Wir gratulieren Wassyl Pawlowytsch Wolodko zum 100. Geburtstag!

Heute, am 22.  Oktober 2024, feiert der ehemalige Häftling des KZ Dachau, Wassyl Pawlowytsch Wolodko, in Kiew seinen 100. Geburtstag.

Wassyl Pawlowytsch Wolodko im März 2022 in Kiew

Am 22. Oktober 1924 wurde Wolodko auf dem Gehöft Wolodkowyi Piwnitschnyi im Gebiet Poltawa geboren. Er war 17 Jahre alt und noch Schüler, als die Wehrmacht seine Heimat besetzte. Sein Wunsch, Chemie zu studieren, zerschlug sich, 1943 wurde Wolodko mit anderen jungen Menschen nach Deutschland zur Zwangsarbeit geschickt. Er kam in das Arbeitslager Reden/West in der Nähe von Saarbrücken. Dort musste Wassyl Wolodko in einer Steinkohlegrube arbeiten.

An seinen Onkel schrieb er: „Die Gerüchte darüber, dass man in Deutschland mit Holzprügeln schlägt, sind nur gewöhnliche bolschewistische Lügen. Hier bevorzugt man überall Gummi.“ In diesem Lager hatte Wolodko Kontakt zu einer Untergrundorganisation, die kleinere Sabotageakte verübte. Als die Gruppe aufflog, wurde Wolodko verhaftet und in das Gestapo-Lager Neue Bremm gebracht. Über die schrecklichen Haftbedingungen dort berichtete Woldoko in mehreren Interviews.

Im Sommer 1944 kam Wolodko ins Konzentrationslager Natzweiler, dann in das Außenlager Cochem und schließlich im Oktober 1944 ins Konzentrationslager Dachau. Erst am 1. Mai 1945 wurde Wolodko auf dem Todesmarsch von den Amerikanern befreit. Nach seiner Rückkehr in die Ukraine schloss er ein Studium ab und wurde Transportingenieur.

Wolodko lebt heute in der Nähe von Kiew, wo sich seine Tochter um ihn kümmert. Dass er in seinem hohen Alter und allem, was er durchleiden musste, nun schon seit mehr als zwei Jahren nochmal einen Angriffskrieg auf sein Land erleben muss, ist furchtbar. 

In seinem Gedächtnisblatt, dass 2007 entstand, schreiben die Autoren: “»Aber ich lasse den Kopf nicht hängen und wenn ich aus dem Stollen krieche, träume ich zwei Stunden von der Heimkehr in die Ukraine.« Mit diesen Worten beendete Wassyl Wolodko seinen Brief vom Jahre 1943. Gewissermaßen charakterisieren sie sein ganzes Leben: Trotz verschiedener tragischer Umstände verlor er nicht den Mut, kämpfte und arbeitete fleißig. Und egal, wohin ihn das Schicksal verschlug, er kehrte immer in seine Heimat Ukraine zurück.“

Wir gratulieren Wassyl Wolodko von Herzen zu seinem ganz besonderen Geburtstag, wünschen alles Gute, Gesundheit und Segen, und vor allem eines: Frieden!

Links zu Medienbeiträgen anlässlich des Geburtstags

Audio im Deutschlandfunkfunk
https://www.deutschlandfunk.de/herr-volodko-wird-100-der-ukrainer-hat-schon-den-holodomor-ueberlebt-dlf-9f42b7ef-100.html

Artikel der Süddeutschen Zeitung
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/kz-dachau-vasyl-volodko-ueberlebender-ukraine-lux.T6xKCgvKCfyXVtk2tAom7C

(22.10.24; Sabine Gerhardus)

 

 

Start des W-Seminars am Münchner Theodolinden-Gymnasium

Am 1. Oktober 2024 begann das neue W-Seminar am Städtischen Theodolinden-Gymnasium in München. 15 Schüler*innen recherchieren im Seminar „Namen statt Nummern“ Biografien für das Gedächtnisbuch und das Projekt Erinnern. Betreut wird das Seminar von Geschichtslehrerin Silke Bergau.

Sabine Gerhardus, Projektleiterin des Gedächtnisbuchs, berichtet über das Seminar: Das Gymnasium hat drei Ausrichtungen: wirtschafts- und sozialwissenschaftlich, sprachlich und sportwissenschaftlich. Es liegt in unmittelbarer Nähe zum Trainingsgelände des FC Bayern München, mit dem eine Schulpartnerschaft besteht. Neben Fußball wird an der Schule Leistungssport hochgehalten. Nicht weit von der Schule befindet sich die Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Die Nazis haben das Gefängnis sowohl als Haftanstalt für Oppositionelle als auch als Hinrichtungsstätte missbraucht.

Die Geschichtslehrerin Silke Bergau hat das W-Seminar „Namen statt Nummern“ angeboten, das auf großes Interesse bei den Schülern und Schülerinnen getroffen ist. 5 Schüler und 10 Schülerinnen bekamen einen Platz im Seminar. Einige Schüler*innen haben sich schon mit den verschiedenen Häftlingsgruppen in Dachau beschäftigt und äußerten bereits Wünsche oder Vorschläge, welche Gruppe sie besonders interessieren würde. Bei einigen gibt es familiäre Bezüge zur NS-Zeit. Darüber sprach die Seminargruppe beim ersten Treffen.

Im Oktober wird es nun vor allem darum gehen, die Biografie-Projekte auszuwählen. Alle sind schon sehr gespannt, mit wem sie sich im kommenden Jahr beschäftigen werden. Die Nähe zur JVA und zum FCB sind Anlass genug, sich auch mit der unmittelbaren Lokalgeschichte zu befassen. Ich bin schon sehr gespannt und wünsche uns allen ein interessantes, spannendes und erfolgreiches Seminar!

Link zur Übersicht „W-Seminare aktuell“

(14.10.24; Sabine Gerhardus/IS)

Wir trauern um Peter Perel

Am Freitag, den 27. September 2024 ist der Überlebende des Konzentrationslagers Dachau, Peter Perel, in Freiburg im Alter von 96 Jahren verstorben. Peter Perel war viele Jahre in der Erinnerungsarbeit in Dachau engagiert. Vor allem trat er als Zeitzeuge bei der Internationalen Jugendbegegnung auf.

Im Jahr 2020 wurde ein Gedächtnisblatt mit seiner Lebensgeschichte veröffentlicht. Sabine Gerhardus hatte Peter Perel schon Mitte der 1990er Jahre kennengelernt, als er auf Einladung des Fördervereins für Internationale Jugendbegegnung zur Befreiungsfeier in Dachau war. „Ich war damals noch Studentin und habe die Gruppe von Überlebenden aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion mit betreut. Besonders gut ist mir aus dieser Gruppe Peter Perel in Erinnerung geblieben. Er hatte so einen verschmitzten Humor.“

Peter Perel wurde am 9. September 1928 als Pjotr Israilowitsch Perel in Oktjaberfeld, einer jüdischen Siedlung in der Ukraine geboren. Als die deutschen Besatzer 1941 das Dorf erreichten, war Pjotr Schüler an einer weiterführenden Schule.  Auf der Flucht vor den Massenerschießungen der jüdischen Bevölkerung wurde Pjotr von seiner Familie getrennt. Er verbarg seine jüdische Identität und wurde unter dem Namen Peter Jakowyschew zur Zwangsarbeit nach München verschleppt. Im Februar 1945 wurde er verhaftet und ins KZ Dachau gebracht. Nach der Befreiung wurde Peter Perel Ingenieur. Im Jahr 2000 zog Perel mit seiner Familie nach Deutschland.

Bis zuletzt lebte Peter Perel in Freiburg. Seiner Tochter Svetlana, die bei der Erstellung des Gedächtnisblattes mitgewirkt hat, und ihrer Familie gilt unsere herzliche Anteilnahme.

Hier geht’s zum Gedächtnisblatt
Peter Perel

(10.10.24; Sabine Gerhardus)

Herzlich Willkommen, Marine und Noémie!

Zwei junge Französinnen, Marine (26) und Noémie (19), haben im September 2024 ihr Freiwilligenjahr für Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Dachau begonnen. Im Rahmen des Freiwilligendiensts in der Versöhnungskirche werden sie auch einen Teil ihrer Zeit beim Gedächtnisbuch mitarbeiten.

Sabine Gerhardus, Noémie und Marine

Marine stammt aus Chartres und hat bereits einen Bachelor in Germanistik und Europäischen Studien an der Universität in Paderborn erworben. Sie freut sich darauf, in Dachau „meine Deutschkenntnisse und Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und neue Arbeitsmethoden in der historischen Forschung und in der Pädagogik zu erlernen“.

Noémie kommt aus Lyon und hat ein Jahr lang deutsche Literatur, die Geschichte des 2. Weltkriegs und die literarischen Bewegungen dieser Zeit studiert. In Dachau möchte sie ihr Deutsch verbessern, als Rundgangsleiterin an der Gedenkstätte tätig werden und viel über die deutsche Geschichte lernen.

Marine und Noémie, wir freuen uns über eure Mitarbeit im Gedächtnisbuch!

(2.10.24; IS)

Niederländische Geistliche im KZ Dachau

Die Website „Die Märtyrer von Dachau. Häftlinge des KZ Dachau“ hat eine Liste der Gedächtnisblätter niederländischer Geistlicher online gestellt.

Johannes Kapteyn, Foto aus dem Gedächtnisblatt

Entstanden ist diese Übersicht, weil sich Monika Volz, die Betreiberin der genannten Website, und Jos Sinnema, der die meisten der niederländischen Gedächtnisblätter betreut oder angeregt hat, auf einer Tagung kennengelernt haben. Zusätzlich gibt es für Sprachkundige eine Übersicht der niederländischen Literatur.

Die Übersicht zu den niederländischen Geistlichen enthält eine kurze Biographie und den Link:
https://www.selige-kzdachau.de/index.php/infos/neuigkeiten/2024/geistliche-aus-den-niederlanden?highlight=WyJuaWVkZXJsXHUwMGU0bmRpc2NoIl0=

Niederländische Literatur als Übersicht:
https://www.selige-kzdachau.de/index.php/infos/neuigkeiten/2024/literatur-auf-niederlaendisch?highlight=WyJuaWVkZXJsXHUwMGU0bmRpc2NoIl0=

Das niederländische Gedächtnisbuch:
https://www.gedaechtnisbuch.org/gedaechtnisbuch-niederlande/

(28.9.24; IS)

Sehr gute Bewertungen für deutsch-polnisches Projekt

Unser gemeinsam mit dem polnischen Partner, der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Auschwitz, durchgeführtes deutsch-polnisches Projekt hat von allen Teilnehmenden, aber auch vom europäischen Unterstützer, sehr gute Bewertungen bekommen.

Annerose Stanglmayr und Sabine Gerhardus

Wenn ein Projekt für die meisten Beteiligten schon abgeschlossen ist, bleibt in der Regel noch Administratives zu erledigen: die Evaluierung ist durchzuführen, der Abschlussbericht ist zu schreiben und einzureichen. Erst wenn der Bericht von der fördernden Institution akzeptiert wird, ist auch die Finanzierung endgültig unter Dach und Fach.

Unser deutsch-polnisches Projekt hat nun all das abgeschlossen. Auch die „Nationale Agentur Bildung für Europa“ ist rundum zufrieden und gibt eine sehr gute Bewertung.

Annerose Stanglmayr, die als Geschäftsführerin des Dachauer Forums die Projektkoordination erledigt hat, und Sabine Gerhardus, Projektleiterin des Gedächtnisbuchs, freuen sich über das gute Gelingen des Projekts. Herzlichen Dank an alle Beteiligten!

Hier gehts zur Projektwebsite:
https://www.gedaechtnisbuch.org/deutsch-polnisches-projekt/

(22.9.24; IS)

Freiwilligenjahr mit Marine Charbonneau beendet

Marine Charbonneau war in ihrem Freiwilligenjahr in Dachau ganz auf sich allein gestellt – in der Regel arbeiten zwei Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste parallel in Dachau. Hier nun der Rückblick von Sabine Gerhardus auf das letzte Freiwilligenjahr.

 

Marine Charbonneau und Sabine Gerhardus beim Abschiedsabend im Biergarten Mariabrunn

Schon wieder ist ein Jahr Freiwilligendienst zu Ende gegangen. Marine Charbonneau hat von September 2023 bis August 2024 zwei Tage die Woche beim Gedächtnisbuch gearbeitet. Nun geht sie zurück nach Frankreich, wo sie ein Masterstudium in Geschichte aufnehmen wird. Als Freiwillige der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste war sie an der Evangelischen Versöhnungskirche eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörten unter anderem Rundgänge durch die KZ-Gedenkstätte und die Mitarbeit beim Gedächtnisbuch-Projekt.

Marine brachte großes Interesse für die Geschichte des Konzentrationslagers und für die Erinnerungsarbeit mit. Mit Feuereifer stürzte sie sich gleich zu Beginn in die Lektüre über den „Train Fantôme“ (Geisterzug), der im August von Südfrankreich aus mit Hunderten Gefangenen nach Dachau geschickt worden war. Schnell stand für sie fest, dass sie eine Biographie über Jean-René Lafond für das Gedächtnisbuch schreiben wollte. Sie recherchierte in verschiedenen Archiven, besuchte Lafonds Kinder in Bordeaux und verfasste ein Gedächtnisblatt, dass sie am 22. März 2024 der Öffentlichkeit vorstellte.

Marine interessierte sich auch sehr für die Arbeit mit Schülern. Als im März die neue Ausstellung des Gedächtnisbuch-Projekts „KZ-Häftlinge in Auschwitz und Dachau“ am Ignaz-Taschner-Gymnasium Dachau gezeigt wurde, übernahm sie zusammen mit einem Schüler und einer Schülerin Führungen durch die Ausstellung für Schulklassen. Oft übernahm sie auch die Berichterstattung aus dem Projekt und schrieb Artikel für den Blog, die sie gleich ins Französische übersetzte. Egal, ob sie eigene Ideen verfolgte oder auch mal eher langweiligere Aufgaben zu erledigen hatte – immer war sie voll und ganz bei der Sache.

Liebe Marine, das Jahr mit Dir hat mir viel Spaß gemacht. Deine Aufgeschlossenheit und Begeisterung finde ich einfach ansteckend. Danke für Dein Engagement und die schöne Zusammenarbeit! Ich wünsche Dir viel Freude und Erfolg bei Deinen neuen Aufgaben.

(12.9.24; Sabine Gerhardus/IS)

Deutsche Perspektive auf Erinnerungskultur

Marine Charbonneau lässt zum Ende ihres Freiwilligendiensts ihr Jahr in Dachau Revue passieren – auch diesen Text verfasste sie auf Deutsch und auf Französisch. Vielen Dank, liebe Marine, für deine Beiträge zum Blog!

Marine Charbonneau in der Versöhnungskirche

25. August 2024. Wie schnell die Zeit vergeht! Ich bin am 12. September 2023 beim Gedächtnisbuch und in der Evangelischen Versöhnungskirche angekommen, wo ich von Anfang an von allen hier herzlich empfangen wurde. Es fühlt sich an, als wäre es erst ein paar Wochen her, und doch sind mittlerweile 11 Monate vergangen. Diese 11 Monate waren intensiv und immer wieder spannend, geprägt von zahlreichen Veranstaltungen. Schon immer war ich sehr an der Geschichte unserer beiden Länder, Frankreich und Deutschland, interessiert. Das hat sich durch meine Erfahrungen hier nur noch verstärkt.

Alles begann mit dem Ausbildungskurs zur Rundgangsleiterin an der Gedenkstätte. Ich hatte das Glück, viele Menschen kennenzulernen und mich als Guide zu üben. Einer der prägendsten Momente für mich war, als ich das erste Mal allein vor einer Klasse von Gymnasiasten aus der Schweiz stand, bei meinem ersten Rundgang auf Deutsch. Sie waren sehr interessiert, wir hatten großartige Gespräche, und ich erinnere mich, wie erleichtert ich war, aber auch sehr ermutigt, diese unglaubliche Erfahrung zu wiederholen. 

Als Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, kurz ASF, habe ich auch im „Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau“ mitgewirkt. Ich konnte Recherchen über die Gefangenen durchführen und zudem mit deutschen Schülern zusammenarbeiten, die wissbegierig waren. Ich hatte auch die Gelegenheit, eine Gedächtnisbuchbiografie über den französischen Widerstandskämpfer Jean-René Lafond zu schreiben, der ab August 1944 in Dachau inhaftiert war. Diese Forschungsarbeit hat in mir noch mehr den Wunsch geweckt, im Bereich der Geschichte weiterzumachen. Die Biografieübergabe-Zeremonie bei der Präsentation unter dem Motto „Namen statt Nummern“ wird wahrscheinlich auch ein Ereignis sein, das mir in Erinnerung bleiben wird.

Vor kurzem hatte ich das Glück, an der 42. Internationalen Jugendbegegnung als Teamerin teilzunehmen, die im Dachauer Max Mannheimer Haus stattfand. Wir haben junge Menschen aus der ganzen Welt empfangen, die alle offen waren, mehr über das Thema Antisemitismus zu lernen. Diese Erfahrung war sehr bereichernd, voller Diskussionen, Workshops und Exkursionen, die alle gleichermaßen lehrreich waren. Ich konnte das Interesse in den Augen dieser neuen internationalen Generation sehen, die motiviert war, mehr über die Vergangenheit zu lernen, aber auch bereit ist, sich für die Zukunft zu engagieren. Ich hoffe, im nächsten Jahr wieder dabei sein zu können.

Dieses Freiwilligenjahr war auch reich an Abenteuern. Ich kannte Deutschland bereits gut, aber ich konnte die wunderschöne Region Bayern noch genauer erkunden. Sie hat so viel zu bieten, zwischen ihren Bergen, ihren typischen kleinen Dörfern, ihren Seen und ihrem köstlichen Essen! Ich habe es geliebt, meinen Rucksack, mein Fahrrad und meine Mütze oder Kappe, je nach Jahreszeit, zu packen und die Landschaften von Garmisch-Partenkirchen, Benediktbeuern, Berchtesgaden, Murnau, Füssen, Nürnberg und vielen anderen ebenso charmanten Orten zu erkunden!

Ich fühle mich so glücklich, die deutsche Perspektive auf das Thema Erinnerungskultur kennengelernt zu haben. Als Französin hatte ich mehrere Gelegenheiten, mich auszudrücken und zu gedenken.

Ich möchte daher ASF, Sabine Gerhardus, meiner Mentorin im Gedächtnisbuch-Projekt, dem Team der Versöhnungskirche, dem Team der Gedenkstätte sowie allen Menschen danken, die mich aufgenommen haben, mit denen ich mich angefreundet habe, mit denen ich mich ausgetauscht habe und mit denen ich schöne Abenteuer erlebt habe. Ich kehre nach Frankreich zurück, um in Rennes, in der Bretagne, ein Masterstudium in Geschichte zu beginnen, und ich bin mir sicher, dass Deutschland kein abgeschlossenes Kapitel ist. In diesem wunderbaren Land kann ich auch in Zukunft noch viel lernen.

Herzlichen Dank an euch alle für dieses unvergessliche Jahr. Bis zum nächsten Mal. Auf Wiedersehen.

Version française

25 août 2024. Que le temps passe vite ! Je suis arrivée à l’Église Évangélique de la Réconciliation le 12 septembre 2023, où j’ai été chaleureusement accueillie dès le premier jour par tout le monde ici. J’ai l’impression que c’était il y a seulement quelques semaines, et pourtant, 11 mois se sont écoulés depuis. Ces 11 mois ont été intenses et toujours aussi intéressants, marqués par de nombreux événements. Déjà grandement intéressée par l’histoire de nos deux pays, la France et l’Allemagne, mon intérêt n’a fait que croître grâce à mon expérience ici. 

Tout a commencé avec les cours de guidage au mémorial. J’ai eu la chance de rencontrer beaucoup de personnes et de m’exercer en tant que guide. L’un des moments les plus marquants pour moi a été lorsque je me suis retrouvée pour la première fois seule face à une classe de lycéens venant de Suisse, lors de ma première visite guidée en allemand. Très intéressés, nous avons eu de très bons échanges, et je me souviens avoir été soulagée, mais aussi très encouragée à renouveler cette expérience incroyable.

En tant que volontaire ASF, j’ai également travaillé sur un projet dans lequel j’ai beaucoup aimé m’investir : le „Livre de la Mémoire pour les prisonniers du Camp de Concentration de Dachau“. J’ai pu effectuer des recherches sur les prisonniers et continuer à interagir avec des classes de lycéens allemands désireux d’apprendre. J’ai aussi eu l’opportunité de rédiger une biographie commémorative sur le résistant français Jean-René Lafond, qui a été emprisonné à Dachau à partir d’août 1944. Ce travail de recherche m’a donné encore plus envie de poursuivre dans le domaine de l’histoire. La cérémonie de remise des biographies restera probablement un événement gravé dans ma mémoire. 

Plus récemment, j’ai eu la chance de participer à la 42e édition des International Youth Meeting, qui a eu lieu à la Max Mannheimer Haus. Nous avons accueilli des jeunes du monde entier, tous ouverts à en apprendre davantage sur le thème de l’antisémitisme. Cette expérience a été très enrichissante, remplie de discussions, d’ateliers et de visites extérieures, toutes aussi instructives les unes que les autres. J’ai pu voir l’intérêt dans les yeux de cette nouvelle génération internationale, motivée à en apprendre davantage sur le passé, mais aussi prête à s’investir pour le futur. J’espère pouvoir faire partie de cette aventure l’année prochaine. 

Cette année de volontariat a également été riche en aventures. Je connaissais déjà bien l’Allemagne, mais j’ai pu découvrir plus en détail la magnifique région qu’est la Bavière. Elle a tant à offrir entre ses montagnes, ses petits villages typiques, ses lacs et sa délicieuse cuisine ! J’ai adoré pouvoir prendre mon sac à dos, mon vélo et ma casquette ou mon bonnet selon les saisons pour explorer les paysages de Garmisch-Partenkirchen, Benediktbeuern, Berchtesgaden, Murnau, Füssen, Nuremberg, et tant d’autres endroits, tous aussi charmants ! 

Je me sens si chanceuse d’avoir eu l’occasion de découvrir la vision allemande du devoir de mémoire. En tant que Française, j’ai eu plusieurs occasions de pouvoir m’exprimer et rendre hommage. J’aimerais donc remercier ASF, Sabine ma mentor du projet du „Livre de la Mémoire“, l’équipe de l’Église de la Réconciliation, l’équipe du mémorial, ainsi que toutes les personnes qui m’ont accueillie, avec qui j’ai sympathisé, échangé et vécu de belles aventures. Je retourne en France pour commencer un master d’histoire à Rennes, en Bretagne, et je suis certaine que l’Allemagne n’est pas un chapitre terminé. Ce merveilleux pays a encore beaucoup à m’apprendre dans le futur. Merci à vous tous pour cette année inoubliable. Au revoir.“

(9.9.24; IS)

Erinnerung an die Deportierten des Train Fantôme

Eng verknüpft ist die Verfolgungsgeschichte von Philipp Toureille und Jean-René Lafond. Beide wurden mit dem Train Fantôme, dem sogenannten Geisterzug, deportiert. Philipp Toureille rettete mehrere Male das Leben von Jean-René Lafond. Nun lernten sich die beiden ehrenamtlichen Autorinnen dieser Gedächtnisbuch-Biographien kennen.

Tamara Seybold und Marine Charbonneau

Pasinger Fabrik, München, am 20. August 2024. Zwei Autorinnen von Deportierten des Train Fantôme treffen sich zum ersten Mal: Tamara Seybold und Marine Charbonneau.

Zwanzig Jahre ist es her, dass Tamara mit einer Gruppe von Schülerinnen im südfranzösischen Sorgues Überlebende und Angehörige der Deportierten des Train Fantôme traf. Die Gruppe reiste im August 2004 mit dem Gedächtnisbuch nach Sorgues, wo der Zug 60 Jahre zuvor den Bahnhof Richtung Dachau verlassen hatte. Die Gefangenen waren dort nach einem 18 Kilometer langen Fußmarsch in großer Hitze zu Fuß eingetroffen, da die Brücke von Roquemaure zerstört war. Die Bewohner von Sorgues halfen mit Lebensmitteln und ermöglichten einigen sogar die Flucht. Am 18. August 2024 jährte sich dieses Ereignis zum 80 Mal. Gerade rechtzeitig konnte Marine ihre Biographie über Jean-René Lafond an die Amicale in Sorgues schicken.

Wie kam es jedoch jetzt zu dem Treffen mit Tamara? Tamara schrieb damals über den Medizinstudenten aus Bordeaux, Philippe Toureille. Er hat mehrere Male das Leben von Jean-René Lafond gerettet. Deshalb wollte Marine die Autorin seiner Biographie gerne kennenlernen.

„Es war interessant, Tamara zu treffen und mit ihr Erfahrungen auszutauschen. Sie hat mir gesagt, dass sie das Projekt immer noch wunderbar findet und dass sie viel gelernt hat. Eigentlich schade, dass unser Treffen erst am Ende meines Freiwilligendienstes stattgefunden hat!“, erzählt Marine.

Tamara Seybold konnte Philippe Toureille 2004 noch in Bordeaux besuchen und sogar ein Video-Interview mit ihm aufnehmen. Nun hat sie mithilfe ihres Vaters dieses Video digitalisiert und Marine für das Gedächtnisbuch und das Archiv der Gedenkstätte übergeben. Vielen herzlichen Dank dafür!

Links zu den Gedächtnisblättern
Philippe Toureille
Jean-René Lafond

(3.9.2024; Sabine Gerhardus/IS)