Vernetzungstreffen „Jüdisches Leben in Bayern“
Vielfältige Gesprächs- und Informationsmöglichkeiten ergaben sich für das Team des Gedächtnisbuchs beim Treffen „Jüdisches Leben in Bayern“ am 7. Juli 2023 in Nürnberg. Eingeladen hatte der bayerische Antisemitismusbeauftragte.
Projektleiterin Sabine Gerhardus, neben dem Gedächtnisbuch auch für das Projekt Erinnern des BLLV zuständig, und Irene Stuiber, die den Blog des Gedächtnisbuchs und das Forum Erinnern betreut, nahmen am 3. Landestreffen „Jüdisches Leben in Bayern“ in Nürnberg teil. Beide Teilnehmerinnen freuten sich über die Fülle an persönlichen Gesprächen, die im Rahmen dieses Treffens in Nürnberg möglich waren.
In seiner Begrüßungsrede plädierte der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle für eine Aufnahme des Kampfes gegen Antisemitismus als Staatsziel in die bayerische Verfassung. Konkrete Erfolge gäbe es bei der Vernetzung: Beim Bayerische Landesverein für Heimatpflege wurde für einen Zeitraum von vier Jahren eine Projektstelle „Jüdisches Leben in Bayern“ geschaffen.
Am Ende der Veranstaltung wies Spaenle darauf hin, dass seine Amtszeit mit Ende der laufenden Legislaturperiode ende. Er bedankte sich bei den Anwesenden für deren Engagement, das sei „die innerste Kraft dieser Gesellschaft“.
Spaenles Hinweis auf die derzeitige brandgefährliche politische Situation sprach vielen Zuhörerinnen und Zuhörern aus dem Herzen: „Sie wissen, ich bin Mitglied der CSU – ich sitze jetzt seit fast 30 Jahren im Bayerischen Landtag, ich bin ja nachgerückt dann 2020 wieder und habe dann das erlebt – der Kern dieser sogenannten Alternative sind Hardcore-Nazis. Das sind Rechtsextremisten, die diese Gesellschaft und dieses freiheitliche parlamentarische System im Kern zerschlagen wollen.“
Die Rednerinnen und Redner stellten in Nürnberg folgende Projekte vor:
- Rudolf Neumaier, Bayerischer Landesvereins für Heimatpflege e.V.: Projekt „Jüdisches Leben in Bayern“,
- Bernd Päffgen, Bayerische Akademie der Wissenschaften: Ad hoc-Arbeitsgruppe „Judentum in Bayern in Geschichte und Gegenwart“,
- Corinna Storm, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus: Portal „Bayern gegen Antisemitismus“ (www.gegen-antisemitismus.bayern.de),
- Stefan Denzler, Evangelisches Bildungszentrum Bad Alexandersbad: „Kommunales Engagement im Bundesprogramm „Demokratie leben!““.
Besonders interessant fand Sabine Gerhardus den in der Diskussion geäußerten Vorschlag des Nürnberger Lehrers David Denninger: „Ich bin der Meinung, es müsste an jeder Schule einen Antisemitismusbeauftragten geben, und zwar auf Schülerseite.“ Sabine Gerhardus meint dazu: „Ich finde das eine Superidee, würde die aber ergänzen wollen, z.B. zu Antisemitismus- und Antirassismusbeauftragten. Das gäbe den Schulen eine Struktur, unter der sie regelmäßige Fortbildungen bzw. Schulungskurse anbieten könnten und die Problematik der Diskriminierung weniger leicht unter dem Teppich verschwinden würde. Besonders gefällt mir daran, dass die Idee Schüler und Schülerinnen beteiligt und ihnen Vertrauen und Verantwortung entgegenbringt.“
Eine Aufzeichnung der Veranstaltung findet sich bei youtube unter folgendem Link:
https://www.youtube.com/watch?v=Z5kPCP6v-OY
(10.7.23: IS)