Jakob Hartmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Infos und Programm zur Projektpräsentation am 22. März

Detaillierte Informationen zum Programm für die Projektpräsentation am 22. März enthält eine Presseinformation:

PRESSEEINLADUNG

Anlässlich des 82. Jahrestages der Errichtung des Konzentrationslagers Dachau

Am Sonntag, den 22. März 2015 um 16.00 Uhr in der Kirche Karmel Heilig Blut an der KZ-Gedenkstätte Dachau

Namen statt Nummern  

Präsentation der neuen Gedächtnisblätter

„Durch den persönlichen Kontakt und die Freundschaft mit Otto Schimmel habe ich so viel über ihn erfahren, dass ich ein ganzes Buch füllen könnte.“, schreibt die Dachauer Schülerin Christina Kranz über ihre Recherche zu dem aus Ungarn stammenden Juden, der jetzt in den USA lebt. Während der letzten zwei Jahre hat Christina sich intensiv mit der Lebensgeschichte von Otto Schimmel und dem Holocaust der ungarischen Juden beschäftigt. Immer wieder hat sie mit Schimmel telefoniert und Emails ausgetauscht. Schimmel wurde zusammen mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert als er 17 Jahre alt war. Seine Mutter, seine Schwester und seine Großmutter wurden gleich nach Ankunft ermordet. Otto wurde zusammen mit seinem besten Freund aus Kindertagen, Paul Herczeg, und dessen Vater ins Dachauer Außenlager Mühldorf verlegt, wo Pauls Vater starb. Paul und Otto emigrierten zusammen mit ihrem ehemaligen Mitgefangenen Tibor Polgar in die USA bzw. nach Kanada, wo sie bis heute eng befreundet sind. Aus der Recherche von Christina Kranz ist eine umfangreiche Seminararbeit für das Josef-Effner-Gymnasium geworden. Ihr Gedächtnisblatt gewährt einen sehr persönlichen Einblick in Otto Schimmels Leben.

„Das interessante an der Forschungsarbeit ist ja, dass es wie eine Mosaikarbeit ist: Mit jedem Mosaiksteinchen wird das Bild klarer, auch wenn man manchmal nicht alle Steinchen findet.“ Annegret Braun hat für ihr Gedächtnisblatt über Jakob Hartmann das entscheidende Steinchen gefunden: Sie kann jetzt nachweisen, dass der Landwirt und Musiker aus ihrem Heimatort Sulzemoos 1934 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert war. Aus den ersten Jahren des Konzentrationslagers sind die Häftlingsunterlagen lückenhaft, auch Jakob Hartmann fehlte dort bisher. Nun stellt die Projektleiterin der Geschichtswerkstatt ihre Forschungsarbeit über Jakob Hartmann vor.

Ehrenamtliche Autorinnen und Autoren verfassten Biographien von 14 ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau. Am 22. März stellen sie Gedächtnisblätter über den jüdischen Kinderarzt Ludwig Kaumheimer, den katholischen Geistlichen und Sorben Alois Andritzki, den Kommunisten und Widerstandskämpfer Max Günther, den jüdischen Lehrer Gustav Neustädter und andere vor.

Auch in den Niederlanden haben sich Schüler und Schülerinnen am Projekt beteiligt: Der heute 91-Jährige Henk van de Water hat den Schülern Jelle Tabak und Ischa Schrijver seine Geschichte erzählt: „`Van den Wasser, morgen ab nach Dachau!´ – Ich hatte keine Ahnung was das bedeutete, aber ein Zellengenosse erklärte mir: ‚Morgen kommst du nach Dachau, ins Konzentrationslager.‘“ Henk van de Water wurde verhaftet, als er nach anderthalb Jahren Zwangsarbeit einen Fluchtversuch gewagt hatte. Jetzt begleitet er die beiden Schüler zur Präsentation seines Gedächtnisblattes nach Dachau.

Weitere Information und Betreuung des Projekts:

Sabine Gerhardus
Dachauer Forum e. V.
Ludwig-Ganghofer-Str. 4
85221 Dachau
Tel.  ++49-8131-99 68 80
Fax. ++49-8131-99 68 810
E-Mail: info@gedaechtnisbuch.de
www.gedaechtnisbuch.de

Spendenkonto:

Dachauer Forum, Sparkasse Dachau
Konto 380 935 262, BLZ 700 515 40 „Gedächtnisbuch“ (bitte angeben)

Träger:

Dachauer Forum e.V. ■ Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau ■ Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit in Dachau e.V. ■ Max Mannheimer Studienzentrum ■ Katholische Seelsorge in der KZ-Gedenkstätte Dachau

 

 

 

Gedenkstätte Vught

Projektbesuch in den Niederlanden: Gedenkstättenbesuche in Vught und Amersfort

Am Nachmittag des 5. März besuchten Jos Sinnema und ich die KZ-Gedenkstätte Vught (ehemaliges KZ Herzogenbusch). Wir wurden von der Kuratorin Brigitte de Kok empfangen, die sich viel Zeit nahm, mir die Gedenkstätte und das Museum zu zeigen.

Besonders beeindruckend fand ich die vielfältige Geschichte dieses historischen Ortes, die sich nicht nur im Konzept des Museums niederschlägt, sondern auch in der aktuellen Nutzung des Areals: Während der deutschen Besatzung der Niederlande befand sich hier das Konzentrationslager Herzogenbusch, in dem politische und jüdische Häftlinge untergebracht wurden. Im September 1944 räumten die Nazis das Lager.

Nach Ankunft der Alliierten in Oktober 1944 wurden die Baracken für ein Internierungslager genutzt für tausende Niederländer, die der Kollaboration verdächtigt wurden. Etwa zur gleichen Zeit wurden in einen anderen Teil des Lagers Deutsche gebracht, die aus ihren umkämpften Dörfern evakuiert wurden. Nach etwa 8 Monaten kehrten sie in ihre zerstörten Häuser zurück. 1951 brachte man Bewohner der südpazifischen Molukken hier unter, die als ehemalige Soldaten der niederländischen Armee gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen Indonesiens von der niederländischen Kolonialmacht gekämpft hatten und nach der Unabhängigkeit unerwünscht waren. Sie leben bis heute mit ihren Familien auf dem Gelände, die Baracken wurden 1992 durch Reihenhäuser ersetzt, die – auf Wunsch der molukkischen Bewohner – das äußere Erscheinungsbild des Barackenlagers beibehielten. Der größte Teil des Geländes wird von einem Hochsicherheitsgefängnis eingenommen, in dessen Zentrum der ehemalige Bunker des Konzentrationslagers liegt.

Die Gedenkstätte beansprucht zwei Teile am Rande des Areals, das Museum zur Geschichte des Konzentrationslagers und die Baracke Nr. 1, in der es seit November 2013 eine Ausstellung zu den vier Phasen des Lagers gibt.

In der zweiten Hälfte dieses Jahres wird in der Gedenkstätte die Internationale Wanderausstellung Namen statt Nummern des Gedächtnisbuchs mit Bannern von Häftlingen gezeigt, die über das Konzentrationslager Herzogenbusch nach Dachau deportiert wurden.

 

Die Leiterin der Gedenkstätte Amersfoort mit Ausstellungsmaterial

Besuch in der Gedenkstätte Amersfoort

Am Freitag, den 6. März, besuchten wir die Gedenkstätte des Polizeilichen Durchgangslagers Amersfoort. Hier waren vor allem politische Häftlinge untergebracht, die von der SS grausam misshandelt wurden. Besonders berüchtigt war der sogenannte „Rosengarten“, ein von Stacheldraht umzäuntes Areal im Innern des Lagers, in dem Häftlinge viele Stunden lang regungslos stehen mussten.

Die Gedenkstätte besitzt ein kleines Museum, um das sich eine große Zahl von Ehrenamtlichen kümmert. Im einzigen Ausstellungs- und Versammlungsraum werden von 13. April bis 7. Mai Banner der Häftlinge, die hier inhaftiert waren, aus unserer Wanderausstellung gezeigt. In diesen Zeitraum fallen die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung, es werden mehrere Tausend Besucher erwartet.

(Text: Sabine Gerhardus)

Vorbereitungen für die Ausstellung in Amsterdam

Projektbesuch in den Niederlanden: Widerstandsmuseum in Amsterdam

Alle Projektbeteiligten in den Niederlanden stecken momentan mitten in den Vorbereitung für Ausstellungen und Veranstaltungen, die rund um den 70. Jahrestag der Befreiung von der deutschen Besatzung geplant sind. Am 5. März brachte ich der Kuratorin des Widerstandsmuseums Karen Tessel aus Dachau zwei Leihgaben für die Ausstellung in Amsterdam.

Karen konnte mir bereits Teile des Einführungsfilms und eine Videopräsentation von einer Station der Ausstellung zeigen. Für mich war es sehr spannend zu sehen, was alles geplant ist, welche Recherchen noch durchgeführt werden und mit welchem Enthusiasmus alle Beteiligten am Werk sind. Ich freue mich schon sehr darauf, die Ausstellung Ende April zu sehen und vor allem über die neuen Impulse, die sich – so viel kann ich schon sagen – aus dieser Zusammenarbeit für unser Projekt ergeben.

(Text: Sabine Gerhardus)

Annalena Elsner referiert über Pfarrer Paul Lachawietz

 

 

Großes Interesse – Ausstellungseröffnung in Altomünster

Andrang im Museum Altomünster war größer als erwartet bei der Ausstellungseröffnung der beiden Ausstellungen „Die Stadt und das Lager“ und „Kriegsende und Nachkriegszeit im Landkreis Dachau“ am 7. März. Eilends wurde die Bestuhlung aufgestockt.
Wilhelm Liebhart, Vorsitzender des Museumsvereins, Historiker und Professor an der Hochschule Augsburg, fand in seiner Eröffnungsrede eine direkte kommunale Anwendungsmöglichkeit der präsentierten Fakten: Er regte an, eine Straße im Ortsteil Pipinsried der Gemeinde Altomünster nach Jakob Schmid zu benennen. Denn die Ausstellung „Die Stadt und das Lager“ zeigt, dass der Sozialdemokrat und Dachau-Häftling aus eben diesem Ort stammt.
Neben Jakob Schmid präsentiert die Ausstellung noch die Lebensgeschichten zweier weiterer Dachau-Häftlinge, die einen engen Bezug zu Altomünster haben: Über den letzten Pfarrer von Sittenbach, Paul Lachawietz, referierte Annalena Elsner. Sie schrieb seine Gedächtnisbuch-Biographie im Rahmen eines W-Seminars. Die beiden Nichten des Pfarrers haben erste vor kurzem von der Erwähnung ihres Angehörigen in der Ausstellung erfahren, beide waren anwesend. Als Kinder haben sie oft ihre Ferien bei ihrem Onkel verbracht, im Dorf nannte man sie die „Pfarrerskinder“. Mit ihrer Hilfe konnte eine Vitrine der Ausstellung mit Tagebücher und Predigtmanuskripten bestückt werden.

Über den in Altomünster geborenen Schuhmacherssohn Pfarrer Johann Neumair gibt eine Lesemappe Auskunft: Neumair geriet in die Mühlen der NS-Justiz, weil ein prominentes Mitglied des Kreisauer Kreises in seiner Gemeinde untergetaucht war. Stationen seiner Haft sind Dachau und das Berliner Gefängnis Plötzensee. Nur die Geschehnisse zu Kriegsende verhinderten einen Prozess vor dem Volksgerichtshof. In der Mappe finden sich auch weitere Biographien von Dachau-Häftlingen aus dem Landkreis.
Die zweite Ausstellung „Kriegsende und Nachkriegszeit im Landkreis Dachau“ beschäftigt sich mit der unmittelbaren Nachkriegszeit in Altomünster. Auch hier zieht das Museum praktischen Nutzen aus den Erkenntnissen der Geschichtswerkstatt: Die Tracht der Heimatvertriebenen soll künftig in der Trachtenstube Altomünster präsentiert werden, so Liebhart.
Bürgermeister Anton Kerle würdigte in seiner Anspache, dass nun nach 70 Jahren eine wertfreie Betrachtung der Geschehnisse der NS-Zeit und der Nachkriegszeit möglich sei.
Anton Jais, Vorsitzender des Dachauer Forums, freute sich über den großen Erfolg, den die Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau gefunden hat. Er betonte die Ambivalenz der Nachkriegsjahre: Der Antisemitismus sei nicht über Nacht verschwunden, die Zeit der Verdrängung begann mit dem alliierten Einmarsch.
Annegret Braun, Projektleiterin der Geschichtswerkstatt, wies auf die Veränderungen der Sozialstruktur in der unmittelbaren Nachkriegszeit hin: Plötzlich gab es viele Flüchtlinge im Ort, die oft nicht mit offenen Armen empfangen wurden. Ein weiteres Novum für die Gemeinde: Viele von ihnen waren Evangelische und Sozialdemokraten. Und 1946 kam in Altomünster das erste Besatzungskind zur Welt.
Die Ausstellung ist noch bis zum 19. April im Museum Altomünster zu sehen: http://www.museum-altomuenster.de/ .

Ein Bericht über die Ausstellungseröffnung findet sich auch auf
Merkur-online.de:
http://www.merkur-online.de/lokales/dachau/altomuenster/doppelausstellung-feiert-premiere-4799666.html

 

22. März: Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs

Etwa ein Dutzend Lebensgeschichten ehemaliger Dachau-Häftinge präsentieren die Verfasserinnen und Verfasser von Gedächtnisblättern am 22. März bei der Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs in der Kirche des Karmel Heilig Blut in Dachau.
Mal ausführlicher, mal nur schlaglichtartig werden die Biographien vorgestellt. Auch eigene Erfahrungen und Schlußfolgerungen, die die Verfasser bei der zeitgeschichtlichen Spurensuche und während der Auseinandersetzung mit der Geschichte von Verfolgten im Nationalsozialismus zogen, kommen zur Sprache.
Anwesend ist der holländische Dachau-Überlebende Henk van de Water zusammen mit Familienangehörigen und den Schülern, die über ihn eine Biographie geschrieben haben. Henk van de Water spricht das Schlußwort der Jahrespräsentation.

Ort: Kirche im Karmel Heilig Blut, Dachau, Alte Römerstraße 91
Zeit: 16 Uhr
Datum: 22. März 2015

Präsentation des Gedächtnisblatts zu Lachawietz (hier in Odelzhausen)

 Das Lager und der Landkreis: Ausstellungseröffnung in Altomünster

Die Ausstellungen „Das Lager und der Landkreis“ sowie „Kriegsende und Nachkriegszeit in Altomünster (1945-1949) werden am Samstag, den 7. März, um 19 Uhr im Museum Altomünster eröffnet. Beide Ausstellungen erarbeitete die Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau.
Die Ausstellung „Das Lager und der Landkreis“ stellt Lebensgeschichten von ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau vor, die aus dem Landkreis Dachau stammen. Die Ausstellung wurde im Rahmen des Gedächtnisbuchprojekts unter
Leitung von Sabine Gerhardus erarbeitet. Recherchiert haben Schülerinnen
und Schüler aus Dachau und Heimatforscher vor Ort.
Unter anderem geht es in der Ausstellung um Paul Lachawietz, langjähriger Kaplan in Altomünster und letzter Pfarrer von Sittenbach. Erst vor kurzem erfuhr eine seiner Nichten zufällig davon, dass ein Banner der Ausstellung ihrem Onkel gewidmet ist. Sie stellte der Geschichtswerkstatt Fotos, Tagebücher und Predigten zur Verfügung, die Ausstellung präsentiert einen Teil dieser Stücke in einer Vitrine.
Die ersten Jahre nach dem Krieg nimmt die Austellung „Kriegsende und Nachkriegszeit in Altomünster“ in den Blick: Ein einschneidendes Datum zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Altomünster ist der 26. April 1945 mit einem Luftangriff auf den Bahnhof. Am 28. April rückte die US-Armee ein. In den Folgemonaten und Jahren veränderte sich die Einwohnerstruktur von Altomünster entscheidend, nicht zuletzt weil viele Flüchtlinge und Vertriebene in die Gemeinde zogen – auch dies wird in der Ausstellung gezeigt.
Am Samstag, den 21. März, um 14 Uhr findet im Museum ein Erzählcafé statt.

Ausstellungseröffnung: Samstag, 7. März 2015, 19, Museum Altomünster, St.-Birgittenhof 6
Erzählcafé: Samstag 21. März, 14 Uhr im Museum (Veranstalter Dachauer Forum)
Ausstellungsdauer: 7. März bis 19. April 2015
Öffnungszeiten: Mittwoch – Samstag.: 13 bis 16 Uhr, Sonntag: 13 bis 17 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kat, ASF Volonteer: The first months in the project – Kat, ASF-Freiwillige: Die ersten Monate im Projekt

 Kat, ASF Volonteer, reports on her first months in the project:

„The Remembrance Book is a growing collection of biographies featuring former prisoners of Dachau. Over 100 biographies in various languages have been written since 1999.

School and university students, adults, and relatives of former prisoners participate in the project in order to remember the lives of individual prisoners of Dachau and to actively come to terms with the history of National Socialism. With the help of the project supervisor, they establish contact with Dachau survivors or the relatives and conduct interviews with them. They perform historical and archival research and, after reviewing all of their sources, compose a biography. The biographies are written entirely by the project participants and include pictures and original documents.”

I enjoy working at the Remembrance Book Project very much. It is the part of this project that allows me to delve deeper into the history of the site and the prisoners, and to connect with their stories.“

 Kat, Freiwillige der Aktion Sühnezeichen, berichtet über ihre ersten Monate im Projekt:

„Das Gedächtnisbuch ist eine wachsende Sammlung von Biographien über ehemalige Dachau-Häftlinge. Mehr als 100 Biographien in verschiedenen Sprachen sind seit 1999 geschrieben worden. Schüler und Studenten, junge  Erwachsene und Angehörige ehemaliger Häftlinge beteiligen sich an diesem Projekt, um an die Lebensgeschichte einzelner Dachau-Häftlinge zu erinnern und sich aktiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Mit Hilfe der Projektleiterin nehmen sie Kontakt zu Dachau-Überlebenden oder deren Angehörigen auf und führen mit ihnen Interviews. Sie recherchieren in Büchern und in Archiven und verfassen, wenn sie einen Überblick über die Quellen haben, eine Biographie. Die Biographien werden komplett von den Projektteilnehmern geschrieben und beinhalten Bilder und Originaldokumente. Ich mag es sehr, am Gedächtnisbuch mitzuarbeiten. Dieses Projekt erlaubt es mir, mich in die Geschichte des Lagers und der Häftlinge zu vertiefen und mich intensiv mit ihren Lebensgeschichten zu befassen.“

 

Ab April Ausstellung in Amsterdam: Politische Gefangene aus den Niederlanden im Konzentrationslager Dachau

PRESSEBERICHT
70 Jahre nach der Befreiung des
Konzentrationslagers Dachau – am 29. April 1945 – öffnet im Widerstandsmuseum
Amsterdam die Ausstellung
Namen statt Nummern
Politische Gefangene aus den
Niederlanden im Konzentrationslager Dachau

Zwischen 1941 und 1945 saßen über zweitausend Niederländer, vornehmlich politische Gefangene, im Konzentrationslager Dachau ein. Bei ihrer Ankunft bekamen sie eine Nummer; ihr Name spielte von da an keine Rolle mehr. In der vom 23. April bis 25. Oktober 2015 im Widerstandsmuseum Amsterdam gezeigten Ausstellung Namen statt Nummern – Politische Gefangene aus den Niederlanden im Konzentrationslager Dachau stehen die Personen hinter den Nummern im Mittelpunkt. Ausgangspunkt für die  Ausstellung sind die von Jugendlichen geschriebenen Biographien für das Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau in der Versöhnungskirche in der Gedenkstätte Dachau.

Das Widerstandsmuseum in Amsterdam zeigt anhand von Gegenständen, wie politische Gefangene – unter ihnen viele Widerstandskämpfer – im Konzentrationslager Dachau zu überleben versuchten. Jaap van Mesdag musizierte, Lies Bueninck-Hendrikse konnte ein Foto ihres Töchterchens versteckt halten, Willemijn Petroff-van Gurp schrieb ein Lieder- und Psalmen-Büchlein und dem Bildhauer Frits van Hall gelang es, kleine Reliefs anzufertigen.

Begegnung zwischen den Generationen.

In den vergangenen Jahren zeichneten Jugendliche für das Gedächtnisbuch in Dachau mehrere Geschichten von ehemaligen niederländischen Häftlingen auf. Sie forschten in Archiven, interviewten Überlebende des Konzentrationslagers oder ihre Hinterbliebenen und besuchten die Orte, an denen sie gefangen gehalten wurden. Die Geschichten haben viele Jugendliche enorm beeindruckt. „Wir haben, Dank dieses Projekts, eine Freundin hinzugewonnen! … Sie lässt uns darüber nachdenken, worum es im Leben wirklich geht“, sagt Jop Bruin über die ehemalige Gefangene Willemijn Petroff-van Gurp.

 

Interaktives Monument

Das Konzentrationslager Dachau wurde am 22. März 1933 als eines der ersten Konzentrationslager in Betrieb genommen. Es galt als Modell für alle später von den Nationalsozialisten errichteten Konzentrationslager. Für viele Gefangene wurde Dachau zur Endstation. In der Ausstellung entsteht ein interaktives Monument für ehemalige Häftlinge aus den Niederlanden. Es soll dem Besucher Antworten auf u.a. folgende Fragen geben: Wie viele niederländische Gefangene haben das KZ Dachau überlebt? Wie viele niederländische Frauen wurden dort gefangen gehalten? Besucher können digital Informationen hinzufügen, sodass ein immer vollständigeres Bild entsteht.

Aktuelles Unrecht

Heute, 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, werden noch immer Menschen aufgrund ihrer Meinung oder ihres Widerstands gegen Machthaber gefangen gehalten. In Zusammenarbeit mit Amnesty International wird in der Ausstellung drei zurzeit Inhaftierten Aufmerksamkeit geschenkt: Raif Badawi (Blogger aus Saudi-Arabien, verurteilt zu u.a. eintausend Stockhieben), Aster Fissehatsion (Politikerin aus Eritrea, inhaftiert ohne Anklage oder Prozess) und Liu Xia (Dichterin und Künstlerin aus China, steht für unbestimmte Zeit unter Hausarrest).

 Publikationen und andere Veranstaltungen

Zu Namen statt Nummern erscheint eine holländische Publikation mit allen von Jugendlichen geschriebenen Biographien über ehemalige niederländische Häftlinge. Daneben werden im Rahmen des Projekts viele Veranstaltungen organisiert: u.a. eine Podiumspräsentation, an der auch zwei deutsche Jugendliche beteiligt sind, am 4. Mai im Theater Bellevue in Amsterdam, Präsentationen von Jugendlichen sowie kleine Ausstellungen an verschiedenen Orten in den Niederlanden, u.a. in der Gedenkstätte Amersfoort. Auch das Niederländische Dachau Komitee organsiert Veranstaltungen, u.a. eine Dachau-Lesung am 24. April im Rode Hoed, Amsterdam.

Siehe www.verzetsmuseum.org für weitere Informationen.

Anfragen zum Gedächtnisbuch bitte an info@gedaechtnisbuch.de.

 

4. Mai Amsterdam: Theaterpräsentation zum Gedächtnisbuch

In den vergangenen Jahren haben mehrere niederländische Jugendliche für das Gedächtnisbuch Biographien über niederländische ehemalige Dachau-Häftlinge geschrieben. Mit den Inhalten dieser Biographien wird am 4. Mai im Theater Bellevue in Amsterdam eine besondere Aufführung gestaltet. Die Jugendlichen spielen und erzählen über das Leben der ehemaligen Häftlinge und teilen ihre eigenen Erfahrungen mit dem Publikum.

Auch zwei deutsche Jugendliche sind dabei: die 19jährige Henriette Schulze und die 21jährige Anna Krombacher. Anna schrieb eine Biographie über die Holländerin Kiky Heinsius und Henriette schrieb über Renny van Ommen-de Vries. Beide Frauen waren im Agfa-Kommando, einem Außenlager von Dachau.

Ein professioneller Präsentator (Leon van der Zanden) unterstützt und fordert die Jugendlichen auf der Bühne. Wenn geeignet Worte fehlen, singt die junge Sängerin Nina June. Die musikalische Begleitung der Jugendlichen übernimmt Rutger Martens (Gitarre, Banjo, Horn).

Die Aufführung findet nur einmal statt, um 21.00 Uhr, gleich nach der jährlichen Totengedenkfeier in den Niederlanden am 4. Mai. Karten für die Aufführung kosten 10 Euro und sind über die Website des Theaters zu bestellen: www.theaterbellevue.nl (Aufführung: Geen nummers maar Namen.)

Es machen mit:

Jugendliche: Gijs Berendse, Jelle Braaksma, Luca Brandt Corstius, Jop Bruin, Lissy-Anne Denkers, Imara van Greuningen, Femke Haselaar, Kimberly Klop, Anna Krombacher, Tess Meerding, Henriette Schulze, Ylva Sluiter, Sydney Weith

Präsentation: Leon van der Zanden

Gesang: Nina June

Musik: Rutger Martens

Konzept: Leoni Jansen

Regie: Jan-Eric Hulsman

 

 (Text: Jos Sinnema)