Neue Stolpersteine in Dachau

Fünf weitere Stolpersteine verlegte der Künstler Gunter Demnig in Dachau am Donnerstag, dem 4.5.2017. Einer ehrt den jüdischen Arzt Samuel Gilde, Christoph Triebfürst recherchierte seine Biographie für das Gedächtnisbuch. Drei weitere Stolpersteine sind Euthanasieopfern gewidmet, der fünfte einem politisch verfolgten Dachauer.

Der Künstler Gunther Demnig verlegt einen Stolperstein
Stolperstein für Samuel Gilde

Samuel Gildes Lebensweg recherchierte Studiendirektor Christoph Triebfürst vom Dachauer Josef-Effner-Gymnasium. Samuel Gilde musste seine etablierte Praxis in München wegen des Berufsverbotes der Nazis für Juden aufgeben und zog im Herbst 1938 zur Miete in das große Haus des jüdischen Schriftstellers Hermann Gottschalk in Dachau-Augustenfeld. Nach der Pogromnacht wurde er vom 12. November bis zum 1. Dezember 1938 im KZ Dachau geschunden. 1942 kam er zunächst ins Zwangsarbeitslager Flachsröste Lohof, dann ins Ghetto Theresienstadt und wurde am 30. Juni 1944 im Alter von 70 Jahren ermordet. Sein Vermieter Hermann Gottschalk wurde ebenfalls im November 1938 aus Dachau vertrieben. Er überlebte in München durch die Treue seiner „arischen“ Frau, kam aber bald nach der Befreiung bei einem tragischen Unfall ums Leben. Das in der NS-Zeit arisierte Haus steht noch. Vor diesem wird der Stolperstein verlegt. Angehörige der ledigen und kinderlosen Arztes konnten nicht ermittelt werden.

 

Erinnerung an Dachauer Euthanasieopfer

Im Mittelpunkt standen bei dieser Stolpersteinverlegung drei der insgesamt etwa 300.000 Euthanasie-Opfer: Alwine Dölfel wurde 1931 geboren und lebte vor ihrer Verfolgung von 1939 bis 1944 in einer katholischen Einrichtung für Menschen mit Behinderung, die heute zum Franziskuswerk Schönbrunn gehört. Am 1. Oktober 1944 wurde sie in der „Kinderfachabteilung“ der „Heilanstalt“ Eglfing-Haar ermordet. Das Mädchen gehört wie Maria Linner und Therese Wildmoser zu den Opfern der NS-Euthanasie aus Dachau, deren Schicksale im Vorfeld der Stolpersteinverlegung erstmals von Professor Dr. Gerrit Hohendorf (Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Technischen Universität München) recherchiert wurden. Maria Linner ist Jahrgang 1899, war Näherin und wurde am 7. November 1940 in der Euthanasie-Tötungsanstalt Hartheim (bei Linz) ermordet. Therese Wildmoser wurde 1910 geboren, war Dienstmädchen und wurde am 25. Februar 1941 ebenfalls in Hartheim ermordet. Die Stolpersteine für die Euthanasie-Opfer werden mit Zustimmung der Angehörigen verlegt.

 

Politisch verfolgt: Johann Eisenmann

Ein weiterer neuer Stolperstein erinnert an Johann Eisenmann. Der Hilfsarbeiter wurde 1909 geboren und schloss sich als junger Mann dem Kreis „um den Kommunisten Klein“ an und trat aus der katholischen Kirche aus. In der Nacht zum 22. März 1933 – kurz vor der Einlieferung der ersten Häftlinge ins KZ Dachau –  wurde er bei einer Verhaftungsaktion gegen Dachauer Kommunisten in Schutzhaft genommen und ins Gefängnis München-Stadelheim gebracht. Am 3. April 1933 starb er in politischer Haft unter bis heute ungeklärten Umständen. Er wurde nur 23 Jahre alt.

(7.5.2017, Test PM/Stuiber, Fotos Florian Göttler, Stadtfotograf – herzlichen Dank dafür!)