Gunnar Richter, der Leiter der Gedenkstätte, führt durch die Gedenkstätte

 

Gedenkstättenfahrt nach Breitenau,Wewelsburg und Trutzhain

Breitenau, eine ehemalige Benediktinerabtei, weist vom 19. Jahrhundert bis in die Bundesrepublik eine Kontinuität als Haftstätte einerseits, als Kirche andererseits auf. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Abtei zum „Arbeitshaus“. Die Nazis machten den Ort zum KZ, bis in die 1970er Jahre befand sich hier ein Mädchenerziehungsheim. Die Gedenkstätte thematisiert vor allem die NS-Zeit: Der Zufallsfund eines großen Aktenkonvoluts gab den Anstoß zur wissenschaftlichen Erforschung der NS-Geschichte des Orts und zur Gründung der Gedenkstätte.

Der Künstler Stephan von Borstel gestaltete die Ausstellung der Gedenkstätte Breitenau
Rundgang durch die Wewelsburg

Einen ganzen Tag beschäftigten sich die Exkursionsteilnehmer mit der Wewelsburg: Ganz gewiss nicht zu den NS-Stararchitekten gehörte Hermann Bartels, der im Auftrag Himmlers die Wewelsburg zu einem Zentrum der SS umbauen sollte. Ausführen mussten die Arbeiten Häftlinge eines eigens eingerichteten Konzentrationslager. Das einstige Renaissanceschloss sollte das Gepräge einer mittelalterlichen Burg erhalten. Das Ergebnis von Bartels architektonischen Bemühungen wirkt eher unbeholften.

SS-Porzellan aus Allach

Ein von den Nazis verlegtes Bodenmuster der sogenannten „Schwarzen Sonne“ erschien den Teilnehmern der Gedenkstättenfahrt unspektakulär. Nichtsdestotrotz ist es bis heute Mittelpunkt einer ganzen Reihe rechter esoterischer Vorstellungen. Die Exkursionsteilnehmer machten es sich auf dem Emblem mittels bereitgestellter Sitzsäcke bequem und bestaunten diese Gepflogenheiten.
Ein Teil der Ausstellung auf der Wewelsburg beschäftigt sich mit der Geschichte der SS. Gekonnt präsentieren die Ausstellungsmacher hier viele Aspekte der Tätergeschichte auf dem neuesten Stand der Forschung. Immer wieder werden Verbindungen zum zentralen SS-Standort Dachau deutlich – an einer Stelle symbolisiert durch in der Porzellanmanufaktur Allach von Dachauer Häftlingen gefertigte Ausstellungsstücke.
Der letzte Tag der Gedenkstättenfahrt widmete sich der Gedenkstätte Trutzhain. Langjährige Leiterin der Gedenkstätte war Waltraud Burger, nunmehr pädagogische Leiterin in der Gedenkstätte Dachau.

Blick in eine Trutzhainer Straße

Die Nazis installierten das STALAG IX A Ziegenhain im heutigen Trutzhain auf einer unbebauten Wiese, in der Nachkriegszeit wurde daraus ein Internierungslager für Nazis, später ein DP-Lager. Den hier schließlich einquartierten Flüchtlingen und Heimatvertriebenen wurden die von ihnen bewohnten Baracken schließlich gegen einen geringen Geldbetrag zum Kauf angeboten. Daraus entwickelte sich eine städtische Wohnstruktur, die bis heute größtenteils aus den umgebauten Baracken des Häftlingslagers besteht. Auch der Blick in das Innere einer weitgehend originalerhaltenen Baracke war möglich, sie wird heute als Lager einer Textilfabrik genutzt.

Fabriklager in einer ehemaligen Häftlingsbaracke

Organisiert wurde die diesjährige Gedenkstättenfahrt von drei Trägerorganisationen des Gedächtnisbuchs, dem Dachauer Forum, der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau und der Katholischen Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau.