Präsentationen in Grafing

Die Zwischenpräsentationen in Grafing sind fast vorbei. Bisher haben 10 von 12 Schülern ihre Rechercheergebnisse für die Seminararbeit und ihre Gedächtnisblätter vorgestellt.

Foto: Julian Monatzeder

Sabine Gerhardus ist beeindruckt: „Es ist toll zu sehen, mit welchem Engagement sich manche Schüler in die Recherche hineingekniet haben! Sie haben wirklich interessante Ergebnisse zu Tage gefördert.“

Am 2. Juli war auch Julian Monatzeder mit seiner Filmkamera dabei. Er dreht gerade einen Film für den BLLV über das Projekt „Erinnern“, ein Kooperationsprojekt des Gedächtnisbuchs. Ihm verdanken wir das Foto.

Zwischenpräsentation im Grafinger W-Seminar

Das erste Schuljahr im W-Seminar am Gymnasium Grafing ist fast vorbei. Zeit, vorläufige Bilanz zu ziehen: Dieser Tage präsentieren die Schülerinnen und Schüler ihre Rechercheergebnisse. Jeder Teilnehmer präsentiert 10 Minuten lang und geht dabei auf aktuelle Probleme ein. Dann wird diskutiert und es werden Fragen beantwortet. Die Präsentationen dienen einem doppelten Zweck: Zum einen gibt‘s darauf Noten, zum anderen nutzt Sabine Gerhardus die Gelegenheit, um Tipps für die weitere Arbeit zu geben.

Das Gedächtnisbuch im Gemeindeblatt „Vierkirchen aktuell“

Vierkirchen_aktuell_2015

Die neueste Ausgabe des Gemeindeblatts „Vierkirchen aktuell“ enthält einen Artikel über die Ausstellungs-Eröffnung in Holland und das Landkreis-Projekt des Gedächtnisbuchs. Sabine Gerhardus, Projektleiterin im Gedächtnisbuch, freut sich, dass sie Bewohner ihrer Heimatgemeinde auf diese Weise informieren durfte.

Artikel zum Download

 

Für Ideale einstehen und in der Freundschaft treu sein – Theateraufführung Amsterdam

Ein besonderes Programm an einem besonderen Tag, dem 4. Mai 2015: Am Vortag der Befreiung vom Faschismus vor 70 Jahren wird überall in den Niederlanden an die Opfer des Naziterrors erinnert. Mit meiner Frau besuche ich zuerst die Ausstellung „Geen Nummers maar Namen“ im Amsterdamer Widerstandsmuseum, dann die zentrale Gedenkfeier zum nationalen Totengedenken mit unglaublich vielen Menschen auf dem Dam und schließlich das „Theater na de Dam“: Schülerinnen und Schüler, die Häftlingsbiographien erstellt haben, treten gemeinsam mit Überlebenden auf, unterstützt von einem Moderator und zwei Musikern.

Wie heutzutage in fast jedem Theaterstück, ist auch ein kurzer Film Teil der Aufführung. Obwohl wir mangels Sprachkenntnissen leider nicht alles verstehen können, ist die ausverkaufte Vorstellung absolut beeindruckend. Aus der Rede der Ravensbrück- und Dachau-Überlebenden Willemijn Petroff-van Gurp:„Dies ist eine Lektion aus dem Lager, die ich gerne weitergeben möchte: Mach keinen Unterschied. Urteile nicht nach der Oberfläche und urteile nicht zu schnell. Es ist besser, Fragen zu stellen und zu versuchen, die andere Person zu verstehen. Im Widerstand und im Lager habe ich nicht nur gelernt, für Ideale einzustehen, sondern auch, wie wichtig es ist, in der Freundschaft treu zu sein. Für einander da zu sein.“ In bewegenden Worten schildert sie die Wärme und Fürsorge, die sie unter den Extrembedingungen des KZ von ihren Freundinnen erfuhr, ohne die sie wahrscheinlich nicht überlebt hätte. „Diese und andere Ereignisse haben mir gezeigt, dass alle Menschen gleich sind. Der wirkliche Wert liegt nicht im Rang oder Stand, sondern im Herzen. Auch das ist eine Lektion aus dem Lager, die ich gerne weitergeben möchte.“

Diese unglaubliche Kraft und Herzenswärme, die so oft bei der Vorstellung der Biographien für das Gedächtnisbuch und besonders bei Ansprachen der ehemaligen Häftlinge zu spüren ist, wirkt auf alle im Saal. Und so ist auch die Botschaft des Abschlussliedes sehr authentisch: „Du bist nicht allein“. Viel Schreckliches haben die jungen Biographen von den alten Häftlingen erfahren, doch niemand wurde alleingelassen. Danke an Sabine Gerhardus und Jos Sinnema für dieses wunderbare Projekt!

Text und Bild: Tom Nowotny

 

Gedenkfeier zur Erinnerung an die Todesmärsche: „Wir dürfen den Rechtsradikalen nicht den öffentlichen Raum überlassen, da sonst die Demokratie Schaden nimmt!“

Für das Gedächtnisbuchprojekt war diese Veranstaltung von besonderer Bedeutung: Zu Abba Naor gibt es eine Biographie im Gedächtnisbuch. Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg, dessen Vorsitzender Romani Rose ist, hat im Jahr 2008 die Internationale Wanderausstellung des Gedächtnisbuchs gezeigt. Diese Ausstellung zeigt ein Porträt des österreichischen Roma-Angehörigen Karl Wacker Horvath, für den es auch ein Gedächtnisblatt gibt. Andreas Pflock, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums, hat mit Jugendlichen Biographien für das Gedächtnisbuch erarbeitet, eine davon für den deutschen Sinto Karl Pasquali.

Wir freuen uns, dass wir die Reden von Romani Rose und die Begrüßung des Dachauer Oberbürgermeisters Florian Hartmann im Original dokumentieren dürfen. Sie finden Sie in den nachfolgenden Posts.

 

Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, erinnerte an die Ermordung von 500.000 Roma und Sinti, an die Fortführung der rassenideologischen Denkweise der Nationalsozialisten bis weit in die Nachkriegszeit. Er erinnerte auch an den Kampf der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma, sprach von Erfolgen auf dem Weg zur Gleichberechtigung, prangerte aber auch Missstände an: „Minderheiten wie Sinti und Roma, Juden oder Muslime müssen wieder einmal als Sündenböcke für ökonomische Fehlentwicklungen und soziale Verwerfungen herhalten. Rechte Parolen finden bis in die Mitte der Gesellschaft Widerhall.“

Rassismus und Populismus bedrohten nicht nur die Rechte von Minderheiten, sondern zielten auf das Herz der Demokratie, so Rose. „Jeder Brandanschlag auf ein Wohnheim für Asylsuchende und jeder Angriff auf einen Menschen anderer Hautfarbe ist ein Angriff auf unseren Rechtsstaat und das friedliche Zusammenleben in unserem Land. Wir dürfen den Rechtsradikalen nicht den öffentlichen Raum überlassen, da sonst die Demokratie Schaden nimmt.“

Rose rief Politik, Justiz und Gesellschaft dazu auf, rassistisches und menschenfeindliches Handel konsequent zu ächten und antirassistische Netzwerke zu unterstützen.

Sein Appell: „Die Errungenschaften der offenen Gesellschaft müssen wir gemeinsam verteidigen, für diese Werte müssen wir die junge Generation immer wieder neu gewinnen und begeistern.“

Im Anschluss an Romani Rose sprach der Überlebende des KZ Dachau, Abba Naor, der am 26. April 1945 als siebzehnjähriger auf den Todesmarsch geschickt wurde. Abba Naor hielt eine kurze Ansprache im Namen der anwesenden Zeitzeugen: „Wir brauchen uns nicht erinnern, weil wir nicht vergessen haben. Wir waren dabei.“ Seit 2006 ist Abba Naors Lebensgeschichte im Gedächtnisbuch nachzulesen. Zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers ist er mit zwei seiner acht Urenkel angereist.

Aus den Erinnerungen ehemaliger Häftlinge zitierten Schüler und Schülerinnen des Josef-Effner-Gymnasiums. Die Veranstaltung wurde musikalisch von der Familie Huber-Ewald und vom Chor „Valentin Polanšek“ aus Slowenien begleitet. Der Chor wurde von dem Überlebenden des KZ Dachau, Valentin Polanšek, gegründet und steht bis heute in der Tradition des slowenischen Chores im KZ Dachau.

 (Text und Fotos von Sabine Gerhardus)

„Mein Sohn, werde Imker, dann wirst Du hundert Jahre alt werden“

Am Donnerstag, den 30. April waren Pjotr Stepanowitsch  Kudin und Mussij Dmytrowytsch Galajko bei mir zu Gast. Beide sind in unserer Wanderausstellung zu sehen. Herrn Kudin kenne ich inzwischen seit 1996 oder 1998, zunächst von dem Einladungsprogramm des Fördervereins, für das ich früher die Gruppenbetreuungen gemacht habe, dann von den Spendenaktionen in der Ukraine und natürlich vor allem durch das Osteuropa-Projekt im Gedächtnisbuch, bei dem zwei ukrainische Teilnehmerinnen, Viktoria Naumenko und  Inna Demus, für die beiden Gedächtnisblätter erstellt haben. In diesem Zusammenhang waren sie auch beide 2007 auf Einladung des Gedächtnisbuchs in Dachau, Mussij Galajko damals auch schon in Begleitung seines Sohnes Wladimir, der auf dem Bild am Tisch ebenfalls zu sehen ist. Kudin ist momentan als Gast des Fördervereins in Dachau, Herr Galajko auf Einladung der KZ-Gedenkstätte. Er wird von seiner Familie begleitet.

Wir haben unser Wiedersehen gefeiert und gemeinsam mit Tatjana Pastushenko, Historikerin in Kiew, einen schönen Abend verbracht. Tatjana Pastushenko hat von 2005-2007 eine Gedächtnisbuch-Werkstattgruppe in Kiew geleitet. Sie ist momentan mit einer Gruppe von ehemaligen Häftlingen verschiedener Lager auf Einladung des Arbeiter-Samariter-Bundes in München und wir nutzten die Gelegenheit für ein Wiedersehen. Sie hat die Fotos gemacht – vielen Dank dafür!

Herr Galajko hat sich seine freundliche bescheidene Art erhalten und strahlt Zufriedenheit und Gelassenheit aus. Es ist schön zu sehen, wie liebevoll seine Familie zu ihm steht und ihm während seines Aufenthaltes in Dachau beisteht.

Ich erinnere mich immer an einen Spruch aus dem Gedächtnisblatt von Herrn Kudin, in dem er seinen Vater zitiert: „Mein Sohn, werde Imker, dann wirst Du hundert Jahre alt werden“. Herr Kudin ist auf dem besten Weg dazu: Er ist jetzt 90 Jahre alt und wirkt agil wie eh und je. Er hält immer noch Bienen. Ich danke Ihnen, Mussij Dmytrowytsch und Pjotr Stepanowitsch für Ihren Besuch und wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie und ihre Angehörigen in eine friedliche Zukunft sehen können!

(Text: Sabine Gerhardus)

Koningsdag im Generalkonsulat

Klaus Schultz, Sabine Gerhardus und Ludwig Schmidinger vertraten das Gedächtnisbuch am Koningsdag, der Feier des Geburtstages von König Willem-Alexander, im niederländischen Generalkonsulat am 28. April. Willem-Alexander hatte die Gedächtnisbuch-Ausstellung im Widerstandsmuseum in Amsterdam eröffnet.

 

König Willem-Alexander in einer Gesprächsrunde mit den ehemaligen Häftlingen des KZ Dachau (gegen den Uhrzeigersinn): Jan de Vaal, Jan van Kuik, Willemijn Petroff-van Gurp, Ernst Sillem, Gosse Blijdorp, Jaap van Mesdag (letzterer begleitet von seiner Frau)

 

Liesbeth van der Horst, die Direktorin des Widerstandsmuseums, König Willem-Alexander, die Kuratorin der Ausstellung Karen Tessel, Klaus Schultz, Diakon der Versöhnungskirche und der Dachauer OB Florian Hartmann.

V.l.n.r.: König
Willem-Alexander im Gespräch mit Thom Tullenaar (Vorstandsmitglied beim „Freundeskreis der ehemaligen Dachau-Häftlinge“, Sabine Gerhardus (Gedächtnisbuch Dachau), Sonja Holtz-Arendse (CID) und Marjolijn de Loos (Vorstandsmitglied beim „Freundeskreis der ehemaligen Natzweiler-Häftlinge“)
Ernst Sillem mit Tess Meerding und Sydney Weith

 

Buchvorstellung Namen statt Nummern im Widerstandsmuseum in Amsterdam

Am 24. April 2015 stellt das Widerstandsmuseum in Amsterdam das Buch „Geen nummers maar Namen. Levensverhalen uit concentratiekamp Dachau“ (Namen statt Nummern. Lebensgeschichten aus dem Konzentrationslager Dachau) vor. Das Buch beinhaltet Lebensgeschichten von niederländischen Häftlingen im Konzentrationslager Dachau, die von niederländischen und deutschen Schülern sowie in einem Fall von Angehörigen verfasst wurden, sowie eine Einführung von Jos Sinnema und Sabine Gerhardus.

König Willem-Alexander bekam  bereits am Mittwoch, dem 23.4.2015, von zwei Schülern des Het Baarnsch Lyceums Tess Verduijn und Jur Plötz ein Exemplar. Die beiden haben die darin enthaltene Biographie von Lies Bueninck verfasst.

Lies-Bueninck-Hendrikse erhielt im Konzentrationslager Herzogenbusch ein Foto ihrer zweijährigen Tochter Joke. Es war als Postkarte getarnt, nur deshalb konnte das Foto zu ihr gelangen. Es gelang Lies, dieses Foto während ihrer gesamten Zeit im Lager zu verstecken, sie nahm es mit nach Ravensbrück und ins Außenlager Agfa-Kamerawerke des KZ Dachau. Die Ausstellungskuratorin Karen Tessel: „Das war ihr Halt. Durch die Sehnsucht nach ihrer Tochter konnte sie alle Entbehrungen durchstehen. Auch für die Mitgefangenen von Lies bedeutete dieses Foto der kleinen Joke viel.“ Einer von ihnen schrieb: „Wir alle genossen jeden Tag das heitere liebe Kindergesicht.“ Das Foto, dem man ansieht, das es immer wieder versteckt wurde, liegt in der Ausstellung in Lies´ Vitrine. Auf der Website es Widerstandsmuseums kann man ein Bild des Fotos sehen: http://www.verzetsmuseum.org/museum/nl/exposities/expositie-geen-nummers-maar-namen

(Text von Sabine Gerhardus.)