Interview mit Anastasiia Lapteva: „Man muss selbst aktiv werden!“

Anastasiia Lapteva erzählt im Interview von ihren Erfahrungen während ihres Freiwilligenjahrs 2019/2020 für Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Dachau.

Was unterscheidet den Alltag in Russland von dem in Deutschland? War es schwierig für dich?

Ich war vorher schon dreimal in Deutschland, das war jetzt das vierte Mal. Ich habe also so ungefähr gewusst, wie der Alltag funktioniert. Das war auch der Grund, warum ich mich für ein Freiwilligenjahr in Deutschland entschieden habe.

Was waren die drei wichtigsten Dinge, die in diesem Freiwilligenjahr passiert sind?

Natürlich, dass ich einen Rundgang auf der Gedenkstätte in Deutsch durchgeführt habe. Am Anfang dachte ich, ich kann das nicht, aber dann, nach dem Ausbildungskurs und der Hilfe durch Klaus Schultz und die Versöhnungskirche, dachte ich, ich muss das machen, ich schaffe das. Als erstes habe ich einen Rundgang auf Russisch gemacht für meine Eltern, danach war es auch auf Deutsch leichter.

Als zweites war für mich sehr wichtig, eine Biographie für das Gedächtnisbuch fertigzumachen. Es war nicht mein eigenes Thema, sondern es war eine Biographie, die eine Schülerin begonnen hatte. Danach habe ich mich entschieden, ein ganz eigenes Gedächtnisblatt zu schreiben. Es hat mich inspiriert und daran arbeite ich jetzt noch. Ich möchte über einen sowjetischen Häftling schreiben. Die erste Biographie war über einen jüdischen Lehrer aus Deutschland, aber jetzt schreibe ich über einen sowjetischen Häftling, denn das ist mein Land.

Und noch eine wichtige Sache: Ich helfe einer Schülerin, eine Biographie zu schreiben. Sie schreibt auch über einen sowjetischen Häftling und im Mai hatten wir einen Termin mit ihm. Es war wirklich großartig, mit ihm zu sprechen.

Was denkst du, wird dir in Erinnerung bleiben? An was wirst du dich in zehn Jahren noch erinnern?

Vielleicht dieses Gefühl, als ich meinen ersten Rundgang gemacht habe. Ein bisschen Angst, ein bisschen war ich nervös, aber ich war inspiriert. Und am Ende dieses Rundgangs wollte ich unbedingt noch einen weiteren Rundgang machen, denn die Schüler waren sehr interessiert und haben mich ermutigt.

Was empfiehlst du den neuen Freiwilligen?

Ich glaube, man muss selbst Interesse zeigen, selbst aktiv werden, dann läuft das schon.

(8.9.2019; Interview: IS)