Reijntjes, Pim

Pim Reijntjes

30.10.1919 – 26.11.2014

  • Geb. am 30. Oktober 1919 in Den Haag.
  • Gest. am 26. November 2014.

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Pim Reijntjes NL (0,2 MB)


Pim Reijnties wurde am 30.10.1919 in Den Haag geboren und er war ein junger niederländischer Soldat, als die Deutschen in den Niederlanden einmarschierten. Er war dabei, als die Luftwaffe Rotterdam am 14. Mai 1940 bombardiert hat, und sah wie die Menschen verzweifelt aus der Stadt strömten. Er und seine Kameraden wollten nichts anderes als „die moffen uit het land uitsmijten“, aber die Befehle kamen nicht und bald hatte die niederländische Regierung kapituliert.

Während der deutschen Besatzung haben Pim und seine Familie Widerstand geleistet. Seine Eltern boten Juden ein Versteck an und nachdem ein Freund von Pim, Bob Murray, auf der Straße erschossen wurde, beschlossen Pim und sein Bruder mit einem Anglerschiff nach England zu fliehen.

Dieser Plan scheiterte und Pim wurde im Mai 1943 verhaftet. Drei Monate lang saß er dann in Scheveningen in Einzelhaft, bevor er im September 1943 in das KZ Vught transportiert wurde. Ebenso geschah es seinem Bruder Loek – die zwei sind während der ganzen Kriegs zusammengeblieben und haben einander viel unterstützt. Während des Transports nach Vught haben Arbeiters aus Den Haag trotz der Bedrohung durch die SS ihr Mittagessen an die Häftlinge gegeben. Daran erinnert sich Pim heute noch.

In Vught gab Pim sich als „Kalkulator“ aus. Da niemand genau wusste, was das eigentlich war, musste er in einem Büro der Schreinerei arbeiten. Loek arbeitete im selben Kommando.

Im Februar 1944 wurden die Brüder dann über Amersfoort nach Natzweiler als Nacht-und-Nebel-Gefangene gebracht. Hier hatte Pim besondere Probleme, weil er für die Kleidung, die ausgeteilt wurde, mit seinen 1.86 Metern  immer zu groß war, und Kleidung war in den bitterkalten Wintern für das Überleben besonders wichtig. Pim freundete sich mit seinem Mithäftling Herman Fontein an, der ihm erklärte, wie er seine Überlebenschancen vergrößern könnte: „Iss dein ganzes Brot sofort auf und versuche, der SS nicht aufzufallen.“

Pim arbeitete in Natzweiler wieder in einem Büro, bevor er zur Entlausung übergestellt wurde. Im Gedächtnis ist ihm geblieben, dass er in diesem Kommando die Einäscherung einer Gruppe französischer Widerstandskämpfer miterleben musste.

Im September 1944 wurde Pim mit seinem Bruder nach Dachau transportiert, und von dort zu Außenlagern in Augsburg und Lauingen, wo sie für Messerschmidt Zwangsarbeit leisten mussten.  Januar 1945 wurde er wieder in das Dachauer Stammlager gebracht. Hier erkrankte Pim an Flecktyphus.

Er überstand die Krankheit und erlebte am 29. April die Befreiung. Nach der Befreiung wurde Pim Teil des Wachdiensts, der aus ehemaligen Häftlingen bestand und dafür sorgte, dass niemand aus dem Lager gehen konnte, damit sich sich die Krankheiten nicht verbreiteten.

Am 29. Mai 1945 erreichten Pim und Loek Amsterdam. Pim spielte als Gitarrist in der Band seines Neffen, was für ihn wie eine Therapie wirkte. Ab September 1945 arbeitete er als Moderator und Nachrichtensprecher bei verschiedenen Radiosendern. 1951 heiratete er und  gründete seine eigene Familie – zwei Söhne und eine Tochter. Er ergriff die Initiative für das Dachau-Mahnmal im Amsterdamse Bos und wurde der erste Vorsitzende der Stichting Nationaal Dachau-monument. 

Verfasser des Gedächtnisblatts

Ledmia Baghdadi und Lieke Beemster (Schülerinnen), 2011.

Weitere Infos im Blog

25.8.2015: Amsterdam: Kurzfilme der Ausstellung stehen online

26.11.2014: Pim Reijntjes ist gestorben

[Qu.: GB]