Zu einem Rundgang zum Thema „Jüdisches Leben in München einst und jetzt“ laden die Träger des Gedächtnisbuchs Dachauer Forum und Evangelische Versöhnungskirche am Sonntag, den 25.09.2016 um 15.00 Uhr.
Rundgang jüdisches Leben in München
Siebzig Jahre nach dem Ende des Mords an den Juden Europas pulsiert jüdisches Leben in München mit einer Kraft und in einer Vielfalt, wie noch vor wenigen Jahren kaum jemand zu hoffen gewagt hätte. Der Rundgang führt an ausgewählte Orte jüdischen Lebens, Schaffens, Glaubens und Leidens und versucht damit die immer wieder gefährdete Tradition jüdischer Existenz und Kultur in München seit dem Mittelalter anschaulich zu machen.
Anmeldung: Dachauer Forum, Telefon 08131/99688-0 oder info@dachauer-forum.de
13. August 2016
Freising: Projekttage fürs Gedächtnisbuch
Das W-Seminar am Camerloher Gymnasium nutzte die beiden Projekttage vor den Ferien für das Gedächtnisbuch. An zwei Blocktagen arbeiteten die Schülerinnen intensiv an ihren Gedächtnisblättern.
Schere und Kleber
Am 26. Juli hielt der Dachauer Künstler und Graphiker Bruno Schachtner einen Workshop zum Thema Gestaltung der Gedächtnisblätter. Er schreibt: „Die Schülerinnen waren gut informiert und ebenso engagiert. Jede berichtete kurz über »ihren« Häftling oder Überlebenden.“ Die Schülerinnen stellten sich selbst kurz vor. Sie planen, diese Vorstellung, evtl. sogar mit einem Foto, ins Gedächtnisblatt aufzunehmen.
Der Gestaltungs-Workshop motivierte die Schülerinnen dazu, für die 4 Seiten ein stimmiges Erscheinungsbild für Bild und Text zu finden, entweder chronologisch oder aber auch thematisch. Bruno Schachtner fand es nicht leicht zu vermitteln, dass der optische Hintergrund – Fotos, Tabellen, Signaturen, Kunst und z.B. Möbel – auch die Zeit-Epoche zeigen soll, nicht nur zur die eigene »Handschrift«des Gestalters. Daher wandte sich der Graphiker mit der Anregung an die Projektleiterin und den betreuenden Lehrer, ob es denn vorweg im Kunstunterricht möglich wäre, Stilrichtungen zu thematisieren? Dies geben wir gerne an die künftigen Kurse weiter!
Bruno Schachtner fasst den Tag zusammen: „Der erste Schritt zum Roh-Layout konnte gemacht werden … Für weitere Fragen zur Gestaltung stehe ich den Schülerinnen gerne unter info@brunoscha.de zur Verfügung. Gratulation allen Teilnehmerinnen, besonderen Dank Herrn Decker.“
Vielen Dank auch an Bruno Schachtner von Seiten des Gedächtnisbuchs!
Am 27.7. folgte der zweite Blocktag mit Sabine Gerhardus und Andreas Decker. Thematisiert wurden die Arbeitsschritte bis zur Abgabe der Seminararbeiten im November und die Unterstützung der Schüler in dieser Phase. Schülerinnen und Betreuer besprachen Fragen der Bildbeschaffung, Bildbeschriftung, Bildnachweise, Montage bzw. der digitalen Gestaltung der Gedächtnisblätter. Jede Schülerin stellte ihren Gedächtnisblatt-Entwurf vor. Anschließend blieb noch genügend Zeit, um offene Fragen zur Gestaltung oder zur Recherche anzugehen.
Nun sind wir gespannt auf die Umsetzung der Ideen! Wir wünschen allen Schülern viel Freude an der verbliebenen Projektarbeit und schöne Ferien!
(Text und Fotos: Sabine Gerhardus, Bruno Schachtner, Irene Stuiber)
3. August 2016
Ludwig Kaumheimer in München und den USA: „Ein förmlicher, aber freundlicher deutscher Mann“
Das Schicksal des jüdischen Kinderarzts Ludwig Kaumheimer steht im Mittelpunkt der Gedenkfeier am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München am 27. Juli 2016. Über ihn sprechen sein Großneffe Robert Kay und Thomas Nowotny, der das Gedächtnisblatt zu Kaumheimer verfasst hat. Gedacht wird der über dreißig von den Nationalsozialisten verfolgten jüdischen Kinderärzte, die an dieser Universitätsklinik tätig waren.
Robert Kay, der Großneffe Ludwig Kaumheimers
Fast dreißig Jahre bis zu dessen Schließung 1938 betreute der Kinderarzt Ludwig Kaumheimer die Kinder des jüdischen Antonienheims, dort lernte er auch seine künftige Ehefrau Hilde Rosenberg kennen. Nach seiner Promotion 1906 arbeitete Kaumheimer ein Jahr am Dr. von Haunerschen Kinderspital. 1912 eröffnete er eine Kinderarztpraxis in seinem Elternhaus in der Karlstraße. Trotz seiner Teilnahme am ersten Weltkrieg und der Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse wurde er nach der Reichspogromnacht 1938 ins KZ Dachau verschleppt. Nach Kaumheimers Freilassung gelang dem Ehepaar die Emigration zunächst nach London, schließlich in die USA.
Thomas Nowotny
„Entgegen seiner Hoffnung kann Dr. Ludwig Kaumheimer in den USA nicht als Arzt arbeiten.“, berichtet Thomas Nowotny in seinem Vortrag über den Lebensweg des leidenschaftlichen Kinderarzts. Ludwig Kaumheimer änderte seinen Nachnamen in Kay und arbeitete als Pfleger in einem Krankenhaus in der Nähe von San Francisco.
Nowotny, ebenfalls Kinderarzt, war bei Recherchen zu seiner eigenen Familie über eine Notiz seiner Großmutter gestolpert. Sie hatte eine Bemerkung ihrer vierjährigen Tochter festgehalten, die gefragt hatte: „Gibt es in München auch eine Kaumheimerstraße?“ So beeindruckt war sie von ihrem Arzt. Diese Frage brachte Thomas Nowotny dazu, dem Schicksal Ludwig Kaumheimers nachzugehen und es in einem Gedächtnisblatt festzuhalten. Er meint: „Die Frage meiner Tante beschäftigt mich weiter. Es gibt immer noch keine Kaumheimer-Straße in München, aber vielleicht lässt sich das noch ändern.“ Wer Näheres zum Leben Ludwig Kaumheimers wissen will, findet hier den Vortrag von Thomas Nowotny als PDF zum Herunterladen: redetext_tom_nowotny
Ein förmlicher, aber freundlicher alter deutscher Mann – so erinnert sich der Großneffe Robert Kay an Ludwig Kaumheimer. Robert Kay lebt in den USA und besucht während eines Europa-Aufenthalts auch München und Dachau und kann daher auf dieser Veranstaltung sprechen. In lebhafter Erinnerung ist ihm seine Großtante Hilde Kaumheimer, die ihren Mann bewunderte. „Während unserer Besuche redete sie immer über sein Mitgefühl für seine jungen Patienten und dass er ein großer Arzt gewesen war.“, berichtet Robert Kay. Den Redetext von Robert Kay finden Sie hier als pdf zum Download: redetext_robert_kay
Joseph Rosenecker
Die Forschungen zur Geschichte der jüdischen Kinderärzte am Dr. von Haunerschen Kinderspital erläutert Joseph Rosenecker, Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seit 2012 liegt die von ihm betreute Doktorarbeit von Andrea Autenrieth zum Thema vor. Mit einer chronologischen Aufstellung macht Rosenecker deutlich, welchen Schikanen die jüdischen Ärzte bereits in den ersten Jahren der NS-Herrschaft ausgesetzt waren. Viele Kinderärzte waren Juden – die Kinderheilkunde war eine progressive und verhältnismäßig junge Disziplin. Joseph Rosenecker verdeutlicht, dass die verfolgten Ärzte wichtige Positionen an der Dr. von Haunerschen Klinik inne hatten und große wissenschaftliche Innovationskraft mitbrachten.
Heute ist dem Dr. von Haunerschen Kinderspital die Erinnerung an die verfolgten Kollegen wichtig. Der Leiter der Klinik, Christoph Klein, spricht ein Grußwort und wohnt der Gedenkveranstaltung bei. Auf dem Flur der Klinik erinnert eine Gedenktafel an die verfolgten Mitarbeiter.
(Text und Fotos: Irene Stuiber)
27. Juli 2016
Schreibseminar in Bamberg: Feinarbeit und Fehlersuche
Um die Feinarbeit am Text ging es im zweiten Teil des Bamberger Schreibseminars am 21. Juli 2016. Sabine Gerhardus leitete den Workshop vor Ort im Eichendorff-Gymnasium.
Schreibseminar in Bamberg
Beim zweiten Teil des Schreibseminars ging es darum, den Blick fürs Detail zu schärfen, Kriterien aufzustellen, nach denen jede Schülerin ihren Text selbst überprüfen kann und das Korrekturlesen zu üben. Damit wurde auf den ersten Workshop aufgebaut: An diesem Tag hatten sich die Schülerinnen damit beschäftigt, wie sich ein Gedächtnisblatt von einer Seminararbeit unterscheidet und worauf es ankommt, damit ein Gedächtnisblatt Interesse weckt und schön zu lesen ist.
9 Schülerinnen hatten vorab eine Textprobe verfasst, um auszuprobieren, in welcher Form sie „ihre“ Person darstellen möchten. Einige Schülerinnen nutzen das letzte Treffen vor den Sommerferien auch, um sich Rat für ihre Recherche zu holen.
(Text Sabine Gerhardus)
22. Juli 2016
Einladung: Gedenkfeier für verfolgte jüdische Ärzte
31 Beschäftigte des Dr. von Haunerschen Kinderspital in München wurden Opfer des nationalsozialistischen Terrors. Unter ihnen war der Kinderarzt Ludwig Kaumheimer, der in einem Gedächtnisblatt geehrt wird. Eine Gedenkveranstaltung erinnert am 27.7.2016 an das Schicksal dieser Menschen.
Thomas Nowotny
Das Dr. von Haunersche Kinderspital lädt ein zu der öffentlichen Gedenkfeier, die am Mittwoch, den 27. Juli 2016 um 18 Uhr im Seminarraum 1 stattfindet. Über die Erforschung der Biographien seiner verfolgten Kollegen spricht der Kinderarzt Joseph Rosenecker. An dieser Spurensuche war er maßgeblich beteiligt.
Am besten wird Geschichte begreifbar, wenn wir uns Einzelschicksale vor Augen führen. Die Biographie von Ludwig Kaumheimer stellt Thomas Nowotny exemplarisch vor. Der Kinder- und Jugendarzt aus Stephanskirchen hat die Geschichte dieses zur Emigration gezwungenen Berufskollegen für das Gedächtnisbuch erforscht. Als Ehrengäste werden Verwandte der Familie Kaumheimer erwartet.
Gedenkveranstaltung am 27.7., 18 h Seminarraum 1
Dr. von Haunersches Kinderspital
Kinderklinik und Kinderpoliklinik der Ludwig-Maximilian-Universität München Lindwurmstr. 4 80337 München
13. Juli 2016
Schreibseminar am Eichendorff-Gymnasium Bamberg
Das Gedächtnisblatt schreiben – aber wie? Diese Frage beschäftigte die Schülerinnen des Eichendorff-Gymnasiums Bamberg im ersten Schreibworkshop des W-Seminars mit Sabine Gerhardus.
Am 30.6. am Eichendorff-Gymnasium Bamberg: Viele Quellen sind gesammelt, die Schülerinnen sind Expertinnen für „ihre“ Lebensgeschichte geworden! – Aber wie soll aus all den Informationen ein gutes Gedächtnisblatt werden? Wie schreibe ich interessant und spannend? Wie finde ich einen angemessenen und gleichzeitig unterhaltsamen Schreibstil? Diese und andere Fragen beschäftigten die Schülerinnen beim ersten Schreibseminar in Bamberg.
Alle Schülerinnen haben in den letzten Wochen in der Schule ihre bisherigen Recherche-Ergebnisse vor der Klasse präsentiert – und so bereits angefangen, Schwerpunkte zu setzen. In kurzen Einzelgesprächen berichteten die Schülerinnen nach dem Workshop über den Stand ihres Projekts und verabredeten bei Bedarf telefonische Beratungstermine.
(Text: Sabine Gerhardus)
6. Juli 2016
Ein großes Danke an Andreas Kreutzkam
Das Trägerkeistreffen am 28. Juni war geprägt vom Abschied von Andreas Kreutzkam. Als Gründungsmitglied des Trägerkreises hat er das Projekt von Anfang an begleitet und auch nach Eintritt in den Ruhestand stand er dem Team in vielen Fragen zur Seite.
Trägerkreis Juni 2016
Am 28.6. traf sich der Trägerkreis Gedächtnisbuch, zum ersten Mal im neuen Besprechungsraum des Dachauer Forums. Im Zentrum der Besprechung stand die derzeit angespannte finanzielle Situation des Projektes. Es wurden Vorschläge erörtert, neue Sponsoren zu finden.
Das Trägerkeistreffen war geprägt vom Abschied von Andreas Kreutzkam. Zum letzten Mal nahm der ehemalige Geschäftsführer des Dachauer Forums teil. Als Gründungsmitglied des Trägerkreises hat er das Projekt von Anfang an begleitet und auch nach Eintritt in den Ruhestand seine schützende Hand über das Gedächtnisbuch gehalten: Als Fachmann für Finanzen und in vielen anderen Fragen stand er dem Team stets zur Seite. Die Trägerkreismitglieder dankten Andreas Kreutzkam für sein Engagement.
Wir danken Dir, lieber Andreas, für Deine wertvolle Unterstützung und immer hilfreichen Ratschläge und wünschen Dir alles Gute für die Zukunft! Wir freuen uns, dass Annerose Stanglmayr nun das Dachauer Forum im Trägerkreis vertritt und ebenso, dass Klaus Schultz sie bei der Verwaltung der Finanzen unterstützen wird!
(Text: Sabine Gerhardus)
1. Juli 2016
Gerhard Bökel besucht das Gedächtnisbuch
Gerhard Bökel, ehemaliger hessischer Landtagsabgeordneter und Innenminister, hat am 22. Juni 2016 das Gedächtnisbuch-Projekt besucht. Seit seinem Rückzug aus der Politik widmet er sich mit großem Engagement der Geschichte des Train Fantôme.
Gerhard Bökel beim Gedächtnisbuch
Dieser„Geisterzuges“ gelangte 1944 als einer der letzten Deportationszüge aus Südfrankreich nach einer langen Irrfahrt nach Dachau. Bökel, der einen Wohnsitz in Südfrankreich hat, forscht über die Geschichte der Deportierten des Train Fantôme und hat bereits zwei zweisprachige Broschüren veröffentlicht. Jetzt schreibt er an einem Buch, in dem auch die Nachkriegsgeschichte behandelt werden soll.
In den Jahren 2004/2005 sind mehrere Gedächtnisblätter zu Deportierten des Train Fantôme entstanden. Monika Graulich von der Deutsch-Französischen Gesellschaft Wettenberg, einer Gemeinde aus Bökels ehemaligem Wahlkreis, hat das Projekt beim Gedächtnisbuch angeregt. Wettenberg ist Partnergemeinde von Sorgues, einer Stadt in der Provence, die in der Geschichte des Geisterzuges und in der Erinnerung an die Deportierten eine wichtige Rolle spielt. Mithilfe des Train-Fantôme-Freundeskreises trafen bayerische Schülerinnen im August 2004 in Sorgues Überlebende und Angehörige der ehemals Deportierten und führten mit ihnen Interviews durch. Dank Robert Silve vom Freundeskreis wurde 2008 die Internationale Wanderausstellung Namen statt Nummern im Rathaus von Sorgues gezeigt.
Teilnehmerinnen mit den Betreuern Sabine Gerhardus und Günter Leitzgen vor dem Denkmal für die Deportierten des Train Fantome in Sorgues (2004)
Gerhard Bökel richtete der ehemaligen Teilnehmerin des Dachauer Projekts Moni Böck und Sabine Gerhardus Grüße von Überlebenden und Projektbeteiligten aus, berichtete von seinen Forschungen und wartete mit einer Überraschung auf: Er werde selbst auch ein Gedächtnisblatt schreiben – über den französischen Imam Abdelkader Mesli, der in der Resistance war und mit dem Train Fantôme nach Dachau gebracht worden war.
(Text: Sabine Gerhardus)
22. Juni 2016
Seminararbeiten und Gedächtnisblätter schreiben
Wie bringe ich meine Recherche-Ergebnisse sinnvoll auf’s Papier? Diese Frage beschäftigt zur Zeit die Teilnehmer unserer W-Seminare. Sabine Gerhardus berichtet vom ersten Schreibworkshop des Schuljahres am Camerloher Gymnasium in Freising.
Camerloher Gymnasium Juni 2016
„In diesem ersten Schreibseminar ging es vorrangig darum, ein Bewusstsein für die Textart zu schaffen: Was ist im Gedächtnisblatt möglich und welche Unterschiede sind zur Seminararbeit zu beachten? Ich hatte den Schülerinnen verschiedene Gedächtnisblätter mitgebracht. Besonders wichtig war den Schülerinnen jedoch der Aufbau der Seminararbeit, deshalb gab es dazu die meisten Fragen und die Bitte um Beispiele gelungener Seminararbeiten.
Sechs Schülerinnen hatten vor dem Seminar Textproben abgegeben. Alle waren stark an den Anforderungen der Seminararbeit ausgerichtet. Die Textproben waren teilweise sprachlich sehr gut formuliert. Die Diskussion einzelner Beispiele wird von dem betreuenden Lehrer Andreas Decker in der nächsten Sitzung fortgesetzt.“