Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die Opfer der Novemberpogrome
So, 9.11.25, 11 Uhr
Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, Alte Römerstraße 87, 85221 Dachau
Als aktiver sozialdemokratischer Kommunalpolitiker geriet Ferdinand Zwack in den Unterdrückungsapparat der Nazis. Ein Gedächtnisblatt zu dem Freisinger Politiker steht nun online.
Ferdinand Zwack
Immer wieder ergänzen neue Gedächtnisblätter das Verzeichnis auf dieser Website. In den letzten Wochen kamen unter anderem die Biographien von Ferdinand Zwack, Albert Eise und Abdelkader Mesli dazu. Einige niederländische Gedächtnisblätter ergänzten wir durch deutsche Zusammenfassungen.
Zu den Gedächtnisblättern geht es über die alphabetische Leiste über diesem Beitrag. Wir wünschen eine interessante Lektüre!
(17.11.2017; IS, Foto: Stadtarchiv Freising)
5. November 2017
Studienfahrt nach Köln und Vogelsang
Drei große Themen hatte die diesjährige Studien- und Gedenkstättenfahrt vom 27.10.2010 bis zum 29.10.2017: Das NS-Dokumentationszentrum EL DE-Haus in Köln, die NS-Dokumentation Vogelsang und einen Rundgang durch das jüdische Köln. Veranstalter waren das Dachauer Forum, die evangelische Versöhnungskirche, die katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte und die KZ-Gedenkstätte Dachau.
Das Kölner NS-Dokuzentrum EL DE-Haus
Seit 1981 befindet sich ein Dokuzentrum im EL DE-Haus in Köln, dem Zentrum der Kölner Gestapo. Zunächst umfasste der Erinnerungsort nur die Gefängniszellen, denn Köln nutzte das Gebäude für Behörden, unter ihnen befand sich das Standesamt. Das hat sich gründlich geändert: Ab 1991 wurde das Gebäude zum zentralen Ort des NS-Gedenkens und zum Kölner NS-Dokuzentrum ausgebaut. Hier findet sich heute nicht nur der Gedenkort Gestapogefängnis, sondern auch eine Dauerausstellung „Köln im Nationalsozialismus“ sowie ein pädagogisches Zentrum, ein Archiv und eine Bibliothek. Der letzte Um- und Ausbau erfolgte 2009.
Die Ausstellung im Keller folgt dem Grundsatz, das Gebäude selbst als Augenzeugen zu präsentieren. Dies gelingt, da dem Besucher der beklemmende Blick in die Gefängniszellen ermöglicht wird. Die genaue Abbildung und Erläuterung der Wandkritzeleien auf Stellwänden lässt die Erlebnisse und Gefühle der hier Eingesperrten konkret werden.
Die pädagogische Abteilung präsentierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studienfahrt die pädagogische Arbeit mit sehr jungen Besuchergruppen. Das Team des Hauses geht mithilfe von an die Decken und Wände montierten Alltagsmobiliar sehr kreativ an die Themenstellungen der NS-Geschichte heran.
Herrenmenschen – NS-Dokumentation Vogelsang
Eingang zur Ausstellung „Bestimmung: Herrenmensch“
2016 wurde die NS-Dokumentation in Vogelsang eröffnet. Die Ausstellung „Bestimmung: Herrenmensch“ teilt sich das Ausstellungsgebäude mit einer Präsentation zum Naturpark Eifel. Auf die ausführlichen Erläuterungen beim Gang durch die Ausstellung folgte der Workshop mit den sorgfältig gewählten pädagogischen Materialien.
Freilich warf die dargestellte Zwangsläufigkeit, mit der die „Junker“ der NS-Ordensburg zu Massenmördern wurden, auch die Frage bei den Teilnehmenden auf, wieweit dafür die ideologische Schulung in der NS-Ordensburg als Voraussetzung gelten kann. Ein Teilnehmer verwies in der Diskussion auf das Buch von Christopher Browning, das die Täterschaft „ganz normaler Männer“ dokumentiert.
Der Rundgang über das Außengelände zeigte, wie die Platzierung des Gebäudes die Weltherrschaftsansprüche der Nazis unterstreichen sollte. Deutlich wurde auch, dass die künftige NS-Elite ziemlichen Drill ausgesetzt war. Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier zunächst britisches, ab 1950 belgisches Militär stationiert.
Rundgang durch das jüdische Köln
Unterwegs in Köln
Bereits seit dem 3. Jahrhundert gibt es jüdisches Leben in Köln. Die Stadtführung rief vieles davon in Erinnerung, obgleich der Schwerpunkt auf der Zeitgeschichte lag. Mit dem Deserteursdenkmal und der Inschrift zur Erinnerung an ermordete Roma und Sinti nahm die Stadtführung auch andere Opfergruppen des NS in den Blick. Spannend der allererste Stopp der Führung, das 1999 errichtete Denkmal für Edith Stein mit dem Namen „Gruppenbild einer Heiligen“: Es zeigt eine nicht unwidersprochen gebliebene Weiterentwicklung der Jüdin zur Frauenrechtlerin und schließlich zur katholischen Nonne. Weitere wichtige Stationen des Rundgangs waren das Richmondishaus und der Erich-Klibansky-Platz. Hier steht der Löwenbrunnen, der namentlich an über 1100 Mordopfer erinnert.
Fotos von der Exkursion
(5.11.17; Fotos und Text: Irene Stuiber)
2. November 2017
Reges Besucherinteresse in Hohenkammer
Noch bis zum 8. November gibt es im Schloss Hohenkammer für zeitgeschichtlich Interessierte viel zu sehen: Die Ausstellung der Geschichtswerkstatt und des Gedächtnisbuchs zeigt Exponate zur Geschichte des Orts und seiner Bewohner im Nationalsozialismus.
Vor dem Gedächtnisblatt zu Thomas Gross
Trägerkreismitglied Klaus Schultz hat sich die Ausstellung am vergangenen Wochenende angesehen und uns einige Fotos geschickt. Sie dokumentieren die Vielfalt der Ausstellung und das rege Besucherinteresse.
Weitere Informationen zum Veranstaltungsort und zum Begleitprogramm finden sich in unserem Veranstaltungskalender rechts auf dieser Website.
[2.11.17; Fotos: Klaus Schultz; IS]
26. Oktober 2017
Niederländisches Buch über Jaap van Mesdag
Seit kurzem steht das Gedächtnisblatt zu Jaap van Mesdag auf dieser Website im Verzeichnis der Gedächtnisblätter. Es entstand im Rahmen des Niederländischen Gedächtnisbuchs, initiiert und begleitet von Jos Sinnema. Nun hat Jos Sinnema ein niederländisches Buch über Jaap van Mesdag vorgelegt.
Titelseite des neuen Buchs
Am 21. Oktober 2017 fand auf dem Flughafen Lelystad in den Niederlanden eine Buchpräsentation statt. Präsentiert wurde das Buch Doen, über den ehemaligen niederländischen Dachau-Häftling Jaap van Mesdag. Nach dem Krieg entwickelte Jaap sich zum passionierten Sportflieger und einer markanten Persönlichkeit in der Welt der historischen Luftfahrt.
Jaap van Mesdag war ein bunter Mensch. Ein leidenschaftlicher Jazzmusiker, der im Zweiten Weltkrieg versuchte, in einem Kanu nach England zu fahren, und, durch schlechtes Wetter in Not geraten, auf seiner Trompete das S.O.S.-Signal blies. Ein Schiff der Kriegsmarine rettete ihn, doch folgten danach 33 Monate Haft, unter anderem in drei Konzentrationslagern. Nach seiner Befreiung in Dachau fuhr er an die afrikanische Goldküste, arbeitete für J.P. Morgan auf der Wall Street und handelte mit Grand Cru-Weinen aus dem Bordeaux. Nebenbei restaurierte er eine Poldermühle aus dem siebzehnten Jahrhundert, in die er später einzog. Der Spitzname Doen (Tun), den ihm seine Mutter schon als kleiner Junge gegeben hatte, war treffend gewählt.
Jaap van Mesdag im Cockpit (Foto: Joop Groot Nuelend)
Im Buch Doen wird dies alles thematisiert, doch geht es größtenteils über sein Lebenswerk, den Aufbau einer einzigartigen Sammlung historischer Flugzeuge, mit der er 1976 begonnen hat. Gesammelt hat er vor allem Flugzeuge aus den Anfangsjahren der Fliegerei, als die „Vögel“ noch aus Mahagoni und Eisenholz, Spannseilen und Segeltuch hergestellt wurden. Eine Zeit auch, in der das Fliegen wagemutigen Pionieren vorbehalten war. Um sich herum sammelte Jaap Männer, die darüber genauso begeistert waren wie er, und die ihm helfen konnten, diese Early Birds zu restaurieren und nachzubauen. Flugtaugliche Maschinen sollten es sein, mit denen sie zum Beispiel den Flug von Louis Blériot über den Ärmelkanal wiederholen konnten. Blériot schaffte dies im Jahre 1909 als allererster, und die Waghalsigkeit von Luftfahrtpionieren, wie er einer war, regte Jaaps Phantasie an.
Blick ins Buch
Das Buch Doen ist auf Niederländisch geschrieben worden von Jos Sinnema, hat 152 Seiten und ist mit über 130 Fotos und Abbildungen reich illustriert. Man kann es für 20 Euro plus Portokosten bestellen, über die Mailadresse jossinnema@vroegevogels.org . Die Einnahmen kommen der Stiftung Vroege Vogels zugute, in der Jaaps Flugzeuge untergebracht worden sind.
(26.10.2017. Foto Jan van Mesdag im Cockpit: Joop Groot Nuelend; Text Jos Sinnema)
24. Oktober 2017
Oeffingen: Exkursion in die Gedenkstätte Dachau
Als Begleitprogramm zur Ausstellung „Namen statt Nummern“ veranstaltete die Christus König-Gemeinde in Oeffingen am Samstag, den 21. Oktober 2017 eine Fahrt in die Dachauer Gedenkstätte. Der 75. Todestag des im KZ Dachau verstorbenen Paters Albert Eise veranlasste die Kirchengemeinde zu mehreren Veranstaltungen, darunter auch zu dieser Exkursion.
Interessierte Gäste aus Oeffingen in Dachau
35 Personen nahmen an der Fahrt nach Dachau teil, unter ihnen auch eine Schülergruppe. Ludwig Schmidinger von der Katholischen Seelsorge an der Gedenkstätte und Björn Mensing, Pfarrer an der evangelischen Versöhnungskirche, begleiteten die Besucher aus Oeffingen in zwei Gruppen durch die Gedenkstätte.
„Die Teilnehmenden waren sehr interessiert und von den beiden Führungen sehr angetan.“, resümiert Reiseleiter Konrad E. Pflug. Die Führungen setzten unterschiedliche Schwerpunkte: Ludwig Schmidinger fokussierte auf die Ausgrenzungs- und Einschüchterungsmechanismen der Nazis. „Das bezogen die Teilnehmenden durchaus auch auf die Gegenwart.“, fasst Konrad E. Pflug zusammen. Björn Mensing zeigte der Schülergruppe die Gedenkstätte.
Zum Exkursionsprogramm gehörte die Vorstellung des neuen Ausstellungsbanners zu dem aus Oeffingen stammenden Pater Albert Eise. Maria Gross, Autorin einer Gedächtnisbuchbiographie zu Eise, hatte dazu einen Text vorbereitet, den ihr Vater in der Versöhnungskirche vorlas. „Dieser persönliche Text war nach Meinung vieler Teilnehmer der unerwartete Höhepunkt der Fahrt nach Dachau.“, so Konrad E. Pflug. „Zusammen mit dem Abschlussgottesdienst im Karmel war das ein eindrücklicher und nachdenklich machender Abschluss.“
(24.10.2017; Text: IS)
20. Oktober 2017
Einladung: Ausstellungseröffnung in Hohenkammer
Am Freitag, den 27.10.2017 um 18 Uhr wird im Schloss Hohenkammer die Ausstellung „Hohenkammer in der NS-Zeit, Namen statt Nummern – Lebensgeschichten aus dem dörflichen Widerstand“ eröffnet.
Anton Held beim Bau seines ersten „Hauses“, eines Wohnwagens, in den 1940er Jahren.
Am 30. Juni 1933 wurden in Hohenkammer drei junge Männer festgenommen und für mehrere Monate ins KZ Dachau gebraucht. „Nur eine rote Oppostionsgruppe arbeitet uns seit Wochen mit allen Mitteln entgegen“, beklagte sich der NSDAP-Stützpunktleiter Hohenkammer. Wer mehr über diese drei jungen Männer erfahren will, hat dazu bei der Ausstellungseröffnung Gelegenheit: Karl Strauß stellt die Lebensgeschichten von Thomas Held und Thomas Groß vor, Sabine Gerhardus widmet ihr Referat zur Ausstellung Korbinian Geisenhofer. Ebenfalls zu diesem Freundeskreis gehörte ein vierter junger Mann: Anton Held, dessen Biographie Nina Augustin präsentiert.
Musikalisch umrahmt wird die Ausstellungseröffnung von Manfred Burghardt und dem treffpunkt.chor.projekt.
(20.10.2017; Text: Irene Stuiber; Foto: Familienbesitz Familie Held)
15. Oktober 2017
Internationales Interesse am Gedächtnisbuch
James Parisi, der Vizepräsident der Lehrergewerkschaft von Rhode Island, interessierte sich bei seinem Besuch in der Gedenkstätte Dachau für das Gedächtnisbuch.
Parisi besuchte die Gedenkstätte am 5. Oktober 2017 in Begleitung seines Sohns und seines Schwiegersohns. Auf Bitte des BLLV-Landesgeschäftsführers Dieter Reithmeier hatte das Dachauer Forum dazu einen englischsprachigen Referenten organisiert. Ebenfalls an der Führung teilgenommen haben die beiden neuen ASF-Freiwilligen im Gedächtnisbuchprojekt Beata und Maja. Sie nutzten die Gelegenheit, um von ihrer Arbeit und der Gedächtnisbuchausstellung Namen statt Nummern zu erzählen. Es gibt die Ausstellung in einer englischsprachigen Version, zuletzt wurde sie in den USA im Los Angeles Museum of the Holocaust gezeigt.
Erinnerungspolitik nimmt einen großen Raum im Besuchsprogramm von James Parisi ein. Bereits vorher hatte er in München das NS-Dokuzentrum besucht.
(15.10.2017; Text: Irene Stuiber)
15. Oktober 2017
An International Interest in the Remembrance Book
James Parisi, Vice President of the Teachers Union of Rhode Island, shows interest in the Remembrance Book during his visit to the Concentration Camp Memorial Dachau.
Parisi visited the Memorial Site on the 5th of October, 2017 with his son and son-in-law. At the request of the BLLV Regional Manager, Dieter Reithmeier, the Dachauer Forum organized an English speaking tour for the group. Also on the tour were the new ASRP Remembrance Book volunteers, Beata and Maja. They used this opportunity to share information about their work with the Remembrance Book’s temporary exhibit “Names Instead of Numbers”. There is an English version of the exhibition, which was last displayed in the USA at the Los Angeles Museum of the Holocaust.
Parisi took great interest in the subject of remeberance, earlier in the week he also visited the Munich Documentation Center for the History of National Socialism.
(15.10.2017; Text Irene Stuiber; Translation: Maja Lynn)
9. Oktober 2017
Gedächtnisbuchrecherche als Film
Monatelang begleitete Filmemacher Julian Monatzeder die Schülerin Katharina Steinegger bei ihrer Erstellung eines Gedächtnisblatts. Das Ergebnis hat der BLLV nun als Film vorgelegt.
Katharina Steinegger in Kaunas
Ein Gedächtnisblatt über den jüdischen Lehrer Ferdinand Kissinger recherchierte die Schülerin Katharina Steinegger im Rahmen eines W-Seminars am Gymnasium Grafing. Der Filmemacher Julian Monatzeder schaute ihr dabei mit der Kamera über die Schulter und dokumentierte die einzelnen Stationen der Entstehung der Biographie. Die Recherche führte die Schülerin nach Dachau, München und nach Kaunas, durch verschiedene Archive und Gedenkstätten.
Möglich machte den Film und die Reise nach Litauen der BLLV, der in diesem Film sein Projekt „Erinnern“ vorstellt, ein Kooperationsprojekt des Gedächtnisbuchs. Den Fachschaften Geschichte der bayerischen Gymnasium ist jeweils ein Exemplar des Films zugegangen. Sehen kann man die 25minütige Dokumentation über die Projektwebsite des BLLV: https://www.bllv.de/Projekt-Website.7941.0.html .
Weitere Informationen zu W-Seminaren im Rahmen des Gedächtnisbuchs sind bei Projektleiterin Sabine Gerhardus erhältlich, die nach Interessenten für ein W-Seminar insbesondere in Franken Ausschau hält. Sie ist unter der Mailadresse info@gedaechtnisbuch.org erreichbar.