Wieder entdeckter Gedenksteins für die Opfer des  Nationalsozialismus in Ampermoching eingeweiht

gedenkstein_ampermoching

v.l.: Pfarrer Eichhammer, Thomas Schlichenmayer, Hermann Kleinknecht, Bürgermeister Reischl (Foto Josef Glas)

 

Unter überraschend großer Anteilnahme von interessierten Personen und Vertretern verschiedener Institutionen wie der KZ-Gedenkstätte, dem Dachauer Forum, dem Gemeinderat Hebertshausen und der Versöhnungskirche Dachau fand am 27.11.2014 die Einweihung eines „vergessenen“ und „wiederentdeckten“ Gedenksteins für die Opfer des Nationalsozialismus statt. Der Gedenkstein steht am Weiher in Ampermoching.

Bürgermeister Reischl betonte in seiner Rede die Bedeutung dieser Aktion als Teil wichtiger Erinnerungsarbeit. Hedy Esters, Thomas Schlichenmayer und Josef Glas sind die Initiatoren für die Schaffung eines würdigen Umfeldes für den Gedenkstein. Sie zitierten aus Tageszeitungen von 1933, 1939 und 1946 Textpassagen, in denen auf unterschiedlichste Art über den Arbeitseinsatz eines Außenkommandos des KZ-Dachau zur Reinigung und Entschlammung des Ampermochinger Dorfweihers berichtet wurde.

Eigens aus Berlin angereist war der Künstler Hermann Kleinknecht, der den Stein 1985 in eigener Initiative gestaltet hatte. Er erläuterte seine Motive zur Schaffung dieses Denkmals. Von Dorfbewohnern hatte er zuvor Informationen zum Arbeitseinsatz der KZ-Häftlinge bekommen. Herman Kleinknecht arbeitete 1985 in einem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Atelier im alten Schulhaus in Ampermoching. Peter Pinnau, München, langjähriger Freund Hermann Kleinknechts, würdigte dessen künstlerisches Werk. Pfarrer Eichhammer nahm schließlich die Segnung des Steines vor.

(Text: Thomas Schlichenmayer)
Hedy Esters und Thomas Schlichenmayer verfassten im Rahmen der Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau das Gedächtnisblatt zu Wolfgang Heilmann.

Spurensuche im Landkreis Dachau: „Neuer“ Gedenkstein mit Vergangenheit für die Opfer des NS in Ampermoching

Sensibilisiert durch die Mitarbeit an der Geschichtswerkstatt und die Erstellung einer Biographie für das Gedächtnisbuch entdeckten Hedy Esters und Thomas Schlichenmayer am Dorfweiher in Ampermoching einen verdeckten Gedenkstein mit der Aufschrift „Die Opfer des Nationalsozialismus“. Niemand wusste von diesem Stein.Ihre Recherchen ergaben, dass der Künstler, Hermann Kleinknecht, 1985 in einer Künstlerwohnung in Ampermoching gelebt und gearbeitet hat. Er hatte im Dorf davon erfahren, dass der Weiher von KZ-Häftlingen ausgeräumt worden war. Dieser Hinweis auf die Sklavenarbeit von KZ-Häftlingen direkt vor seiner Haustür veranlasste ihn, selbständig einen 2,5 Tonnen schweren Gedenkstein aus Carrara-Marmor anzufertigen und aufzustellen – ohne Unterstützung, aber mit Genehmigung des Grundstückseigentümers.

Inzwischen haben Hedy Esters und Thomas Schlichenmayer den Stein reinigen und an eine neue Stelle versetzen lassen. Am 27. November 2014  um 11.00 Uhr wird er in einer Veranstaltung mit dem Bürgermeister und dem Künstler Hermann Kleinknecht eingeweiht.

Anton Mang ist einer der Häftlinge, die wahrscheinlich am Dorfweiher in Ampermoching eingesetzt waren. Über ihn wird derzeit ein Gedächtnisblatt erstellt.