Niederländisches Buch über Jaap van Mesdag

Seit kurzem steht das Gedächtnisblatt zu Jaap van Mesdag auf dieser Website im Verzeichnis der Gedächtnisblätter.  Es entstand im Rahmen des Niederländischen Gedächtnisbuchs, initiiert und begleitet von Jos Sinnema. Nun hat Jos Sinnema ein niederländisches Buch über Jaap van Mesdag vorgelegt.

Titelseite des neuen Buchs

Am 21. Oktober 2017 fand auf dem Flughafen Lelystad in den Niederlanden eine Buchpräsentation statt. Präsentiert wurde das Buch Doen, über den ehemaligen niederländischen Dachau-Häftling Jaap van Mesdag. Nach dem Krieg entwickelte Jaap sich zum passionierten Sportflieger und einer markanten Persönlichkeit in der Welt der historischen Luftfahrt.

Jaap van Mesdag war ein bunter Mensch. Ein leidenschaftlicher Jazzmusiker, der im Zweiten Weltkrieg versuchte, in einem Kanu nach England zu fahren, und, durch schlechtes Wetter in Not geraten, auf seiner Trompete das S.O.S.-Signal blies. Ein Schiff der Kriegsmarine rettete ihn, doch folgten danach 33 Monate Haft, unter anderem in drei Konzentrationslagern. Nach seiner Befreiung in Dachau fuhr er an die afrikanische Goldküste, arbeitete für J.P. Morgan auf der Wall Street und handelte mit Grand Cru-Weinen aus dem Bordeaux. Nebenbei restaurierte er eine Poldermühle aus dem siebzehnten Jahrhundert, in die er später einzog. Der Spitzname Doen (Tun), den ihm seine Mutter schon als kleiner Junge gegeben hatte, war treffend gewählt.

 

Jaap van Mesdag im Cockpit (Foto: Joop Groot Nuelend)

Im Buch Doen wird dies alles thematisiert, doch geht es größtenteils über sein Lebenswerk, den Aufbau einer einzigartigen Sammlung historischer Flugzeuge, mit der er 1976 begonnen hat. Gesammelt hat er vor allem Flugzeuge aus den Anfangsjahren der Fliegerei, als die „Vögel“  noch aus Mahagoni und Eisenholz, Spannseilen und Segeltuch hergestellt wurden. Eine Zeit auch, in der das Fliegen wagemutigen Pionieren vorbehalten war. Um sich herum sammelte Jaap Männer, die darüber genauso begeistert waren wie er, und die ihm helfen konnten, diese Early Birds zu restaurieren und nachzubauen. Flugtaugliche Maschinen sollten es sein, mit denen sie zum Beispiel den Flug von Louis Blériot über den Ärmelkanal wiederholen konnten. Blériot schaffte dies im Jahre 1909 als allererster, und die Waghalsigkeit von Luftfahrtpionieren, wie er einer war, regte Jaaps Phantasie an.

 

Blick ins Buch

Das Buch Doen ist auf Niederländisch geschrieben worden von Jos Sinnema, hat 152 Seiten und ist mit über 130 Fotos und Abbildungen reich illustriert. Man kann es für 20 Euro plus Portokosten bestellen, über die Mailadresse jossinnema@vroegevogels.org . Die Einnahmen kommen der Stiftung Vroege Vogels zugute, in der Jaaps Flugzeuge untergebracht worden sind.

(26.10.2017. Foto Jan van Mesdag im Cockpit: Joop Groot Nuelend; Text Jos Sinnema)

Oeffingen: Exkursion in die Gedenkstätte Dachau

Als Begleitprogramm zur Ausstellung „Namen statt Nummern“ veranstaltete die Christus König-Gemeinde in Oeffingen am Samstag, den 21. Oktober 2017 eine Fahrt in die Dachauer Gedenkstätte. Der 75. Todestag des im KZ Dachau verstorbenen Paters Albert Eise veranlasste die Kirchengemeinde zu mehreren Veranstaltungen, darunter auch zu dieser Exkursion.

Interessierte Gäste aus Oeffingen in Dachau

35 Personen nahmen an der Fahrt nach Dachau teil, unter ihnen auch eine Schülergruppe. Ludwig Schmidinger von der Katholischen Seelsorge an der Gedenkstätte und Björn Mensing, Pfarrer an der evangelischen Versöhnungskirche, begleiteten die Besucher aus Oeffingen in zwei Gruppen durch die Gedenkstätte.

„Die Teilnehmenden waren sehr interessiert und von den beiden Führungen sehr angetan.“, resümiert Reiseleiter Konrad E. Pflug.  Die Führungen setzten unterschiedliche Schwerpunkte: Ludwig Schmidinger fokussierte auf die Ausgrenzungs- und Einschüchterungsmechanismen der Nazis. „Das bezogen die Teilnehmenden durchaus auch auf die Gegenwart.“, fasst Konrad E. Pflug zusammen. Björn Mensing zeigte der Schülergruppe die Gedenkstätte.

Zum Exkursionsprogramm gehörte die Vorstellung des neuen Ausstellungsbanners zu dem aus Oeffingen stammenden Pater Albert Eise. Maria Gross, Autorin einer Gedächtnisbuchbiographie zu Eise, hatte dazu einen Text vorbereitet, den ihr Vater in der Versöhnungskirche vorlas. „Dieser persönliche Text war nach Meinung vieler Teilnehmer der unerwartete Höhepunkt der Fahrt nach Dachau.“, so Konrad E. Pflug. „Zusammen mit dem Abschlussgottesdienst im Karmel war das ein eindrücklicher und nachdenklich machender Abschluss.“

(24.10.2017; Text: IS)

 

 

Einladung: Ausstellungseröffnung in Hohenkammer

Am Freitag, den 27.10.2017 um 18 Uhr wird im Schloss Hohenkammer die Ausstellung „Hohenkammer in der NS-Zeit, Namen statt Nummern – Lebensgeschichten aus dem dörflichen Widerstand“ eröffnet.

Anton Held beim Bau seines ersten „Hauses“, eines Wohnwagens, in den 1940er Jahren.

Am 30. Juni 1933 wurden in Hohenkammer drei junge Männer festgenommen und für mehrere Monate ins KZ Dachau gebraucht. „Nur eine rote Oppostionsgruppe arbeitet uns seit Wochen mit allen Mitteln entgegen“, beklagte sich der NSDAP-Stützpunktleiter Hohenkammer. Wer mehr über diese drei jungen Männer erfahren will, hat dazu bei der Ausstellungseröffnung Gelegenheit: Karl Strauß stellt die Lebensgeschichten von Thomas Held und Thomas Groß vor, Sabine Gerhardus widmet ihr Referat zur Ausstellung Korbinian Geisenhofer. Ebenfalls zu diesem Freundeskreis gehörte ein vierter junger Mann: Anton Held, dessen Biographie Nina Augustin präsentiert.

Musikalisch umrahmt wird die Ausstellungseröffnung von Manfred Burghardt und dem treffpunkt.chor.projekt.

Infos zum Veranstaltungsort:
www.schlosshohenkammer.de/

(20.10.2017; Text: Irene Stuiber; Foto: Familienbesitz Familie Held)

 

Internationales Interesse am Gedächtnisbuch

James Parisi, der Vizepräsident der Lehrergewerkschaft von Rhode Island, interessierte sich bei seinem Besuch in der Gedenkstätte Dachau für das Gedächtnisbuch.

James Parisi besucht die Gedenkstätte

English version 

Parisi besuchte die Gedenkstätte am 5. Oktober 2017 in Begleitung seines Sohns und seines Schwiegersohns. Auf Bitte des BLLV-Landesgeschäftsführers Dieter Reithmeier hatte das Dachauer Forum dazu einen englischsprachigen Referenten organisiert. Ebenfalls an der Führung teilgenommen haben die beiden neuen ASF-Freiwilligen im Gedächtnisbuchprojekt Beata und Maja. Sie nutzten die Gelegenheit, um von ihrer Arbeit und der Gedächtnisbuchausstellung Namen statt Nummern zu erzählen. Es gibt die Ausstellung in einer englischsprachigen Version, zuletzt wurde sie in den USA im Los Angeles Museum of the Holocaust gezeigt.

Erinnerungspolitik nimmt einen großen Raum im Besuchsprogramm von James Parisi ein. Bereits vorher hatte er in München das NS-Dokuzentrum besucht.

(15.10.2017; Text: Irene Stuiber)

An International Interest in the Remembrance Book

James Parisi, Vice President of the Teachers Union of Rhode Island, shows interest in the Remembrance Book during his visit to the Concentration Camp Memorial Dachau.

Parisi visited the Memorial Site on the 5th of October, 2017 with his son and son-in-law. At the request of the BLLV Regional Manager, Dieter Reithmeier, the Dachauer Forum organized an English speaking tour for the group. Also on the tour were the new ASRP Remembrance Book  volunteers, Beata and Maja. They used this opportunity to share information about their work with the Remembrance Book’s temporary exhibit “Names Instead of Numbers”. There is an English version of the exhibition, which was last displayed in the USA at the Los Angeles Museum of the Holocaust.

Parisi took great interest in the subject of remeberance, earlier in the week he also visited the Munich Documentation Center for the History of National Socialism.

(15.10.2017; Text Irene Stuiber; Translation: Maja Lynn)

Gedächtnisbuchrecherche als Film

Monatelang begleitete Filmemacher Julian Monatzeder die Schülerin Katharina Steinegger bei ihrer Erstellung eines Gedächtnisblatts. Das Ergebnis hat der BLLV nun als Film vorgelegt.

Katharina Steinegger in Kaunas

Ein Gedächtnisblatt über den jüdischen Lehrer Ferdinand Kissinger recherchierte die Schülerin Katharina Steinegger im Rahmen eines W-Seminars am Gymnasium Grafing. Der Filmemacher Julian Monatzeder schaute ihr dabei mit der Kamera über die Schulter und dokumentierte die einzelnen Stationen der Entstehung der Biographie. Die Recherche führte die Schülerin nach Dachau, München und nach Kaunas, durch verschiedene Archive und Gedenkstätten.

Möglich machte den Film und die Reise nach Litauen der BLLV, der in diesem Film sein Projekt „Erinnern“ vorstellt, ein Kooperationsprojekt des Gedächtnisbuchs. Den Fachschaften Geschichte der bayerischen Gymnasium ist jeweils ein Exemplar des Films zugegangen. Sehen kann man die 25minütige Dokumentation über die Projektwebsite des BLLV: https://www.bllv.de/Projekt-Website.7941.0.html .

Weitere Informationen zu W-Seminaren im Rahmen des Gedächtnisbuchs sind bei Projektleiterin Sabine Gerhardus erhältlich, die nach Interessenten für ein W-Seminar insbesondere in Franken Ausschau hält. Sie ist unter der Mailadresse info@gedaechtnisbuch.org erreichbar.

(9.10.2017; Foto: Julian Monatzeder, Text: Irene Stuiber)

Herzlich Willkommen, Beata und Maja!

Beata Tomczyk und Maja Lynn haben ihr Freiwilligenjahr für Aktion Sühnezeichen Friedensdienste im Gedächtnisbuch-Projekt und in der Versöhnungskirche begonnen. Herzlich Willkommen!

Die Neuen im Projekt: Beata Tomczyk und Maja Lynn

Die US-Amerikanerin Maja Lynn (19) hat gerade die Highschool abgeschlossen. Ihre Pläne für die Zeit nach ihrem Jahr in Dachau stehen fest: Sie wird an der University of Pittsburg studieren, vermutlich Anthropologie. Doch zunächst einmal will Maja den Freiwilligendienst nutzen, um tief ins deutsche Alltagsleben einzutauchen. Ganz fremd ist es ihr nicht: Ihre Mutter stammt aus Bielefeld, Angehörige leben in Bielefeld und Hamburg. Sie hat sich vorgenommen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und viel über die deutsche Geschichte zu lernen.

Beata Tomsczyk (26) kommt aus Polen und hat einen Uni-Abschluss als Kulturwissenschaftlerin in der Tasche. Ihre Master-Arbeit hat sie in Warschau über polnisch-jüdische Organisationen und Beziehungen geschrieben. Ein Semester ihres Studiums verbrachte Beata in Tübingen. Auch sie will in Dachau ihre deutschen Sprachkenntnisse verbessern und die Geschichte des 20. Jahrhunderts besser kennenlernen.

Wir wünschen Maja und Beata eine gute Zeit in Dachau und ein interessantes Jahr!

(27.9.2017; IS)

 

 

Zeitreise in die Bremer Geschichte

Als die Schülerin Sophie Weller die Tochter des Regisseurs Karl Fruchtmann für ihr Gedächtnisblatt interviewte, entstand daraus der Kontakt für ein besonderes Praktikum. Sara Fruchtmann und ihr Team betreiben das Bremer Geschichtenhaus.

 

Sophie Weller im Bremer Geschichtenhaus

Im Bremer Geschichtenhaus stellen Arbeitslose im Rahmen von Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen die Geschichte Bremens lebendig und vor historischer Kulisse dar. Sophie Weller erzählt von ihrem Praktikum:

„Als Besucher begibt man sich in ein lebendiges Museum und wird von Darstellern durch die Bremer Geschichte geführt. Von diesem System profitieren alle Beteiligten, da die Besucher zum Beispiel eine lebendige Gesche Gottfried fragen können, warum sie ihre zahlreichen Männer mit Rattengift vergiftet hat. Für die Darsteller ist es eine Auseinandersetzung mit den einzelnen Rollen, mit deren Wirkung und Schicksal. Sie können so andere Persönlichkeiten und Gesichter tragen, sind stets in Kontakt mit Menschen und bauen Motivation und Selbstbewusstsein auf, um das eigene Leben wieder selbstbestimmt zu gestalten.

Ich wurde auch ein wenig ins Schauspiel mit einbezogen. So durfte ich eine kleine Rolle als Aushilfe in einer Bremer Caffestube übernehmen. Es gab keinen Text für mich und so habe ich mit meiner Kollegin, die die Besitzerin der Caffestube spielte, einfach improvisiert. Wir haben gut harmoniert und es hat wirklich Spaß gemacht, sich in eine andere Zeit zu versetzen.

Zum Abschluss meines Praktikums hat Sara Fruchtmann noch das Gedächtnisblatt unterzeichnet, das ich über Karl Fruchtmann erstellt habe.“

(23.9.2017; Text: Sophie Weller/IS)

 

Aus Nummern werden Namen

So betitelt die Fellbacher Zeitung/Stuttgarter Zeitung ihren Artikel über die Gedächtnisbuch-Ausstellungen, die noch bis zum 1. Oktober in Oeffingen zu sehen sind.

Albert Eise – Ausschnitt aus dem Plakat zur Ausstellung

Der Artikel findet sich auf einer Sonderseite des gemeinsamen Lokalteils beider Zeitungen zum 75. Todestag des Oeffinger Paters Albert Eise. Weitere Texte auf dieser Seite stellen die Lebensgeschichte des Paters dar und beleuchten in einem Interview mit Konrad E. Pflug die Bedeutung Eises für die Nachgeborenen.

(13.9.2017; Text: Irene Stuiber)