Gedenkstättenfahrt nach Wittenberg, zur Lichtenburg und nach Torgau
Von Wittenberg aus führte die diesjährige Gedenkstättenexkursion zur KZ-Gedenkstätte Lichtenburg und nach Torgau. Veranstaltet wurde die Fahrt von den Trägern des Gedächtnisbuchs Dachauer Forum, Katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau, Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau und Lagergemeinschaft Dachau sowie der KZ-Gedenkstätte Dachau.
Die alten Gemäuer der Lichtenburg haben eine lange Geschichte hinter sich. Sie wurde in der Renaissance als Schloss erbaut und diente später ab 1812 bis 1928 als Strafanstalt, zunächst als sächsisches, nach dem Wiener Kongress als preussisches Gefängnis.
In der Nazizeit gehörte die Lichtenburg zu den frühen KZs, bereits ab Juli 1933 brachten die Nationalsozialisten hier männliche Schutzhäftlinge unter. Das KZ für Männer wurde schließlich aufgelöst, die letzten männlichen Gefangenen brachten die Nazis im August 1936 in das KZ Buchenwald. Aus der Lichtenburg wurde ein Frauen-KZ, dessen Insassinnen deportierte die SS 1939 nach Ravensbrück. Im Anschluss daran diente das Schloss Lichtenburg als SS-Versorgungslager und SS-Hauptzeugamt. Von September 1941 bis zum Kriegsende existierte im Schloss ein KZ-Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen.
Ein Teil des großen Gebäudekomplexes ist zur KZ-Gedenkstätte umgebaut worden. Weite Teile der Anlage stehen leer, werden gerade renoviert oder städtisch genutzt und waren den Exkursionsteilnehmern nicht zugänglich. Die Lichtenburg verblüffte durch ihre schiere Größe und die baulichen Spuren aus fünf Jahrhunderten.
Torgau
Amerikanische und sowjetische Soldaten reichten sich Ende April 1945 auf einer zerstörten Brücke bei Torgau auf der Elbe die Hand. Dieses Foto ging um die Welt – und die Geschichte hinter dem Bild erfuhren die Teilnehmer der Gedenkstättenfahrt am sowjetischen Mahnmal an der Elbe. Tatsächlich war Torgau nicht der Ort, an dem amerikanische und sowjetische Soldaten zum ersten Mal aufeinandertrafen. Und das Foto wurde am 26. April 1945 gestellt, einem Tag nach dem Zusammentreffen der Soldaten in Torgau. Es wurde trotzdem zu einem weltberühmten ikonographischen Bild.
Vor der modernen Justizvollzugsanstalt Torgau im Fort Zinna stehen große Tafeln, die an das grausame Wirken der Wehrmachtsjustiz an diesem Ort erinnern. Genaueres über die historischen Vorgänge in der NS-Zeit erläuterte dann die Ausstellung „Mut und Ohnmacht“ im Schloss Hartenfels in der Stadt Torgau.
Die Ausstellung nimmt sowohl Opfer wie auch Täter in den Blick und zeigt auch manche ungebrochene Nachkriegskarriere eines Nazirichters. Ein weiterer Teil der Ausstellung beleuchtet das sowjetische Speziallager in Torgau ab 1945 bzw. die Umerziehungsjustiz der DDR, die an diesem Ort auch Jugendliche betraf.
Wittenberg
Am Unterkunftsort Wittenberg stand eine Stadtführung durch die malerische, allerdings jahreszeitlich bedingt etwas leere Altstadt auf dem Programm. Ein Nachmittag stand zur freien Verfügung. Die meisten Teilnehmenden nutzten diese Zeit, um Schlosskirche, Stadtkirche und Museen der Lutherstadt Wittenberg von innen zu sehen.
Ausdrücklich inbegriffen in die Stadtführung war die Darstellung der Judensau aus dem Jahr 1290 an der Stadtkirche samt Erläuterungstafel und modernem Mahnmal. Die Teilnehmenden der Gedenkstättenfahrt besuchten eine öffentliche Abendveranstaltung, die der Problematik der Judensaudarstellungen allgemein und speziell in Wittenberg auf den Grund ging.
Trauer um Brigitte Fiedler
Brigitte Fiedler nahm regelmäßig an Gedenkstättenfahrten teil, auch dieses Jahr wollte sie wieder mitfahren. Ihr Tod am 8. Oktober 2025 hat eine schmerzhafte Lücke in den Kreis der Exkursionsteilnehmer gerissen. Häufig wandten sich Gespräche und Gedanken ihr zu. Wir vermissen sie.
(3.11.2025; Irene Stuiber)




