22. März: Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs

Etwa ein Dutzend Lebensgeschichten ehemaliger Dachau-Häftinge präsentieren die Verfasserinnen und Verfasser von Gedächtnisblättern am 22. März bei der Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs in der Kirche des Karmel Heilig Blut in Dachau.
Mal ausführlicher, mal nur schlaglichtartig werden die Biographien vorgestellt. Auch eigene Erfahrungen und Schlußfolgerungen, die die Verfasser bei der zeitgeschichtlichen Spurensuche und während der Auseinandersetzung mit der Geschichte von Verfolgten im Nationalsozialismus zogen, kommen zur Sprache.
Anwesend ist der holländische Dachau-Überlebende Henk van de Water zusammen mit Familienangehörigen und den Schülern, die über ihn eine Biographie geschrieben haben. Henk van de Water spricht das Schlußwort der Jahrespräsentation.

Ort: Kirche im Karmel Heilig Blut, Dachau, Alte Römerstraße 91
Zeit: 16 Uhr
Datum: 22. März 2015

Pim Reijntjes liest im Gedächtnisbuch (2011)

 

Pim Reijntjes ist gestorben

Trauer um Pim Reijntjes: Soeben erreichte uns die Nachricht, dass Pim Reijntjes am Morgen des 26. November 2014 nach kurzer Krankheit gestorben ist.

Pim Reijntjes war 2010 der erste ehemalige Häftling, der niederländischen Schülerinnen (Lieke Beemster und Ledmia Baghdadi) ein Interview für das Gedächtnisbuch gegeben hat. Er war so begeistert von ihrer Arbeit, dass er am 22. März 2011 zur jährlichen Veranstaltung in Dachau mitgefahren ist, wo Lieke und Ledmia seine Biographie präsentierten.

Im niederländischen Fernsehen. Foto Hans Vink Quelle: @ Max
Pim Reijntjes wuchs in Amsterdam auf. Er erlebte im Mai 1940 als Soldat den deutschen Luftangriff auf Rotterdam, bei dem die historische Altstadt zerstört wurde und hunderte Menschen ihr Leben verloren. Später schloss er sich dem Widerstand an. 1943 versuchte er zusammen mit seinem Bruder Loek und sechs weiteren Kameraden, mit einem Fischerboot von IJmuiden nach England überzusetzen, um sich dort den niederländischen Streitkräften anzuschließen. Die Gruppe flog auf und wurde verhaftet. Die Brüder kamen in das berüchtigte Gefängnis Oranjehotel in Scheveningen und dann in die Konzentrationslager Vught, Amersfoort, Natzweiler und schließlich nach Dachau, wo sie am 29. April 1945 befreit wurden. Von den acht Verhafteten überlebten nur die beiden Brüder den Terror der Nationalsozialisten. Pim Reijntjes setzte sich für die Erichtung eines nationalen Dachau-Denkmals in Amsterdam ein, das 1996 eröffnet wurde, und er war der erste Vorsitzende der Stiftung National Denkmal Dachau.

Pim, Lieke und Ledmia in Dachau 2011
Pim stand am Anfang des Projekts Gedächtnisbuch in den Niederlanden. Am Vorabend ihrer gemeinsamen Reise nach Dachau im März 2011 waren Pim, Lieke und Ledmia zusammen im niederländischen Fernsehen und haben über das Gedächtnisbuchprojekt erzählt. Pim Reijntes´Unterstützung brachte einen Stein ins Rollen: seitdem gaben auch andere ehemalige Häftlinge in den Niederlanden Schülern ein Interview. Inzwischen ist es schon Tradition geworden, dass jedes Jahr Schüler von Holland aus nach Dachau fahren, um neue Biographien über ehemalige niederländische Häftlinge zu präsentieren. Bis jetzt ist jedes Jahr zumindest einer der Überlebenden mitgefahren.

 

(Text: Sabine Gerhardus und Jos Sinnema)

Holland: Gedächtnisbuchpräsentationen in Rotterdam und in Amsterdam

Bitte beachten Sie unseren Aufruf zur Ukraine – siehe die nachfolgenden Posts!

Emmauscollege Rotterdam

Die Biographie von Velo Biermann konnten die Schüler Wouter Tullenaar und Meander Fabels am 5. März in einem Klassenraum des Emmauscolleges in Rotterdam präsentieren. Gleichzeitig wurde die Wanderausstellung zum Gedächtnisbuch gezeigt. Etwa 20 Zuhörerinnen und Zuhörer folgten der Präsentation.

Aufgrund gesundheitlicher Probleme konnte Velo Biermann leider nicht anwesend sein. Die beiden Schüler und der holländische Mitarbeiter des Gedächtnisbuchs, Jos Sinnema, besuchten ihn zuhause. Hier unterzeichnete Velo Biermann das Gedächtnisblatt.

Cartesius Lyceum Amsterdam

Mehrere Programmpunkte umfasste die Präsentation am Cartesius Lyceum in Amsterdam am 12. April 2014: Der Schüler Gijs Berendse präsentierte die von ihm erarbeitete Biographie Jan von Kuiks. Die Erarbeitung dieser Biographie war von der Schülerin Lissy-Anne Denkers in einem Dokumentarfilm festgehalten worden – sie präsentierte ihren Film hier der Öffentlichkeit.

Parallel wurde die Wanderausstellung gezeigt. Ihr konnten zwei neue Banner hinzugefügt werden, Skippy de Vaal und Karel Witmond gewidmet. An der Enthüllung der Banner nahmen Angehörige der Gewürdigten teil und auch die Verfasserinnnen der zugehörigen Biographien.

Etwa 65 Personen waren bei der Präsentation anwesend, darunter auch Familienangehörige der ehemaligen Dachau-Häftlinge.

(Foto: Simon Knappstein)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Präsentation in Holland: Mit viel Leidenschaft über ganz besondere Menschen erzählt

Neues vom Gedächtnisbuchprojekt in Holland: Im Ernst Sillem Hoeve in Den Dolder präsentierten am 11. April die Verfasserinnen Tess Meerding und Sydney Weith ihr Gedächtnisblatt zu Ernst Sillem. Gleichzeitig wurde die Ausstellung zum Gedächtnisbuch eröffnet.

Jos Sinnema, ehrenamtlicher und sehr umtriebiger Gedächtnisbuchmitarbeiter in Holland, freut sich besonders über das engagierte Publikum und die vielen Fragen aus dem Publikum. Von der Begeisterung der Anwesenden zeugen auch stolze 24 Einträge im Gästebuch. Ernst Sillems Schwester schrieb: „Was für eine besondere Erfahrung, von dieser jungen Generation die Geschichte von Ernst zu hören, meinem ältesten Bruder. Vielen Dank! Loukie B. Sillem.“ Ein Klassenkamerad der Referentinnen meinte: „Wow, was für eine Leistung. Ihr habt uns lachen lassen, habt uns gerührt und mit viel Leidenschaft erzählt über ganz gesondere Menschen.“ Von einem erwachsenen Besucher der Veranstaltung stammt folgender Eintrag: „Ihr schreibt buchstäblich Geschichte mit diesen biographischen Porträts. Ein wunderschönes Projekt. Danke für euren Einsatz und Durchhaltevermögen.“

(Foto: Simon Knappstein)

Anwesend waren etwa 120 Besucher, darunter Ernst Sillem und weitere drei ehemalige KZ-Häftlinge, der Bürgermeister von Baarn, Mitglieder von Organisationen ehemaliger Häftlinge, darunter auch des Comité International de Dachau. In den Lokal- und Regionalzeitungen und -radios wurde breit über die Veranstaltung berichtet.

Das Ernst Sillem Hoeve gehört dem YMCA. Der Vater von Ernst Sillem, Albert Sillem, hat das Haus für den YMCA gekauft und es nach seinem Vater benannt, der auch Ernst Sillem hieß.