Gosse Blijdorp ist gestorben

Der niederländische evangelische Pfarrer und Überlebende des KZ Dachau Gosse Blijdorp ist tot. Er starb drei Tage nach seinem 98. Geburtstag. Die Dachauerin Anna Kersten hat 2010 – damals als Schülerin des Josef-Effner-Gymnasiums für den Leistungskurs Geschichte – ein Gedächtnisblatt über Blijdorp verfasst. Sie war 2009 in Wageningen, um sich von Gosse Blijdorp seine Lebensgeschichte  erzählen zu lassen.

Gosse Blijdorp am Tag des Interviews mit Anna Kersten, deren Freund und Hugo Schraders (3.4.2009)
Gosse Blijdorp mit anderen niederländischen Dachau-Überlebenden im Gespräch mit König Willem Alexander bei der Ausstellungseröffnung Geen nummers maar Namen im Widerstandsmuseum in Amsterdam (22.4.2015)

Gosse Blijdorp wurde am 21. März 1919 in Rotterdam geboren. 1941 studierte er Theologie, als er von der Ermordung von Widerstandskämpfern erfuhr. Er wollte nach Deutschland, „in die Höhle des Löwen“ gehen, in der Hoffnung, Material für den holländischen Widerstand sammeln zu können. Blijdorp arbeitete in der Lüneburger Heide in einem Büro der Firma Wolff & Co, Walsrode und Bomlitz, einer Sprengstofffabrik. Ein Brief, in dem Blijdorp seiner Freude über einen Bombenangriff auf den Ort Ausdruck gegeben hatte, wurde ihm zum Verhängnis. Er wurde nach Rotterdam zurückgerufen und vom Sicherheitsdienst verhört.

Am 22. Oktober 1942 wurde Blijdorp verhaftet und zunächst im Polizeigefängnis »Haagsche Veer« in Rotterdam inhaftiert, am 11. April 1943 in das Konzentrationslager Herzogenbusch-Vught überstellt und im Mai 1944 nach Dachau deportiert, wo er unter anderem bei BMW in Allach Zwangsarbeit leisten musste.

Ende September oder Anfang Oktober des Jahres 1944 wurde der Theologiestudent in den Block 28, einen der drei „Pfarrerblocks“, versetzt. Zwar mussten die Gefangenen dort zu dritt in einem Bett schlafen, aber dennoch empfand er es besser als in Allach. Den Geistlichen war es erlaubt, Pakete mit Nahrungsmitteln aus der Heimat zu empfangen.

Blijdorp setzte nach der Befreiung sein Studium der Theologie fort und wurde schließlich evangelisch-reformierter Pfarrer. Er arbeitete von 1957 bis 1967 in den Gemeinden von Dokkum und Wierum, später wechselte er nach Alblasserdam und Nieuw-Lekkerland in der Nähe von Rotterdam. Dort blieb er bis zum Jahre 1984, als er in Rente ging. Gosse Blijdorp hinterlässt 9 Kinder, 18 Enkelkinder und zahlreiche Urenkel.

(4.4.17)