Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die Opfer der Novemberpogrome
So, 9.11.25, 11 Uhr
Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, Alte Römerstraße 87, 85221 Dachau
Beata Tomczyk und Maja Lynn haben ihr Freiwilligenjahr für Aktion Sühnezeichen Friedensdienste im Gedächtnisbuch-Projekt und in der Versöhnungskirche begonnen. Herzlich Willkommen!
Die Neuen im Projekt: Beata Tomczyk und Maja Lynn
Die US-Amerikanerin Maja Lynn (19) hat gerade die Highschool abgeschlossen. Ihre Pläne für die Zeit nach ihrem Jahr in Dachau stehen fest: Sie wird an der University of Pittsburg studieren, vermutlich Anthropologie. Doch zunächst einmal will Maja den Freiwilligendienst nutzen, um tief ins deutsche Alltagsleben einzutauchen. Ganz fremd ist es ihr nicht: Ihre Mutter stammt aus Bielefeld, Angehörige leben in Bielefeld und Hamburg. Sie hat sich vorgenommen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und viel über die deutsche Geschichte zu lernen.
Beata Tomsczyk (26) kommt aus Polen und hat einen Uni-Abschluss als Kulturwissenschaftlerin in der Tasche. Ihre Master-Arbeit hat sie in Warschau über polnisch-jüdische Organisationen und Beziehungen geschrieben. Ein Semester ihres Studiums verbrachte Beata in Tübingen. Auch sie will in Dachau ihre deutschen Sprachkenntnisse verbessern und die Geschichte des 20. Jahrhunderts besser kennenlernen.
Wir wünschen Maja und Beata eine gute Zeit in Dachau und ein interessantes Jahr!
(27.9.2017; IS)
23. September 2017
Zeitreise in die Bremer Geschichte
Als die Schülerin Sophie Weller die Tochter des Regisseurs Karl Fruchtmann für ihr Gedächtnisblatt interviewte, entstand daraus der Kontakt für ein besonderes Praktikum. Sara Fruchtmann und ihr Team betreiben das Bremer Geschichtenhaus.
Sophie Weller im Bremer Geschichtenhaus
Im Bremer Geschichtenhaus stellen Arbeitslose im Rahmen von Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen die Geschichte Bremens lebendig und vor historischer Kulisse dar. Sophie Weller erzählt von ihrem Praktikum:
„Als Besucher begibt man sich in ein lebendiges Museum und wird von Darstellern durch die Bremer Geschichte geführt. Von diesem System profitieren alle Beteiligten, da die Besucher zum Beispiel eine lebendige Gesche Gottfried fragen können, warum sie ihre zahlreichen Männer mit Rattengift vergiftet hat. Für die Darsteller ist es eine Auseinandersetzung mit den einzelnen Rollen, mit deren Wirkung und Schicksal. Sie können so andere Persönlichkeiten und Gesichter tragen, sind stets in Kontakt mit Menschen und bauen Motivation und Selbstbewusstsein auf, um das eigene Leben wieder selbstbestimmt zu gestalten.
Ich wurde auch ein wenig ins Schauspiel mit einbezogen. So durfte ich eine kleine Rolle als Aushilfe in einer Bremer Caffestube übernehmen. Es gab keinen Text für mich und so habe ich mit meiner Kollegin, die die Besitzerin der Caffestube spielte, einfach improvisiert. Wir haben gut harmoniert und es hat wirklich Spaß gemacht, sich in eine andere Zeit zu versetzen.
Zum Abschluss meines Praktikums hat Sara Fruchtmann noch das Gedächtnisblatt unterzeichnet, das ich über Karl Fruchtmann erstellt habe.“
(23.9.2017; Text: Sophie Weller/IS)
13. September 2017
Aus Nummern werden Namen
So betitelt die Fellbacher Zeitung/Stuttgarter Zeitung ihren Artikel über die Gedächtnisbuch-Ausstellungen, die noch bis zum 1. Oktober in Oeffingen zu sehen sind.
Albert Eise – Ausschnitt aus dem Plakat zur Ausstellung
Der Artikel findet sich auf einer Sonderseite des gemeinsamen Lokalteils beider Zeitungen zum 75. Todestag des Oeffinger Paters Albert Eise. Weitere Texte auf dieser Seite stellen die Lebensgeschichte des Paters dar und beleuchten in einem Interview mit Konrad E. Pflug die Bedeutung Eises für die Nachgeborenen.
(13.9.2017; Text: Irene Stuiber)
7. September 2017
Ausstellungseröffnung in Oeffingen
„Albert Eise wurde für mich durch diese Seminararbeit zu einem fast lebendigen Gegenüber.“, erzählte Maria Gross über ihre Arbeit am Gedächtnisblatt bei der Ausstellungseröffnung in Oeffingen.
Maria Gross spricht in Oeffingen über ihr Gedächtnisblatt zu Albert Eise
Nach dem alljährlichen Festgottesdienst für Albert Eise eröffnete in der Christus König Kirche in Oeffingen am 3. September die Ausstellung „Namen statt Nummern“ und ihre Ergänzung „Geistliche im KZ Dachau“. Dies geschah im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 75. Todestag Albert Eises. Manfred Kaiser sprach einleitende Worte, Maria Gross stellte ihr Gedächtnisblatt zu Albert Eise vor und Andreas Kreutzkam veranschaulichte die Hintergründe der Ausstellung.
Maria Gross hatte ihre Arbeiten zu Albert Eise im Rahmen eines Oberstufenseminars am Camerloher Gymnasium in Freising durchgeführt. Sie erläuterte, wieso sie sich als Freisinger Schülerin genau mit dieser Person befasste: „Mein Vater ist Pastoralreferent in Freising. Wie wäre es zum Beispiel ihm ergangen, hätte er seinen Glauben in der NS-Zeit öffentlich gelebt und vertreten?“
Neben dieser persönlichen Fragestellung im Hinblick auf gelebten Katholizismus im Nationalsozialismus gibt es für die Verfasserin einen lokalen Bezug zu Eise: „Albert Eise war bei den Pallotinern in Freising tätig. An der Rückwand der dortigen Kirche sieht man eine Gedenktafel, die an sein Wirken vor Ort erinnert.“ Über die Erstellung der Seminararbeit hinaus legt Maria Gross Wert darauf, die Erinnerung an Eise aufrechtzuerhalten: „Durch seinen Tod hat Albert Eise viele Leute inspiriert, für ihre Meinung und ihren Glauben einzutreten und die Hoffnung auch in dunklen Zeiten zu erhalten.“
Starke Bindung Albert Eises an Heimatort Oeffingen
Manfred Kaiser von der Pfarrei Christus König betonte in seiner Ansprache, dass Pater Albert Eise immer eine starke Bindung an seinen Heimatort Oeffingen hatte. Wenn er auf Urlaub in Oeffigen war, sammelte er einen Kreis junger Menschen um sich und führte Gespräche mit ihnen. Die Ausstellung soll verhindern, dass er in seinem Heimatort in Vergessenheit gerät.
Kaiser führte aus: „Was wir heute brauchen sind Menschen, die uns Beispiel sind in ihrer Weltanschauung, in ihren vorgelebten Werten, in ihrer Standhaftigkeit im Glauben. Eises Leben und Werk sollte als Vorbild in unserer Gemeinde lebendig gehalten werden.“
Fotos, Briefe, Dokumente aus verschiedenen Lebensphasen
Andreas Kreutzkam erläuterte das Gedächtnisbuchprojekt und die aus ihm entstandene Ausstellung Namen statt Nummern: „Viele Menschen haben sich seither am Projekt beteiligt, Menschen verschiedener Alters- und Berufsgruppen, darunter auch zahlreiche Schüler und Schülerinnen an bayerischen Gymnasien im Rahmen von W-Seminaren. Es sind Ehrenamtliche und Geschichtsinteressierte, die sich als Projektteilnehmer auf die Spurensuche machen und diese Lebensgeschichten zusammentragen.“
Die Projektteilnehmer arbeiten eng mit den Familienangehörigen, manchmal sogar noch mit einem Überlebenden des Lagers selbst zusammen. „Sie suchen nach Fotos, Briefen, Dokumenten aus den verschiedenen Lebensphasen, führen Zeitzeugeninterviews und tragen in oft mühevoller Detektivarbeit Quellen aus ganz verschiedenen Archiven zusammen. „Ich fühle mich, als ob ich einen Schatz gefunden hätte“, so schrieb uns einmal eine Teilnehmerin über ihre Freude, als sie endlich auf eine Spur gestoßen war.“ Viele Mosaiksteine ergeben dann die Gedächtnisblätter, Lebensgeschichten ehemaliger Dachau-Häftlinge auf vier DIN-A 3 Seiten mit Bildern und Dokumenten.
Die Ausstellung in Oeffingen ist noch bis zum 1. Oktober zu sehen.
Galerie: Fotos der Gedenkveranstaltungen
(7.9.2017; Text: Irene Stuiber)
31. August 2017
ASF-Freiwilligendienst: Vielen Dank, Lera und Sandra!
Ende August endet der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste-Freiwilligendienst von Lera und Sandra. Durch ihre Unterstützung konnte vieles im Gedächtnisbuchprojekt realisiert werden, was sonst nicht möglich gewesen wäre. Tausend Dank!
Noch bis 26.9.2017 ist eine Ausstellung in der Versöhnungskirche zu sehen, die die beiden gestaltet haben: Sie haben Bekannte aus mehreren Nationen zum Thema Rassismus befragt. Die Antworten zeigen sie zusammen mit einem Foto der Autorin / des Autors. Näheres dazu findet sich auf Website der Versöhnungskirche: http://versoehnungskirche-dachau.de/angebote/pages/Ausstellungen.php
Sandra und Lera kehren zurück nach Großbritannien bzw. in die Ukraine. Im September starten zwei neue Freiwillige aus Polen und den USA ihren Freiwilligendienst in Dachau.
(31.8.2017; Text: Irene Stuiber; Foto: Klaus Schultz)
30. August 2017
Einladung: Gedenkgottesdienst und Ausstellungseröffnung in Oeffingen
In Oeffingen findet am 3. September um 10 Uhr ein Gedenkgottesdienst anlässlich des 75. Todestags von Pater Albert Eise statt. Im Anschluss erfolgt die Eröffnung der Ausstellungen „Namen statt Nummern“ und „Geistliche im KZ Dachau“. Verfasserin Maria Gross stellt ihre Gedächtnisbuch-Recherchen zu Albert Eise vor.
Albert Eise – Ausschnitt aus dem Plakat zur Ausstellung
Im Rahmen des W-Seminars am Freisinger Camerloher Gymnasium recherchierte die Schülerin Maria Gross die Biographie von Albert Eise, der für sein Engagement in der Schönstattbewegung KZ-Haft erleiden musste und im KZ Dachau starb.
Anlässlich der Gedenkveranstaltungen zum 75. Todestag Pater Albert Eises in Oeffingen wird sie ihre Forschungen bei der Ausstellungseröffnung vorstellen. Einführende Worte in die Ausstellung kommen von Manfred Kaiser und Andreas Kreutzkam.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen finden sich rechts im Veranstaltungskalender dieser Website.
Ein Jahr lang war Sandra als Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Dachau. Zum Abschluss zieht sie Bilanz.
Sandra am Dachauer Schlossberg
Habe ich das Jahr genossen? Ja, auf jeden Fall. Ich habe sehr viele nette Menschen kennengelernt, viel gelernt und ganz viele neue Erfahrungen gesammelt. Ich verstehe sogar jetzt Bayerisch! Die Internationale Jugendbegegnung war auch ganz toll. Es war eine wirkliche Ehre, so viele Zeitzeugen kennenzulernen, und ich habe es auch genossen, Zeit mit einigen meiner Vorgänger zu verbringen.
Womit habe ich mich dieses Jahr beschäftigt? Wenn ich alles nennen würde, wäre dieser Bericht viel zu lang. Deshalb nenne ich nur ein paar Beispiele:
Niederländische Gedächtnisblätter. Ich habe manche Biographien von ehemaligen Häftlingen, die bisher nur in niederländischen Gedächtnisblättern erfasst waren, in sogenannten Kurzbios zusammengefasst und ins Deutsche übersetzt, damit sie ins Internet gestellt werden konnten.
22. März. Ich habe bei der Vorbereitung für die jährliche Präsentation von neuen Gedächtnisblättern geholfen, und habe selbst die Biographie von Moses Lewkowitz präsentiert. Ich habe dabei die Autorin des Blattes vertreten, weil sie nicht zur Veranstaltung kommen konnte.
50 Jahre Versöhnungskirche. Ich war bei allen Veranstaltungen dabei, die die Versöhnungskirche zu den 50 Jahr-Feiern gehalten hat. Ich fand sie beeindruckend, besonders das Gespräch mit ehemaligen Mitarbeitern der Versöhnungskirche. Die persönlichen Geschichten und Erinnerungen, die sie dort erzählt haben, werden mir lange in Erinnerung bleiben.
Jetzt, wo das Jahr sich seinem Ende nähert und ich mich gut eingelebt habe, bedauere ich, dass ich nicht noch ein Jahr bleiben kann. Ich könnte vielleicht eine eigene Biographie recherchieren und manch andere Projekte noch weiter begleiten. So ist das Leben manchmal.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die mich durch das Jahr begleitet haben. Viele schöne Grüße an alle!
Einladung: Zur Verabschiedung von Sandra Usselmann findet am Sonntag, den 27. August 11 Uhr in der Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte ein Gottesdienst und ein anschließender Empfang statt. Weitere Details finden sich im Veranstaltungskalender dieser Website.
ASF-Freiwillige: Wiedersehen bei der Internationalen Jugendbegegnung
Jan Kwiatkowsky, Mayrycy Przyrowsy, Lera Plotnik, Kat Semel, Sabine Gerhardus, Maya Bakulina, Agco Halmen
Viele der ehemaligen ASF-Freiwilligen im Gedächtnisbuch-Projekt kommen gerne zur Internationalen Jugendbegegnung und verstärken das Team. Sabine Gerhardus nutzte die Gelegenheit, um alle wiederzusehen.
„Ich habe die Freiwilligen an einem Freitagabend bei der Jugendbegegnung besucht, als sie gerade dabei waren, die Zeitzeugengespräche vorzubereiten. Ich habe mich sehr gefreut, alle wiederzusehen und diejenigen zu treffen, die weiterhin an der Erinnerungsarbeit interessiert und aktiv sind. Kat hat mir von unserer Wanderausstellung erzählt, die sie an ihrem Arbeitsplatz, dem Los Angeles Museum of the Holocaust gezeigt hat. Sie war überrascht, wie positiv die Reaktionen der Besucher waren, sehr viele haben sich ins Besucherbuch eingetragen. Alle genossen es sichtlich, im Team der Jugendbegegnung zu sein.“
(23.8.2017; Text: Sabine Gerhardus, IS)
17. August 2017
Interview: Ausstellung Namen statt Nummern in Los Angeles
Vom 21. April bis zum 10. August zeigte das Los Angeles Museum of the Holocaust (LAMOTH) die Ausstellung Namen statt Nummern. Kat Semel, ehemalige Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Dachau und jetzt Director of Student Tours and Teacher Training im Museum erzählt von der Ausstellung und vom Begleitprogramm.
Ausstellung in Los AngelesKat Semel im Los Angeles Museum of the Holocaust
Wie hat das Los Angeles Museum oft the Holocaust (LAMOTH) die Ausstellung gezeigt?
Wir wählten 8 Banner der Ausstellung, um bestimmte Häftlingsgruppen, die im KZ Dachau inhaftiert waren, herauszustellen. Wir wollten die Unterschiede zwischen den Häftlingsgruppen und ihrem sozialen und nationalen Hintergrund zeigen und die Verachtung der Nazis für so viele Personengruppen deutlich machen.
Womit wurden die Banner der Ausstellung ergänzt?
Wir ergänzten die Ausstellung mit Exponaten aus dem Archiv des LAMOTH. Wir zeigten Briefe von Häftlingen in Dachauer Nebenlagern, um Einblicke in das Leiden der Häftlinge zu geben und auch, um zu zeigen, was ihnen erlaubt war. Dazu kamen Fotos, die während und nach der Befreiung aufgenommen wurden und die amerikanischen Soldaten gegeben wurden, damit sie ihre Erfahrungen mit so vielen Menschen wie möglich teilen konnten. Ein besonders eindrückliches Ausstellungsstück war ein Bericht des Armeegeheimdiensts OSS, dem späteren CIA, über die Situation in Dachau bei der Befreiung.
Gab es ein Begleitprogramm?
Zur Eröffnung der Ausstellung zeigten wir die Kurzdokumentation „The Liberators: Why We Fought“. In diesem Film erzählen einige Befreier Dachaus und Dachau-Überlebende von ihrer Zeit im Konzentrationslager und auch davon, was während und nach der Befreiung geschah. Zwei Überlebende, Ben Lesser und Joshua Kaufman, sprachen nach dem Film und antworteten auf Fragen. Es war sehr bewegend, dass der Film und die Ausstellung sich so gut ergänzten.
Wie war die Resonanz der Besucher?
Die Rückmeldungen der Besucher waren wirklich sehr erstaunlich. Viele Leute haben gesagt, dass sie vorher noch nie so viel über Dachau gehört haben und nicht gewusst haben, wie das Leben in den Lagern war. Die Besucher bestaunten vor allem die Ausstellungsstücke, die eine direkte Verbindung zu unserem Museum aufweisen – eines der Displays zeigte die Identifikationskarte des in Los Angeles wohnenden Dachau-Überlebenden Joe Alexander, der in Kaufering befreit worden war.
Warum hat sich das LAMOTH für diese Ausstellung entschieden?
Es hat uns sehr gefreut, dass wir mit der Ausstellung des Gedächtnisbuchs Namen statt Nummern arbeiten durften. Wir konnten in diesem Rahmen Ausstellungsstücke zeigen, die wir vorher noch nie präsentiert haben und neue Informationen zu diesem wichtigen Teil der Geschichte vermitteln.
(17.8.2017, Fotos: LAMOTH; Interview und Übersetzung: Irene Stuiber)