Eine Heimkehr. Präsentation und Wanderausstellung in den Niederlanden

Am 4. Februar zeigte das Emmauscollege in Rotterdam in einem Klassenraum die Wanderausstellung des Gedächtnisbuchs. Im Klassenraum gleich nebenan präsentierten die Schüler Valerie van Reeuwijk und Thijs de Dood ihre Biographie über den ehemaligen niederländischen Widerstandskämpfer Dingenis Sinke.

In der Biographie beschreiben Valerie und Thijs, wie Dingenis Ende Mai 1945 nach mehr als zweieinhalb Jahren Haft heimkam. Seine Familie wohnte in Yerseke, an der Nordseeküste im Süden des Landes. Die letzte Strecke zum Elternhaus legte er zu Fuß über einen Deich zurück.

Nach der Befreiung hatte Dingenis seine verlauste Häftlingskleidung durch eine zurückgelassene SS-Uniform und durch gefütterte Winterstiefel ersetzt.

Ein Radfahrer, der ihn auf den Deich überholte, hielt an, drehte sich um und starrte ihn an.

„Wo geht es hin?“

„Nach Yerseke, zur Damstrasse.“

„Und woher kommst du?“

„Deutschland, ich komme aus Deutschland…“

Der Radfahrer fuhr eiligst davon. Schon bald kamen Dingenis Vater und Bruder ihm auf den Deich entgegen.

 

(Text: Jos Sinnema)

 

 Trauer um Henry Landman

 

Henry Landman ist tot. Er starb am 29. Dezember 2014 nach kurzer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in New York. Der Trägerkreis des Gedächtnisbuchs trauert mit den Angehörigen um einen langjährigen Freund des Projekts.

Henry Landman (zweiter von links) und seine Familie 1938

 

Henry Landman wurde am 12. Juni 1920 als Heinz Landmann in Augsburg geboren. Am 10. November 1938 wurde er zusammen mit seinem Vater Joseph ins Konzentrationslager Dachau gebracht.  Nach ihrer Entlassung gelang es beiden, in die USA zu flüchten. Am 28. April 1945 kehrte Henry als amerikanischer Soldat und als einer der Befreier nach Augsburg zurück. Seine Einheit gehörte auch zu den Befreiern des Konzentrationslagers Dachau. Henry selbst konnte jedoch an den Ort, an dem er so gelitten hatte, nicht zurückkehren.

Henry Landman als  Soldat
Veronika Stumpf hat 2004 ein Gedächtnisblatt über Henry Landmans Leben verfasst. 2011 wurden der Internationalen Wanderausstellung Namen statt Nummern für Nordamerika zwei Banner hinzugefügt, eines über Rabbi Erwin Schild, das andere über Henry Landman. Seitdem ist dank Henrys Sohn Rick unser Kontakt zu Henry Landman nicht mehr abgerissen. Ich werde Henry Landman als äußerst warmherzigen Menschen in Erinnerung behalten. Wir sind dankbar, dass das Gedächtnisbuch seine Lebensgeschichte erzählt.
(Text: Sabine Gerhardus)