Zwischenpräsentation im Grafinger W-Seminar

Das erste Schuljahr im W-Seminar am Gymnasium Grafing ist fast vorbei. Zeit, vorläufige Bilanz zu ziehen: Dieser Tage präsentieren die Schülerinnen und Schüler ihre Rechercheergebnisse. Jeder Teilnehmer präsentiert 10 Minuten lang und geht dabei auf aktuelle Probleme ein. Dann wird diskutiert und es werden Fragen beantwortet. Die Präsentationen dienen einem doppelten Zweck: Zum einen gibt‘s darauf Noten, zum anderen nutzt Sabine Gerhardus die Gelegenheit, um Tipps für die weitere Arbeit zu geben.

Jana Schmitt für herausragende Seminararbeit ausgezeichnet

 

20.11.2014 im „Haus der klügsten Köpfe“: Die Präsidentin des Bayerischen Landtags Barbara Stamm  und der Präsident des „Bayerischen Clubs“ zeichnen Jana Schmitt im Lesesaal des Maximilianeums zusammen mit sechs weiteren Abiturientinnen und einem Abiturienten für ihre Seminararbeiten aus.
Alle Arbeiten befassen sich auf hervorragende Weise mit einem Thema der bayerischen Geschichte und Kultur. Barbara Stamm möchte angesichts des zunehmenden Verlusts von Identität durch die Globalisierung Heimatbewusstsein fördern: Dies habe keineswegs mit Rückständigkeit zu tun, betont sie: „Um die Zukunft erfolgreich zu gestalten, muss man seine Wurzeln kennen.“

Jana Schmitt erhält den Preis für Oberfranken. Die Laudatio hält Albert Scharf, Präsident des Bayerischen Clubs, ein Verein zur Förderung der Bayerischen Kultur. Jana Schmitts Arbeit entstand in Kooperation mit dem Gedächtnisbuch Dachau und dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband. Scharf: „Frau Schmitt gelingt ein Gesamtbild in präziser und nüchterner Weise, das das Schicksal dieser verdienten jüdischen Lehrer zeichnet.“ Jana strahlt mit den anderen Preisträgern um die Wette. Doch beim anschließenden Sektempfang erzählt sie: „Am wichtigsten ist mir aber die Anerkennung der Familie von Justin Fränkel. Sie haben sich so über meine Arbeit gefreut, und vor allem darüber, dass sich jemand wirklich für die Geschichte von Justin interessiert!“ Zum Dank hat die Familie Jana schon mehrmals nach New York eingeladen. Erst das Preisgeld ermöglicht ihr jetzt, die Einladung anzunehmen und die Tochter und den Enkel Justin Fränkels persönlich kennenzulernen!

 

Die Gruppe der Preisträger

 

„Sie haben alle hervorragende Seminararbeiten zu Themen mit bayerischem Bezug verfasst“, lobt Ministerialdirigent Walter Gremm. Aus Sicht des Kultusministeriums zeige dies die hervorragende Qualität des Bayerischen Gymnasiums. Gremm wünscht sich, dass die Vereine, die sich „nur mit den Strukturen“ befassten und so viel kritisierten, „mal mit den herausragenden Leistungen auseinandersetzen würden“. Er geht aber nicht darauf ein, dass einer dieser „Vereine“, nämlich der BLLV, die Arbeit einer der Preisträgerinnen durch das Projekt „Jüdische Lehrer in Bayern“ angestoßen und intensiv betreut hat. „Die Preisverleihung in den Räumen des Maximilianeums bedeutet eine besondere Art der Wertschätzung.“, so Gremm.

Der Bayerische Club fördert Auseinandersetzung der jungen Menschen mit der Bayerischen Geschichte und Kultur. Scharf möchte die Preisverleihung als Anstoß verstanden wissen, „dass auch Lehrpläne und Unterricht mit diesen Themen ausgestattet werden.“ Dies sei nicht mehr selbstverständlich, es sei viel Substanz verloren gegangen. „Was uns bewegt, ist die bayerische Geschichte.“, so Scharf. Zum ersten Mal wurden die diesjährigen preisgekrönten Arbeiten sogar in einem Sammelband publiziert.

 

Den musikalischen Rahmen gestaltet die ehemalige Schülerband Animal Lake. Es gibt sogar eine „Welturaufführung“ zu Ehren der frisch aus der Schule Entlassenen: „Und irgendwann fahr ich fort“.

Veröffentlichung:

Abiturientenpreise 2014 des Bayerischen Clubs. Die besten Seminararbeiten im Rahmen des Abiturs an bayerischen Gymnasien, die sich in herausragender Weise mit einem kulturbezogenen bayerischen Thema befassen. Zusammengestellt vom „Bayerischen Club“ in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (nicht im Buchhandel erhältlich)

(Text von Sabine Gerhardus)

„Ich hatte mir ihre Geschichte anders vorgestellt“ – Artikel im Jahresbericht des Freisinger Camerloher Gymnasiums

„Ich fand die Recherche über Renny und ihr Leben sehr spannend, weil ich mir ihre Geschichte anders vorgestellt hatte.“, schreibt Henriette Schulze über ihre Erfahrungen im W-Seminar „Biografien von Dachau-Häftlingen und in der NS-Zeit repressierten Lehrern“. Der Artikel wurde im Jahresbericht 2013/2014 des Camerloher Gymnasiums veröffentlicht.
Henriette Schulze berichtet über ihre Recherche zur Biografie der holländischen Widerstandskämpferin Renny van Ommen. Die Recherche umfasste nicht nur Archivarbeiten: Für ein Interview mit einem der Söhne Renny van Ommens, Jan van Ommen, fuhr die W-Seminar-Teilnehmerin nach Hamburg. Ihre Arbeit am Gedächtnisblatt führte sie bis nach Holland, hier erhielt sie Unterstützung durch Jos Sinnema. Sie schreibt: „Er besuchte für mich Archive in Amsterdam und prüfte, ob verwendbare Dokumente vorlagen oder nicht. Er führte mich auch durch die KZ-Gedenkstätte Herzogenbusch (Vught) und gab mir Tipps, wie ich meinen Urlaub in Amsterdam mit geschichtlicher Recherche wie den Besuch des Widerstandsmuseums kombinieren konnte.“
Was hat Henriette Schulze besonders beeindruckt? Sie schreibt: „Für den Zusammenhalt der Frauen war wohl auch die Religion verantwortlich, sie spielte aber vor allem für Renny eine große Rolle für die Bewältigung der Hafterfahrungen. Da ich selbst den Ethikunterricht besuche und keiner Religion angehöre, fand ich gerade diesen Aspekt sehr interessant.“

Den gesamten Artikel bitte bei Interesse per Mail anfordern bei irene.stuiber@googlemail.com.

 

(Foto: BLLV)

 

Unterzeichnung des BLLV-Gedächtnisblatts für Friedrich Reuß

Am 19. Juli wurde das BLLV- Gedächtnisblatt für Friedrich Reuß in München unterzeichnet. Mit dabei waren die Verfasserin des Gedächtnisblatts aus Bamberg, Christina Ther, ihre Mutter und die Enkel des politisch verfolgten Lehrers Friedrich Reuß. Christina Ther hatte die Biographie im Rahmen eines W-Seminars in Bamberg verfasst.

Sabine Gerhardus, Projektleiterin des Gedächtnisbuchs, schreibt dazu: Es war ein schöner Abschluss für alle Beteiligten nach einer sehr engagierten und aufwändigen Recherche zu einer ganz ungewöhnlichen Biographie. Reuß war ein intellektueller Freigeist, christlich, mit einer jüdisch-russischen Frau verheiratet, der in Bamberg in den 1920er Jahren philosophische Gesprächskreise veranstaltete und sich für die russische Kultur und Sprache interessierte. Das und seine familiären Verhältnisse waren für die Nazis Grund genug für eine Inhaftierung bereits 1933. Reuß floh anschließend mit Frau und Kind über Berlin nach Moskau, wo er wenige Jahre später aus ungeklärten Umständen starb. Seine Frau starb in der Verbannung, die Tochter kam als Flüchtling mit ihrer Familie wieder zurück nach München, wo die Enkel heute noch leben.

W-Seminar Grafing: Seminarplan steht

Petra Köpf wird als Lehrerin des Grafinger Gymnasiums das im nächsten Schuljahr beginnende W-Seminar betreuen. Heute war sie in Dachau, um mit dem Gedächtnisbuch-Team den Seminarplan fürs nächste halbe Jahr festzulegen.

15 Schülerinnen und Schüler nehmen an dem W-Seminar in Grafing teil. Die ersten Workshops widmen sich einer Einführung ins Projekt, der Geschichte des Konzentrationslagers Dachau, Fragen der Archivrecherche sowie dem Vorgehen bei Zeitzeugeninterviews.

Sabine Gerhardus und Andreas Decker beim Sichten der Freisinger Gedächtnisblätter

Abschlusstreffen zum W-Seminar in Freising

„Ich finde Geschichte über diese Zeit jetzt noch interessanter.“, fasste ein Schüler seine Erkenntnisse aus dem W-Seminar Gedächtnisbuch am Freisinger Camerloher Gymnasium zusammen. Zu einem Abschlusstreffen trafen sich am 25. Juni einige Schülerinnen und Schüler, der betreuende Lehrer Andreas Decker, die Projektleiterin Sabine Gerhardus und Irene Stuiber vom Gedächtnisbuch-Team. Bei Hollersirup und Kuchen wurden  Erfahrungen ausgetauscht, die Gedächtnisblätter noch einmal gesichtet und Überlegungen für zukünftige Kooperationen angestellt.

Trägerkreis berät über Projektpläne in Deutschland und in den Niederlanden

Die Planungen für die nächste Zeit standen auf der Tagesordnung des Trägerkreis Gedächtnisbuch am 24. Juni. Gesprochen wurde über das neue W-Seminar, das im Schuljahr 2014/25 anlaufen soll und auch über die Planungen in den Niederlanden. Auch klärte der Trägerkreis verschiedene organisatorische Fragen rund um die internationale Ausstellung – Aufbewahrung und Versand in Polen und Nordamerika konnten geregelt werden.

Aus dem Netz: Jan van Ommen schreibt über Gedächtnisbuchpräsentation

Zur Präsentation der Gedächtnisblätter am 22. März hat Jan van Ommen einen ausführlichen Bericht auf der Website des Comité International de Dachau veröffentlicht: http://www.comiteinternationaldachau.com/en/countrys/15-countrys/40-deutchland?showall=&start=1 . Es gibt auch Fotos von der Veranstaltung.

Jan van Ommen, Sohn der niederländischen Widerstandskämpferin Renny van Ommen, berichtet auch darüber, wie sich der Kontakt zur Verfasserin des Gedächtnisblatts, der Schülerin Henriette Schulze gestaltete. Er meint: „Ich war beeindruckt vom Einsatz und der Professionalität der Schüler. Henriette Schulze war ein Mal in Amsterdam und ein Mal hat sie uns hier in Reinbek besucht. Die Schüler werden gut vorbereitet und bekommen reichlich Zugang zu den Archiven. Sie finden ab und zu Dokumente, die den Betroffenen (bzw. Familien der Betroffenen) nicht vorlagen.“

Das Gedächtnisbuch-Team ist hoch erfreut, wenn sich der Kontakt zu den Angehörigen der proträtierten Dachau-Häftlinge so gut gestaltet wie in diesem Fall. Vielen Dank, Jan van Ommen!

Aufsatz stellt Erinnerungsprojekte für Oberstufe vor

Erinnungerungsprojekte für Oberstufenseminare – „Gedächtnisbuch Dachau“ und „Jüdische Lehrer und Lehrerinnen in Bayern“; so lautet der Titel  eines Aufsatzes von Sabine Gerhardus. Der Text informiert über die biographische Arbeit insbesondere in W-Seminaren und bringt Hintergrundinformationen zu beiden Projekten. Eine DVD liegt bei.

Der Band ist nicht im Buchhandel erhältlich, sondern kann gegen Erstattung der Schutzgebühr (18 Euro) und der Versandkosten bei der Gymnasialpädagogischen Materialstelle bestellt werden: www.materialstelle.de .

Sabine Gerhardus: Erinnungerungsprojekte für Oberstufenseminare – „Gedächtnisbuch Dachau“ und „Jüdische Lehrer und Lehrerinnen in Bayern. In:  Erinnerungsort Schule. Praktische Anregungen für eine Gedächtniskultur im Schulalltag“, S. 65-75. Hg. von Matthias Pflaum. (Themenfolge 149, Reihe Erinnern, um Neues zu wagen, Arbeitshilfe für den evangelischen Religionsunterricht an Gymnasien, Gymnasialpädagogische Materialstelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Erlangen 2014)