BLLV-Filmdoku: Aufnahmen zum DP-Kinderheim in Markt Indersdorf
Im Auftrag des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) dokumentiert der Filmemacher Julian Monatzeder ein Zeitzeugen-Projekt zum DP-Kinderheim der UNRRA in Markt Indersdorf. Monatzeder filmte vor Ort.
Brunnen am Marienplatz vor der Realschule in Markt Indersdorf
An der Erzbischöflichen Realschule Vinzenz von Paul in Indersdorf betreuen die Lehrerinnen Ursula Gierstl und Stephanie Mösl das jährliche Zeitzeugenprojekt mit den 9. Klassen. Eingeladen werden überlebende Kinder des Holocaust, die nach Kriegsende im UNRRA-Kinderheim Indersdorf eine vorübergehende Bleibe gefunden haben, bevor sie nach Israel und Übersee emigrieren konnten. Das Kinderheim befand sich in der Klosteranlage Indersdorf, die heute die Realschule Vinzenz von Paul beherbergt. Die Forschungen der Indersdorferin Anna Andlauer haben dieses Projekt ermöglicht.
Die Erzbischöfliche Realschule Vinzenz von Paul wird zusammen mit anderen bayerischen Schulen ihre beeindruckende Projektarbeit im NS-Dokumentationszentrum München präsentieren. Am 25. Januar 2018 findet unter dem Titel „Die Zukunft der Erinnerung“ eine Lehrerfortbildung mit Gedenkveranstaltung statt. Einen Einblick in verschiedene Initiativen bayerischer Schulen zur Erinnerung an die Verfolgten des NS-Regimes gibt dort auch der Film von Julian Monatzeder.
Die Lehrerfortbildung am 25. Januar 2018 um 14.00 Uhr im NS-Dokumentationszentrum ist ein Kooperationsprojekt des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) mit dem NS-Dokumentationszentrum und dem Gedächtnisbuch Dachau. Im Anschluss findet eine Gedenkveranstaltung für die ermordeten bayerischen Lehrer und Lehrerinnen statt.
Hebertshausen: Filmaufnahmen am Wohnort Wolfgang Heilmanns
Die beiden Töchter und zwei Enkelinnen besichtigen das ehemalige Wohnhaus Wolfgang Heilmanns in Deutenhofen, einem Ortsteil von Hebertshausen. Mit dabei sind Sabine Gerhardus und Wolfgang Schlichenmeier, der das Gedächtnisblatt zu Heilmann geschrieben hat. Filmemacher Julian Monatzeder zeichnet die Begehung auf.
Lokaltermin in Deutenhausen
Über das Gedächtnisbuch-Projekt entsteht jetzt ein Film unter der Regie von Julian Monatzeder. Monatzeder ist Regisseur für Spiel- und Dokumentationsfilme. Er hat u.a. einen Dokumentarfilm über das Projekt Erinnern des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) gedreht, bei dem er die Grafinger Schülerin Katharina Steinegger bei ihren Recherchen in Kaunas, München und Dachau begleitete. Derzeit produziert er – auch im Auftrag des BLLV – einen Film über die Erinnerungsarbeit an bayerischen Schulen für eine Gedenkveranstaltung, die am 25. Januar 2018 im NS-Dokumentationszentrum in München stattfindet.
Am 26. Oktober begann Julian Monatzeder mit den Dreharbeiten für den Gedächtnisbuch-Film. Er traf sich dafür mit Thomas Schlichenmayer aus Ampermoching, der bereits zwei Gedächtnisblätter verfasst hat: über Wolfgang Heilmann, den Direktor der Holzstofffabrik in Deutenhofen (Hebertshausen), Mitglied der Bayerischen Volkspartei (BVP) und über Josef Rothammer, SPD-Politiker und Journalist aus Regensburg. Thomas Schlichenmayer zeigte den beiden Töchtern Wolfgang Heilmanns, zwei Enkelinnen, Julian Monatzeder und Sabine Gerhardus das ehemalige Wohnhaus mit Fabrikgebäude in Deutenhofen. Das Gebäude steht seit Jahrzehnten leer und ist fast verfallen. Möglich wurde die Besichtigung für die Filmarbeiten fürs Gedächtnisbuch, weil das Gebäude sich inzwischen im Besitz der Gemeinde Hebertshausen befindet. Es wird bald abgerissen, das Gelände gehört zum Dorfkern und wird städtebaulich entwickelt.
Vor dem Abriss wollten auch Heilmanns Töchter sich die letzte Gelegenheit nicht entgehen lassen, das Haus zu sehen, das ihr Vater kurz vor ihrer Geburt und während der Zeit der Haft im KZ Dachau bewohnt und bewirtschaftet hat. Dafür nahmen sich mutig und fröhlich die schwierigsten Kletterpartien über Stock und Stein auf sich.
Ausstellung in Hohenkammer: „Eine sehr nachdenklich machende Ausstellung“
„Eine sehr nachdenklich machende Ausstellung. Zur Nachahmung für andere Gemeinden empfohlen!“ urteilten die Freisinger Kreisheimatpfleger Christa und Rudolf George über die Ausstellung „Hohenkammer in der NS-Zeit, Namen statt Nummern – Lebensgeschichten aus dem dörflichen Widerstand“ im Schloss Hohenkammer. Das Besucherinteresse an der Ausstellung und dem Begleitprogramm war ungewöhnlich groß.
Lydia Thiel erzählt Schülern des Camerloher-Gymnasiums von der NS-Zeit in Hohenkammer
„Gratuliere! Erinnern ist wichtig, auch um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft gestalten zu können!“, schreibt einer über die Ausstellung, für den das Erinnern sicher besondere Bedeutung hat: Manfred Kirmayer, der erste Sohn von Korbinian Geisenhofer.
Denn im Zentrum der Ausstellung standen die Lebensgeschichten von vier jungen und miteinander befreundeten Männern aus Hohenkammer: Korbinian Geisenhofer, Anton und Thomas Held und Thomas Groß. Sie alle waren Handwerker aus alteingesessenen Familien, deren Namen den Hohenkammerern noch heute wohlbekannt sind. Für das Gedächtnisbuch Dachau recherchierten die Freisinger Gymnasiastinnen Nina Augustin, Maxime Häcker und der in Petershausen lebende Karl Strauß deren Lebensgeschichten.
Wie wichtig die Erinnerung den Angehörigen der Verfolgten aus Hohenkammer ist, wurde in der Ausstellung sichtbar: Ein reicher Schatz an Fotos, zeitgeschichtlichen Dokumenten und Erinnerungsstücken, über Jahrzehnte sorgfältig aufbewahrt, gab während der Ausstellung einen detaillierten Einblick in das Leben und die Verfolgungszeit von Korbinian Geisenhofer, Anton und Thomas Held und Thomas Groß.
Verfolgung in der NS-Zeit
Selbstgezimmerte Wohnwagen-Einrichtung von Anton Held (1944) (Sammlung Thomas Held)
Für die Freunde änderte sich das Leben nach dem Machtwechsel 1933 radikal. Bereits am 30. Juni 1933 wurden drei der vier jungen Mämmer festgenommen und für mehrere Monate ins KZ Dachau gebracht. „Nur eine rote Oppositionsgruppe arbeitet uns seit Wochen mit allen Mitteln entgegen.“, so hieß es in einem Schreiben des NSDAP-Stützpunktleiters in Hohenkammer an den Freisinger Sonderkommissar, mit dem die drei den NS-Behörden übergeben wurden. Für die Beschuldigungen, dass die drei Mitglieder der KPD oder SPD gewesen seien, wurden keine Beweise vorgelegt. Tatsächlich gehörte Geisenhofer seit der Wanderschaft dem Kolpingwerk an, dem katholischen Gesellenverein.
Geisenhofer, Held und Groß waren völlig überrascht, als sie verhaftet wurden. So schreibt Geisenhofer am 27. Juli 1933 aus dem KZ Dachau an seine Eltern: „Eure Gesuche sind scheinbar umsonst, nun könnt Ihr den letzten Gang machen, und könnt Euch nochmal bei der Politischen Leitung in München befragen, weswegen wir überhaupt hier sind , u. warum wir nicht entlassen werden.“ Die Frage nach dem Grund ihrer Haft taucht in jeder Postkarte wieder auf.
Die drei jungen Männer waren durch den Inspektor des Schlossgutes und NSDAP-Stützpunktleiter Josef Münsterer beschuldigt worden, am 29. Juni mit roter Ölfarbe kommunistische Zeichen auf die Straße gemalt zu haben. Erfahren haben sie von diesen Vorwürfen erst nach dem Krieg. Auseinandersetzungen mit der SA und den SA-Sportschülern gab es immer wieder, auch nach ihrer Freilassung noch. Im Oktober 1934 wurde wieder eine Gruppe Männer verhaftet und ins KZ Dachau gebracht, Geisenhofer und Thomas Held bereits zum zweiten Mal, diesmal zusammen mit Anton Held und Georg Forster, der zu dieser Zeit ebenfalls in Hohenkammer wohnte.
Ausstellung und Begleitprogramm
Vitrine über Korbinian Geisenhofer
Die Ausstellung war vom 27. Oktober bis 8. November 2017 im Schloss Hohenkammer zu sehen. Lydia Thiel stellte dafür eine umfassende Chronologie der Ereignisse in Hohenkammer von 1933 bis 1945 in 16 Ausstellungstafeln zusammen.
Bereits bei der Eröffnung im großen Sitzungssaal des Schlosses am 27. Oktober kamen über 200 Besucher – es mussten extra Stühle hereingetragen werden. Für die musikalische Umrahmung der Ausstellungseröffnung sorgte treffpunkt.chor.projekt unter der Leitung von Manfred Burghardt. Beim anschließenden Sektempfang auf Einladung der Schlossverwaltung standen die Hohenkammerer noch lange zusammen und diskutierten an den Vitrinen und Ausstellungsbannern.
Viele nutzten auch die Führungsangebote von Karl Strauß und Lydia Thiel: An 5 Führungen und einem Filmabend nahmen 220 Besucher teil, darunter eine Gruppe Schüler vom Camerloher Gymnasium. Insgesamt haben über 600 Personen die Ausstellung besucht.
Die eigens für Hohenkammer erstellten Unterlagen hat Lydia Thiel zur Dokumentation der Gemeinde Hohenkammer übergeben. Dem Organisationsteam um Lydia Thiel sei gedankt für die hervorragende Organisation. Lydia Thiel, Karl Strauß und den Schülerinnen des Camerloher Gymnasiums für ihre engagierten Recherchen, die neuen Gedächtnisblätter und Vorträge. Der Gemeinde Hohenkammer und der Schlossverwaltung für die Gastfreundschaft und Unterstützung der Ausstellung. Und vor allem: den Angehörigen der Familien Geisenhofer, Held und Groß ein herzliches Dankeschön für die großzügigen Leihgaben.
Niemand hatte mehr daran gedacht, dass in den 80er Jahren ein Interview mit dem ehemaligen Dachau-Häftling Korbinian Geisenhofer auf Video dokumentiert worden war. Nun ist der Film wieder aufgetaucht.
Manfred Kirmayer neben dem Gedächtnisblatt seines Vaters
Der in Hohenkammer lebende Lehrer Gerd Brucker hatte in den 80er Jahren für seinen Geschichtsunterricht an einer Echinger Hauptschule ein Videointerview mit Korbinian Geisenhofer geführt. Die Familie erhielt ein Exemplar der VHS-Kassette, die im Laufe der Jahrzehnte in Vergessenheit geraten war. Nun wurde sie wieder aufgefunden.
Die Versöhnungskirche machte möglich, dass sich das Gedächtnisbuch-Team am Dienstag, den 12. Dezember die Kassette anschaute, obwohl noch keine Digitalisierung des Films vorliegt. Anwesend war auch Geisenhofers Sohn Manfred Kirmayer.
Der Film brachte Aufschluss über offene Fragen: Geisenhofer gehörte zum katholischen politischen Spektrum, die Nazis hielten ihn allerdings für einen Kommunisten. Tatsächlich war er Mitglied des katholischen Kolping-Vereins. Gerichtsverfahren gab es während der Nazizeit keines, sein tatsächlicher politischer Standpunkt wurde nicht geklärt.
Das vorliegende Gedächtnisblatt wird nun aktualisiert.
[15.12.2017; Text und Foto: Irene Stuiber]
5. Dezember 2017
Walter Bieringer unterzeichnet Gedächtnisblatt für seinen Vater
Persönlich kennengelernt hat Walter Bieringer seinen Vater Johann Bieringer nie. Sabine Gerhardus brachte am 30. November 2017 das von Bernhard Weber verfasste Gedächtnisblatt über Johann Bieringer zum Unterschreiben nach Marktl am Inn.
Walter Bieringer unterschreibt das Gedächtnisblatt
Sabine Gerhardus berichtet über ihren Besuch:
Ich wurde von Walter Bieringer und seiner Frau sehr freundlich empfangen. Mich hat sehr gefreut, die beiden persönlich kennenzulernen. Über die letzten Jahre haben wir immer wieder telefonisch Kontakt gehabt, aber uns noch nicht persönlich getroffen.
Johann Bieringer wurde 1910 in Weichs geboren und ist in Pasenbach aufgewachsen. Er ist ein Halbbruder von Georg Scherer, der ebenfalls im KZ Dachau war. Bieringer war Häusler und Fuhrknecht. Aus politischen Gründen war er 1934 im KZ Dachau inhaftiert. 1943 ist er in Russland gefallen. Seinen Sohn Walter hat er nur einmal gesehen. Für Walter war die Kindheit ohne den Vater schwer, da auch seine Mutter sich lange Zeit nicht um ihn kümmern konnte, sie war sehr krank.
Ehepaar Bieringer
Umso mehr hat es Walter Bieringer gefreut, dass es nun ein Gedächtnisblatt über seinen Vater gibt – er hatte sich vor Jahren auch selbst schon daran versucht, mehr über den Vater zu erfahren, über den die Mutter nicht gesprochen hat. Das Gedächtnisblatt wurde von Bernhard Weber aus Vierkirchen verfasst und wird von ihm am 22. März 2018 bei der Gedächtnisbuchpräsentation in Dachau vorgestellt.
Leider kann Walter Bieringer aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein. Daher habe ich ihm das Gedächtnisblatt am 30. November nach Marktl gebracht. Herzlichen Dank für die gute Bewirtung und das warmherzige und interessante Treffen. Sogar eine kleine Führung durch Marktl habe ich noch bekommen!
(5.12.2017; Text und Fotos: Sabine Gerhardus, IS)
29. November 2017
Erinnerung an verfolgte und ermordete jüdische Lehrerinnen und Lehrer
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren für die Gedenkfeier des BLLV für verfolgte und ermordete jüdische Lehrerinnen und Lehrer. Die Gedenkfeier wird am 25. Januar 2017 im NS-Dokuzentrum in München stattfinden.
Auszug Einladungskarte
Die beiden ASF-Freiwilligen Beata Tomczyk und Maja Lynn nahmen an der Vorbereitungsbesprechung des BLLV Mitte November teil. Vielen Dank!
Mit auf dem Programm der Veranstaltung steht eine Lesung der von Schülern im Rahmen unseres Kooperationsprojekts „Erinnern“ erarbeiteten Biographien und die filmische Dokumentation der Erinnerungsarbeit durch Julian Monatzeder.
(29.11.2017; Text: IS)
17. November 2017
Revolution, Wohnungspolitik und KZ-Haft
Als aktiver sozialdemokratischer Kommunalpolitiker geriet Ferdinand Zwack in den Unterdrückungsapparat der Nazis. Ein Gedächtnisblatt zu dem Freisinger Politiker steht nun online.
Ferdinand Zwack
Immer wieder ergänzen neue Gedächtnisblätter das Verzeichnis auf dieser Website. In den letzten Wochen kamen unter anderem die Biographien von Ferdinand Zwack, Albert Eise und Abdelkader Mesli dazu. Einige niederländische Gedächtnisblätter ergänzten wir durch deutsche Zusammenfassungen.
Zu den Gedächtnisblättern geht es über die alphabetische Leiste über diesem Beitrag. Wir wünschen eine interessante Lektüre!
(17.11.2017; IS, Foto: Stadtarchiv Freising)
5. November 2017
Studienfahrt nach Köln und Vogelsang
Drei große Themen hatte die diesjährige Studien- und Gedenkstättenfahrt vom 27.10.2010 bis zum 29.10.2017: Das NS-Dokumentationszentrum EL DE-Haus in Köln, die NS-Dokumentation Vogelsang und einen Rundgang durch das jüdische Köln. Veranstalter waren das Dachauer Forum, die evangelische Versöhnungskirche, die katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte und die KZ-Gedenkstätte Dachau.
Das Kölner NS-Dokuzentrum EL DE-Haus
Seit 1981 befindet sich ein Dokuzentrum im EL DE-Haus in Köln, dem Zentrum der Kölner Gestapo. Zunächst umfasste der Erinnerungsort nur die Gefängniszellen, denn Köln nutzte das Gebäude für Behörden, unter ihnen befand sich das Standesamt. Das hat sich gründlich geändert: Ab 1991 wurde das Gebäude zum zentralen Ort des NS-Gedenkens und zum Kölner NS-Dokuzentrum ausgebaut. Hier findet sich heute nicht nur der Gedenkort Gestapogefängnis, sondern auch eine Dauerausstellung „Köln im Nationalsozialismus“ sowie ein pädagogisches Zentrum, ein Archiv und eine Bibliothek. Der letzte Um- und Ausbau erfolgte 2009.
Die Ausstellung im Keller folgt dem Grundsatz, das Gebäude selbst als Augenzeugen zu präsentieren. Dies gelingt, da dem Besucher der beklemmende Blick in die Gefängniszellen ermöglicht wird. Die genaue Abbildung und Erläuterung der Wandkritzeleien auf Stellwänden lässt die Erlebnisse und Gefühle der hier Eingesperrten konkret werden.
Die pädagogische Abteilung präsentierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studienfahrt die pädagogische Arbeit mit sehr jungen Besuchergruppen. Das Team des Hauses geht mithilfe von an die Decken und Wände montierten Alltagsmobiliar sehr kreativ an die Themenstellungen der NS-Geschichte heran.
Herrenmenschen – NS-Dokumentation Vogelsang
Eingang zur Ausstellung „Bestimmung: Herrenmensch“
2016 wurde die NS-Dokumentation in Vogelsang eröffnet. Die Ausstellung „Bestimmung: Herrenmensch“ teilt sich das Ausstellungsgebäude mit einer Präsentation zum Naturpark Eifel. Auf die ausführlichen Erläuterungen beim Gang durch die Ausstellung folgte der Workshop mit den sorgfältig gewählten pädagogischen Materialien.
Freilich warf die dargestellte Zwangsläufigkeit, mit der die „Junker“ der NS-Ordensburg zu Massenmördern wurden, auch die Frage bei den Teilnehmenden auf, wieweit dafür die ideologische Schulung in der NS-Ordensburg als Voraussetzung gelten kann. Ein Teilnehmer verwies in der Diskussion auf das Buch von Christopher Browning, das die Täterschaft „ganz normaler Männer“ dokumentiert.
Der Rundgang über das Außengelände zeigte, wie die Platzierung des Gebäudes die Weltherrschaftsansprüche der Nazis unterstreichen sollte. Deutlich wurde auch, dass die künftige NS-Elite ziemlichen Drill ausgesetzt war. Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier zunächst britisches, ab 1950 belgisches Militär stationiert.
Rundgang durch das jüdische Köln
Unterwegs in Köln
Bereits seit dem 3. Jahrhundert gibt es jüdisches Leben in Köln. Die Stadtführung rief vieles davon in Erinnerung, obgleich der Schwerpunkt auf der Zeitgeschichte lag. Mit dem Deserteursdenkmal und der Inschrift zur Erinnerung an ermordete Roma und Sinti nahm die Stadtführung auch andere Opfergruppen des NS in den Blick. Spannend der allererste Stopp der Führung, das 1999 errichtete Denkmal für Edith Stein mit dem Namen „Gruppenbild einer Heiligen“: Es zeigt eine nicht unwidersprochen gebliebene Weiterentwicklung der Jüdin zur Frauenrechtlerin und schließlich zur katholischen Nonne. Weitere wichtige Stationen des Rundgangs waren das Richmondishaus und der Erich-Klibansky-Platz. Hier steht der Löwenbrunnen, der namentlich an über 1100 Mordopfer erinnert.
Fotos von der Exkursion
(5.11.17; Fotos und Text: Irene Stuiber)
2. November 2017
Reges Besucherinteresse in Hohenkammer
Noch bis zum 8. November gibt es im Schloss Hohenkammer für zeitgeschichtlich Interessierte viel zu sehen: Die Ausstellung der Geschichtswerkstatt und des Gedächtnisbuchs zeigt Exponate zur Geschichte des Orts und seiner Bewohner im Nationalsozialismus.
Vor dem Gedächtnisblatt zu Thomas Gross
Trägerkreismitglied Klaus Schultz hat sich die Ausstellung am vergangenen Wochenende angesehen und uns einige Fotos geschickt. Sie dokumentieren die Vielfalt der Ausstellung und das rege Besucherinteresse.
Weitere Informationen zum Veranstaltungsort und zum Begleitprogramm finden sich in unserem Veranstaltungskalender rechts auf dieser Website.