Wir trauern um Mirjam Ohringer

Mit Mirjam Ohringer ist eine Freundin und Unterstützerin des Gedächtnisbuchs gestorben. Ein Nachruf von Sabine Gerhardus.

Mirjam Ohringer im Jugendgästehaus in Dachau
Mirjam Ohringer im Jugendgästehaus in Dachau

Am 29. Mai 2016 ist Mirjam Ohringer gestorben.  Ich habe Mirjam Ohringer und ihre Freundin Els Schalker-Karstanje bei den Internationalen Jugendbegegnungszeltlagern kennen gelernt, wo beide häufig als Zeitzeugen waren und uns Jugendlichen von ihren Erinnerungen an die Besatzung der Niederlande und den Widerstand erzählten. 2001 schrieben Els und Harry Kraaij einen Beitrag für das Gedächtnisbuch über Els` Vater, Hubert Karstanje. Mirjam fertigte das Gedächtnisblatt an und vertrat die Interessen ihrer Freundin Els, als ihr selbst die Kommunikation mit dem Projekt nicht mehr möglich war. Seither unterstützte sie das Gedächtnisbuch-Projekt.

So kam es, dass sie für Jos Sinnema in den Niederlanden eine wichtige Ansprechpartnerin wurde. Er schreibt: „Das Niederlande-Projekt hat sie von Anfang an enthusiastisch unterstützt und gefördert. Auch für die Ausstellung im Widerstandsmuseum hat sie sich eingesetzt.“ Am 18. Februar 2012, als die Wanderausstellung im Cartesius-Lyceum in Amsterdam zu sehen war und dort das Banner von Pim Reijntjes enthüllt wurde, schrieb Mirjam ins Gästebuch: „Es ist stimmt hoffnungsvoll zu sehen, dass junge Leute sich vertiefen in Lebensgeschichten aus der Vergangenheit, vor allem aus der Zeit des Nationalsozialismus. Insbesondere ihr Einsatz, diese Geschichten weiter zu geben. Mirjam Ohringer“.

Mirjam Ohringer wurde am 26. Oktober 1924 in Amsterdam geboren. Sie stammte aus einer galizischen Einwandererfamilie. Ihre Eltern waren gläubige Juden und fühlten sich dem Sozialismus verbunden. Mirjam engagierte sich schon als Schülerin für die jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland. Nach der Besatzung der Niederlande durch die Wehrmacht am 10. Mai 1940 schloss sich Mirjam einer illegalen Jugendgruppe an, die sich unter anderem mit Flugblattaktionen gegen die Nazis zur Wehr setzte. 1942 konnte sie untertauchen und überlebte so den Krieg.

Mirjam Ohringer hat im April 2009 den Dachau-Preis für Zivilcourage erhalten.

(Text von Sabine Gerhardus, Foto Kulturamt Stadt Dachau)