Studienfahrt Auschwitz/ Oświęcim: Besuch der Gedenkstätte Auschwitz, erster Rundgang

An zwei Tagen besichtigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studienfahrt die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Die Führungen dauerten jeweils 4 Stunden, der erste Rundgang führte durch das Stammlager, die zweite Führung am darauffolgenden Tag zeigte das Lager Auschwitz-Birkenau.

Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das Lager. Von dem, was die sowjetischen Befreier vorfanden, ist vieles erhalten und kann heute in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau gesehen werden.

Das Konzentrationslager Auschwitz

Ab der Errichtung des Konzentrationslagers Auschwitz 1941 bis zur Befreiung im Januar 1945 erlitten etwa 1,3 Millionen Menschen das Lager Auschwitz. Bis heute ist die Zahl der Häftlinge nicht exakt bekannt, vielleicht waren es sogar 1,5 Millionen Menschen.

Von der ersten Stunde an diente das KZ der „Vernichtung durch Arbeit“. Mitte Juni 1940 traf der erste Transport politischer Gefangener aus Polen im Konzentrationslager Auschwitz ein. In den Folgejahren wurden viele Angehörige der übrigen europäischen Widerstandsbewegungen nach Auschwitz deportiert. Nach der Wannseekonferenz bauten die Nationalsozialisten das KZ Auschwitz zu einen zentralen Ort der Massenvernichtung von Juden und Sinti und Roma aus.

Ab 1941 begann der weltweit größte Chemiekonzern, die I.G. Farbenindustrie AG, den Aufbau ihrer Produktionsanlagen in Auschwitz. Das Anlage trug den Namen Buna-Werk, so hieß ein dort hergestellter Kunststoff. Himmler verfügte 1941, dass die zu diesem Zeitpunkt 12.000 Einwohner umfassende Stadt Oświęcim/Auschwitz für die Mitarbeiter des Buna-Werks geräumt werden musste. Sämtliche Juden der Stadt wurden zu diesem Zeitpunkt deportiert. Zehntausende der Häftlinge im Konzentrationslager Auschwitz gingen bei der Sklavenarbeit in den Buna-Werken zugrunde. Der Bereich des Geländes, an dem sich die Buna-Werke befanden, gehört nicht zum Gelände der Gedenkstätte.

Führung durch das Stammlager

Der erste Tag des Rundgangs über die Gedenkstätte Auschwitz Birkenaus führte über das Stammlager, den ältesten Teil des Lagers. Halina Sviderska begleitete die Erwachsenengruppe und Weronika Brill die Schülergruppe. Benutzt wurde dabei ein Audiosystem. Aufgrund des großen Besucherandrangs ist der Besuch der Gedenkstätte jeden Tag bis 15 Uhr nur in einer geführten Gruppe und in einem streng durchgetakteten System möglich. Selbst Ende Oktober waren hier so viele Besuchergruppen unterwegs, dass es anders nicht gegangen wäre.

Das Stammlager umfasst den ältesten Teil des KZ. Während der österreichischen Zeit lebten hier Saisonarbeiter, ab 1918 entstand dann ein Kasernengelände der polnischen Armee. Ab dem 30. April 1940 hatte Rudolf Höß, der Kommandant des Konzentrationslagers, seinen Dienstsitz in Auschwitz. Die staunenden Gedenkstättenbesucher erfuhren, dass die von Höß und seiner Familie bewohnte Villa heute noch existiert, nicht zur Gedenkstätte gehört und als privates Wohnhaus genutzt wird.

Die Blöcke des Stammlagers zeigen ausführliche Ausstellungen zur Geschichte des Konzentrationslagers. Die Sowjets übergaben im Sommer 1945 das Lagergelände den polnischen Behörden, ein Regierungsbeschluss sicherte ab Mai 1945 Geld für die Konservierung des Gebäudebestands und der Gegenstände, für Forschung und Dokumentation. Bereits die erste Ausstellung ab Mitte 1945 machte Teile des Raubguts der Nationalsozialisten der Öffentlichkeit zugänglich. 1947 eröffnete die erste Dauerausstellung der Gedenkstätte, die grundlegend für weite Teile der Ausstellung ist. Die ausgestellten Haare, Schuhe, Koffer und Taschen machen auch heute noch fassungslos.

In Block 11 im Stammlager befand sich das Lagergefängnis, in dem Häftlinge in winzigen Einzelzellen bestialisch gequält wurden. Im Keller von Block 11 testete die SS die Wirkung des Giftgases Zyklon B. Auch den Innenhof zwischen Block 10 und 11 besichtigten die Studienreisenden. Hier erschoß die SS Tausende von Menschen. Gezielte Tötungen von ganzen Personengruppen gab es im Konzentrationslager Auschwitz von Anfang an.

Neben der Dauerausstellung gibt es verschiedene nationale Ausstellungen in der Gedenkstätte. Die meisten davon konnten die Teilnehmer der Exkursion aus Zeitgründen nicht sehen. Eine dieser Länderausstellungen sticht seit ihrer Neugestaltung heraus: Die israelische Ausstellung in Block 27, die 2013 in neuer Form wiedereröffnet wurde. Die Neugestaltung dieser Ausstellung hatte Yad Vashem übernommen und sich das Ziel gesetzt, die Ausstellung der gesamten Shoa zu widmen.

Yad Vashem sammelt seit jeher den Namen jedes einzelnen Shoa-Opfers. Im „Buch der Namen“ in der Shoa-Ausstellung finden sich die Namen von 4,2 Millionen Opfern der nationalsozialistischen Judenvernichtung. Etwa 1,1 Millionen von ihnen wurden in Auschwitz ermordet.

(4.12.2022; IS)