Annalena Elsner referiert über Pfarrer Paul Lachawietz

 

 

Großes Interesse – Ausstellungseröffnung in Altomünster

Andrang im Museum Altomünster war größer als erwartet bei der Ausstellungseröffnung der beiden Ausstellungen „Die Stadt und das Lager“ und „Kriegsende und Nachkriegszeit im Landkreis Dachau“ am 7. März. Eilends wurde die Bestuhlung aufgestockt.
Wilhelm Liebhart, Vorsitzender des Museumsvereins, Historiker und Professor an der Hochschule Augsburg, fand in seiner Eröffnungsrede eine direkte kommunale Anwendungsmöglichkeit der präsentierten Fakten: Er regte an, eine Straße im Ortsteil Pipinsried der Gemeinde Altomünster nach Jakob Schmid zu benennen. Denn die Ausstellung „Die Stadt und das Lager“ zeigt, dass der Sozialdemokrat und Dachau-Häftling aus eben diesem Ort stammt.
Neben Jakob Schmid präsentiert die Ausstellung noch die Lebensgeschichten zweier weiterer Dachau-Häftlinge, die einen engen Bezug zu Altomünster haben: Über den letzten Pfarrer von Sittenbach, Paul Lachawietz, referierte Annalena Elsner. Sie schrieb seine Gedächtnisbuch-Biographie im Rahmen eines W-Seminars. Die beiden Nichten des Pfarrers haben erste vor kurzem von der Erwähnung ihres Angehörigen in der Ausstellung erfahren, beide waren anwesend. Als Kinder haben sie oft ihre Ferien bei ihrem Onkel verbracht, im Dorf nannte man sie die „Pfarrerskinder“. Mit ihrer Hilfe konnte eine Vitrine der Ausstellung mit Tagebücher und Predigtmanuskripten bestückt werden.

Über den in Altomünster geborenen Schuhmacherssohn Pfarrer Johann Neumair gibt eine Lesemappe Auskunft: Neumair geriet in die Mühlen der NS-Justiz, weil ein prominentes Mitglied des Kreisauer Kreises in seiner Gemeinde untergetaucht war. Stationen seiner Haft sind Dachau und das Berliner Gefängnis Plötzensee. Nur die Geschehnisse zu Kriegsende verhinderten einen Prozess vor dem Volksgerichtshof. In der Mappe finden sich auch weitere Biographien von Dachau-Häftlingen aus dem Landkreis.
Die zweite Ausstellung „Kriegsende und Nachkriegszeit im Landkreis Dachau“ beschäftigt sich mit der unmittelbaren Nachkriegszeit in Altomünster. Auch hier zieht das Museum praktischen Nutzen aus den Erkenntnissen der Geschichtswerkstatt: Die Tracht der Heimatvertriebenen soll künftig in der Trachtenstube Altomünster präsentiert werden, so Liebhart.
Bürgermeister Anton Kerle würdigte in seiner Anspache, dass nun nach 70 Jahren eine wertfreie Betrachtung der Geschehnisse der NS-Zeit und der Nachkriegszeit möglich sei.
Anton Jais, Vorsitzender des Dachauer Forums, freute sich über den großen Erfolg, den die Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau gefunden hat. Er betonte die Ambivalenz der Nachkriegsjahre: Der Antisemitismus sei nicht über Nacht verschwunden, die Zeit der Verdrängung begann mit dem alliierten Einmarsch.
Annegret Braun, Projektleiterin der Geschichtswerkstatt, wies auf die Veränderungen der Sozialstruktur in der unmittelbaren Nachkriegszeit hin: Plötzlich gab es viele Flüchtlinge im Ort, die oft nicht mit offenen Armen empfangen wurden. Ein weiteres Novum für die Gemeinde: Viele von ihnen waren Evangelische und Sozialdemokraten. Und 1946 kam in Altomünster das erste Besatzungskind zur Welt.
Die Ausstellung ist noch bis zum 19. April im Museum Altomünster zu sehen: http://www.museum-altomuenster.de/ .

Ein Bericht über die Ausstellungseröffnung findet sich auch auf
Merkur-online.de:
http://www.merkur-online.de/lokales/dachau/altomuenster/doppelausstellung-feiert-premiere-4799666.html

 

Die Familie Grünwald, Verena, Hedwig Grünwald, geborene Lachawietz,
Peter und Michael Grünwald, mit Annalena Elsner (mit Gedächtnisblatt)
vor
dem Banner von Paul Lachawietz

 

Das Lager und der Landkreis: Ausstellungseröffnung in Odelzhausen

„Da ist ja der Onkel Paul!“ Das war eine Überraschung für Hedwig Grünwald, geborene Lachawietz: Die Nichte von Paul Lachawietz stand bei der Ausstellungseröffnung des Geschichtswerkstatt-Projekts „Das Lager und der Landkreis“ ganz unerwartet vor dem Biographie-Banner ihres Onkels.  Ebenso groß war die Überraschung für die Abiturientin Annalena Elsner, die sich über ein Jahr lang mit der Lebensgeschichte von Lachawietz beschäftigt hat, und die bei der Eröffnungsveranstaltung am 11. Januar seinen Lebensweg vorstellte.  Sie hat dafür zahlreiche Quellen über sein Leben gesammelt und in Archiven geforscht. Jetzt stand sie zum ersten Mal einer engen Verwandten von Paul Lachawietz gegenüber, die noch einiges über sein Leben zu berichten weiß. Als Hedwig Grünwald sich am Morgen des 11. Januar aus dem Allgäu auf den Weg nach Odelzhausen machte, wusste sie nicht, was der Grund ihrer Reise war: Ihr Sohn hatte im Internet von der Ausstellung in Odelzhausen erfahren und die Reise mit seiner Familie organisiert, ohne zu sagen, worum es ging.

Die Freude über diese Begegnung war auf beiden Seiten groß. Annalena saß noch lange nach den Vorträgen mit der Familie zusammen und ließ sich deren Erinnerungen an Lachawietz berichten. Sabine Gerhardus, die Leiterin des Projekts „Das Lager und der Landkreis“ freute sich besonders: „Was für ein Glück! Frau Grünwald hat mir erzählt, dass sie noch Fotos, Tagebücher und Erinnerungsstücke von Paul Lachawietz hat und sie ist bereit, sie für die Ausstellung in Altomünster zur Verfügung zu stellen! Das ist ein großer Schatz für die Arbeit der Geschichtswerkstatt!“

Die Ausstellung in Odelzhausen zeigte 10 Biographien ehemaliger Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau, die vor oder nach ihrer Haft Bürger des Landkreises waren. Mit Paul Lachawietz stellt sie den letzten Pfarrer von Sittenbach vor. Offensichtlich gibt es noch einige Menschen hier, die sich an Paul Lachawietz erinnern können. Michael Drexl, der Pfarrgemeinderatsvorsitzende, zeigte sich überwältigt, dass so viele Besucher seiner Einladung gefolgt sind. Mehr als 100 Gäste standen bis auf den Gang und hörten der Präsentation Annalena Elsners zu. Die Bannerausstellung wurde für Odelzhausen mit zwei Vorträgen über weitere Gefangene ergänzt, die mit der Gemeinde zu tun hatten. Agnes Heim, inzwischen Studentin der Geschichtswissenschaften, hatte sich als Schülerin des Josef-Effner-Gymnasiums mit der Biographie von Wilhelm Hoffmann befasst. Der fahrende Händler kam zum zweiten Mal ins KZ Dachau, weil er in Langengern über seine Erlebnisse während der ersten Inhaftierung erzählt hatte. Sabine Gerhardus berichtete über Albert Vettermann. Er war 1937 beim Bau der A8 beschäftigt und wohnte im Lager der Reichsautobahn in Wiedenzhausen. Dort begann er eine Beziehung zu einem jungen Kollegen und zog mit ihm nach Sulzemoos. Deswegen erhielt er eine Zuchthausstrafe von über zwei Jahren. Kurz danach wurde er ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Von dort wurde er nach Ravensbrück verlegt und im Jahr 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg/Saale ermordet.
 „Mit diesem Projekt wird die eigene Geschichte besser verständlich!“, meint Bürgermeister Markus Trinkl und freut sich am Erfolg der Geschichtswerkstatt – ein Vorbild sei sie für andere Landkreise geworden. Der Schirmherr der Ausstellung, Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler, erinnerte daran, dass Zeitgeschichte nicht nur Fakten aufzeigt, sondern immer auch Emotionen und heftige Auseinandersetzungen hervorrufen kann. Wichtig sei es, sich dem zu stellen, denn Irrtümer seien weit verbreitet, zum Beispiel, dass die demokratische Entwicklung unumkehrbar sei: „stimmt nicht – es gibt einen Weg zurück“.„Was Gewalt und Verfolgung mit Menschen machen, welche Folgen Traumatisierung manchmal für ein ganzes Laben haben, erfahren wir, wenn wir uns die Biografien ansehen, die in unserem Projekt entstanden sind.“ Angesichts von Terror und weltweit gestiegenen Flüchtlingszahlen sei es wichtig, so Sabine Gerhardus, sich gegen Terror, Gewalt und Ausgrenzung zu stellen. Jugendliche, die sich mit viel Empathie in das Leben eines Verfolgten einfühlten, bezögen Position, wie das Zitat einer jungen Teilnehmerin verdeutlicht: „Ich bin toleranter gegenüber Minderheiten geworden und intoleranter gegenüber Rechtsextremismus“.Beide Ausstellungen der Geschichtswerkstatt werden ab dem 7. März im Museum Altomünster zu sehen sein.

(Text: Sabine Gerhardus)

„Eine schöne Veranstaltung“ – Ausstellungseröffnung in Odelzhausen

„Es war eine schöne Veranstaltung!“, meint Sabine Gerhardus zur Ausstellungseröffnung der Wanderausstellung „Das Lager und der Landkreis“ am Sonntag, den 11.1.2015 im Katholischen Pfarrheim in Odelzhausen. Agnes Heim, Annalena Elsner und Sabine Gerhadus stellten drei Biographien von Dachau-Häftlingen vor, die im Rahmen der Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau erarbeitet wurden.
Beeindruckt war auch der Reporter der Lokalzeitung des Münchner Merkurs. Unter der Überschrift „Einzelschicksalen auf der Spur“ berichtet die Zeitung heute ausführlich über die Eröffnung der Ausstellung. Unser eigener Bericht folgt in den nächsten Tagen.
Wer die Ausstellung sehen will, kann dies noch bis zum 18. Januar in Odelzhausen.

Ausstellungsort:
Katholisches Pfarrheim Odelzhausen, Benefiziumsweg 1.
Öffnungszeiten:
Donnerstag, 15.1.2015, 17-20 Uhr
Samstag, 17.1.2015, 14-17 Uhr
Sonntag, 18.1.2015, 11-17 Uhr