Die Ausstellung „Namen statt Nummern“ wird vom 1. bis 17. März in der Aula des Camerloher-Gymnasiums, Wipenhauser Str. 51, 85354 Freising gezeigt. Schulklassen und Kurse können sich unter 0175-8820511 oder andreas.L.decker@web.de zur kostenlosen Besichtigung anmelden.
1. März 2016
Vier Männer aus Sulzemoos erlitten das KZ Dachau
Vier Männer, die im KZ Dachau inhaftiert waren, wohnten zumindest zeitweilig auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Sulzemoos. Für drei dieser Männer gibt es Gedächtnisblätter, für Johannes Zimmermann, Albert Vettermann und Jakob Hartmann.
Sabine Gerhardus, Annegret Braun und Anton Jais bei der Ausstellungseröffnung in Sulzemoos
Sabine Gerhardus, Leiterin des Gedächtnisbuch-Projekts, stellte ausführlich die Lebensgeschichte von Albert Vettermann vor. Ihm wurde die Liebe zu einem Arbeitskollegen zum Verhängnis, als er im Reichsarbeitsdienstlager in Wiedenzhausen wohnte und beim Bau der A8 eingesetzt wurde. Vettermann und sein Freund wurden denunziert, diese Denunziation führte zu einer Zuchthausstrafe. Nach der Entlassung lebte er in Dachau und wurde 1940 zunächst in das Polizeigefängnis München, dann in das KZ Dachau gebracht. Das Einlieferungsbuch des Münchner Polizeigefängnisses nennt „Vorbeugung“ als Haftgrund. Am 2. November 1941 brachte man Vettermann nach Ravensbrück, am 25. März 1942 wurde er in die Tötungsanstalt Bernburg überstellt und sofort nach seiner Ankunft ermordet. In Dachau gibt es an der Schleißheimer Straßes 149 einen Stolperstein für Albert Vettermann.
Einem weiteren Häftling, der auf dem Gemeindegebiet lebte, hat Eleonore Philipp ein Gedächtnisblatt gewidmet: Der katholische Geistliche Johannes Zimmermann äußerte sich im Schulunterricht kritisch gegenüber den Nationalsozialisten und büßte dafür mit vier Jahren KZ-Haft in Mauthausen und Dachau. Nachs einer Entlassung im März 1945 war er in Einsbach als Kaplan tätig. Im Juli 1945 starb er bei einem Autounfall in der Nähe von Freising.
Jakob Hartmann stand im Zentrum der Ausführungen von Annegret Braun. Hartmann arbeutete im Schlossgut bei Baron Schätzler. Er war Knecht und Schweizer, also fürs Melken zuständig, und auch Pferdepfleger. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde er verhaftet. Der Grund: „Verächtlichmachung des Winterhilfswerks“. Vermutlich stand er auf den schwarzen Listen der Nazis, denn er hatte schon vor 1933 zusammen mit dem späteren Landwirtschaftsminister Josef Baumgartner NS-Versammlungen gestört. 1934 sperrten ihn die Nazis für zwei Monate in das KZ Dachau. Fast wäre es zu einer zweiten Verhaftung gekommen, aber ein junger SS-Mann rettete ihn vor einer Denunziation.
Bürgermeister Gerhard Hainzinger eröffnete die Ausstellung
Weitere Einzelheiten zu diesen Biographien sind in der Ausstellung zu finden, die noch bis zum 17. März im Rathaus Sulzemoos zu sehen ist. Die Erforschung des Schicksals des aus Orthofen stammenden KZ-Häftlings Josef Seidl steht noch aus – bisher hat sich noch niemand gefunden, der zu dieser Lebensgeschichte Recherchen unternimmt. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an das Gedächtnisbuchprojekt.
(Text Irene Stuiber, Fotos Andreas Kreutzkam)
23. Februar 2016
KZ-Gedenkstätte Vught zeigt Ausstellung „Namen statt Nummern“
Vom 1. März bis zum 31. Mai 2016 ist in der KZ Gedenkstätte Vught in den Niederlanden die Wanderausstellung ‚Namen statt Nummern‘ zu sehen. Gezeigt werden Banner, die über das persönliche Schicksal von Häftlingen erzählen, die sowohl in Dachau als auch in Vught inhaftiert waren. Für viele der beinahe 2200 Holländer, die nach Dachau verschleppt wurden, hat die KZ-Haft in Vught (KZ Herzogenbusch) angefangen.
Am 24. März findet in Vught eine Veranstaltung statt. An diesem Tag gibt es mehrere Präsentationen, auch werden zwei neue Banner enthüllt und der Ausstellung beigefügt. Eines dieser Banner erzählt von Lies Bueninck, die verhaftet wurde, weil sie in ihrer Wohnung fünf Juden versteckte.
„Eine große Bitte“, schrieb Lies 1944 vom KZ Vught aus an ihre Mutter. „Kannst du mir bitte ein Foto von Joke schicken, als Ansichtskarte? Ich sehne mich so nach meinem Schätzchen.“ Lies kam von Vught über Ravensbrück nach Dachau. Bis zu ihrer Befreiung schaffte sie es, das Foto ihres Töchterchens bei sich zu behalten. Manchmal hielt sie es in ihrer Unterhose versteckt. Das Foto bot Lies und ihren Mithäftlingen Trost. „Wir alle erfreuten uns täglich an diesem sonnigen, lieben Kindergesicht“, so einer von ihnen.
Die Gedenkstätte Vught übernimmt die Wanderausstellung von der Gedenkstätte Amersfoort. Hier wurde die Ausstellung acht Monate gezeigt. In dieser Zeit gab es fast 19.000 Besucher.
(Text Jos Sinnema, Foto zur Ausstellung Simon Knappstein)
21. Februar 2016
W-Seminare Grafing: Noten und Planung fürs nächste Schuljahr
Die Erwartungen wurden übertroffen: Bei der Rückgabe der Seminararbeiten zum Gedächtnisbuch-Seminar am 15. Februar 2016 freute sich Lehrerin Petra Köpf mit ihren Schülern über deren Leistungen.
Gymnasium Grafing
Genaueres über die Forschungsergebnisse der Grafinger Abiturienten erfährt die Öffentlichkeit am 22. März in Dachau. Bei der Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs werden einige der Schüler ihre Arbeiten präsentieren. Nicht am Seminar teilgenommen haben zwei Gautinger Gymnasiasten, die trotzdem eine wichtige Rolle bei der Veranstaltung spielen werden: Die Geschwister Leon und Jasmin Gärtner übernehmen die musikalische Umrahmung des Abends.
Im September startet ein neues Gedächtnisbuch-W-Seminar am Gymnasium Grafing. Die Planung läuft bereits. „13 neue Projekte ab September! Wenn das keine Glückszahl ist!“, teilte Petra Köpf unlängst in einer Mail an Projektleiterin Sabine Gerhardus mit.
16. Februar 2016
Einladung: Ausstellungseröffnung in Sulzemoos
Die Lebensgeschichten von Jakob Hartmann und Albert Vettermann stehen im Mittelpunkt der Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 21. Februar 2016 in Sulzemoos.
Jakob Hartmann in den 30er Jahren
Gezeigt wird die Ausstellung „Das Lager und der Landkreis“. Sie porträtiert KZ-Häftlinge, die aus dem Landkreis Dachau stammten oder hier ihren Wohnsitz hatten.
1934 verhafteten die Nazis den Sulzemooser Jakob Hartmann. Als Grund nannte das Bezirksamt Dachau „Verächtlichmachung des Winterhilfswerks und seiner Mitarbeiter“. Anhand zahlreicher Dokumente und eines Interviews mit seinen Töchtern konnte Annegret Braun das bewegte Leben des Bauernsohns dokumentieren. Darüber wird sie bei der Ausstellungseröffnung berichten.
Über den aus Chemnitz stammenden Handlungsgehilfen Albert Vettermann spricht Sabine Gerhardus. Einbezogen zum Reichsarbeitsdienst arbeitete er 1937 in Wiedenzhausen beim Bau der A8. Die Liebe zu einem jungen Kollegen wurde ihm zum Verhängnis: Beide Männer wurden verraten und verhaftet. Nach einem Gefängnisaufenthalt sperrten ihn seine Verfolger in das KZ-Dachau, 1942 wurde er in Bernburg/Saale ermordet. Aufgrund der Recherchen der Geschichtswerkstatt ehrt ihn die Stadt Dachau seit 2015 mit einem Stolperstein.
Ausstellung Das Lager und der Landkreis
So 21.02. bis Do 17.03.2016
Öffnungszeiten:
Mo – Fr 9.00 – 18.00 Uhr
Am Wochenende auf Anfrage
Rathaus Sulzemoos, Kirchstr. 3, 85254 Sulzemoos
Eröffnung So 21.02.2016, 16.00 Uhr
9. Februar 2016
Interview-Workshop am Camerloher Gymnasium in Freising
Agco, zur Zeit Freiwillige der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, schreibt über das Interviewtraining im W-Seminar des Camerloher Gymnasiums.
Interviewtraining am Camerloher
Freitag, 29. Januar 2016. Maurycy und ich, Agco, stehen früher auf als sonst, um 7.00 Uhr fährt unser Bus. Wohin es geht? Nach Freising, ins Camerloher Gymnasium. Dort fängt um 8.00 Uhr der Interview-Workshop von Sabine Gerhardus an. Sie lehrt die Schüler, wie man ein Interview mit Zeitzeugen bzw. ihren Angehörigen führen sollte. Wir gehen hin, weil wir das auch wissen müssen für unsere weitere Arbeit. Ich recherchiere zur Zeit für ein Gedächtnisblatt über drei Brüder aus der Familie Glas in Bergkirchen und hoffe, Angehörige interviewen zu können.
Der Workshop geht knappe fünf Stunden. Es sind intensive fünf Stunden, in denen wir sowohl zuhören als auch Fragen beantworten müssen, in denen wir uns selbst in die Rolle des Interviewers bzw. des Interviewten versetzen und in Kleingruppen Interviews führen. Wir lernen viel darüber, wie man ein narratives Interview führt: Von den Fragen, die man stellen bzw. nicht stellen sollte bis hin zu den technischen Details wie der Position des Aufnahmegeräts. Wir lernen über das Transkript, das Interviewprotokoll, das Vorgespräch.
Es sind viele Regeln, die bei einem narrativen Interview gelten, aber am Schluss wissen wir, dass es nicht vorrangig um die Regeln geht. Es geht darum, die interviewte Person erzählen zu lassen, den Erinnerungsfluss nicht zu unterbrechen und aktiv zuzuhören. Interesse zeigen.
So gehe ich nach fünf Stunden mit einem guten Gefühl nach Hause. Wenn ich nun ein Interview führen muss, bin ich vorbereitet.
(Text Agco Halmen, Foto Sabine Gerhardus)
3. Februar 2016
Kurzfilm über Amsterdamer Ausstellung
Einen vierminütigen Film über die Ausstellung im Amsterdamer Widerstandsmuseum im Jahr 2015 gibt es jetzt zu sehen.
Jos Sinnema hat uns einen Link zum Film geschickt. Wer noch einmal einen Blick auf die Ausstellung, Zeitzeugen, Projektbeteiligte oder Originaldokumente werfen will, wird fündig werden.
Hier finden Sie das Video zur Ausstellung im Amsterdamer Widerstandsmuseum, leider nur auf niederländisch:
27. Januar 2016
Gedächtnisbuch präsentiert neue Website
Die neue Website des Gedächtnisbuchs stand im Mittelpunkt der Präsentation am 27. Januar 2016 im Dachauer Rathaus. Anwesend waren neben der Presse Vertreter des Trägerkreises und einige der wichtigsten Unterstützer des Projekts: Oberbürgermeister Florian Hartmann, Kulturamtsleiter Tobias Schneider und Arthur Fischer von der Sparkasse Dachau.
Sabine Gerhardus
Annerose Stanglmayr, Geschäftsführerin des Dachauer Forums, freute sich über den Riesenschritt vorwärts, den das Gedächtnisbuch mit der neuen Website gemacht hat. „Ich wundere mich immer wieder und staune, wie die viele Arbeit im Gedächtnisbuch bei einer derart knappen personellen Besetzung überhaupt möglich ist.“
Einige strukturelle Überlegungen hinter der neuen Webpräsenz erläuterte Irene Stuiber: „Die Website gibt das Projekt Gedächtnisbuch in seiner ganzen Bandbreite wieder: Sie stellt Projektergebnisse aus den 15 Projektjahren vor. Und sie bietet Raum für Projektbeteiligte, Kooperationen, Zweigprojekten, Förderer und Unterstützer.“ Sie betonte die Möglichkeit zur aktuellen Berichterstattung über Ereignisse im Projekt, die Möglichkeit, Projektbeteiligte zu Wort kommen zu lassen und die Bedeutung der Website als Arbeitsplattform.
Projektleiterin Sabine Gerhardus stellte einige Überlebenden-Biographien auf dem neuen Internetauftritt vor und schilderte den Abstimmungsprozess mit Angehörigen und Archiven, die vielen Schritte, die notwendig sind, bevor etwas online gestellt werden kann.
Andreas Kreutzkam
Andreas Kreutzkam zeigte die Möglichkeiten von www.gedaechtnisbuch.org rund um die Ausstellungsorganisation und Veranstaltungen auf. „Wir können jetzt Berichte und Fotos wie zum Beispiel bei der Ausstellungseröffnung in Haimhausen schnell online stellen.“ Und die Möglichkeit, im Werkstattbereich Informationen und Formulare rund um die Ausstellungsorganisation bereit zu halten, erleichtere die Arbeit beträchtlich.
V.r.n.l.: Tobias Schneider, Annerose Stanglmayr, Anton Jais, Arthur Fischer
27. Januar 2016
Grafing: Projektpräsentationen
Zwei wichtige Präsentationen gab es im Januar im Gymnasium Grafing: Im laufenden W-Seminar präsentierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ergebnisse. Einige Tage davor präsentierte die W-Seminar-Betreuerin und Geschichtslehrerin Petra Köpf das Seminarkonzept vor den zehnten Klassen.
Petra Köpf
Am Samstag, den 16. Januar, stellten die 12 W-Seminarler des Grafinger Gymnasiums ihre Projektergebnisse für das Gedächtnisbuch in der vorgeschriebenen internen Präsentation vor. Von 9 bis 16 Uhr dauerte die Prüfung. Jeder Teilnehmer durfte 15 Minuten präsentieren und musste dann 10 weitere Minuten ein Prüfungsgespräch absolvieren. Die Note zählt für’s Abitur.
Einige Tage zuvor wurden die künftigen W-Seminare vor den 10. Klassen präsentiert. Petra Köpf bietet auch im kommenden Schuljahr ein W-Seminar zum Gedächtnisbuch an. Sie stellte in drei Durchgängen den derzeitigen Zehntklässlern das Seminarkonzept vor. Das Team des Gedächtnisbuchs freut sich auf die künftigen Seminarteilnehmer!