Sabine Gerhardus, die Leiterin des Gedächtnisbuchs, hat eine Schulung zum Thema Podcasts besucht. Ein Blick über den Tellerrand des bisherigen Medieneinsatzes im Gedächtnisbuch.
Aufnahmegerät mit Windschutz – bald fürs Gedächtnisbuch im Einsatz?
Sie schreibt uns dazu:
„Am Mittwoch, den 5. Februar 2024 habe ich an einer Online-Fortbildung der Domberg-Akademie zum Thema „How to Podcast“ teilgenommen. Die Fortbildung richtete sich an Beschäftigte im Bildungsbereich. Ich fand das sehr interessant. Der Journalist und Theologe Korbinian Bauer hat uns das Thema wirklich anschaulich vorgestellt.
Es war eine gute Gelegenheit, zu erfahren, wie Podcasts eingesetzt werden können und was alles dazu gehört, um Podcasts zu machen. Die Fortbildung bot einiges an Anregungen und hat mir gezeigt, dass es für die Gedächtnisbuch Arbeit gute Anknüpfungspunkte gibt.
Ein schönes Medium, aber Ressourcen braucht es dafür natürlich schon!“
(9.2.24; IS)
30. Januar 2025
Recherche zu Justin Blanc: Suche nach Informationen
Marine, zur Zeit Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste im Gedächtnisbuch, recherchiert die Lebensgeschichte des französischen Widerstandskämpfers Justin Blanc. Hier ihr Bericht darüber, auf Deutsch und auf Französisch.
Meine Hauptaufgabe für das „Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau“ besteht darin, die Biografie eines ehemaligen Häftlings zu schreiben. Die Person, die ich ausgewählt habe, heißt Justin Félix Jules Blanc und stammt aus Montauroux, einem Dorf in der Nähe des Wohnortes meiner Familie im Departement Var.
Letztes Jahr wurde ein kleiner Platz in Montauroux zu Ehren von Justin Blanc umbenannt und meine Großmutter hat mir den Artikel aus der Dorfzeitung geschickt, in dem stand, dass Justin Blanc verhaftet und nach Dachau gebracht wurde. So ist dieser Freiwilligendienst für mich eine gute Gelegenheit, seine Geschichte zu recherchieren.
Genau wie sein Vater war Justin Blanc vor dem Zweiten Weltkrieg Schreiner und verbrachte sein Leben bis 1944 in Montauroux. Aus den Unterlagen, die ich bisher im Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau und im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München gefunden habe, geht hervor, dass er während der deutschen Besatzung im Juli 1944 wegen seiner Aktivitäten im französischen Widerstand in Südfrankreich verhaftet wurde. Von dort wurde er über Italien nach Deutschland ausgeliefert und im November 1944 als Schutzhäftling in Dachau inhaftiert. Ein Schutzhäftling konnte aufgrund der Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 von der nationalsozialistischen Polizei ohne Anspruch auf ein gerichtliches Verfahren inhaftiert werden; in der Regel waren dies politische oder jüdische Häftlinge. Leider ist Justin Blanc im Februar 1945 im Konzentrationslager Dachau während einer Tuberkuloseepidemie gestorben. Bis heute bin ich auf der Suche nach Verwandten, da ich nicht weiß, ob seine Frau Josephine und er Kinder hatten.
Um diese Lücke zu schließen, stehe ich in Kontakt mit einem Verein, der sich mit der sogenannten Operation Dragoon, also der Landung der Freien Französischen Armee und der Alliierten aus den damaligen nordafrikanischen Kolonien Frankreichs, beschäftigt. Da die Bearbeitung der Anfragen bei den verschiedenen Archiven und Institutionen ziemlich lange dauern kann, warte ich noch auf Rückmeldungen vom SHD Caen (Nationalarchiv des Verteidigungsministeriums in Frankreich für die Widerstandskämpfer und Deportierten), vom Kirchenbezirk Fayence und von dem für das Kulturerbe zuständigen Gemeinderatsmitglied in Montauroux.
Foto oben Justin-Blanc-Platz mit zwei Gedenktafeln für Justin Blanc. Auf dem Ständer hinter dem Brunnen die Tafel von 2024 und mittig am Haus im Hintergrund eine Gedenktafel von August 1945 Foto unten Gedenktafel für Justin Blanc auf dem gleichnamigen Platz in Montauroux im Juli 2024 eingerichtet
Version française
Dans le cadre de ma participation au Gedächtnisbuch (: Livre commémoratif), ma mission première est d’écrire la biographie d’un ancien détenu du camp de concentration de Dachau. La personne que j’ai choisie pour ce faire s’appelle Justin Félix Jules Blanc ; il est un fils du village de Montauroux dans le département du Var.
L’année dernière, une placette de Montauroux a justement été rebaptisée en son honneur et ma grand-mère m’a envoyé l’article du journal local expliquant que Justin avait été arrêté et déporté à Dachau. Faire mon Service civique au Mémorial du Camp de Concentration de Dachau est donc devenu pour moi l‘occasion de rechercher plus précisément sur son histoire.
Tout comme son père avant lui, Justin était menuisier avant la Seconde Guerre mondiale et il passa sa vie à Montauroux jusqu’en 1944. D’après les documents que j’ai trouvés jusqu’à présent dans les archives du Mémorial du Camp de Concentration de Dachau et dans les archives d’État bavaroises à Munich, il a été arrêté dans le Var sous l’Occupation allemande en juillet 1944 en raison de son engagement dans la Résistance. De là, il fut extradé vers l’Allemagne par l’Italie et détenu à Dachau en novembre 1944 comme Schutzhäftling, c‘est-à-dire comme détenu retenu par la police nationale-socialiste sans droit à un procès comme permis par le décret « pour la Protection du Peuple et de l’État » du 28 février 1933 suivant l’incendie du Reichstag ; en règle générale, les détenus dits Schutzhäftlinge étaient des prisonniers politiques ou des juifs. Justin décède en février 1945 dans le camp de concentration de Dachau lors d’une épidémie de tuberculose. À ce jour, je suis toujours à la recherche de potentielles parentés et descendances, ne sachant pas si lui et sa femme Joséphine ont eu des enfants.
Afin de m’aider dans la recherche, je suis en contact avec une association de recherche sur l’Opération Dragoon (nom militaire américain du débarquement de Provence). Le traitement des demandes auprès des différentes archives et institutions pouvant prendre un certain temps, j’attends toujours un retour du SHD Caen, de la Paroisse de Fayence et du Conseiller municipal chargé du Patrimoine à Montauroux.
Photo en haut Place Justin Blanc avec deux plaques commémoratives pour Justin Blanc : derrière la fontaine, la plaque de 2024 et, au milieu de la façade de la maison en arrière-plan, la plaque commémorative d’août 1945 Photo en bas Plaque commémorative pour Justin Blanc sur la place éponyme à Montauroux, installée en juillet 2024
(30.1.25; Marine/IS)
24. Januar 2025
Besuch bei Jean Lafaurie in Frankreich
Gelegenheit zu einem Treffen mit dem Resistance-Angehörigen und KZ-Überlebenden Jean Lafaurie hatte Noémie Hernandez, Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Anfang Januar 2025.
Noémie Hernandez berichtet von dieser Begegnung:
„Jean Lafaurie war während des Zweiten Weltkriegs Widerstandskämpfer und riskierte sein Leben im Kampf gegen die nationalsozialistische Besatzung. Er wurde verhaftet und deportiert und erlebte die Schrecken der Konzentrationslager. Heute ist er 101 Jahre alt und lebt in Nangis. Seine Erinnerungen sind von unschätzbarem Wert und tragen dazu bei, die Geschichte lebendig zu halten.
Während dieser Begegnung erzählte mir Jean Lafaurie seine Lebensgeschichte. Er schilderte seinen heroischen Weg und die Prüfungen, die er durchstehen musste.
Ich bin tief bewegt von seinem Zeugnis und möchte seine Biografie für das Gedächtnisbuch verfassen. Dieses Projekt hat das Ziel, die Erinnerung zu bewahren und für zukünftige Generationen unvergessen zu machen.
Meine Mutter begleitete mich bei dem bewegenden Treffen. Jean Lafaurie berichtete uns, dass er an der Befreiungsfeier Anfang Mai in Dachau teilnehmen wird. Bei diesem Anlass möchte ich ihm die von mir verfasste Biografie überreichen.“
Version française
Noémie Hernandez raconte cette rencontre :
« Jean Lafaurie était un résistant pendant la Seconde Guerre mondiale et a risqué sa vie dans la lutte contre l’occupation nazie. Il a été arrêté, déporté et a vécu les horreurs des camps de concentration. Aujourd’hui, il a 101 ans et vit à Nangis. Ses souvenirs sont d’une valeur inestimable et contribuent à maintenir l’Histoire vivante.
Lors de cette rencontre, Jean Lafaurie m’a raconté l’histoire de sa vie. Il a décrit son parcours héroïque et les épreuves qu’il a dû traverser.
Je suis profondément émue par son témoignage et souhaite rédiger sa biographie pour le Livre de la Mémoire. Ce projet a pour objectif de préserver le souvenir et de le transmettre aux générations futures.
Ma mère m’a accompagnée lors de cette rencontre bouleversante. Jean Lafaurie nous a confié qu’il assistera aux cérémonies de commémoration début mai à Dachau. À cette occasion, j’aimerais lui remettre la biographie que j’ai rédigée. »
(24.1.25; IS)
17. Januar 2025
Theodolinden-Gymnasium: Sütterlinschrift und Interview-Training
Die Schüler*innen im W-Seminar „Namen statt Nummern“ am Münchner Theodolinden-Gymnasium haben 2025 bereits zwei Seminartermine absolviert. Einmal haben sie sich mit der Sütterlinschrift beschäftigt, beim zweiten Treffen mit dem Interview-Training begonnen.
Am 7. Januar 2025 übte Silke Bergau, die Lehrerin, mit den Schüler*innen die Sütterlin-Schreibschrift. Quellen zu Häftlingen des KZ-Dachau sind oft in dieser Schrift abgefasst. Den Schüler*innen hat es Spaß gemacht und sie können schon erste Texte lesen.
Mit dem Interview-Training begannen die Schüler*innen am 14. Januar 2025. Sabine Gerhardus berichtet darüber: „Alle waren sehr engagiert dabei. Es sind ein paar Schüler in dem Kurs, die mit Angehörigen arbeiten werden, einer sogar mit einem Überlebenden. Im ersten Teil haben wir uns damit befasst, was Erinnerung ausmacht, wie das Erinnern entsteht und wodurch es beeinflusst wird. Auf dem Foto sieht man, wie die Schüler verschiedene Gesprächssituationen testen.“
Beim nächsten Seminartermin am 21. Januar 2025 stehen die Grundlagen der narrativen Zeitzeugeninterviews, insbesondere die Gesprächsführung in den unterschiedlichen Phasen im Zeitzeugeninterview, auf dem Programm.
(17.1.25; Sabine Gerhardus/IS)
12. Januar 2025
Highlights in 25 Jahren Gedächtnisbuch
Wir haben Sabine Gerhardus nach den Highlights in 25 Jahren Gedächtnisbuch gefragt. Hier ihre Antwort.
Sabine Gerhardus bei der 25. Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs
Sabine Gerhardus kommt ins Nachdenken, als ihr die Frage nach den Highlights in der Geschichte des Gedächtnisbuchs gestellt wird. „Da gab‘s schon mehrere!“ meint sie. „Da muss ich jetzt überlegen.“ Sie entschließt sich zu einem chronologischen Blick in die Vergangenheit des Gedächtnisbuchs:
Train Fantôme – der Geisterzug
Das erste große Highlight, das mir einfällt, war das erste Mal, wo ich mit einer Gruppe gearbeitet habe. Das war das Train Fantôme-Projekt. 2004, noch am Anfang des Gedächtnisbuchs.
Zufällig ist jemand auf uns gestoßen von der Amicale in Wettenberg, die mit mit der südfranzösischen Stadt Sorgues eine Partnerschaft hatte. Die hatten damals gerade entdeckt, dass der Train Fantôme, also dieser Geisterzug, im Sommer 1944 durch Südfrankreich gegangen ist und vor Sorgues gehalten hat. Die Häftlinge mussten zu Fuß nach Sorgues laufen und die Bürger von Sorgues haben versucht, ihnen zu helfen.
Dadurch hat sich in der Nachkriegszeit eine Amicale in Sorgues gegründet, die sich um den Erhalt der Erinnerung an diesen Deportationszug gekümmert hat. Wir konnten eine Kooperation mit dieser Amicale starten und sind dann mit einer Schülergruppe von verschiedenen Schulen hier aus Deutschland, die damals noch Leistungskursarbeiten geschrieben haben, nach Südfrankreich gefahren zu einer Jahresfeier. 60 Jahre waren das damals. Wir haben teilgenommen und konnten auch mit Überlebenden sprechen. In diesem Rahmen sind einige Biografien von Deportierten des Train Fantôme entstanden. Das war ein großes Highlight.
Internationale Wanderausstellung
Ein weiterer Höhepunkt war die Erstellung der Internationalen Wanderausstellung. Das gelang in einem EU-geförderten Programm und brachte einen großen Aufmerksamkeitsschub. Bis dahin war es so, dass das Gedächtnisbuch vor allem hier in Dachau wahrgenommen worden ist, weil man die Gedächtnisblätter in der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte einsehen konnte.
Die Ausstellung ist in fünf Sprachen erschienen, das war europaweit. Als dann die englischsprachige Ausstellung auch in Amerika und Kanada gezeigt wurde, hat das noch eine ganz andere Art der Aufmerksamkeit gebracht.
Arbeit mit Überlebenden
Ein großes Highlight war immer die Arbeit mit den Überlebenden. Wir hatten einen Ukraine-Schwerpunkt im Projekt. Da haben wir ganz viel mit Ukraine-Überlebenden zusammengearbeitet. Es sind Werkstattgruppen in der Ukraine gegründet worden, dort haben Schüler und Studenten Interviews mit Überlebenden gemacht. Sie sind dann, 2007 glaube ich, nach Dachau gekommen und haben ihre Biographien präsentiert.
Gedächtnisbuch Niederlande
Es gab eine Kooperation mit einem ehrenamtlichen Mitarbeiter in Amsterdam, mit Jos Sinnema, der über viele Jahre ganz tolle Projekte in Amsterdam oder an anderen Orten in den Niederlanden gemacht hat. Er hat mit Schülern zusammengearbeitet und sich jedes Jahr am Projekt beteiligt.
Er hat viel mit den Überlebenden, die es in den Niederlanden noch gab, zusammengearbeitet und dann immer mit den Schülern und den Überlebenden am 22. März die Jahrespräsentation in Dachau besucht. Hier wurden die Biografien dann präsentiert.
2015 hat er ein großes Projekt in den Niederlanden initiiert auf der Basis der Gedächtnisblätter, die in den Niederlanden entstanden sind. Es gab eine Zusammenarbeit mit dem Widerstandsmuseum in Amsterdam, wo eine Sonderausstellung kuratiert wurde auf der Grundlage dieser Gedächtnisblätter. Sie zeigte Gegenstände von ehemaligen niederländischen Häftlingen und auch mit dem, was die Schüler da an Erinnerungsarbeit beigetragen haben. Die Ausstellung war ein halbes Jahr im Widerstandsmuseum zu sehen. Sie wurde von König Wilhelm Alexander eröffnet.
Dazu gab es eine Theateraufführung mit den Schülern und Schülerinnen und der Überlebenden Willemijn Petroff-van Gurp, die damals noch gelebt hat. Ja, das war viel und große Aufmerksamkeit und eine tolle inhaltliche Arbeit, die da gemacht wurde.“
(12.1.24; IS)
5. Januar 2025
Rückblick auf 2024
Das Gedächtnisbuch feierte 2024 seinen 25. Geburtstag. Das Jubiläumsjahr bot viele Aktivitäten, darunter der Abschluss des deutsch-polnischen Freundschaftsprojekts und der Start des Projekts „KEB Bayern“.
Ausstellungseröffnung mit (von l.n.r.) Sabine Gerhardus, Marese Hofmann und Bernadetta Czech-Sailer
Im Rahmen des deutsch-polnischen Freundschaftsprojekt ging 2024 eine neue Ausstellung des Gedächtnisbuchs an den Start. Diese Ausstellung „KZ-Häftlinge in Auschwitz und Dachau“ ist auf Deutsch und Polnisch verfügbar und wurde 2024 zunächst in Dachau und dann mehrfach in Oświęcim gezeigt. Als Wanderausstellung ergänzt sie künftig das Ausstellungsportfolio des Gedächtnisbuchs.
Seinem Ende näherte sich das deutsch-polnische Projekt mit dem Besuch der polnischen Delegation im März 2024 in Dachau. Das umfangreiche Besuchsprogramm umfasste auch die neue Ausstellung sowie die 25. Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs am 22. März 2024. Mit den Besucher*innen reiste die Ausstellung „KZ-Häftlinge in Auschwitz und Dachau“ nach Oświęcim.
Bei der Jahrespräsentation 2024 konnten zehn neue Biographien dem Gedächtnisbuch hinzugefügt werden. Verfasserinnen waren Schüler*innen des Ignaz-Taschner-Gymnasiums, eine Heidelberger Schülergruppe sowie die Freiwillige für Aktion Sühnezeichen Friedensdienste Marine Charbonneau.
An den Start ging das Gedächtnisbuch mit dem KEB-Projekt, das bis Ende 2025 sowohl die Präsentation der Ausstellung „Namen statt Nummern“ wie auch ihrer Ergänzung „Geistliche im KZ-Dachau“ für die Katholische Erwachsenenbildung in Bayern fördert. Möglich ist auch die Biographiearbeit vor Ort. In diesem Rahmen konnten bereits Ausstellungen in Bad Tölz und Amberg gezeigt werden.
Im September 2024 begannen zwei neue Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Noémie und Marine, ihr Freiwilligenjahr in Dachau an der Versöhnungskirche und im Gedächtnisbuch. Ihre Vorgängerin, die ihren Freiwilligendienst im August beendete, war auf sich allein gestellt – nun sind wieder beide Freiwilligenstellen besetzt.
Seit Oktober 2024 arbeitet ein W-Seminar des Münchner Theodolinden-Gymnasiums an neuen Biographien für das Gedächtnisbuch. Erste Rechercheergebnisse lagen bei Jahresende bereits vor.
(5.1.24; IS)
28. Dezember 2024
Recherchebeginn am Theodolinden-Gymnasium
Schon mitten in der Arbeit an den Vorbereitungen für die neuen Gedächtnisblätter stecken die Teilnehmer*innen im W-Seminar am Münchner Theodolinden-Gymnasium. Sabine Gerhardus berichtet.
Im W-Seminar am Theodolinden-Gymnasium haben die Schüler und Schülerinnen mit der Recherche begonnen. Beim letzten Treffen vor den Ferien arbeiteten sie im Computerraum der Schule an den Lebensläufen, die die Grundlage für die späteren Seminararbeiten und die Gedächtnisbuchbiographien bilden. Einige fanden Dokumente im Online-Archiv von Bad Arolsen und hatten dazu Fragen oder wollten wissen, wie man die Quellenangabe richtig notiert.
Schön zu sehen, wie manche mit Feuereifer bei der Sache sind und sogar schon erste Ergebnisse ihrer eigenen Recherche zeigen können!
Nun wünschen wir allen schöne Ferien und einen guten Start ins neue Jahr!
(28.12.2024; Sabine Gerhadus/IS)
9. Dezember 2024
Jüdische Lehrer: Stolpersteine und Gedenkfeier in Nürnberg
Stolpersteine für den jüdischen Lehrer Nathan Adler und seine Frau Mirjam Adler wurden am 27. November 2024 in Nürnberg am Ort der ehemaligen Synagoge in der Essenweinstraße verlegt. Eine Gedenkfeier des NLLV/BLLV für die ermordeten jüdischen Lehrer begleitete die Stolpersteinverlegung.
Die neu verlegten Stolpersteine erinnern an Nathan Adler und seine Frau Mirjam Adler. Nathan Adler wurde am 18.11.1879 in Burgreppach geboren und heiratete 1911 die Hamburgerin Sara Mirjam Rothschild. Adlers Dienstorte waren Burgreppach, Würzburg, Fürth, Ansbach und Nürnberg. Einer seiner beiden Wohnsitze lag zum Zeitpunkt des Novemberpogroms 1939 im 3. Stock über der Synagoge in der Essenweinstraße 7 in Nürnberg. Die Nationalsozialisten schändeten die Synagoge während des Pogroms und zündeten sie an. Nathan Adler war zu diesem Zeitpunkt anwesend, dies zeigt ein Foto der Täter. Das Gebäude wurde kurz darauf abgerissen und die Familie Adler verlor ihre Wohnung. Nathan Adler und Mirjam Adler wurden im Februar 1942 in Riga-Jungfernhof ermordet. Zwei der fünf Kinder des Ehepaars starben ebenfalls in nationalsozialistischen Lagern.
Die Bezirksvorsitzenden des BLLV verlasen auf der Gedenkfeier die Namen von 25 jüdischen Nürnberger Lehrkräften, die während der NS-Zeit ermordet wurden.
Umfangreiches Programm
Die Gedenkfeier, teils im Freien, teils in den in der Nähe liegenden Räumen des BLLV, bot ein umfangreiches Programm. Unter anderem sprachen
o Shmuel Nathan Adler, Enkel von Nathan Adler,
o Yaakov Adler, Enkel von Nathan Adler,
o Simone Fleischmann, Vorsitzende des BLLV,
o Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg,
o Pascal Metzger, „Geschichte für Alle“,
o Max Liedtke, emeritierter Professor der Universität Erlangen
o und Sandra Schäfer, Vorsitzende des NLLV.
Schüler*innen der Johannes-Scharrer-Mittelschule hatten sich eingehend mit dem Leben von Nathan Adler und seiner Familie beschäftigt und teilten ihre Erkenntnisse und Fragen mit dem Publikum.
Für die musikalische Umrahmung der Gedenkfeier sorgte der Kinderchor der Grundschule Paniersplatz. Die Komponistin Maria Träg-Engerer trug ein eigens für diese Gedenkveranstaltung komponiertes Klavierstück vor.
„Ich setze meine Hoffnung auf euch“
Anwesend waren die Enkel von Nathan und Mirjam Adler, Shmuel Nathan Adler und Yaakov Adler. Erst bei der Vorbereitung der Veranstaltung erfuhren die Organisatoren durch eine Anwohnerin von den beiden Enkeln, konnten den Kontakt herstellen und eine Einladung aussprechen.
Ganz und gar nicht leicht gefallen sei es ihm, die Reise nach Nürnberg zu unternehmen, berichtete Shmuel Nathan Adler auf eine entsprechende Frage der Schüler*innen der Johannes-Scharrer-Mittelschule. Denn die Einwohner der Stadt Nürnberg hätten seinen Vorfahren schon vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten ein gewaltiges Maß an Antisemitismus zugemutet. Schließlich gipfelte dieser Antisemitismus in den von der breiten Bevölkerung hingenommenen und sogar unterstützten Verfolgungs- und Mordaktionen der Nationalsozialisten.Und auch nach dem Krieg wäre zunächst über viele Jahre die Leugnung und dann das Beschweigen des Nationalsozialismus üblich gewesen. „Ich setze meine Hoffnung auf euch!“, wandte sich Shmuel Nathan Adler an die Schüler*innen.
Beeindruckende Veranstaltung
Sabine Gerhardus, Projektleiterin des Gedächtnisbuchs, nahm an der Veranstaltung in Nürnberg teil. Sie erforscht seit mehr als 15 Jahren mit Schüler*innen im „Projekt Erinnern“ des BLLV Biographien jüdischer Lehrer*innen in Bayern. „Die Veranstaltung, der Kontakt mit den Schülern und den Verwandten war wunderbar.“, sagt sie über das Nürnberger Gedenken. „Das Wichtigste ist eigentlich, dass die Familien der Betroffenen gesehen werden und ihr schweres Erbe wahrgenommen wird. Dass die Nachkommen an den Ort der Verfolgung kommen, ist keine Selbstverständlichkeit. Auch für das Publikum wurde das deutlich – das fand ich besonders bereichernd.“
Das Gedächtnisbuch-Team gratuliert Jean Lafaurie zum 101. Geburtstag!
Am Samstag, den 30. November 2024 wird der ehemalige Häftling des KZ Dachau, Jean Lafaurie, 101 Jahre alt! Noémie Hernandez, ASF-Freiwillige aus Frankreich möchte ein Gedächtnisblatt über ihn erstellen. Jetzt bereitet sie aber zunächst ein kurzes Glückwunsch-Video zu seinem Geburtstag vor.
Dreharbeiten für die Geburtstagswünsche
Das Team des Gedächtnisbuchs gratuliert Jean Lafaurie sehr herzlich zu seinem sagenhaften 101. Geburtstag!
Jean Lafaurie wurde am 30. November 1923 geboren. Nach dem Aufruf von Charles de Gaulle im Jahr 1940 schloss er sich dem Widerstand gegen die Nazi-Besatzung an. Er beteiligte sich an Sabotageaktionen und der Verteilung von Flugblättern, wobei er sein Leben für die Freiheit Frankreichs riskierte.
Er wurde verhaftet und von 1944 bis 1945 nach Dachau deportiert, wo er unter extrem schwierigen Bedingungen überlebte und seinen Idealen treu blieb.
Noémie Hernandez, die in der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau arbeitet, nimmt am Projekt Gedächtnisbuch teil, das darauf abzielt, das Gedächtnis der ehemaligen Häftlinge zu bewahren. Sie wird die Ehre haben, die Biografie von Jean Lafaurie zu schreiben und dabei seinen heldenhaften Lebensweg und sein Engagement für die Freiheit nachzuvollziehen.