Kaunas: Das Neunte Fort – „eine bedrückende Erfahrung“
Nachdem wir bereits in der Gedenkstätte in Dachau, an unserer Schule in Grafing und in München Aufnahmen für den BLLV gemacht hatten, bot sich Anfang August 2015 noch einmal eine ganz besondere Gelegenheit: Der BLLV ermöglichte es mir, nach Kaunas in Litauen zu reisen, um dort zusammen mit Julian weitere Filmaufnahmen zu machen.
Am Donnerstag, den 6. August, flog ich also bereits früh morgens von München nach Warschau. Von dort aus ging es dann mit dem Auto weiter nach Kaunas. Diese Stadt ist für die Biographie von Ferdinand Kissinger insofern bedeutend, weil am Stadtrand das sogenannte Neunte Fort liegt. Während der Besatzung der Stadt durch die Nationalsozialisten wurden hier mehrere tausend Juden gefangen gehalten und ermordet, darunter auch Ferdinand Kissinger.
Am Morgen nach unserer Ankunft in Kaunas besuchten wir direkt das Neunte Fort. Das war eine sehr interessante, aber auch bedrückende Erfahrung. Mir vorzustellen, dass das Leben von Ferdinand Kissinger hier ein so grausames Ende gefunden hatte, fiel mir nach meiner langen Recherche nicht leicht. In der Ausstellung im Fort wird ein Raum allein der Deportation Münchner Juden im November 1941 nach Kaunas gewidmet. Hier wird auch die Liste mit den Namen aller Opfer dieser Deportation ausgestellt. Das Besondere daran ist, das diese Liste nicht wie die meisten anderen vernichtet wurde. So konnte ich auch Ferdinand Kissingers Namen wiederfinden.
Als wir dann schließlich die Filmaufnahmen beendet hatten, blieb noch Zeit, um eine andere Seite von Litauen kennenzulernen. Daher besuchten wir am nächsten Tag Vilnius, die Hauptstadt des Landes.
Am Tag darauf hieß es für mich dann jedoch wieder, zurück nach Hause zu fahren. So ging eine unglaublich spannende Reise zu Ende, an die ich mich bei Verfassen von Ferdinand Kissinger Biographie auf jeden Fall zurückerinnern werde und die mir beim Schreiben sehr helfen wird.
(Text Katharina Steinegger, Fotos Julian Monatzeder)