Polnische Städte: Oświęcim und Krakau
Die Studienfahrt nach Auschwitz/Oświęcim zeigte auch das moderne Leben in den beiden Städten Oświęcim und Krakau. Die Stadtrundgänge boten jede Menge Informationen zur polnischen Geschichte und Kultur.
Sylwia Stańska führte die Reisegruppe durch die knapp 40000 Einwohner umfassende Stadt Oświęcim und hatte dabei auch einen Besuch im Jüdischen Museum des Orts eingeplant.
Oświęcim, an wichtigen Handelswegen gelegen, wurde im Hochmittelalter erstmals urkundlich erwähnt. Die Stadt war dem Magdeburger Recht unterstellt, eine Stadtrechtsform, die sowohl den Handel wie auch die Koexistenz verschiedener Religionen förderte.
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beherbergte Oświęcim mehr jüdische als katholische Einwohner, auch vorher war der Anteil der jüdischen Bevölkerungsgruppe groß. Ab 1772 und bis 1918 gehörte die Stadt zum Habsburgerreich. So gut wie alle Einwohner bekannten sich bei den Volkszählungen der österreichischen Doppelmonarchie zur polnischen Sprache. 1939 zählte die Stadt etwa 14000 Einwohner, darunter mindestens 7000, womöglich sogar bis zu 8000 Juden. Der weitgehend friedlichen Koexistenz von Juden und Katholiken bereitete die deutsche Besetzung 1939 ein schreckliches Ende.
Jüdisches Museum Oświęcim
Der österreichische Gedenkdiener im Jüdischen Museum präsentierte den Studienreisenden das Museum und in die Synagoge. Ein Teil der ausgestellten Gegenstände waren bei Ausgrabungen am Platz der durch die Deutschen zerstörten Großen Synagoge gesichert worden.
Das Museum gibt Einblick in das Leben des jüdischen Bevölkerungsteils in Oświęcim mithilfe von Fotos, Dokumenten und Gegenständen; es zeigt wirtschaftliche Bedeutung und kulturelle Vielfalt, durch die Shoah unwiederbringlich beendet.
Stationen des Stadtrundgangs
Die Geschichte der Burg Oświęcims geht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Mehrmals abgebrannt und wiederaufgebaut beherbergt sie heute ein Museum zur Stadt- und Schlossgeschichte. Sie thront über der Soła, dem Fluss, der die Stadt durchzieht.
Direkt neben der Soła gibt es in Oświęcim einen einzigen Stolperstein, er geht auf die Initiative eines Architekten zurück und erinnert an Franziska Henryka Haberfeld. Eine weitere Station des Stadtrundgangs führte zum Platz der Großen Synagoge, heute ein Gedenkpark. Die Synagoge selbst hatten die Deutschen 1939 niedergebrannt. Bei Ausgrabungen fanden sich Teile der Ausstattung der Synagoge, die heute im Jüdischen Museum zu sehen sind.
Der Marktplatz schließlich war die letzte Station des Rundgangs durch die Stadtgeschichte Oświęcims. Dank Eisdielen, Cafés und Einkaufsmöglichkeiten in nächster Nähe punktete hier die Gegenwart der Stadt.
Krakau
Einen Tag lang flanierten die Studienfahrer durch Krakau, die zweitgrößte Stadt Polens, 50 Kilometer von Auschwitz entfernt. Weronika Brill führte über den Burgberg, den Wawel, und durch die Altstadt.
Ausgangspunkt war der Busbahnhof, unterhalb des Wawels direkt an der Weichsel gelegen. Die Promenade am Fluss erfreut sich auch bei Einheimischer großer Beliebtheit und führte zunächst an der Drachenhöhle vorbei (– der Legende nach hat der Stadtgründer den Drachen besiegt.
Der Burgberg Wawel
Die heutige Kathedrale auf dem Wawel geht auf das 14. Jahrhundert zurück, hatte aber bereits zwei Vorgänger. Neben ihr steht das ehemalige Königschloss, ein prachtvoller Renaissancebau.
Auf dem Wawel ist die wechselvolle Geschichte Polens zum Greifen nahe. Mit dem Umzug der polnischen Hauptstadt nach Warschau, der Besetzung durch die Schweden im 17. Jahrhundert und in der Zeit der polnischen Teilung unter habsburger Herrschaft verfielen die Prachtbauten, Wien stationierte eine Garnison auf dem Burgberg. Während der Besatzung durch die Nazis residierte der deutsche Generalgouverneur Hans Frank auf dem Wawel und organisierte von hier aus den deutschen Vernichtungsfeldzug in Polen.
Die heutige Pracht der Bauten ist umfangreichen Renovierungsarbeiten zu verdanken.
Krakaus Altstadt
Die mächtige Stadt Krakau erhielt im 13. Jahrhundert das Magdeburger Stadtrecht. Von ihrer Bedeutung zeugt die Altstadt mit ihrem symmetrischen gitterförmigen Straßennetz und unzähligen prunkvollen Palais und Kirchen. Der Marktplatz mit den Tuchhallen, dem Trompeter an der Marienkirche und nicht zuletzt seinem gastronomischen Angebot lockte zum Verweilen.
Leider blieben viele Krakauer Sehenswürdigkeiten unbesichtigt und warten auf künftige Besuche.
Gefördert durch die Europäische Union und den Landkreis Dachau.
(21.11.22; IS)