Riccardo Goruppi (1927-2021) ist gestorben

Das Gedächtnisbuch trauert um Riccardo Goruppi, der am 31. März 2021 gestorben ist. Unermüdlich noch in hohem Alter als Zeitzeuge aktiv, plante Goruppi im März 2019 bei der Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs als Ehrengast anwesend zu sein, musste aber kurz vorher wegen Krankheit absagen.

 

Riccardo Goruppi mit den Autorinnen seines Gedächtnisblatts Luisa Ferrero und Maurizia I. Puglia 2019 in Triest

Goruppi schloss sich als Angehöriger der slowenischen Minderheit den italienischen Partisanen an. Ende 1944 wurden er und sein Vater denunziert und verhaftet, in das KZ Dachau und von dort in das Außenlager Natzweiler des KZ Leonberg deportiert. Unter grauenhaften Umständen leisteten sie hier Zwangsarbeit. Riccardo Goruppis Vater starb im Februar 1945 an einer Lungenentzündung, er selbst erkrankte an Typhus.

Goruppis Leidensweg durch die deutschen Konzentrationslager führte ihn wieder zurück nach Dachau und schließlich in die Dachauer Außenlager Mühldorf und Kaufering. Beim Vorrücken der Amerikaner räumte die SS das Lager Mühldorf und transportierte die Häftlinge in einem Güterzug ab. Der Zug geriet in ein Bombardement, Goruppi überlebte und wurde von den Amerikanern befreit. Nach langer Krankheit konnte er nach Triest zurückkehren.

Ab den 80er Jahren führte Riccardo Goruppi Zeitzeugengespräche. 2018 begleitete Goruppi die Teilnehmenden der Dachauer Studienreise/Gedenkstättenfahrt durch das ehemalige Konzentrationslager Risiera di San Sabba in Triest. Goruppi ergänzte den zweistündigen Rundgang immer wieder mit seinen eigenen Erfahrungen und stand anschließend für ein Zeitzeugengespräch zur Verfügung. Auch unterzeichnete er hier das ihm gewidmete Gedächtnisblatt. Jeder, der ihn gehört hat, ist beeindruckt von der Eindrücklichkeit und Präzision seiner Erinnerungen.

Das Gedächtnisblatt über Riccardo Goruppi wurde zuerst von der Schülerin des Franz-Marc-Gymnasiums Markt Schwaben Samantha Candreva allein bearbeitet. Sie hatte telefonischen Kontakt mit Riccardo Goruppi. Schließlich konnte sie 2018, inzwischen als Studentin, mit den beiden Gedenkstätten-Referentinnen Luisa Ferrero und Maurizia I. Puglia das Blatt fertigstellen. Im Verzeichnis der Gedächtnisblätter lässt sich die in italienischer Sprache vorliegende Biographie abrufen:

Gedächtnisblatt Riccardo Goruppi

(6.5.2021; IS)