Otto Kohlhofer: Diskurs über Politik und Handlungsspielräume

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Otto Kohlhofer (1915-1988), maßgeblich an der Gründung der Gedenkstätte Dachau beteiligt, ist allen, die ihn gekannt haben, in lebhafter Erinnerung. Eines der ersten Gedächtnisblätter ist ihm gewidmet. Am 18. November 2015 referierte Barbara Distel, bis 2008 Leiterin der Gedenkstätte Dachau, auf einer Veranstaltung der Gedenkstätte über Kohlhofers Leben und Wirken.

Deutlich wurde: Otto Kohlhofers Lebensthema war die Aufklärung über den Nationalsozialismus. Als junger Kommunist verteilte er im Münchner Stadtteil Neuhausen Flugblätter, die auf das Konzentrationslager Dachau aufmerksam machten. Dies brachte ihn ins Gefängnis und schließlich ins KZ. Nach dem Krieg und nach dem KPD-Verbot 1956 resignierten viele seiner Genossen, nicht so Kohlhofer. Sein beruflicher Werdegang ist einzigartig und seinen guten Kontakten zu Alois Hundhammer (CSU) zu verdanken: Ab 1946 arbeitete Kohlhofer im Bayerischen Landwirtschaftsministerium und blieb dort bis zu seiner Pensionierung, obwohl er sich in den 50er Jahren weigerte, einen Verzicht auf „radikale Bestrebungen“ zu unterzeichnen.

Eine wesentliche Rolle spielte Otto Kohlhofer bei der Gründung der KZ-Gedenkstätte Dachau: Er handelte den Staatsvertrag für die Gedenkstätte Dachau aus, der dem Comité International de Dachau (CID) bis heute ein Mitspracherecht in allen wichtigen Belangen sichert. Nach Meinungsverschiedenheiten über das angemessene Gedenken schied Kohlhofer aus dem CID aus, der konkrete Anlass wirkt im Nachhinein eher belanglos: Er empfand einen Sektempfang des CID auf dem Gelände des Lagers als unangemessen.

Der Erinnerungspolitik blieb Kohlhofer auch später verpflichtet. Sein Engagement für eine Internationale Jugendbegegnungsstätte in Dachau ist vielen im Gedächtnis, nicht zuletzt war er häufig Gesprächspartner für die Besucherinnen und Besucher der alljährlichen Jugendbegegnungs-Zeltlager. In diesem Rahmen fanden, so Barbara Distel, die „wohl fruchtbarsten und bewegendsten Begegnungen“ zwischen Dachau-Überlebenden und jungen Leuten statt. Das Jugendgästehaus schließlich wurde erst zehn Jahre nach Kohlhofers Tod Realität.

Otto Kohlhofer wünschte sich den Diskurs über Politik und über Handlungsspielräume. Über erlittene Verletzungen wollte er  nicht sprechen, damit wollte er „selber fertig werden“, so seine Aussage in einem von der Referentin zitierten lebensgeschichtlichen Interview.

W-Seminar Grafing: Seminararbeiten liegen vor

Das Werk ist vollbracht: Zwölf Schülerinnen und Schüler des W-Seminars am Gymnasium Grafing haben am 10. November 2015 ihre Seminararbeiten abgegeben. Über ein Jahr beschäftigten sie sich im Rahmen des Gedächtnisbuchprojekts jeweils mit der Biographie einer Person, die im Nationalsozialismus verfolgt oder gar ermordet wurde.


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Die Lehrerin Petra Köpf ist stolz auf ihre Schüler: “Die Recherche hat den Schülern viel abverlangt. Ich freue mich, dass alle ihre Arbeit zu einem Abschluss gebracht haben!”

Wachsamkeit und Zivilcourage stärken

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Noch bis zum 20. November ist sind die beiden Ausstellungen „Das Lager und der Landkreis“ sowie „Kriegsende und Nachkriegszeit im Landkreis Dachau“ im Landratsamt in Dachau zu sehen.

Die mit dem Gedächtnisbuch verbundene Ausstellung „Das Lager und der Landkreis“ gibt Einblicke in die Biographien von aus dem Landkreis Dachau stammenden Häftlingen des KZ Dachau.

Ein Ausstellungsbesucher schreibt ins Gästebuch: „Die Ausstellung trägt dazu bei, Wachsamkeit und Zivilcourage zu stärken.“ Er zeigt sich insbesondere von den Lebensgeschichten Anton Mangs und Franz Kleins beeindruckt. „Ihr Beispiel an Solidarität und Unterstützung für andere lebt insbesondere im Engagement der Asylhelferkreise weiter.“ Zu den Biographien dieser und anderer aus dem Landkreis stammender Häftlinge liegt ein ausführlicher Reader bereit.

Die Ausstellung zum Kriegsende und zur unmittelbaren Nachkriegszeit lässt den Alltag der Epoche deutlich werden. Wer Geschichte nicht nur sehen, sondern auch hören will, hat dazu an den Hörstationen Gelegenheit.

Besucherinfos:

Mo 12.10. bis Fr 20.11.2015

Landratsamt Dachau, Weiherweg 16

Mo – Fr 8.00 – 13.00 Uhr

Do 14.00 – 18.00 Uhr

Erfahrungsaustausch trotz Sprachbarrieren

Agco und Maurycy sprachen Ende September über ihre Freiwilligenarbeit für Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und über das Gedächtnisbuchprojekt mit dem Dachau-Überlebenden René Baumann und einer Klasse geschichtsinteressierter französischer Jugendlicher.

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Die 25 Schülerinnen und Schüler und ihre Begleiter waren auf Einladung des Comité International de Natzweiler zu Gast in Dachau. Sie hatten einen seit 1961 alljährlich durchgeführten Geschichtswettbewerb des Comités gewonnen.

Agco erzählt über den Nachmittag: „Die Gruppe war sehr nett und sehr interessiert. Ich bin dankbar für die gemeinsam verbrachte Zeit – ich glaube, das sind sie auch. Gut, dass wir die Sprachbarriere überwinden konnten.“

Gedenkstättenfahrt nach Schloss Hartheim, Mauthausen und Gusen

Nach Schloss Hartheim, Mauthausen und Gusen führte die Gedenkstättenfahrt Ende Oktober 2015. Als Veranstalter der Exkursion engagierten sich drei Träger des Gedächtnisbuchs: das Dachauer Forum, die Katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau sowie die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau; als vierter Veranstalter ist die KZ-Gedenkstätte Dachau zu nennen.

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Das Gedächtnisblatt über Werner Sylten hat Eingang in das Gedenkprojekt „Lebensspuren/Opferbiographien“ in Schloss Hartheim gefunden. Das Foto zeigt Klaus Schultz, Diakon der Versöhnungskirche, bei der Betrachtung der elektronischen Präsentation dieser Biographie.

In der Galerie noch weitere Fotos von der Gedenkstättenfahrt:

Jaap van Mesdag ist gestorben

 Ylva Sluiter und Jaap van Mesdag in Dachau, 2012
Ylva Sluiter und Jaap van Mesdag in Dachau, 2012

Am Freitag, den 23. Oktober ist im Alter von 93 Jahren Jaap van Mesdag gestorben. Gedenken war Jaap wichtig. Mehrmals besuchte er die Gedenkstätte Dachau, zum vorletzten Mal im März 2012, als Ylva Sluiter hier sein Gedächtnisblatt präsentierte.

1942 versuchte Jaap mit seinem Freund Ernst Sillem von den Niederlanden aus in einem Kanu nach Großbritannien zu fahren. Dort wollten sie sich den alliierten Streitkräften anschließen, um gegen die Nazidiktatur zu kämpfen. Jaap war ein leidenschaftlicher Musiker – er spielte gerne Jazz und Swing – und deshalb musste im kleinen Kanu vor allem eines mit: seine Trompete. Das Wetter war schön, als die beiden im Schutz der Dunkelheit abfuhren.

Doch nach nur wenigen Stunden fing es an zu stürmen. Als das Kanu zu sinken drohte, gab Jaap auf seiner Trompete das SOS-Signal ab. Das Schiff, das den beiden in der Dunkelheit zuhilfe kam, war aber ein Vorpostenboot der Kriegsmarine. Zurück im besetzten Gebiet wurden Jaap und Ernst über das Polizeiliche Durchgangslager Amersfoort ins KZ Herzogenbusch (Vught) verschleppt. Beide kamen als Nacht- und Nebelhäftlinge nach Natzweiler. In Dachau wurden sie letztendlich befreit.

Über seine wiedergefundene Freiheit sagte Jaap: „Jeden Tag, an dem ich morgens aufwache und einfach nach draußen gehen kann, ja, den schätze ich sehr. Es ist gut zu erkennen: dass man ein freier Mensch ist, der in einem freien Land lebt. Dass man gehen kann, wohin man möchte, und sagen kann,  was man möchte. Ja, das ist sehr ein großes Privileg.“

(Text: Jos Sinnema)

Gedenktafel für Stefan Wincenty Frelichowski in Dachau enthüllt – Gedächtnisbuchprojekt vor polnischen Gästen und Pfadfindern vorgestellt

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Hier ein Bericht von Maurycy auf deutsch und polnisch. Der Verfasser ist zur Zeit Freiwilliger der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste im Gedächtnisbuchprojekt.

Am Samstag, den 10. Oktober wurde im Gedenkraum der KZ‑Gedenkstätte Dachau eine Erinnerungstafel an den Seligen Stefan Wincenty Frelichowski enthüllt anlässlich seines 70. Todestages am 23. Februar 1945. Dazu besuchte eine Pilgerfahrt mit polnischen Pfadfindern Dachau, um des Seligen zu gedenken, den sie sich zu ihrem Patron erkoren haben. Frelichowkski war einer der etwa 1800  katholischen polnischen Priester, die im KZ Dachau inhaftiert waren – und von denen jeder zweite nicht überlebt hat.

Da  ich selbst ein Scout und katholisch bin, besuchte ich diese Feierlichkeiten.

Um 9 Uhr begann die Messe im Karmel Heilig Blut mit Gebeten für die Heiligsprechung. Bei der Messe mit den etwa 120 polnischen Pfadfindern waren unter anderem der polnische Bischof Jozef Guzdek, Weihbischof Wolfgang Bischof (in Vertretung des Erzbischofs von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx) sowie viele polnische Priester anwesend, darunter auch die, die die Heiligsprechung initiiert haben.

Nach der Messe wurden Kränze an der Gedenktafel für polnische Priester, die im KZ Dachau waren,  an der Stirnseite der Todesangst-Christi-Kapelle niedergelegt. Dazu wurde ein Gebet auf polnisch und deutsch gesprochen.

Später sind wir alle zum Museum gegangen. Dort fand die Zeremonie der Enthüllung einer neuen Gedenktafel zu Ehren des Häftlings Wincenty Frelichowski statt. Im Anschluss daran sprachen unter anderem Max Mannheimer, ein Mitglied der Familie des seliggesprochenen Wincenty Frelichowski und der neue Generalkonsul der Republik Polen in München, Andrzej Osiak.

Zuvor hatte ich gefragt, ob ich das Projekt „Gedächtnisbuch“ präsentieren kann. Nach den Ansprachen hatte ich die Chance dazu. In ein paar Minuten habe ich das Projekt beschrieben und die Ziele vorgestellt. Ich habe um Unterstützung bei der Suche nach Ausstellungsorten für die Wanderausstellung „Namen statt Nummern“ gebeten und fürs Schreiben von Biographien über ehemalige Häftlinge.  Das Interesse war sehr groß. Sehr viele Leute haben mich anschließend darauf angesprochen und wollten mehr über das Projekt wissen und über die Möglichkeit, eine Biographie zu schreiben. Auf einmal hatte ich nicht mehr genug Infoflyer für alle!

Dieser Tag war ein voller Erfolg für mich, da ich viel über Stefan Freilichowski gelernt habe und die Gelegenheit hatte, viele Pfadfinder aus Polen zu treffen und zugleich das Gedächtnisbuch vorzustellen.

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(Foto: Dariusz Arsan)

Odsłonięcie tablicy pamiątkowej poświęconej bł. ks. Stefanowi Wincentemu Frelichowskiemu. Prezentacja projektu „Księga Pamięci”.

Oto raport Maurycego w języku polskim i niemieckim. Autor jest obecnie wolontariuszem w organizacji ASF i pracuje w projekcie„Księga Pamięci”.

W sobotę, 10 października odbyło się odsłonięcie tablicy pamiątkowej poświęconej bł. Stefanowi Wincentemu Frelichowskiemu, w 70 rocznicę jego śmierci w dnu 10 października 1945 roku. Z tej okazji Dachau odwiedziła pielgrzymka polskich Harcerzy w celu upamiętnienia błogosławionego księdza, który jest ich patronem.  Frelichowkski był jednym z około 1800 polskich księży katolickich więzionych w obozie koncentracyjnym w Dachau. W Obozie koncentracyjnym w Dachau zginęła prawie połowa z nich.

Jako że sam jestem harcerzem oraz katolikiem, z wielką chęcią i ciekawością wybrałem się na te obchody.

O godzinie 9. rozpoczęła się msza święta w kościele w Zakonie Karmelitanek w intencji kanonizacji Stefana Wincentego Frelichowskiegoz udziałem ponad 120 harcerzy. Obecny był biskup Jerzy Gozdek, biskup pomocniczy Wolfgang Bischoff, reprezentujący kardynała Reinharda Marxa – arcybiskupa Monachium i Freising, oraz liczni księża z Polski, w tym sam inicjator procesu kanonizacyjnego.

Po mszy zostały złożone wieńce pod tablicą upamiętniającą polskich księży, którzy byli więzieni w Dachau, znajdującą się na kaplicy w miejscu pamięci po byłym obozie w Dachau. Odmówiona została również modlitwa w języku Polskim oraz Niemieckim, nowomianowany polski konsul generalny w Monachium.

Następnie wszyscy przeszliśmy do muzeum gdzie miały miejsce uroczystości odsłonięcia tablicy poświęconej osobie bł. Stefana Wincentego Frelichowskiego. Później nastąpiły przemówienia. Przemawiał min. Max Mannheimer,rodzina błogosławionego księdza oraz.Andrzej Osiak.

Wcześniej ja, korzystając z okazji poprosiłem organizatorów o możliwość zaprezentowania projektu Księgi Pamięci. Ksiądz przewodniczący zgodził się i zaraz po wszystkich przemówieniach, wszedłem na mównicę i w kilka minut opisałem projekt oraz jego założenia i cele. Zachęciłem również do szukania miejsc na wystawę „Imiona zamiast numerów“ oraz do pisania biografii byłych więźniów.

Zainteresowanie projektem było duże. Po mojej prezentacji, wiele ludzi podchodziło do mnie z pytaniami o projekt, o biografie i możliwość ich pisania. W pewny momencie zabrakło mi materiałów informacyjnych.

Cały dzień uważam za udany. Dowiedziałem się wiele o. bł. Stefanie Frelichowskim, spotkałem harcerzy z Polski oraz miałem możliwość zaprezentowania projektu w którym pracuje.

(Text: Maurycy)

ben-jakov überreicht Schloßmuseum Murnau Hinterglasbild

ben-jakov, so der Künstlername Max Mannheimers, überreicht dem Murnauer Schloßmuseum am 14. Oktober 2015 ein Hinterglasbild.

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Blick ins Murnauer Schlossmuseum

Die renommierte Sammlung von Hinterglaskunst in Murnau widmet modernen und zeitgenössischen Werken große Beachtung. Die ausgestellten Werke werden immer wieder gewechselt, so dass Besucher die Chance haben, Neuerwerbungen zu sehen.

Ein ausführlicher Artikel in der Süddeutschen Zeitung von Gottfried Knapp am 29. August 2015 gab vermutlich den Anstoss, ben-jakov um die Überlassung eines Bildes zu bitten.

Max Mannheimer ist Schirmherr der Internationalen Wanderausstellung „Namen statt Nummern“ des Gedächtnisbuchs.

(Foto: Schloßmuseum Murnau)