Vorbereitungen für die Ausstellung in Amsterdam

Projektbesuch in den Niederlanden: Widerstandsmuseum in Amsterdam

Alle Projektbeteiligten in den Niederlanden stecken momentan mitten in den Vorbereitung für Ausstellungen und Veranstaltungen, die rund um den 70. Jahrestag der Befreiung von der deutschen Besatzung geplant sind. Am 5. März brachte ich der Kuratorin des Widerstandsmuseums Karen Tessel aus Dachau zwei Leihgaben für die Ausstellung in Amsterdam.

Karen konnte mir bereits Teile des Einführungsfilms und eine Videopräsentation von einer Station der Ausstellung zeigen. Für mich war es sehr spannend zu sehen, was alles geplant ist, welche Recherchen noch durchgeführt werden und mit welchem Enthusiasmus alle Beteiligten am Werk sind. Ich freue mich schon sehr darauf, die Ausstellung Ende April zu sehen und vor allem über die neuen Impulse, die sich – so viel kann ich schon sagen – aus dieser Zusammenarbeit für unser Projekt ergeben.

(Text: Sabine Gerhardus)

Annalena Elsner referiert über Pfarrer Paul Lachawietz

 

 

Großes Interesse – Ausstellungseröffnung in Altomünster

Andrang im Museum Altomünster war größer als erwartet bei der Ausstellungseröffnung der beiden Ausstellungen „Die Stadt und das Lager“ und „Kriegsende und Nachkriegszeit im Landkreis Dachau“ am 7. März. Eilends wurde die Bestuhlung aufgestockt.
Wilhelm Liebhart, Vorsitzender des Museumsvereins, Historiker und Professor an der Hochschule Augsburg, fand in seiner Eröffnungsrede eine direkte kommunale Anwendungsmöglichkeit der präsentierten Fakten: Er regte an, eine Straße im Ortsteil Pipinsried der Gemeinde Altomünster nach Jakob Schmid zu benennen. Denn die Ausstellung „Die Stadt und das Lager“ zeigt, dass der Sozialdemokrat und Dachau-Häftling aus eben diesem Ort stammt.
Neben Jakob Schmid präsentiert die Ausstellung noch die Lebensgeschichten zweier weiterer Dachau-Häftlinge, die einen engen Bezug zu Altomünster haben: Über den letzten Pfarrer von Sittenbach, Paul Lachawietz, referierte Annalena Elsner. Sie schrieb seine Gedächtnisbuch-Biographie im Rahmen eines W-Seminars. Die beiden Nichten des Pfarrers haben erste vor kurzem von der Erwähnung ihres Angehörigen in der Ausstellung erfahren, beide waren anwesend. Als Kinder haben sie oft ihre Ferien bei ihrem Onkel verbracht, im Dorf nannte man sie die „Pfarrerskinder“. Mit ihrer Hilfe konnte eine Vitrine der Ausstellung mit Tagebücher und Predigtmanuskripten bestückt werden.

Über den in Altomünster geborenen Schuhmacherssohn Pfarrer Johann Neumair gibt eine Lesemappe Auskunft: Neumair geriet in die Mühlen der NS-Justiz, weil ein prominentes Mitglied des Kreisauer Kreises in seiner Gemeinde untergetaucht war. Stationen seiner Haft sind Dachau und das Berliner Gefängnis Plötzensee. Nur die Geschehnisse zu Kriegsende verhinderten einen Prozess vor dem Volksgerichtshof. In der Mappe finden sich auch weitere Biographien von Dachau-Häftlingen aus dem Landkreis.
Die zweite Ausstellung „Kriegsende und Nachkriegszeit im Landkreis Dachau“ beschäftigt sich mit der unmittelbaren Nachkriegszeit in Altomünster. Auch hier zieht das Museum praktischen Nutzen aus den Erkenntnissen der Geschichtswerkstatt: Die Tracht der Heimatvertriebenen soll künftig in der Trachtenstube Altomünster präsentiert werden, so Liebhart.
Bürgermeister Anton Kerle würdigte in seiner Anspache, dass nun nach 70 Jahren eine wertfreie Betrachtung der Geschehnisse der NS-Zeit und der Nachkriegszeit möglich sei.
Anton Jais, Vorsitzender des Dachauer Forums, freute sich über den großen Erfolg, den die Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau gefunden hat. Er betonte die Ambivalenz der Nachkriegsjahre: Der Antisemitismus sei nicht über Nacht verschwunden, die Zeit der Verdrängung begann mit dem alliierten Einmarsch.
Annegret Braun, Projektleiterin der Geschichtswerkstatt, wies auf die Veränderungen der Sozialstruktur in der unmittelbaren Nachkriegszeit hin: Plötzlich gab es viele Flüchtlinge im Ort, die oft nicht mit offenen Armen empfangen wurden. Ein weiteres Novum für die Gemeinde: Viele von ihnen waren Evangelische und Sozialdemokraten. Und 1946 kam in Altomünster das erste Besatzungskind zur Welt.
Die Ausstellung ist noch bis zum 19. April im Museum Altomünster zu sehen: http://www.museum-altomuenster.de/ .

Ein Bericht über die Ausstellungseröffnung findet sich auch auf
Merkur-online.de:
http://www.merkur-online.de/lokales/dachau/altomuenster/doppelausstellung-feiert-premiere-4799666.html

 

22. März: Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs

Etwa ein Dutzend Lebensgeschichten ehemaliger Dachau-Häftinge präsentieren die Verfasserinnen und Verfasser von Gedächtnisblättern am 22. März bei der Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs in der Kirche des Karmel Heilig Blut in Dachau.
Mal ausführlicher, mal nur schlaglichtartig werden die Biographien vorgestellt. Auch eigene Erfahrungen und Schlußfolgerungen, die die Verfasser bei der zeitgeschichtlichen Spurensuche und während der Auseinandersetzung mit der Geschichte von Verfolgten im Nationalsozialismus zogen, kommen zur Sprache.
Anwesend ist der holländische Dachau-Überlebende Henk van de Water zusammen mit Familienangehörigen und den Schülern, die über ihn eine Biographie geschrieben haben. Henk van de Water spricht das Schlußwort der Jahrespräsentation.

Ort: Kirche im Karmel Heilig Blut, Dachau, Alte Römerstraße 91
Zeit: 16 Uhr
Datum: 22. März 2015

Präsentation des Gedächtnisblatts zu Lachawietz (hier in Odelzhausen)

 Das Lager und der Landkreis: Ausstellungseröffnung in Altomünster

Die Ausstellungen „Das Lager und der Landkreis“ sowie „Kriegsende und Nachkriegszeit in Altomünster (1945-1949) werden am Samstag, den 7. März, um 19 Uhr im Museum Altomünster eröffnet. Beide Ausstellungen erarbeitete die Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau.
Die Ausstellung „Das Lager und der Landkreis“ stellt Lebensgeschichten von ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau vor, die aus dem Landkreis Dachau stammen. Die Ausstellung wurde im Rahmen des Gedächtnisbuchprojekts unter
Leitung von Sabine Gerhardus erarbeitet. Recherchiert haben Schülerinnen
und Schüler aus Dachau und Heimatforscher vor Ort.
Unter anderem geht es in der Ausstellung um Paul Lachawietz, langjähriger Kaplan in Altomünster und letzter Pfarrer von Sittenbach. Erst vor kurzem erfuhr eine seiner Nichten zufällig davon, dass ein Banner der Ausstellung ihrem Onkel gewidmet ist. Sie stellte der Geschichtswerkstatt Fotos, Tagebücher und Predigten zur Verfügung, die Ausstellung präsentiert einen Teil dieser Stücke in einer Vitrine.
Die ersten Jahre nach dem Krieg nimmt die Austellung „Kriegsende und Nachkriegszeit in Altomünster“ in den Blick: Ein einschneidendes Datum zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Altomünster ist der 26. April 1945 mit einem Luftangriff auf den Bahnhof. Am 28. April rückte die US-Armee ein. In den Folgemonaten und Jahren veränderte sich die Einwohnerstruktur von Altomünster entscheidend, nicht zuletzt weil viele Flüchtlinge und Vertriebene in die Gemeinde zogen – auch dies wird in der Ausstellung gezeigt.
Am Samstag, den 21. März, um 14 Uhr findet im Museum ein Erzählcafé statt.

Ausstellungseröffnung: Samstag, 7. März 2015, 19, Museum Altomünster, St.-Birgittenhof 6
Erzählcafé: Samstag 21. März, 14 Uhr im Museum (Veranstalter Dachauer Forum)
Ausstellungsdauer: 7. März bis 19. April 2015
Öffnungszeiten: Mittwoch – Samstag.: 13 bis 16 Uhr, Sonntag: 13 bis 17 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kat, ASF Volonteer: The first months in the project – Kat, ASF-Freiwillige: Die ersten Monate im Projekt

 Kat, ASF Volonteer, reports on her first months in the project:

„The Remembrance Book is a growing collection of biographies featuring former prisoners of Dachau. Over 100 biographies in various languages have been written since 1999.

School and university students, adults, and relatives of former prisoners participate in the project in order to remember the lives of individual prisoners of Dachau and to actively come to terms with the history of National Socialism. With the help of the project supervisor, they establish contact with Dachau survivors or the relatives and conduct interviews with them. They perform historical and archival research and, after reviewing all of their sources, compose a biography. The biographies are written entirely by the project participants and include pictures and original documents.”

I enjoy working at the Remembrance Book Project very much. It is the part of this project that allows me to delve deeper into the history of the site and the prisoners, and to connect with their stories.“

 Kat, Freiwillige der Aktion Sühnezeichen, berichtet über ihre ersten Monate im Projekt:

„Das Gedächtnisbuch ist eine wachsende Sammlung von Biographien über ehemalige Dachau-Häftlinge. Mehr als 100 Biographien in verschiedenen Sprachen sind seit 1999 geschrieben worden. Schüler und Studenten, junge  Erwachsene und Angehörige ehemaliger Häftlinge beteiligen sich an diesem Projekt, um an die Lebensgeschichte einzelner Dachau-Häftlinge zu erinnern und sich aktiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Mit Hilfe der Projektleiterin nehmen sie Kontakt zu Dachau-Überlebenden oder deren Angehörigen auf und führen mit ihnen Interviews. Sie recherchieren in Büchern und in Archiven und verfassen, wenn sie einen Überblick über die Quellen haben, eine Biographie. Die Biographien werden komplett von den Projektteilnehmern geschrieben und beinhalten Bilder und Originaldokumente. Ich mag es sehr, am Gedächtnisbuch mitzuarbeiten. Dieses Projekt erlaubt es mir, mich in die Geschichte des Lagers und der Häftlinge zu vertiefen und mich intensiv mit ihren Lebensgeschichten zu befassen.“

 

Ab April Ausstellung in Amsterdam: Politische Gefangene aus den Niederlanden im Konzentrationslager Dachau

PRESSEBERICHT
70 Jahre nach der Befreiung des
Konzentrationslagers Dachau – am 29. April 1945 – öffnet im Widerstandsmuseum
Amsterdam die Ausstellung
Namen statt Nummern
Politische Gefangene aus den
Niederlanden im Konzentrationslager Dachau

Zwischen 1941 und 1945 saßen über zweitausend Niederländer, vornehmlich politische Gefangene, im Konzentrationslager Dachau ein. Bei ihrer Ankunft bekamen sie eine Nummer; ihr Name spielte von da an keine Rolle mehr. In der vom 23. April bis 25. Oktober 2015 im Widerstandsmuseum Amsterdam gezeigten Ausstellung Namen statt Nummern – Politische Gefangene aus den Niederlanden im Konzentrationslager Dachau stehen die Personen hinter den Nummern im Mittelpunkt. Ausgangspunkt für die  Ausstellung sind die von Jugendlichen geschriebenen Biographien für das Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau in der Versöhnungskirche in der Gedenkstätte Dachau.

Das Widerstandsmuseum in Amsterdam zeigt anhand von Gegenständen, wie politische Gefangene – unter ihnen viele Widerstandskämpfer – im Konzentrationslager Dachau zu überleben versuchten. Jaap van Mesdag musizierte, Lies Bueninck-Hendrikse konnte ein Foto ihres Töchterchens versteckt halten, Willemijn Petroff-van Gurp schrieb ein Lieder- und Psalmen-Büchlein und dem Bildhauer Frits van Hall gelang es, kleine Reliefs anzufertigen.

Begegnung zwischen den Generationen.

In den vergangenen Jahren zeichneten Jugendliche für das Gedächtnisbuch in Dachau mehrere Geschichten von ehemaligen niederländischen Häftlingen auf. Sie forschten in Archiven, interviewten Überlebende des Konzentrationslagers oder ihre Hinterbliebenen und besuchten die Orte, an denen sie gefangen gehalten wurden. Die Geschichten haben viele Jugendliche enorm beeindruckt. „Wir haben, Dank dieses Projekts, eine Freundin hinzugewonnen! … Sie lässt uns darüber nachdenken, worum es im Leben wirklich geht“, sagt Jop Bruin über die ehemalige Gefangene Willemijn Petroff-van Gurp.

 

Interaktives Monument

Das Konzentrationslager Dachau wurde am 22. März 1933 als eines der ersten Konzentrationslager in Betrieb genommen. Es galt als Modell für alle später von den Nationalsozialisten errichteten Konzentrationslager. Für viele Gefangene wurde Dachau zur Endstation. In der Ausstellung entsteht ein interaktives Monument für ehemalige Häftlinge aus den Niederlanden. Es soll dem Besucher Antworten auf u.a. folgende Fragen geben: Wie viele niederländische Gefangene haben das KZ Dachau überlebt? Wie viele niederländische Frauen wurden dort gefangen gehalten? Besucher können digital Informationen hinzufügen, sodass ein immer vollständigeres Bild entsteht.

Aktuelles Unrecht

Heute, 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, werden noch immer Menschen aufgrund ihrer Meinung oder ihres Widerstands gegen Machthaber gefangen gehalten. In Zusammenarbeit mit Amnesty International wird in der Ausstellung drei zurzeit Inhaftierten Aufmerksamkeit geschenkt: Raif Badawi (Blogger aus Saudi-Arabien, verurteilt zu u.a. eintausend Stockhieben), Aster Fissehatsion (Politikerin aus Eritrea, inhaftiert ohne Anklage oder Prozess) und Liu Xia (Dichterin und Künstlerin aus China, steht für unbestimmte Zeit unter Hausarrest).

 Publikationen und andere Veranstaltungen

Zu Namen statt Nummern erscheint eine holländische Publikation mit allen von Jugendlichen geschriebenen Biographien über ehemalige niederländische Häftlinge. Daneben werden im Rahmen des Projekts viele Veranstaltungen organisiert: u.a. eine Podiumspräsentation, an der auch zwei deutsche Jugendliche beteiligt sind, am 4. Mai im Theater Bellevue in Amsterdam, Präsentationen von Jugendlichen sowie kleine Ausstellungen an verschiedenen Orten in den Niederlanden, u.a. in der Gedenkstätte Amersfoort. Auch das Niederländische Dachau Komitee organsiert Veranstaltungen, u.a. eine Dachau-Lesung am 24. April im Rode Hoed, Amsterdam.

Siehe www.verzetsmuseum.org für weitere Informationen.

Anfragen zum Gedächtnisbuch bitte an info@gedaechtnisbuch.de.

 

4. Mai Amsterdam: Theaterpräsentation zum Gedächtnisbuch

In den vergangenen Jahren haben mehrere niederländische Jugendliche für das Gedächtnisbuch Biographien über niederländische ehemalige Dachau-Häftlinge geschrieben. Mit den Inhalten dieser Biographien wird am 4. Mai im Theater Bellevue in Amsterdam eine besondere Aufführung gestaltet. Die Jugendlichen spielen und erzählen über das Leben der ehemaligen Häftlinge und teilen ihre eigenen Erfahrungen mit dem Publikum.

Auch zwei deutsche Jugendliche sind dabei: die 19jährige Henriette Schulze und die 21jährige Anna Krombacher. Anna schrieb eine Biographie über die Holländerin Kiky Heinsius und Henriette schrieb über Renny van Ommen-de Vries. Beide Frauen waren im Agfa-Kommando, einem Außenlager von Dachau.

Ein professioneller Präsentator (Leon van der Zanden) unterstützt und fordert die Jugendlichen auf der Bühne. Wenn geeignet Worte fehlen, singt die junge Sängerin Nina June. Die musikalische Begleitung der Jugendlichen übernimmt Rutger Martens (Gitarre, Banjo, Horn).

Die Aufführung findet nur einmal statt, um 21.00 Uhr, gleich nach der jährlichen Totengedenkfeier in den Niederlanden am 4. Mai. Karten für die Aufführung kosten 10 Euro und sind über die Website des Theaters zu bestellen: www.theaterbellevue.nl (Aufführung: Geen nummers maar Namen.)

Es machen mit:

Jugendliche: Gijs Berendse, Jelle Braaksma, Luca Brandt Corstius, Jop Bruin, Lissy-Anne Denkers, Imara van Greuningen, Femke Haselaar, Kimberly Klop, Anna Krombacher, Tess Meerding, Henriette Schulze, Ylva Sluiter, Sydney Weith

Präsentation: Leon van der Zanden

Gesang: Nina June

Musik: Rutger Martens

Konzept: Leoni Jansen

Regie: Jan-Eric Hulsman

 

 (Text: Jos Sinnema)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Heimkehr. Präsentation und Wanderausstellung in den Niederlanden

Am 4. Februar zeigte das Emmauscollege in Rotterdam in einem Klassenraum die Wanderausstellung des Gedächtnisbuchs. Im Klassenraum gleich nebenan präsentierten die Schüler Valerie van Reeuwijk und Thijs de Dood ihre Biographie über den ehemaligen niederländischen Widerstandskämpfer Dingenis Sinke.

In der Biographie beschreiben Valerie und Thijs, wie Dingenis Ende Mai 1945 nach mehr als zweieinhalb Jahren Haft heimkam. Seine Familie wohnte in Yerseke, an der Nordseeküste im Süden des Landes. Die letzte Strecke zum Elternhaus legte er zu Fuß über einen Deich zurück.

Nach der Befreiung hatte Dingenis seine verlauste Häftlingskleidung durch eine zurückgelassene SS-Uniform und durch gefütterte Winterstiefel ersetzt.

Ein Radfahrer, der ihn auf den Deich überholte, hielt an, drehte sich um und starrte ihn an.

„Wo geht es hin?“

„Nach Yerseke, zur Damstrasse.“

„Und woher kommst du?“

„Deutschland, ich komme aus Deutschland…“

Der Radfahrer fuhr eiligst davon. Schon bald kamen Dingenis Vater und Bruder ihm auf den Deich entgegen.

 

(Text: Jos Sinnema)

 

(Foto: Ludwig Schmidinger)

 

 

Wir gratulieren Max Mannheimer zum 95. Geburtstag!

Max Mannheimer begleitet das Gedächtnisbuch seit seinem Bestehen. Seine Lebensgeschichte ist eine der ersten, die ins Gedächtnisbuch aufgenommen wurden: im Jahr 2000 widmete der Trägerkreis Max anlässlich seines 80. Geburtstages ein Gedächtnisblatt.

Max ist Schirmherr der Internationalen Wanderausstellung Namen statt Nummern, hat an zahlreichen Orten die Ausstellung eröffnet oder wurde von den Ausstellern zum Zeitzeugengespräch eingeladen. Unermüdlich ist er bereit, die Fragen der jungen Generation zu beantworten, gegen das Vergessen der NS-Verbrechen, gegen Diskriminierung und Gewalt Position zu beziehen.

Max Mannheimer wurde am 6. Februar 1920 in Neutischein in der Tschechoslowakei geboren.1943 wurde Max mit seiner Familie nach Theresienstadt deportiert. Von dort wurde er in die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Warschau und Dachau verschleppt. Seine Ehefrau, seine Eltern, seine Schwester und zwei seiner drei Brüder wurden von den Nazis ermordet. In den Nachkriegsjahren verarbeitete Max seine Erinnerungen zunächst in seinen Bildern, die er unter dem Künstlernamen ben jakov malte. Später begann er zur Jugend über seine Erinnerungen zu sprechen. Seit 1990 ist er Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau. Bis heute ist er ungebrochen aktiv und setzt sich gegen das Vergessen, für Frieden und Versöhnung ein. Max Mannheimer hat zahlreiche Ehrungen erhalten.

Lieber Max, wir danken Dir für Dein Engagement und wünschen Dir noch viele schöne Jahre mit Deinen Freunden und Deiner Familie!

Sabine Gerhardus, Andreas Kreutzkam, Nina Ritz, Ludwig Schmidinger, Klaus Schultz, Eva Strauss, Irene Stuiber

(Trägerkreis und Team)