Schülerinnen recherchieren im Altmühltal
Die Biografie von Josef Nieberle aus Weigersdorf steht auf dem Programm der Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs am 22. März 2018. Hier ein Blick auf die vorangegangene Recherchearbeit vor Ort.
Am 16. Dezember 2017 machten sich drei Schülerinnen der Theresia-Gerhardinger-Realschule Weichs, Celia Kluge, Alexandra Lang und Eva Richter, zusammen mit ihrer Lehrerin Bettina Korb auf den Weg ins Altmühltal. An diesem Samstagnachmittag trafen sie dort, auf dem Klausenhof in Weigersdorf, mit der Familie von Josef Nieberle zusammen, über den sie ein Gedächtnisblatt verfassen wollen. Sie wurden begleitet von dem Regisseur Julian Monatzeder und Sabine Gerhardus (Gedächtnisbuch).
Es war eine ganz besondere Begegnung mit den drei Enkeln von Josef Nieberle: Katharina Nieberle-Göpfert, Walburga Bauer-Strobl und Josef Hirschbeck. „Das hier war seine ‚Amtsstube‘, an diesem Tisch wurde eigentlich der Bayerische Bauernverband gegründet“, so begrüßte Katharina Nieberle-Göpfert die Schülerinnen, als sie sich auf der Eckbank der Bauernstube niederließen.
Josef Nieberle war Mitglied der Bayerischen Volkspartei (BVP) und Besitzer eines stattlichen Hofes direkt neben der Kirche des kleinen Ortes. Er war als Kreisbauernführer und politisch denkender Mensch ein wichtiger Ansprechpartner für die Bauern der Umgebung und die Anwohner. So wurde er noch 1933 zum Bürgermeister gewählt und versuchte die Anerkennung des Wahlergebnisses gegen die Nationalsozialisten bestätigen zu lassen. So bezog er offen Stellung gegen die NSDAP – mit fatalen Folgen.
Sehr eindrücklich schildern die Enkel, was ihre Mütter als Kinder miterleben mussten: Wie der Hof drei Mal von Hunderten pöbelnden Nazis überfallen wurde, die Fensterscheiben eingeschlagen, das Haus durchsucht wurde, der Vater jedes Mal gerade noch entkommen konnte. Mit Lastwagen wurden die Nazis, alles junge Männer, extra ins Dorf gekarrt. Die Enkel sind sich sicher, dass die aufgehetzte Menge ihren Großvater erschlagen hätte, hätten sie ihn gefunden. Selbst als er von der Polizei verhaftet und nach Eichstätt gebracht wurde, wurde ihm auf dem Wege aufgelauert und nur die Polizei konnte verhindern, dass ihm Gewalt angetan wurde. Schließlich wurde er ins KZ Dachau gebracht. Die Familie verbrachte die 12 Jahre NS-Herrschaft in Isolation, die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse bestimmten das Leben von Josef Nieberle und seiner Familie. Für die Kinder und und auch für die Enkel ist die Erinnerung daran bis heute ein wichtiger Teil ihres Lebens.
Alle drei Enkel dankten den Schülerinnen immer wieder, dass sie an Josef Nieberle erinnern wollen. Die Dankbarkeit war auch auf Seiten von uns Besuchern: Vielen Dank für die herzliche Gastfreundschaft und die Offenheit, mit der Sie uns Ihre Familiengeschichte erzählt haben. Und auch für die interessante Führung durch Haus und Hof. Und nicht zuletzt für das hervorragende Essen, bei dem wir noch so lange und schön zusammengesessen sind.
Fotogalerie
(28.2.2018; Fotos/Text: Sabine Gerhardus)
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