Studienreise zu Gedenkstätten: Halle, Berlin, Brandenburg

Die Studien- und Gedenkstättenfahrt führte im Herbst 2019 nach Halle, Berlin und Brandenburg. Besichtigt wurden die Gedenkstätte Roter Ochse in Halle an der Saale, die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen, das Martin-Niemöller-Haus in Berlin-Dahlem sowie das Dokumentationszentrum zur NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide.

Fast 200 Jahre Gefängnisgeschichte veranschaulicht die Gedenkstätte Roter Ochse in Halle a.d. Saale, noch heute dienen Teile der alten Anlage als Gefängnis. In die 1830er Jahre reicht die Geschichte des Roten Ochsen zurück, der Blick auf seine Geschichte spiegelt bereits die politische Geschichte Preußens im 19. Jahrhundert. Nach der deutschen Vereinigung als Gedenkstätte zum NKWD-Lager sowie zum Stasi-Gefängnis geplant, stießen die verantwortlichen Historiker mit Staunen auf die Geschichte des Roten Ochsen im Nationalsozialismus: Bereits 1933 wurden hier sogenannte Schutzhäftlinge eingesperrt, 1935 wurde das Haus zum Zuchthaus, ab 1942 befand sich hier eine der zentralen Hinrichtungsstätten des Deutschen Reichs.

Die verschiedenen Zeitphasen spiegeln sich im umfangreichen Bildungsprogramm der Gedenkstätte Roter Ochse.

 

KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen

Fast zwei Tage der Exkursion waren nötig, um einen Eindruck von der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen zu bekommen – längst nicht alles konnten die Teilnehmenden in dieser Zeit besichtigen. Die Gedenkstätte hat sich für ein Konzept dezentaler Ausstellungen entschieden. Die umfangreichen Ausstellungen thematisieren die Geschichte der KZ-Opfer, aber auch die NS-Tätergeschichte und den Nachkriegsblick auf das Konzentrationslager. Eine der Ausstellung widmet sich dem Speziallager Nr. 7 der Nachkriegszeit, ein weiterer Ort den neonazistischen Brandanschlägen von 1992.

Etwa 700000 Besucher empfängt die Gedenkstätte jedes Jahr, ein umfangreiches Bildungsprogramm trägt dem Rechnung. Einen Teil des ehemaligen Lagerbereichs nutzt die Hochschule der Polizei Brandenburg.

 

Martin-Niemöller-Haus

In dieser Dahlemer Villa wohnte und arbeitete Niemöller von 1931 bis zu seiner Verhaftung 1937. Heute dient das Haus der historisch-politischen Bildung. Wie gehen die Mitarbeiter mit der politischen Haltung Niemöllers um, deutschnationalistisch geprägt, den Nationalsozialisten anfangs positiv gegenüberstehend und antisemitische Grundhaltungen bis zum Lebensende nicht ablegend? „Das gibt uns Anknüpfungspunkte für unsere Bildungsarbeit!“, erläuterten die Verantwortlichen den Dachauer Exkursionsteilnehmern.

 

Dokumentationszentrum Zwangsarbeit

Direkt angrenzend an einWohngebiet der Gründerzeit liegt das Zwangsarbeiterlager Schöneweide, eine Dependance der Gedenkstätte Topographie des Terrors. Große Teile des 3,3 Hektar großen ehemaligen Lagers werden heute u.a. als Werkstatt, Sauna, Kindertagesstätte und von einem BMW-Autohaus genutzt.

Das Dokumentationszentrum veranschaulicht die Rekrutierung der Zwangsarbeiter in den besetzten Ländern, den Einsatz in jedem Bereich des täglichen Lebens und auch die unterschiedlichen Bedingungen, unter denen die betroffenen Menschen nach den rassistischen Kategorien der Nazis leben mussten.

 

Ergänzung einer Teilnehmerin (14.11.19)

Einer Teilnehmerin der Studienfahrt erschien die in Schöneweide genannte Anzahl von Zwangsarbeitern mit 20 Millionen zu hoch. Sie recherchierte selbst und erhielt von einer Mitarbeiterin des NS-Dokuzentrums in München folgende Auskunft: „Also nach meinem Kenntnisstand der Forschung wird die Anzahl der innerhalb des Reichsgebiets eingesetzten Zwangsarbeiter*innen mit 13 Mio beziffert, über 20 Millionen sind es, wenn man die von Deutschen eingesetzten Zwangsarbeiter in den besetzten Gebieten (gleich ob zivil oder militärisch verwaltet) mit hinzurechnet.“

 

Weitere Fotos

 

Veranstalter

Veranstaltet wurde die Studienreise von Dachauer Forum, Evangelischer Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte, Katholischer Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau und der KZ-Gedenkstätte Dachau.

(8.11.2019; IS)