Neues W-Seminar in Treuchtlingen

Im September 2025 startet am Gymnasium der Senefelder-Gesamtschule in Treuchtlingen ein neues W-Seminar mit dem Gedächtnisbuch. Acht Schülerinnen und ein Schüler aus Treuchtlingen und Umgebung haben das Seminar gewählt.

Vergangene Woche lernten sich die Initiatoren persönlich kennenlernen: die Religionslehrerin Christine Venter, die Deutschlehrerin Sigrid Meyer und Sabine Gerhardus vom Gedächtnisbuch. Mit dabei war auch die Museumsleiterin Sarah König, die selbst eine ehemalige Senefelder-Absolventin ist. Sie hatte die Gruppe ins Museum eingeladen und brachte eine Vertreterin des Arbeitskreises 9. November mit, die spontan hinzukommen konnte.

Bei der Vorbereitung des Seminars hatte sich gezeigt, dass die Stadt Treuchtlingen aktuell ein Leader-Projekt zur Erforschung der jüdischen Geschichte Treuchtlingens plant und mit dem Arbeitskreis ebenfalls biographisch arbeiten wird. Die Laufzeiten dieses Projekts und des W-Seminars passen genau zusammen. So war es naheliegend, sich zu einem persönlichen Kennenlernen zusammenzusetzen, um Genaueres von den jeweiligen Planungen zu erfahren und sich gut abstimmen zu können.

Sabine Gerhardus berichtet: „Das Treffen fand im gemütlichen Museumscafé und in sehr anregender Atmosphäre statt – die Ideen sprudelten nur so… Es wird bestimmt gemeinsame Aktionen und zukünftige Treffen geben, auch mit den Schülerinnen. Alle freuen sich jetzt schon auf das neue Projekt.“

(3.8.25; Foto: Museum Treuchtlingen, Ausschnitt; Sabine Gerhardus/IS)

 

W-Seminar: Endspurt vor den Sommerferien

Am 22. Juli 2025 fand am Theodolinden-Gymnasium in München das letzte Treffen des W-Seminars vor den Ferien statt. Silke Bergau, die Lehrerin, besprach mit den Schülern die W-Seminararbeit.

Sabine Gerhardus hatte die Woche davor mit den Teilnehmenden einen Workshop. Es ging um die Gestaltung der Gedächtnisblätter. Sie berichtet darüber: „Am Anfang haben wir uns im Garten der Schule zu einer Reflexions-Runde getroffen. Die Schülerinnen haben erzählt, was sie bei ihrer Recherche bisher am meisten bewegt hat und welche Bilder über ihre Person sie im Kopf haben oder sogar in den Quellen gefunden haben. Und was diese Bilder ihnen bedeuten bzw. was sie über ihre Person erzählen. Anschließend konnten wir einen Kunstraum nutzen, Beispiele von Gedächtnisblättern anschauen und an eigenen Konzepten und Layout-Entwürfen arbeiten.“

Sabine Gerhardus freut sich über die engagierte Mitarbeit und die vielen Ideen: „Ich bin gespannt, was bis nach den Ferien aus diesen Ideen wird. In den ersten drei Augustwochen stehe ich den Schülern noch zur Verfügung, falls jemand Beratung braucht oder auch schon Biographie-Texte hat. Ansonsten wünsche ich den Schülern und Schülerinnen und Frau Bergau schöne Ferien und gute Erholung!“

(26.7.2025; Sabine Gerhardus/IS)

Jetzt online: Gedächtnisblatt zu Gory Kaufmann

Die Biografie des Sinto-Musikers Franz Gory Kaufmann ist jetzt online nachlesbar. Er selbst nannte sich nur Gory – auch das und den Grund dafür erfahren die Leser*innen aus dem Gedächtnisblatt.

Erarbeitet wurde die Biografie von der Lehrerin Michaela Hoff und den Schüler*innen der Schulradio AG „Die Simsseewelle“ der Otfried-Preußler-Mittelschule Stephanskirchen. Sie stellten Kaufmanns Lebensgeschichte gemeinsam bei der Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs am 22. März 2025 vor.

Hier geht’s zum Gedächtnisblatt:
Gedächtnisblatt Gory Kaufmann

(20.7.25; Foto aus dem Videomitschnitt der Präsentation; IS)

Ein Koffer zu klein für ein ganzes Leben– Schreibseminar am Theodolinden-Gymnasium

Am Theodolinden-Gymnasium München ist diese Woche das Schreibseminar zu Ende gegangen. In drei Seminareinheiten haben sich die Schüler und Schülerinnen mit biographischem Schreiben beschäftigt.

Nach den Monaten der Recherche und des Quellenstudiums ging es im Schreibseminar um die Frage: Wie erzähle ich die Geschichte meines Protagonisten so, dass Leute sie gerne lesen wollen?

In kurzen Schreibproben konnte jede/r eine Erzählidee ausprobieren. Die meisten wählten dafür ein Ereignis aus, das sie als Schlüsselszene empfinden. Sie formulierten einen spannungsreichen ersten Absatz, leuchteten eine Szene aus oder ließen ihre Hauptfigur in Tagebuchform zu Wort kommen.

Im Kurs wurde dann an einzelnen Beispielen besprochen, was besonders gut ankam und an welchen Stellen man den Text noch schärfen könnte. In der letzten Seminareinheit ging es ums Korrekturlesen und um die Redaktion eines Textes vor der Publikation.

Alle zehn Schüler*innen, die eine Schreibprobe abgegeben haben, haben jetzt eine schriftliche Rückmeldung bekommen. Auch Noémie, Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste im Gedächtnisbuch, hat sich die Texte genau angesehen und aufgeschrieben, was ihr besonders gefallen hat und was sie verbessern würde. Sie schrieb dazu: „Ich liebe es, es ist so interessant“!

Vielen Dank an die Schüler*innen für die tollen Schreibproben!

(11.7.25; Sabine Gerhardus)

Zehn Gedächtnisblätter jetzt neu online

Dem Verzeichnis der Gedächtnisblätter auf dieser Website konnten wir in den letzten Wochen zehn Biografien hinzufügen. Diese Lebensbeschreibungen ehemaliger Häftlinge des KZ Dachau können Sie als PDF abrufen. Hier geht`s zu den Links:

Unterschriften für neue Gedächtnisblätter am 22. März 2025

Eugen Bühler (Verfasserin Andrea Kugler),

Josef Finster (Verfasserin Waltraud Finster),

August Hölzel (Verfasserin Rita Willnat),

Konrad Just (Verfasser Reinhold Dessl),

Heinz Pappenheimer (Verfasser Werner Dombacher),

Georgij Solomonoff (Verfasser Houman Amjadi),

Heinrich Staub (Verfasserin Gudrun Czerwinski),

Albert Vettermann (Verfasserin Sabine Gerhardus),

Kazimierz Wawrzyniak (Verfasserin Stefania Hayward),

Eugen Zelený (Verfasserin Bettina Korb).

Jedes Gedächtnisblatt umfasst 4 DIN A3-Seiten.

(6.7.25; IS)

 

Rückblick: Ausstellung „Namen statt Nummern“ im BBZ Zwiesel

Im Mai hatten die Schüler*innen des Berufsbildungszentrums für soziale Berufe in Zwiesel die Gelegenheit, sich mit der Ausstellung „Namen statt Nummern“ auseinanderzusetzen. Eine Woche lang war „Namen statt Nummern“ auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Zwei Veranstaltungen begleiteten die Ausstellung.

Die Vernissage am 5. Mai 2025 machte deutlich, wie wichtig allen Beteiligten eine lebendige Erinnerungskultur und Demokratiebildung ist.

Die stellvertretende Schulleiterin Monika Wölfl wies darauf hin, dass neben der Ausstellung „Namen statt Nummern“ zeitgleich auch eine von den Schüler*innen erstellte Ausstellung rund um das Grundgesetz zu sehen war. Sabine Gerhardus stellte das „Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau“ vor und dessen Bezug zur Ausstellung. Landrat Ronny Raith bemerkte, dass es die Pflicht jedes Einzelnen sei, für Freiheit, Toleranz und Menschenwürde einzustehen.

Im Anschluss daran las der Verleger Hubert Ettl aus dem Buch „Als Gott und die Welt schliefen“ von Otto Schwerdt, einem Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Ettl verstand es, auch die Person des Verfassers lebendig werden zu lassen.

Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Sven Ochsenbauer am Piano.

Fotogalerie: Vernissage

 

Ausstellung als Unterrichtsinput

321 Auszubildende an den verschiedenen Schulen des BBZ bzw. der Fachakademie für Sozialpädagogik beschäftigten sich in den drei Ausstellungswochen anhand fundierter Lernmaterialien mit der Ausstellung. Das Ziel der Veranstalter, also des Caritas-BBZ-Zwiesel und der KEB Regen, war mit individuellen Biografien Empathie zu födern, Fakten greifbar zu machen und die Bedeutung von Erinnerungskultur zu vermitteln.

Dies gelang. In einem Auswertungsbogen zur Ausstellung, der das Gedächtnisbuch erreichte, heißt es dazu: „In ihren Rückmeldungen und Arbeitsaufträgen wurde deutlich, dass sie sich intensiv mit den Lebenswegen auseinandergesetzt und die Relevanz für unsere Gegenwart erkannt haben.“

Leben und Sterben der Jüdin Sofie Schwarz

Dem Leben der Viechtacher Jüdin Sofie Schwarz widmete die Referentin Eva Bauernfeind ihre Ausführungen am 19. Mai 2025, in der zweiten öffentlichen Veranstaltung des Begleitprogramms.

„Sofie Schwarz war eine Nachbarin, eine Viechtacherin – keine entfernte Figur der Geschichte“, betonte Bauernfeind. „Ihr Leben und Sterben stehen exemplarisch für die vielen namenlosen Opfer, die wir nicht vergessen dürfen.“

Sofie Schwarz kam ursprünglich aus Böhmen und zog 1904 nach ihrer Heirat mit Arnold Schwarz nach Viechtach. Dort erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft. Ihr Mann wurde im Ersten Weltkrieg vermisst. 1918 erwarb Sofie Schwarz ein Haus in der Viechtacher Ringstraße und betrieb dort einen Gemischtwarenladen. Die Nazis zwangen sie zum Verkauf ihres Hauses und vertrieben sie zunächst aus Viechtach. Schließlich wurde sie deportiert und in Belzec, Sobibor oder Treblinka ermordet.

(25.6.25; IS)

Videomitschnitte der Jahrespräsentation jetzt online

Die einzelnen Vorträge der Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs 2025 sind jetzt als Videomitschnitte online.

Rita Willnat berichtet über ihren Großvater August Hölzel

Wer die Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs am 22. März 2025 verpasst hat oder den einen oder anderen Vortrag noch einmal sehen will, kann das jetzt auf vimeo tun.

Hier sind die Mitschnitte der einzelnen Referate:
Eugen Bühler auf vimeo, präsentiert von Andrea Kugler,
Josef Finster auf vimeo, präsentiert von Waltraud Finster,
Max Fried auf vimeo, präsentiert von Irene Stuiber,
August Hölzel auf vimeo, präsentiert von Rita Willnat,
Konrad Just auf vimeo, präsentiert von Reinhold Dessl,
Franz Gory Kaufmann auf vimeo, präsentiert von Michaela Hoff und Schülern,
Jean Lafaurie auf vimeo, präsentiert von Noémie Hernandez,
Heinz Pappenheimer auf vimeo, präsentiert von Werner Dombacher,
Georgij Solomonoff auf vimeo, präsentiert von Houman Amjadi,
Heinrich Staub auf vimeo, präsentiert von Marine,
Kazimierz Wawrzyniak auf vimeo, präsentiert von Stefania Hayward,
Eugen Zelený auf vimeo, präsentiert von Bettina Korb.

(16.6.25; Filmstill (Ausschnitt); IS)

Spurensuche zur Biografie Justin Blancs

Marine, derzeit Freiwillige im Gedächtnisbuch, arbeitet an einer Biographie des französischen Häftlings im KZ Dachau, Justin Blanc. Hier berichtet sie von ihrer Recherche – auf Deutsch und Französisch.

Als ASF-Freiwillige forsche ich über das Leben des ehemaligen Häftlings des KZ Dachau, Justin Blanc. Soweit steht die Recherche:
Eine Wende in meiner Forschung war der Fund einer äußerst interessanten Akte im Archivfonds des französischen Verteidigungsministeriums für die Deportierten. Sie enthält schriftliche Zeitzeugnisse, die die Umstände der Verhaftung von Justin Blanc aufklären. Nun kann davon ausgegangen werden, dass Justin Blanc in Dachau an den Folgen seiner Verletzungen aus einem Verhör in Nizza gestorben ist.
Weitere Unterlagen habe ich bei der online verfügbaren Datenbank Livre mémoriel, dem Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau und den Arolsen Archives gefunden. Daraus konnte rekonstruiert werden, dass Justin Blanc mit 15 Südfranzosen von Nizza über Italien (Genua, Bergamo, Verona) nach Dachau gebracht wurde. Als ihr Konvoi Bayern erreichte, wurden sie zunächst in Ingolstadt und in München inhaftiert. Aus dem Stadtarchiv Ingolstadt erhielt ich den Hinweis, dass es sich wahrscheinlich um das Fort VIII bei Manching handelte, das damals als Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis genutzt wurde. Die Haft in München wurde durch das Haftbuch des Polizeipräsidiums, das sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv befindet, bestätigt.
Die Gründe für die Verhaftung von Justin Blanc in den verschiedenen Internierungsorten stimmen nicht überein: Nach einer Angabe seiner Witwe von 1953 sei er wegen „Nichteinhaltung der Arbeitspflicht“ verhaftet worden. Die Gestapo München schreibt in dem Einweisungsbescheid nach Dachau, er sei wegen „terroristischer Betätigung“ in Frankreich festgenommen worden.
Was seine Angehörigen betrifft, so konnte ich bisher keine Geschwister von Justin Blanc ausfindig machen; Kinder hatte er offensichtlich nicht. Eine Ansprechpartnerin in seinem Dorf Montauroux wird mir von der Erinnerung an Justin Blanc und die anderen Widerstandskämpfer im Dorf erzählen. Ein weiterer Archivbestand des französischen Verteidigungsministeriums für die Widerstandskämpfer bleibt noch vor Ort in Vincennes (Paris) zu besichtigen.

Version française
Dans le cadre de mon Service civique, je travaille sur la vie de l’ancien détenu du camp de concentration de Dachau, Justin Blanc. Jusqu’à présent, l’avancement de la recherche est comme suit :
Un point crucial a été la découverte d’un dossier issu des archives du Ministère de la Défense (SHD Caen – Division des Archives des Victimes des Conflits Contemporains). Il contient des témoignages écrits qui éclairent les circonstances de l’arrestation de Justin Blanc. On peut désormais supposer que Justin Blanc est décédé à Dachau des suites de ses blessures subies lors d’un interrogatoire à Nice.
J’ai trouvé d’autres documents dans la base de données en ligne du Livre mémoriel, dans les archives du Mémorial du camp de concentration de Dachau et dans les Archives d’Arolsen. Il a été possible de reconstituer à partir de là que Justin Blanc fut amené à Dachau avec 15 Français de PACA, depuis Nice via l’Italie (Gênes, Bergame, Vérone). Lorsque leur convoi atteignit la Bavière, ils furent d’abord emprisonnés à Ingolstadt et à Munich. J’ai reçu un renseignement des archives de la ville d’Ingolstadt selon lequel les Provençaux ont très probablement été internés au Fort VIII près de Manching, qui servait à l’époque de centre de détention de la Wehrmacht. L’internement à Munich a été confirmé par le procès-verbal de la préfecture de police, conservé aux Archives d’État bavaroises.
Les raisons de l’arrestation de Justin Blanc dans les différents lieux d’internement ne concordent pas : selon une déclaration de sa veuve en 1953, il aurait été arrêté pour avoir été «réfractaire au travail obligatoire». Dans l’ordre de son transfert à Dachau, la Gestapo de Munich écrivait qu’il avait été arrêté en France pour «activités terroristes».
Concernant ses proches, ni frères ni soeurs de Justin Blanc n’ont pu être identifiés ; de toute évidence, il n’a pas eu d’enfants. Pour les prochaines étapes de ma recherche, j’envisage d’interviewer une dame du village de Montauroux qui pourrait me raconter le souvenir de Justin Blanc et d’autres résistants du canton. La consultation d’un autre fonds d’archives du Ministère de la Défense (SHD Vincennes – Centre historique des archives) devrait aussi s’avérer informatif.

(31.5.25; IS)

Film zur Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs

Julian Monatzeder verfasste zur diesjährigen Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs im März 2025 einen zwölfminütigen Kurzfilm „Namen statt Nummern“.

 

Neben Einblicken in die Präsentation selbst und Erläuterungen zum Gedächtnisbuch kommen die ehrenamtlichen Autorinnen Noémie Hernandez-Bernard, Stefania Hayward und Waltraud Finster zu Wort. In ihren Statements erzählen sie von ihren Beweggründen und ihrer Motivation zur biografischen Spurensuche. Der Film wurde veröffentlicht im Rahmen von „Kirche digital erleben im Landkreis Dachau“.

Hier der Link zum Film
Film Jahrespräsentation 2025 „Namen statt Nummern“ auf youtube

Hier gehts zum Gedächtnisblatt, das Stefania Hayward über Kazimierz Wawrzyniak verfasst hat
Kazimierz Wawrzyniak

Link zur Biografie von Waltraud Finster über ihren Großonkel
Josef Finster

(21.5.25; Foto: Filmstill „Namen statt Nummern“, Julan Monatzeder; IS)