Witmond, Karel

 

Karel Witmond

21.5.1923 – 18.12.2003

  • Geb. am 21. Mai 1923 in Amsterdam.
  • Kam am 17. September 1944 ins KZ Dachau, wo er die Befreiung erlebte. Davor war er im KZ Natzweiler sowie in Vught.
  • Gest. am 18. Dezember 2003.

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Karel Witmond, NL (1 MB)


Carolus „Karel“ Witmond wurde als ältestes Kind von Karel und Alida Witmond am 21. Mai 1923 in Amsterdam geboren. Die Familie war arm und streng sozialistisch. Ab 1935  machte der junge Karel eine Ausbildung zum Metallarbeiter, und ab 1937 arbeitete er in verschiedenen Baufirmen. 

Am 1. Mai 1935 wurde Karel Mitglied der Arbeiders Jeugd Centrale, dem Jugendverein der SDAP, der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in den Niederlanden. Durch seine Teilnahme an dieser Gruppe ging er sehr enge Freundschaften mit anderen jungen Sozialisten ein.

Nach dem deutschen Einmarsch in den Niederlanden am 10. Mai 1940 löste der AJC sich auf. Manche Mitglieder, darunter Karel, trafen sich aber inoffiziell in einen Athletikclub weiter. Die Gruppe verteilte ab Juli 1940 Flugblätter. Im Februar 1941 begannen sie, heimlich eine antifaschistische Zeitung zu drucken. Karel half bei der Verbreitung dieser Zeitung mit.

Die Besatzer haben sie schnell erwischt und bereits im September 1941 wurden die Leiter dieser Widerstandsgruppe, Rob Douma, Jan Zwanenburg, Henk Roos und David Vos verhaftet. Karel wurde in der Nacht von 12. auf 13 November 1941 verhaftet. Zuerst ging es nach Scheveningen, in das Gefängnis ‚Oranjehotel‘, wo Karel drei Monaten Einzelhaft erleiden musste. Ein paar Monate später wurde Karel schließlich in das KZ Amersfoort transportiert. Hier traf er viele Mitglieder seiner Widerstandsgruppe wieder und musste Zwangsarbeit im Wald leisten, bis er bei einem Unfall verletzt wurde. Dann wurde er ins Küchenkommando versetzt.

Mitte Dezember 1942 gab es in Utrecht einen Prozess gegen alle Mitglieder von Karels Widerstandsgruppe.  Siebzehn von ihnen wurden zum Tode verurteilt, sechs, darunter Karel, zur „Abtrennung“ oder besser gesagt, lebenslangen KZ-Haft.

Über Amersfoort wurden sie am 13. Januar 1943 in das KZ Vught verlegt.  Karel erlebte fast noch zweieinhalb Jahre KZ-Haft, die längste Zeit verbrachte er im KZ Natzweiler als ‚Nacht-und-Nebel‘-Gefangener. Einige Monate vor Kriegsende, am 17. September 1944, wurde er nach Dachau transportiert. Dort erlebte er die Befreiung und am 27. Mai 1945 wurde er, zusammen mit 115 anderen ehemaligen niederländischen Häftlingen, nach Hause geschickt. Seiner Rückkehr wurde zu Hause natürlich gefeiert. Nach dem Krieg unternahm Karel mit Henk Roos eine Rundreise durch die Niederlande, um Angehörige von seinen gestorbenen Lagerkameraden zu treffen.

Er verliebte sich in Paulina Christina „Stien“ Heukelom, die ebenfalls AJC-Mitglied war wie er. Das junge Paar heiratete 1948 und bekam in den folgenden Jahren vier Kinder. Karel besuchte die Abendschule und bildete sich weiter, so dass er später als Betriebsleiter für seine Firma arbeiten konnte.

Karel sprach nie mit seiner Familie darüber, was er im Konzentrationslager erleiden musste, aber es war immer für ihn und Stien wichtig, dass sie bei Erinnerungsveranstaltungen wie dem Totengedenktag am 4. Mai mitmachten.

1972 starb Karels Sohn Rudy bei einem Autounfall. Jetzt brachen die verdrängten Erinnerungen aus Karel heraus und er musste sich in Behandlung begeben. Die Therapie half ihm, seine Vergangenheit zu verarbeiten. Er reiste mehr mit Stien und begann, KZ-Post zu sammeln. 1999 schrieb er ein Buch über seine Erlebnisse: „Preisgegebene Geheimnisse“. Karel starb am 18. Dezember 2003.

Verfasser des Gedächtnisblatts

Luca Brandt Corstius und Imara van Greuningen (Schüler), 2013.

[Qu.: GB]