Bereits am 16. September 1939, zwei Wochen nach dem deutschen Überfall auf Polen, wurden 25 Männer aus Ostoberschlesien ins KZ Dachau verschleppt. Am 23. September 1939 kamen mit dem nächsten Transport aus Polen 74 Gefangene nach Dachau. Bis zur Befreiung des Lagers litten insgesamt mehr als 40.700 Menschen aus Polen im KZ Dachau, unter ihnen fast 10.000 jüdische Häftlinge. Die polnischen Häftlinge waren im KZ Dachau die größte nationale Gruppe. Waren es zunächst nur Männer, so wurden in den letzten Kriegsjahren auch etwa 1600 Frauen aus Polen nach Dachau verschleppt.
Am Sonntag, 18. September 2022, 15 Uhr, veranstaltet die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau in Kooperation mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft München eine Gedenkfeier zum 83. Jahrestag der ersten Deportation von Polen ins Konzentrationslager Dachau.
Bei der Gedenkfeier sprechen
- der polnische Widerstandskämpfer und KZ–Dachau–Überlebende Leszek Żukowski (93) aus Warschau,
- die polnische Schriftstellerin Maria Aniśkowicz, deren Urgroßvater Jakub Sabasz im KZ Dachau ermordet wurde,
- der Holocaust–Überlebende Ernst Grube (89, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau),
- der Bundesratspräsident und Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow,
- die Studiendirektorin Hedwig Bäuml, die mit Jugendlichen vom Dachauer Ignaz–Taschner–Gymnasium an einem deutsch–polnischen Austausch des Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau teilnimmt,
- Jan Kwiatkowski (Poznań), Historiker, früherer Freiwilliger von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste an der Versöhnungskirche und im Gedächtnisbuch sowie Gedenkstättenreferent,
- Anna Baumgartner vom Vorstand der Deutsch–Polnischen Gesellschaft München
- sowie Pfarrer Edwin Pech (Karpacz), Vertreter der Evangelisch–Augsburgischen Kirche in
Polen im Kuratorium der Versöhnungskirche, - und Kirchenrat Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche.
Von den polnischen Häftlingen wurden im Dachauer KZ–System mindestens 8390 ermordet. Einer von ihnen war Jakub Sabasz (1873–1941). Seine 1953 geborene Urenkelin, die in Deutschland lebende polnische Schriftstellerin Maria Aniśkowicz, verarbeitete seinen Tod in einem Gedicht, das sie bei der Gedenkfeier vorträgt.
Unter den mehr als 14.000 am 29. April 1945 von der U.S. Army in Dachau befreiten polnischen Häftlingen war der damals sechzehnjährige Leszek Żukowski. Er hatte 1944 im Warschauer Aufstand in der Armia Krajowa (Heimatarmee) gegen die Deutschen gekämpft, war ins KZ Flossenbürg verschleppt worden und am 27. April 1945 nach einem mörderischen Todesmarsch mehr tot als lebendig in Dachau eingetroffen. Bei seiner Befreiung wog er nur noch 29 Kilogramm. Leszek Żukowski, einer der wenigen noch als Zeitzeuge aktiven Kämpfer des Warschauer Aufstands, kommt nach Dachau, um erstmals am Ort seiner Befreiung öffentlich zu sprechen.
Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, wurde im Herbst 2021 turnusgemäß für ein Jahr zum Präsidenten des Bundesrates gewählt. Er ist damit einer der höchsten Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland und Vertreter des Bundespräsidenten. Bodo Ramelow hat in den letzten Jahrzehnten mehrere KZ–Gedenkstätten besucht, auch in Polen. Nach Dachau kommt er erstmals.
Eine Anmeldung zur Gedenkfeier ist nicht erforderlich, der Ton wird in den Innenhof der Versöhnungskirche übertragen. Da bei der Gedenkfeier in der Versöhnungskirche keine größeren Abstände eingehalten werden können, gilt FFP2–Maskenpflicht.
Die Veranstaltung wird via Livestream übertragen und kann auch später noch gesehen werden:
https://www.facebook.com/events/1053082908680644
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden sich auf der Website der Versöhnungskirche
https://www.versoehnungskirche-dachau.de/veranstaltungen
(11.9.21; PM/IS)