Im Gedenken an Frank Harris

Mit Frank Harris hat das Gedächtnisbuch/das Projekt Erinnern einen sehr wichtigen Unterstützer verloren. Sabine Gerhardus erinnert sich voller Dankbarkeit.

Frank Harris

Frank Harris wird mir als unermüdlicher Netzwerker, als Mittelpunkt der Gemeinschaft Nürnberg/Fürth und nicht zuletzt als warmherziger und liebenswerter Mensch in Erinnerung bleiben. Ich erinnere mich mit großer Dankbarkeit an seine aufmunternden Worte, sein Lächeln und seine großartige, freundschaftliche Unterstützung.

Frank Harris wurde am 7. Dezember 1922 als Franz Hess in Fürth geboren. Er wuchs mit seiner Schwester in der Familie des Spielwarenhändlers Jacob Hess auf. Während der Reichspogromnacht wurde Jacob Hess ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Franz entging diesem Schicksal „um einen Monat“, weil er erst im Dezember 16 Jahre alt wurde. Die Familie floh 1939 zunächst nach Großbritannien, dann in die USA. 1943 wurde Franz Hess Soldat der US-Armee und kehrte mit seiner Einheit nach Fürth zurück.

1977 begann Frank Harris, ehemalige Fürther und Nürnberger Juden zu kontaktieren. Er baute ein weltweites Netzwerk der Überlebenden, ihrer Nachkommen und Freunde auf. Bis zu seinem Tod gab er einen jährlich erscheinenden Newsletter heraus, der in zwei Teilen erschien, einer mit Nachrichten der ersten Generation und der zweite hieß zum Schluss „Nuernberg/Fuerth Newsletter Second – Third – Fourth – Fifth Generation“. Der Newsletter wurde von Frank Harris an über 1000 Empfänger auf allen fünf Kontinenten verschickt. Für sein großes Engagement um die Erinnerungsarbeit wurde Frank Harris 2013 von der Stadt Fürth mit dem „Goldenen Kleeblatt“ ausgezeichnet. Mithilfe der Newsletter half Frank Harris auch dem Projekt Erinnern des BLLV und dem Gedächtnisbuch mit Kontakten zu Überlebenden und Nachkommen von ehemals Verfolgten.

2003 erreichte mich ein erster Brief von Frank Harris. Beigefügt war der Newsletter der Nürnberg/Fürth Community, der mich sehr beeindruckte: Er informierte ein weltweites Netzwerk von Holocaust-Überlebenden, dessen treibende Kraft Frank Harris war, der Sohn eines Dachau-Überlebenden.

In den Folgejahren unterstützte Frank Harris das Gedächtnisbuch-Projekt, wo immer er konnte. Er vermittelte den Kontakt zwischen den Autorinnen und Autoren der Gedächtnisblätter und überlebenden Häftlingen oder deren Familienangehörigen. Immer wusste er jemanden, der bereits viel über die Geschichte der betreffenden Familie zusammengetragen hatte.

Mit der Hilfe von Frank Harris entstanden die Gedächtnisblätter zu Henry Landman, Hermann Mandelbaum, Ferdinand Kissinger, Moses Lewkowitz und die Kurzbiographien von David und Louis Kissinger. Künftig müssen wir auf seine unersetzbare Unterstützung verzichten.

(23.6.2017; Foto: Jüdisches Museum Fürth; Text: Sabine Gerhardus/IS)