Gegen Rassismus – Stimmen der Jugend aus aller Welt
Eine Ausstellung von Maya Bakulina und Kat Semel zeigt die Versöhnungskirche in Dachau. Beide unterstützten im vergangenen Jahr als Freiwillige der Aktion Sühnezeichen das Gedächtnisbuch.
Kat vor den Ausstellungstafeln
Für die Ausstellung befragten sie Bekannte aus mehreren Nationen zum Thema Rassismus. Die Antworten zeigen sie zusammen mit einem Foto der Autorin / des Autors. Zu sehen ist die Ausstellung im Gesprächsraum der Versöhnungskirche Dachau bis zum 3. November zu folgenden Zeiten: Montag 10–12, Dienstag bis Samstag, 10–16 Uhr, Sonntag 12–13 Uhr. Weitere Infos auf der Website der Versöhnungskirche: http://www.versoehnungskirche-dachau.de/angebote/pages/Ausstellungen.php
2. September 2015
Kaunas: Die letzte Station
In den letzten Wochen habe ich Katharina mit der Kamera bei ihren Recherchen über Ferdinand Kissinger begleitet. Dank des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) hatten wir nun die Möglichkeit nach Kaunas zu reisen. Die zweitgrößte Stadt Litauens war dabei nicht nur die letzte Station unserer Dokumentation über den jüdischen Lehrer aus München, sondern stellt auch das traurige letzte Kapitel seines eigenen Lebens dar. Im November 1941 wurde er hier von den Nazis erschossen.
Rolandas Vytautos Lingys führt durch das IX. Fort in Kaunas
Es ist ein besonders heißer Tag Anfang August im Jahrhundertsommer 2015 als wir Katharina vom Flughafen in Warschau, Polen abholen. Zusammen mit meinem Tonassistenten Benjamin Edwards fahren wir mit ihr von hier bis nach Kaunas. Auf dem Weg machen wir noch Halt in Treblinka, dem Ort eines der größten Vernichtungslager Polens. Hier wurden nur wenige Häftlinge zur Arbeit gezwungen. Die meisten fanden bereits Minuten nach ihrer Ankunft an der als normaler Bahnhof getarnten Rampe ihren Tod in der Gaskammer. Viel ist nicht mehr übrig vom einstigen Lager. Archäologische Ausgrabungen fördern jedoch jedes Jahr aufs Neue grausame Details über die „perfekt“ organisierte Massenvernichtung zu Tage.
Treblinka
Es hat inzwischen etwa 35 Grad. Wir stehen auf einer grünen Wiese. Um uns herum dichter Wald. Ein Feld von Gedenksteinen, ein großes Mahnmal, ein paar Hinweisschilder, große Steine, die die Begrenzungen des Lagers anzeigen und rekonstruierte Streben der Eisenbahntrasse sind das Einzige was auf die dunkle Vergangenheit des Ortes hinweisen. Nach der Auflösung des Lagers 1943 wurde darauf geachtet, alle Zeugnisse der hier stattgefundenen Massenmorde zu vernichten.
Vögel zwitschern, nur die Natur ist zu hören. Die nächste große Straße ist weit entfernt. Bis auf eine vereinzelte kleine Reisegruppe aus Großbritannien ist die Gedenkstätte menschenleer. An diesem heißen Sommertag hat der Ort fast eine seltsame Schönheit, strahlt eine trügerische Idylle aus. Es macht das, was hier passiert ist, noch unvorstellbarer. Die Gräueltaten des Dritten Reichs werden zur abstrakten, weit entfernten Geschichte, der wir uns als zweite, oder im Fall von Katharina sogar dritte, Generation nach dem Krieg nur noch mit einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema nähern können. Das hervorragende Museum am Eingang hilft dabei, die Geschichte vor unserem Auge wieder aufleben lassen. Es wird die große Aufgabe der jüngeren Generation sein, diesen dunklen Punkt deutscher Geschichte in Zeiten von Facebook und Smartphone dem Vergessen zu entreißen. Zum Glück gibt es junge Menschen wie Katharina, die sich Zeit nehmen für diese Geschichte, obwohl es so einfach wäre, sie auszublenden: „Deutschland scheint ja heute so anders zu sein. Sowas kann ja eh nicht mehr passieren. Würde man ja auf Googlemaps sehen so ein Konzentrationslager.“ An diesem heißen Sommertag in Treblinka wird mir wieder einmal bewusst, dass wir als Deutsche nie aufhören dürfen, uns zu erinnern und das bedeutet mit zunehmenden historischen Abstand immer mehr die aktive Auseinandersetzung mit unserer Geschichte.
Kaunas
Treblinka stimmt uns darauf ein, was uns am nächsten Tag in Kaunas erwartet. Zunächst besuchen wir mit Katharina den Bahnhof, an dem Ferdinand Kissinger nach seiner Deportation in Litauen ankam. Der Bahnhof wurde nach dem Krieg durch ein neues Gebäude ersetzt. Wieder brauchen wir viel Abstraktionsvermögen um uns die Ankunft des Deportationszuges mit den mit hunderten Menschen völlig überfüllten Güterwaggons vorzustellen.
Katharina am Bahnhof von Kaunas
Vom Bahnhof mussten die Häftlinge vermutlich zu Fuß mehrere Kilometer bis zum IX. Fort laufen. Die alte Wehranlage aus dem ersten Weltkrieg wurde von den Nazis kurzerhand zum Vernichtungslager umfunktioniert. Ähnlich wie in Treblinka hatte die Anlage von nun an nur noch einen Zweck: die konsequente Auslöschung aller Regimegegner und unerwünschter Minderheiten, darunter vor allem Juden. Viele der Opfer von Kaunas sind bis heute anonym. Man weiß nur, dass zahlreiche Juden aus dem Ghetto von Kaunas hier umgebracht wurden und dass weitere Opfer mit den Deportationszügen aus dem Westen kamen. Ein Zufall will es, dass gerade die Deportationsliste der Münchner Juden, auf der auch Kissinger zu finden ist, überliefert ist.
Das Neunte Fort
Das Museum des IX. Forts stellt uns freundlicherweise einen Experten zur Führung durch die Anlage zur Seite. Der Litauer Rolandas Vytautas Lingys ist ein weiteres gutes Beispiel eines jungen Mannes, der sich aktiv mit seiner Geschichte auseinandersetzt. Während er uns durch das Museum und das Fort führt, erzählt er von der Gräueltaten der SS, reflektiert aber auch die Mittäterschaft vieler Litauer bei den Verbrechen gegen die Juden, die von einem wütenden Mob in den Straßen von Kaunas auf Befehl der SS niedergeknüppelt wurden.
Gleich am Eingang zum Fort fällt das große hölzerne Tor auf. Alle Häftlinge gelangten so hinein. Wer einmal durch diese Tür ging, kam nur noch einmal heraus – auf dem Weg zum Erschießungsplatz. Kaunas bedeutete für fast alle Häftlinge den sicheren Tod. Gearbeitet wurde hier kaum. Nur in den letzten Kriegstagen wurde die Häftlingen gezwungen, die wieder ausgegrabenen Leichen der Opfer zu verbrennen, um die Verbrechen vor den Alliierten zu verschleiern. Als die sowjetischen Streitkräfte Kaunas schließlich 1944 befreiten, war das Vernichtungslager schon längst aufgelöst.
Ferdinand Kissinger verbrachte in Kaunas nur kurze Zeit, er wurde bereits wenige Tage nach seiner Ankunft, wie wohl die meisten seiner Mithäftlinge, erschossen. Es lässt sich heute nur erahnen, was in den Köpfen der Münchner Juden nach ihrer Ankunft vorgegangen sein muss. Sobald sie im Lager angekommen waren, mussten sie ihr gesamtes Hab und Gut abgeben und wurden in Häftlingskleidung gesteckt. Daraufhin wurden sie in die total überfüllten Zellen gepfercht. Im Winter ist es im Fort mit seinen dicken Steinwänden bitter kalt, selbst jetzt im Hochsommer fühlt es sich an wie in einem Gefrierschrank. Mehrmals täglich wurden Gefangene aus den Zellen geholt. Schnell mussten die anderen merken, dass die Ausgewählten nicht mehr zurückkehrten und an ihrer Stelle neue Gefangene ankamen. Den ganzen Tag über waren Schüsse vom nahe gelegenen Feld zu hören. Die Ungewissheit über den nahenden eigenen Tod muss zum Schlimmsten gehören, was ein Mensch durchleben kann. Auch hier ist es wieder das Unvorstellbare, was man durch die eigene Einbildungskraft erst einmal durchbrechen muss, um am Ende zwar immer noch nicht verstehen zu können, aber es sich wenigstens vorstellen zu können.
In einigen Zellen sind Gegenstände der Gefangenen ausgestellt. Wir sehen zerbrochene Brillen, Taschen, Schminketuis und Judensterne. Wie auch in Auschwitz, wo die persönlichen Gegenstände und abgeschnittenen Haare zur eindrücklichsten Erfahrung des Besuchs gehören, sind es auch hier genau diese kleinen Dinge, die uns die menschliche Tragödie am intensivsten erfahrbar machen. Während wir die Zahnbürsten und Schuhe der Ermordeten betrachten, baut sich so etwas wie ein persönlicher Bezug zu diesen Menschen auf. Mit dem Einfühlen in Einzelschicksale ist die Mauer der Abstraktion dieser noch zuvor weit entfernten Geschichte plötzlich weg. Wir sehen die Menschen sowohl hinter den Opfern als auch hinter den Tätern, in dem wir uns fragen, was einen Mensch dazu bewegen kann, vollkommen unmenschlich und ohne jegliche Empathie gegenüber anderen Menschen zu handeln.
Die letzte Station unserer Führung ist wieder durch Abstraktion gekennzeichnet. Wir stehen vor einem weiten Feld. Vor uns ist ein bombastisches Mahnmal aus sowjetischer Zeit, sicherlich auch nicht frei von jeglicher propagandistischer Ideologie mit zum Himmel reckenden Fäusten. Eine Mauer führt vom Fort zum Feld. Davor ist ein Graben. Es ist noch heißer als gestern, die Temperatur bei fast 39 Grad. Die Wiese ist frisch gemäht, man könnte fast ein Picknick machen. Doch für Katharina, Ben und mich ist jetzt nichts mehr abstrakt. Durch Katharinas Recherche ist Ferdinand Kissingers Ermordung für uns zur greifbaren Tragödie geworden. Die Abstraktion einer vermeintlich längst vergangenen Geschichte ist der persönliche Empathie mit einem Einzelschicksal gewichen.
Während wir noch schweigend vor der saftigen grünen Wiese mit dem Mahnmal stehen, verlässt gerade eine israelische Reisegruppe das Fort. Wieder einmal sind sonst nicht viele andere Touristen hier. Die meisten Besucher sind im schönen, pittoresken Kaunas und trinken einen Eiskaffee oder ein anderes kühles Getränk in dieser brüllenden Hitze. Wir setzen uns ins Auto und fahren zurück in die Altstadt. Vielleicht trinken wir auch einen Eiskaffee.
(Text und Fotos: Julian Monatzeder)
27. August 2015
Kaunas: Das Neunte Fort – „eine bedrückende Erfahrung“
Nachdem wir bereits in der Gedenkstätte in Dachau, an unserer Schule in Grafing und in München Aufnahmen für den BLLV gemacht hatten, bot sich Anfang August 2015 noch einmal eine ganz besondere Gelegenheit: Der BLLV ermöglichte es mir, nach Kaunas in Litauen zu reisen, um dort zusammen mit Julian weitere Filmaufnahmen zu machen.
Am Donnerstag, den 6. August, flog ich also bereits früh morgens von München nach Warschau. Von dort aus ging es dann mit dem Auto weiter nach Kaunas. Diese Stadt ist für die Biographie von Ferdinand Kissinger insofern bedeutend, weil am Stadtrand das sogenannte Neunte Fort liegt. Während der Besatzung der Stadt durch die Nationalsozialisten wurden hier mehrere tausend Juden gefangen gehalten und ermordet, darunter auch Ferdinand Kissinger.
Am Morgen nach unserer Ankunft in Kaunas besuchten wir direkt das Neunte Fort. Das war eine sehr interessante, aber auch bedrückende Erfahrung. Mir vorzustellen, dass das Leben von Ferdinand Kissinger hier ein so grausames Ende gefunden hatte, fiel mir nach meiner langen Recherche nicht leicht. In der Ausstellung im Fort wird ein Raum allein der Deportation Münchner Juden im November 1941 nach Kaunas gewidmet. Hier wird auch die Liste mit den Namen aller Opfer dieser Deportation ausgestellt. Das Besondere daran ist, das diese Liste nicht wie die meisten anderen vernichtet wurde. So konnte ich auch Ferdinand Kissingers Namen wiederfinden.
Als wir dann schließlich die Filmaufnahmen beendet hatten, blieb noch Zeit, um eine andere Seite von Litauen kennenzulernen. Daher besuchten wir am nächsten Tag Vilnius, die Hauptstadt des Landes.
Am Tag darauf hieß es für mich dann jedoch wieder, zurück nach Hause zu fahren. So ging eine unglaublich spannende Reise zu Ende, an die ich mich bei Verfassen von Ferdinand Kissinger Biographie auf jeden Fall zurückerinnern werde und die mir beim Schreiben sehr helfen wird.
Amsterdam: Kurzfilme der Ausstellung stehen online
Bis 25. Oktober 2015 ist im Widerstandsmuseum Amsterdam die Ausstellung „Namen statt Nummern – Politische Gefangene aus den Niederlanden im Konzentrationslager Dachau“ zu sehen. Ausgangspunkt für die Ausstellung sind die Geschichten von ehemaligen niederländischen Häftlingen, die Jugendlichen für das Gedächtnisbuch aufgezeichnet haben.
Ernst Sillem mit Sydney
Die Ausstellung hat einen biographischen Blickwinkel. Anhand von Objekten wird gezeigt, wie Gefangene im Konzentrationslager Dachau, ein auf menschliche Entwürdigung ausgerichtetes Lager, zu überleben versuchten. Jaap van Mesdag musizierte, Lies Bueninck-Hendrikse konnte ein Foto ihres Töchterchens versteckt halten und dem Bildhauer Frits van Hall gelang es, kleine Reliefs anzufertigen.
Bei jeder Vitrine gibt es Videoscreens mit kurzen Filmen, in denen die Jugendlichen die Bedeutung der gezeigten Objekte erklären, und auf manchmal berührende Weise erläutern, was der Kontakt mit einem Überlebenden oder seiner Familie ihnen gebracht hat. Einige dieser Kurzfilme stehen jetzt online. Wie zum Beispiel:
Jelle Braaksma über ein handwerklich gefertigtes Schmuckstück, dass die Gefangene Willemijn Petroff – van Gurp im KZ geschenkt bekam: http://www.youtube.com/watch?v=j0wbV9eKyG0
(Den Text schrieb Jos Sinnema, die Fotos stammen aus den Filmen.)
Willemijn Petroff-van Gurps Schmuck
19. August 2015
Neue Gedächtnisblätter aus den Niederlanden
Neue Gedächtnisblätter aus den Niederlanden brachte Jos Sinnema am 19. August 2015 im Gedächtnisbuchbüro vorbei. Verfasser und Porträtierte haben die Blätter eigenhändig unterschrieben.
Jos recherchiert zurzeit in Deutschland für künftige Biographien. Das Team nutzte die Gelegenheit zu einer Nachbesprechung der großen Amsterdamer Ausstellung im Widerstandsmuseum. Mit dabei außer Projektleiterin Sabine Gerhardus die Trägerkreisvertreter Andreas Kreutzkam und Klaus Schultz (nicht auf dem Bild).
8. August 2015
Interview: Ein Jahr als Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Dachau
Was unterscheidet das Leben in Dachau von dem in Santa Monica?
Santa Monica, Los Angeles, ist eine sehr, sehr große Stadt. Dachau ist viel kleiner. Es ist viel ruhiger hier. Zum Beispiel Lebensmittel. In Santa Monica bekomme ich immer alles, etwa Erdbeeren. Hier in Dachau ist das nicht so. Oder das Auto. In Santa Monica muss ich alles mit dem Auto erledigen. Ok, ich mag mein Auto – aber hier kann ich immer Fahrradfahren, das ist auch sehr nett.
Du hast zusammen mit deiner Kollegin Maya ein Gedächtnisblatt geschrieben. Was waren deine Erfahrungen damit?
Sabine Gerhardus hat uns zwei Namen gegeben, das waren beides jüdische Lehrer. Wir haben Neustädter genommen, da gab es mehr Material und wir konnten nach Würzburg ins Archiv fahren. Dort konnten wir die Gestapo-Akten einsehen. Die Recherche war ein bisschen schwierig, weil wir beide nicht so gut Deutsch sprechen. Aber es war sehr, sehr interessant und eine gute Übung für uns. Dann haben wir es geschrieben und präsentiert. Es war eine meiner Lieblingsbeschäftigungen hier.
Jemand, der neu als Freiwilliger für Aktion Sühnezeichen hierher kommt – was würdest du ihm oder ihr empfehlen?
Am Anfang war es nicht so viel Arbeit und das war ok, weil wir so viele neue Dinge wissen mussten. Und unser Deutsch war ok, aber nicht perfekt. Ich glaube, dass die neuen Freiwilligen besser Deutsch können. Ich würde sagen, ihr braucht keine Angst zu haben. Es gibt so viel zu machen und zu lernen und es ist alles sehr interessant.
Würdest du so ein Freiwilligenjahr in Dachau nochmal machen?
Ja, schon, aber vielleicht etwas anders. Ich recherchiere gerne – ich würde versuchen, mehr Recherche zu machen.
Wenn du in zehn Jahren an Dachau zurückdenkst, an was wirst du dich erinnern?
An die Leute, die so hilfreich und freundlich sind. Und auch an das, was ich über mich selbst gelernt habe und über dieses Thema.
31. Juli 2015
W-Seminar Grafing: Gestaltungsworkshop mit Bruno Schachtner
29.7.2015 im Max Mannheimer Studienzentrum in Dachau. Kurz vor den Sommerferien trafen sich hier die Schüler des W-Seminars Grafing und ihrer Lehrerin Petra Köpf mit dem Dachauer Künstler und Grafiker Bruno Schachtner. Ein Schuljahr voller Arbeit, Theorie und Suche in Archiven liegt hinter ihnen.
Gestaltungsmaterial auf dem Tisch
Noch bevor die Texte für die Gedächtnisblätter fertig geschrieben werden, dürfen die Schüler sich mit ihrer Biographie von einer ganz anderen Seite her befassen: Wie soll mein Gedächtnisblatt aussehen? Wie gestalte ich die Lebensgeschichte so, dass sie Interesse weckt, Leser anzieht?
Profi-Tipps des Grafikers wurden gleich in Skizzen, Entwürfe, Zeichnungen umgesetzt. Alle wollen nun aufpassen, dass das Verhältnis von Text und Bild stimmt, dass man das Gedächtnisblatt „nicht zu voll macht“, nicht zu viel auf eine Seite packt und Acht geben, dass es den Leser interessiert.
Bruno Schachtner erklärt, wie man Seiten aufteilt
Eine der wichtigsten Erkenntnisse für Melanie war, dass es von der Gestaltung her etwas Durchgehendes geben kann, das alle vier Gedächtnisbuch-Seiten miteinander verbindet. Alicia fand die Einteilung des Textes in Spalten wichtig und hat schon eine Idee für die zeichnerische Gestaltung der Frontseite. Lena ist klar geworden, dass ein Thema ihrer Biographie (Auswanderung) nicht nur einer unter vielen Punkten ist, sondern dass es ein Schwerpunkt im Gedächtnisblatt werden soll. Sie hat dazu jetzt auch eine ganz konkrete kreative Idee entwickelt. Jonathan meint, wenn man bastelt, was in der Hand hält, dann weiß man plötzlich besser, worauf es ankommt – selbst wenn man eigentlich im Computer gestalten will – „da sieht man ganz anders drauf“. Eva drückt aus, was auch die anderen denken: „Endlich hat man hat ein Bild vor Augen, wie man das Gedächtnisblatt gestalten will!“ Dankeschön an Bruno Schachtner!
Und noch ein herzliches Danke geht an den BLLV, der das Mittagessen bezahlte!
Text und Bilder: Sabine Gerhardus
30. Juli 2015
Besuch im Amsterdamer „Vezertsmuseum“
Hedy Esters und Thomas Schlichenmayer waren im Amsterdamer Widerstandsmuseum. Sie berichten:
Wir haben auf Empfehlung von Sabine Gerhardus und Klaus Schultz am 20.7.2015 das „Verzetsmuseum“ (Widerstandsmuseum) in Amsterdam besucht. Das Museum befasst sich u.a. mit dem niederländischen Widerstand gegen die Besetzung durch Nazi-Deutschland von 1940 bis 1945. In Videosequenzen, Schautafeln, Fotos und Hörstationen wird das Thema ausgesprochen anschaulich und spannend behandelt.
Ausstellungseröffnung 22.4.2015
Besonders angetan hat uns die ständige Ausstellung im sogenannten Junior-Museum. Hier wird am Beispiel von vier niederländischen Kindern mit unterschiedlichem sozialen und gesellschaftlichen Hintergrund quasi spielerisch deren Alltag in der Zeit der Judenverfolgung, des Widerstands aber auch der Anpassung dargestellt. Die jugendlichen Besucher werden in einer wunderbar liebevoll gestalteten häusliche Umgebung durch diese Zeit geführt. Es gibt im Museum keine Altersbeschränkung für jugendliche Besucher.
Vom 23.4.2015 bis 25.10.2015 ist im Verzetsmuseum die Wechselausstellung „Namen statt Nummern“ zu sehen. Zwischen 1941 und 1945 saßen über 2000 Niederländer, hauptsächlich politische Gefangene, im KZ-Dachau ein. Ihr Name spielte mit der Ankunft im KZ keine Rolle mehr. Sie waren nur noch Nummern. In der Ausstellung stehen aber die Personen hinter den Nummern im Mittelpunkt. Jugendliche haben Biographien für das Gedächtnisbuch für die ehemaligen Häftlinge geschrieben.
In der Ausstellung entsteht ein interaktives Monument für ehemalige Gefangene aus den Niederlanden. Es soll dem Besucher Antworten auf folgende Fragen geben: Wie viele niederländische Gefangene haben Dachau überlebt? Wie viele niederländische Frauen wurden dort gefangen gehalten? Besucher können digital Informationen hinzufügen, sodass ein immer kompletteres Bild entsteht.
Wir hatten das Glück durch Gerard Mensink, einem der Mitgestalter des Museums, eine äußerst kompetente Führung durch das Museum zu bekommen. Nachdem er uns 2 Stunden quasi im Schnelldurchgang durch die Ausstellungen geführt hat, sind wir noch weitere 3 Stunden im Museum geblieben.
Wir können jedem, der nach Amsterdam kommt, empfehlen, das „Verzetsmuseum“ zu besuchen. Oder umgekehrt: Der Besuch dieser sehr schönen Stadt lohnt sich schon alleine wegen des wundervollen Museums.
Text: Hedy Esters und Thomas Schlichenmayer Foto: Kuratorin Karen Tessel und König Willem-Alexander bei der Vitrine mit Gegenständen des ehemaligen Häftlings Pim Boellaard, bei der Ausstellungseröffnung am 22. April.
29. Juli 2015
„Eine bessere Vorstellung von Ferdinand Kissingers Leben“ – Spurensuche in München
Katharina Steinegger war mit dem Regisseur Julian Monatzeder im Münchner Stadtteil Lehel auf Spurensuche für ihr Gedächtnisblatt zu Ferdinand Kissinger. Hier ihre Eindrücke:
Am Sonntag, den 19.7.2015 machte ich gemeinsam mit dem Filmteam des BLLV auf den Spuren Ferdinand Kissingers eine Tour durch München, um Filmaufnahmen für den BLLV zu machen. Dabei besuchten wir Orte, die während Ferdinands Leben in München wichtig für ihn waren, also Wohnorte und auch den ehemaligen Standort der Jüdischen Volksschule, an der Kissinger unterrichtet hatte.
Viele der Wohnhäuser von damals existieren noch und stehen unter Denkmalschutz. Mir persönlich hat diese Tour sehr geholfen, eine bessere Vorstellung von Ferdinand Kissingers Leben in München zu bekommen und ihn noch besser kennenzulernen.