachau. Franz Klein setzte sich gegen die erstarkenden Nationalsozialisten ein. Die Mitglieder der KPD-Ortsgruppe störten NSDAP-Versammlungen, wie Klein später erzählte:

Immer wenn die Nazis eine Versammlung abhalten wollten, „haben wir die vier Ecken des Lokals besetzt. In jeder Ecke 25 Mann. Nachdem die Versammlung eröffnet war, meldete sich Moosrainer zu Wort. ‚Wie viel Redezeit erhält die KPD‘? war seine Frage. Antwort: ‚In einer nationalsozialistischen Versammlung gibt‘s für Moskowiter überhaupt keine Redezeit‘. Daraufhin standen wir alle von der KPD auf und haben die Internationale angestimmt und gesungen. Daraufhin musste die Polizei einschreiten wegen Ruhestörung. Damit war die Versammlung der NSDAP aufgelöst.“

So stand Klein ganz vorne auf der Liste der Gegner, die die Nazis in Dachau mit der ersten Verhaftungswelle ausschalten wollten. Gleich nach Etablierung der nationalsozialistischen Regierung in Bayern wurde er am 10. März 1933 als erster Schutzhäftling ins Amtsgerichtsgefängnis Dachau gebracht. Am 29. April 1933 wurde er zusammen mit zwei anderen Gefangenen zu Fuß ins Konzentrationslager Dachau gebacht, wo er zahlreiche Bekannte wiedersah, „lauter Kommunisten, die ich alle gekannt hab“. In einem Interview berichtete er später von Schikanen und Misshandlungen der Gefangenen durch die SS. Weil er Briefe aus dem Lager geschmuggelt hatt, musste Klein selbst in Dunkelarrest:  „Aber ich hatte Glück, es waren nur 8 Tage Dunkelarrest. Es war immer dunkel und einmal am Tag gab es Wasser und Brot. … Ich hörte, wie in den anderen Zellen jeden Abend um 8 oder 9 Uhr zwei (SS-Männer) hineingegangen sind. Sie haben den Gefangenen die Hosen runtergezogen und mit dem Ochsen(fiesel) auf den nackten Arsch geschlagen. Das haben sie bei mir nicht gemacht, ich glaube, weil ich aus Dachau war, damit ich später nichts erzähl.“

Im Dezember 1934 wurde Klein endlich entlassen. Trotz der Drohnung, dass er wieder verhaftet werden könne, engagierte er sich weiter und sammelte Geld zur Unterstützung der Familien von verhafteten Kameraden.

1937 heiratete Franz Klein Josefine Hilger, die Ehe wurde 1946 geschieden. 1947 Heirat mit Margarete Richter, aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

1945 bis 1956 war Klein KPD-Stadtrat in Dachau.  Am 25. Dezember 1977 ist Franz Klein in Dachau gestorben.

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Franz Klein (7 MB)

Verfasserin des Gedächtnisblatts

Nina Schiffner, Enkelin von Franz Klein und Anton Mang, 2014

Weitere Infos

Siehe auch Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau.

Weitere Infos im Blog

22.5.22: Neu online: Biographien zur Geschichte der Stadt Dachau

11.4.2015: 13.4.2015: BR berichtet über Gedächtnisbuch in Sendung zur Identität Dachaus

Martin Anson

16.7.1909 – 4.8.2003

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  • Geb. am 16. Juli 1909 in Leutershausen/Mittelfranken als Martin Ansbacher.
  • Im Zuge der Reichspogromnacht am 11. November 1938 im KZ Dachau inhaftiert.
  • 1939 nach Schottland emigriert.
  • Textilfabrikant.
  • Gest. am 4. August 2003 in Glasgow.

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Martin Anson  (2 MB)

 

Martin Anson wurde am 16. Juli 1909 in Leutershausen (Mittelfranken) als Martin Ansbacher geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums machte er eine Ausbildung zum Kaufmann. Im August 1932 zog seine Familie nach Landshut. Im Sommer 1932 eröffnete Martin zusammen mit seinem Großcousin Wilhelm Ansbacher in der Landshuter Altstadt das »Textilhaus M. & W. Ansbacher«. Martin und Wilhelm wurden Mitglieder im Achdorfer Fußballclub und spielten in einer Mannschaft. Auch das Geschäft lief sehr gut, bis 1935 oder 1936 die NSDAP dafür sorgte, dass der Mietvertrag gekündigt wurde. Obwohl die Chance für einen jüdischen Kaufmann, irgendwo Geschäftsräume zu mieten, bereits 1935/36 ziemlich gering war, suchten die Ansbachers nach geeigneten neuen Räumen. Am Isargestade 728 fanden sie, was sie suchten. Der Hausbesitzer unterschrieb den Mietvertrag trotz aller Drohungen der NSDAP.

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In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 – der so genannten Reichspogromnacht – wurde auch die Familie Ansbacher nicht verschont. Nach der gewalttätigen Verwüstung der Wohnungen wurden die Familienmitglieder in das SA-Hauptquartier gebracht. Die Frauen wurden am nächsten Tag entlassen, die Männer, unter denen auch Martin, Wilhelm und ihre Väter waren, in das Landshuter Stadtgefängnis eingeliefert. Am 15. November erfolgte die Verlegung in das Konzentrationslager Dachau. Dort mussten sie das unmenschliche Lagerleben kennen lernen. Die Entlassung von Martins Vater und seinem Vetter Fritz kam sehr überraschend. Der Grund war wohl, dass ein NS-Treuhänder das Haus, in dem die beiden Familien wohnten, kaufen wollte. Man versprach Gustav Ansbacher, wenn er den Vertrag unterschriebe, würde der Käufer dafür sorgen, dass auch Martin und Wilhelm aus dem KZ entlassen würden. Durch diesen Tausch kamen sie im Januar 1939 frei.

Ende April / Anfang Mai 1939 wanderte Martin Ansbacher nach Schottland aus. Seine Eltern folgten ihm im Juni 1939. Er kam zunächst in einer Kleiderfabrik in Glasgow unter. Später machte er eine Ausbildung als Techniker und arbeitete in einer Reparaturwerkstatt für Motorräder der britischen Armee. Wegen seiner kaufmännischen Erfahrung wurde Martin Ansbacher sogar Leiter der Ersatzteilabteilung und arbeitete in der Produktionsleitung mit.

Nach Ende des Krieges begann er eine Tätigkeit als Vertreter für Küchengeräte, Kinderwagen, Damenblusen, Spielwaren und Damenstrümpfe. 1946 heiratete er die ehemalige Augsburgerin Beate Einstein. 1948 erwarben Martin und Beate Ansbacher die britische Staatsangehörigkeit und änderten gleichzeitig ihren Namen von Ansbacher auf Anson. Nach einiger Zeit beschlossen Martin und Beate (jetzt Pat), ein eigenes Geschäft für schottische Strickwaren unter dem Firmennamen MABAN zu eröffnen. Martin und Pat Anson haben zwei Söhne. Am 8. April 2003 ist Martin Anson gestorben.

Verfasserin des Gedächtnisblattes

Christine Schindlbeck (Schülerin), 2001.

Infos im Blog

22.5.2023: Ein Gedächtnisblatt vor über 20 Jahren – ein Besuch heute

Weitere Infos

Siehe auch: Namen statt Nummern. Ausstellungsbroschüre zur gleichnamigen Wanderausstellung. Infos und Bestellmöglichkeit.

Interviews mit Martin Anson siehe auch auf Gathering the Voices.

[Qu: SG Broschüre; FG1]