Interview zum Ausstellungszyklus Altötting/Eggenfelden
Vom 10. März bis zum 6. April 2025 zeigte die Katholische Erwachsenenbildung Rottal-INN-Salzach (KEB-RIS) die Wanderausstellung des Gedächtnisbuchs „Namen statt Nummern“ in Altötting und Eggenfelden. Hier ein Interview mit der Organisatorin, Magelone Diehl-Zahner, mit einem Rückblick auf die Ausstellungen und das Begleitprogramm.

Frau Diehl-Zahner, Sie haben die Ausstellung an zwei Orten gezeigt, in Altötting und in Eggenfelden. Und dazu gab es ein umfangreiches Begleitprogramm. Was war Ihnen wichtig beim Zusammenstellen des Begleitprogramms?
Wir haben von der KEB-RIS schon verschiedene Ausstellungen gemacht – und die wurden eher nicht besucht. Das war mein Ausgangspunkt. Deswegen dachte ich von vornerein, ich überlege mir interessante begleitende Veranstaltungen, so dass zumindest in Verbindung mit diesen Veranstaltungen Menschen kommen und sich auch die Ausstellung anschauen.
Dass die Ausstellung auch angeschaut wird, war mir wichtig. Das Thema insgesamt beschäftigt mich schon lange. Schon als Schülerin war’s für mich immer ein Thema, da spielt eine gewisse Familiengeschichte mit und ich weiß nicht was alles. Politisch interessiert bin ich auch schon immer.
Und dann ging es mir darum, über die verschiedenen Begleitveranstaltungen gezielt Menschen anzusprechen, an die wir sonst nicht herankommen. Das war auch von der Erwachsenenbildung hier gedacht. Katholische Erwachsenenbildung ist nach wie vor eine große unbekannte Größe. Von den Inhalten her wollte ich das, was die Ausstellung zeigt, in verschiedenen Aspekten vertiefen.
Was hat denn von Ihren Planungen am besten funktioniert?
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Was ich sagen kann, ist, dass die Ausstellung per se funktioniert hat. Dafür, dass sich jemand die Ausstellung anschaut, hätte es die begleitenden Veranstaltungen gar nicht gebraucht.
Die Ausstellung wurde sehr intensiv besucht. Die Leitern standen noch vom Aufhängen und schon waren zwei Schulklassen da. Da war schon ein fulminanter Start. Und es kamen noch vier bis fünf weitere Schulklassen. Insgesamt waren drei verschiedene Schulen da, ohne dass ich viel dafür gemacht hätte.
Wobei ich hier aber auch feststellen muss, es hängt damit zusammen, wie die persönlichen Verbindungen laufen. Einfach nur zu sagen, das ist dort, das reicht nicht. Man braucht Menschen, die für etwas stehen und das dann weitergeben.
Was in Eggenfelden sehr gut funktioniert hat, war zum Beispiel der Sonntagnachmittag. Da kommen viele bei einem Spaziergang am Kloster vorbei und gehen bei der Gelegenheit auch in die Ausstellung. Das Kloster hat einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung und wird von daher auch gerne aufgesucht.
Gab es denn Überraschungen?
Überraschend war das Projekt insgesamt, ich hatte ja keine genauen Vorstellungen, was genau passieren würde. Die größte Überraschung unterm Strich ist, dass es sehr gut angenommen wurde. Die Auswirkungen in die Gegenwart sind lebendiger, als ich dachte. Die begleitenden Veranstaltungen waren sehr gut besucht und wir haben insgesamt viele Menschen angesprochen und miteinander ins Gespräch gebracht.
Wie ging die Planung des Programms vor sich?
Ich hatte bei der Mitgliederversammlung der KEB Bayern von der Ausstellung gehört und daraufhin überlegt, was wir begleitend anbieten können. Ralph Walta kam mir sofort in den Sinn, ich dachte gleich, ein Beispiel für einen Angehörigen der zweiten Generation habe ich mit ihm schon.
Letztes Jahr hatte ich den Vortrag über Seenotrettung gehört, der schoss mir dann auch in den Kopf. Ich dachte, das ist auf jeden Fall ein Angebot, mit dem wir uns in der Gegenwart befinden. Das war mir auch wichtig, denn leider, leider ist es ja nicht so, dass die Nichtachtung der Menschenwürde nur der Vergangenheit angehört.
Alle weiteren Angebote und Veranstaltungen, die sich dann entwickelt haben, sind in Gesprächen miteinander entstanden. Die Überschrift heißt: „Es muss machbar bleiben.“ Wir haben geschaut, was es so gibt. Die zeitliche Verortung in der Fastenzeit war uns wichtig.
Eine Dame, die an mich herangetreten ist und sagte, sie würde gerne etwas über Altöttinger machen, die in Dachau interniert waren, musste ich an Frau Gerhardus verweisen, weil die Betreuung von so einem Vorhaben unseren Rahmen sprengt. Das war ein Unterschied zu Eggenfelden, wo Frau Benesch gesagt hat, sie macht jetzt ein Poster über jemanden, der im KZ Dachau umgekommen ist, und ob das einen Platz finden kann. Das musste ich nicht weiter betreuen, es war einfach schön, dass das Anliegen von einer Bürgerin aufgenommen wurde.
Was ist Ihr Resümee zu den beiden Ausstellungen und dem Begleitprogramm?
Ich bin die einzige, die überall dabei war und so das ganze Programm mit großem Gewinn mitgemacht hat. Die Frage ist immer, wie bringe ich das, was ich habe, unter die Leute. Manche waren ganz gezielt nur bei einer Veranstaltung. Andere haben gemerkt, ja, dieses Thema möchte ich weiterverfolgen, da komme ich dann wieder.
Viele, die bei der Veranstaltung über Viktor Frankl waren, waren dann auch bei der Veranstaltung, bei der es um Euthanasie ging. Wiederum eine Teilmenge von denen war auch bei dem Vortrag über den Pfarrer Johann Baptist Huber. Die Menschen, die den Vortrag über die Seenotrettung gebucht hatten, die waren fast nur bei dieser Veranstaltung. Und zur Finissage kamen noch mal andere Menschen, die „Offene Pforte“ ist ja eine regelmäßige Einrichtung. Das heißt, es kamen einige, um Kaffee zu trinken und die sind dann halt auch in die Finissage gegangen. Sie waren aber dann angerührt.
Schön finde ich, dass es funktioniert hat, mit einer Vernissage in Altötting anzufangen und mit einer Finissage in Eggenfelden zu enden. Das hat die zwei Orte zusammengebunden. Es ist uns gelungen, einzelne Aspekte, die dieses komplexe Thema mit sich bringt, zu vertiefen. Es war jeweils ein pars pro toto. Alles geht nicht, aber das Einzelne kann weiterführen. Ich erlebe das Gesamtprojekt als eine sehr runde Sache.
Es war also insgesamt gelungen?
Ja, das kann ich schon sagen.
Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm
https://www.gedaechtnisbuch.org/projekt-keb-bayern/
(23.4.25; Irene Stuiber)