Minsker Arbeitskreis informiert sich über Gedächtnisbuch und Geschichtswerkstatt

Der Interreligiöse Arbeitskreis aus dem weißrussischen Minsk informierte sich im Rahmen einer Studienfahrt nach Dachau und Flossenbürg am 9. November 2018 im Dachauer Forum über Gedächtnisbuch und Geschichtswerkstatt.

Sabine Gerhardus informiert Besucher aus Minsk

Annegret Braun, Leiterin der Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau, stellte die Arbeit der Geschichtswerkstatt vor. „Was wir erforschen, ist die Geschichte unserer Region und die Geschichten der ganz normalen Menschen, die nichts Spektakuläres erlebt haben.“ Die Geschichtswerkstatt arbeitet mit ehrenamtlichen Forschern, die ihr eigenes Dorf zum Thema machen. Bei Annegret Braun ist das Sulzemoos. Ihr ist, wie allen anderen Mitwirkenden, das Vertrauen der interviewten Zeitzeugen sehr wichtig.  „Wir schreiben nichts ohne ihr Einverständnis.“ Thema der Geschichtswerkstatt ist die Nachkriegszeit, der momentane Schwerpunkt liegt in den 50er Jahren. Die Forschungen münden in Ausstellungen, die vor Ort gezeigt werden.

Gedächtnisbuch-Leiterin Sabine Gerhardus sprach über das Projekt „Das Lager und der Landkreis“ und über das Gedächtnisbuch. Sie informierte ausführlich über die Recherche und die Auswertung von historischen Quellen.  „Ich bin davon ausgegangen, dass das für die Teilnehmer von Interesse ist, da sie ebenfalls biographisch arbeiten wollen.“ Ein Einblick in die NS-Verfolgung in den Gemeinden des Landkreises Dachau und zwei beispielhafte Biographien ergänzten ihre Ausführungen.

Die Besucherinnen und Besucher stellten viele Fragen, sowohl zu einzelnen Inhalten aber auch zur Vorgehensweise. Wie kann es gelingen, dauerhaft das Interesse an der Erinnerungsarbeit bei jungen Leuten zu erhalten? Die weißrussischen Gäste fragten auch, wie die Projekte mit Informationen über Täter umgehen und ob es schwierig ist, wenn Schüler in Archiven recherchieren.

Beide Referentinnen freuten sich über die Dankesworte und Geschenke der Gäste und vor allem über das Interesse an zukünftiger Kooperation. Sabine Gerhardus meint: „Ich freue mich, dass ich den Kontakt auch nutzen kann, um vielleicht Unterstützung bei der Recherche nach einem jüdischen Lehrer zu bekommen, der nach Minsk verschleppt und dort ermordet wurde.“

Organisiert wurde die Studienfahrt vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund.

 

(12.11.2018; Fotos: Dachauer Forum, Text: Irene Stuiber)