Wir trauern um Prälat Hermann Scheipers

Hermann Scheipers betrachtet auf dem Kirchentag 2010 das ihm gewidmete Ausstellungsbanner
Hermann Scheipers betrachtet auf dem Kirchentag 2010 das ihm gewidmete Ausstellungsbanner

Am Donnerstag, den 2. Juni 2016, ist Hermann Scheipers in seiner Heimatstadt Ochtrup in Westfalen gestorben. Hermann Scheipers  wurde 102 Jahre alt. Bis zuletzt war er geistig rege und erinnerte sich häufig an seine Haft im Konzentrationslager Dachau. Hermann Scheipers setzte sich bis ins hohe Alter für die Erinnerung an die Häftlinge des KZ Dachau ein. Er hinterlässt Trauer, aber auch Dankbarkeit bei Freunden und Weggefährten, die ihn als beeindruckenden Zeitzeugen und als fröhlichen Gläubigen kennenlernen durften.

Dem Gedächtnisbuch war Hermann Scheipers eng verbunden. Wilma und Martin Geurts erarbeiteten 2010 für ihn und mit seiner Unterstützung ein Gedächtnisblatt. Beim Ökumenischen Kirchentag in München stellten sie sein Portr#t in der Ausstellung „Geistliche im KZ Dachau“ in der Todesangst-Christi-Kapelle in der KZ-Gedenkstätte vor.

Hermann Scheipers wurde am 24. Juli 1913 in Ochtrup geboren. 1937 wurde er in Bautzen zum Priester geweiht und trat eine Stelle als Kaplan in Hubertusburg bei Leipzig an. Dort gestattete er auch polnischen Zwangsarbeitern, den Gottesdienst zu besuchen. 2009 erzählte er Wilma und Martin Geurts von seiner Verhaftung: „Gott schenkte mir noch einen illegalen Blick in meine Akte. Und ich erkenne dort den wirklichen Grund meiner KZ-Haft: `Scheipers ist als fanatischer Verfechter seiner Kirche geeignet, Unruhe in die Bevölkerung zu tragen.´ Und da habe ich mir gedacht: Ja, wenn ich wegen dem Herrgott ins KZ komme, dann hat der Herrgott auch die Verantwortung für alles, was auf mich zukommen wird. So blieb ich felsenfest und unerschüttert.“

Von 1941 bis 1945 war er Häftling im Konzentrationslager Dachau. Nach der Befreiung war er lange Zeit als Pfarrer im Bistum Dresden-Meißen eingesetzt.

Wir behalten Hermann Scheipers Unterstützung und seine Herzlichkeit in dankbarer Erinnerung.

Möge er in Frieden ruhen und seine Vollendung in der von ihm ersehnten ewigen Heimat finden!

Sabine Gerhardus und Ludwig Schmidinger für den Trägerkreis Gedächtnisbuch

Gedächtnisblatt-Version für den Kirchentag 2010

Eine biographische Handreichung zu Hermann Scheipers erstellten wir für den Kirchentag 2010.
Hier das Blatt zum Download (2 MB).

Weitere Stimmen zum Tod von Hermann Scheipers

Wilma und Martin Geurts schreiben zum Tod von Hermann Scheipers:

Als wir, Martin und ich, vom doch recht plötzlichen Tod von Pfarrer Scheipers erfuhren, waren wir sehr geschockt. Noch vor dem Katholikentag in Leipzig, am 09.05.2016, hatten wir das Bedürfnis,  ihn in Ochtrup zu besuchen. Frau Feldevert, seine Betreuerin, kündigte unseren Besuch an. Besuch aus Kleve. Die Wilma ist da, und wo ist Martin? Als er unsere Stimmen erkannte, hat er sich sehr gefreut,

Und als ich berichtete, dass ich beim Katholikentag seine Biographie vorstellen darf, ließ er Grüße an die Teilnehmer ausrichten. Immer wenn wir uns verabschiedeten, segnete er uns. Unser Kontakt ist vom Zeitzeugengespräch an  bis zuletzt nicht abgerissen. Wir haben den fröhlichen Priester so in unser Herz geschlossen. Jetzt sind wir sehr traurig, Wir sind so froh, dass wir ihn kennenlernen durften und werden für ihn beten.

Begrenzt ist das Leben, doch unendlich die Erinnerung. Er ist jetzt geborgen in Gott.

GEBORGENHEIT IM LETZTEN

GIBT GELASSENHEIT IM VORLETZTEN

Claudia Candidori schreibt in einer Mail:

Liebe Freunde,

es erreichte mich ein Anruf aus Ochtrup, dass Prälat Hermann Scheipers, der letzte noch lebende deutsche Priester, der im KZ Dachau inhaftiert war, heute abend gegen 20h kurz nach Empfang der letzten Sakramente schmerzfrei und friedlich für immer eingeschlafen ist. Er wurde 102 Jahre alt.

Er war bis zuletzt geistig rege und bei vollem Bewusstsein. Seine Gedanken bei meinem letzten Besuch zu Jahresanfang kreisten unablässig um seine KZ-Haft, seine Flucht vom Todesmarsch und insbesondere um das erhaltene Brot, dass ihm ein Mitgefangener gab, der wusste, dass er sein eigenes Leben nicht mehr retten konnte. Prälat Scheipers sah darin Christus, der sich ihm selbst verschenkte.

Er beurteilte rückwirkend seine mehr als 4-jährige Haft in Dachau von März 1941 bis zur Flucht auf dem Todesmarsch Ende April 1945 als “Zeit, in der Gott mich aus meiner Mittelmäßigkeit herausgeholt hat”. Unablässig und bis ins hohe Alter setzte er sich für das Reich Gottes ein. Dieses Bekenntnis hat meiner Arbeit an der KZ-Gedenkstätte einen tiefen, erfüllten Sinn gegeben, worüber ich sehr dankbar bin.

Ich bin voll Schmerz, weil ein wertvoller, einzigartiger Zeitzeuge und ein optimistischer, zumeist strahlender Mensch von uns geht, doch ich bin froh, dass er von seinem körperlichen Leiden erlöst ist und gewiss, dass er nun seine Vollendung findet in Gottes Herrlichkeit.

Möge er in Frieden ruhen.
Claudia Candidori

Claudia Candidori wurde auf einem Besinnungstag gebeten, einige Worte zu Prälat Scheipers zu sagen. Anbei ihr Text als PDF:

Hermann Scheipers in memoriam

Die Münchner Kirchenzeitung veröffentlichte einen ausführlichen Nachruf:

Nachruf auf Hermann Scheipers

RP-online veröffentlichte anlässlich des Tods von Hermann Scheipers ein Porträt:

http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/der-letzte-zeuge-aid-1.6021568

Artikel in den Westfälischen Nachrichten anlässlich des Tods von Hermann Scheipers:

http://www.wn.de/Welt/Politik/2409610-Begraebnis-von-Praelat-Hermann-Scheipers-Unerschrockener-Botschafter-fuer-die-Sache-Christi-zu-Grabe-getragen