Das Gedächtnisbuch trauert um Wladimir Iwanowitsch Dschelali

Am 13. November 2020 starb der Überlebende des Konzentrationslagers Dachau, Wladimir Dschelali, in seiner Heimatstadt Mariupol. Im März 2020 wollte Wladimir Iwanowitsch noch zusammen mit seiner Tochter Vera Zolotar zur Präsentation der neuen Gedächtnisblätter nach Dachau kommen. 

Wladimir Dschelali mit seinen Schülerinnen und Schülern (Ausschnitt)

Die Schülerin Magdalena Gartner vom Max-Mannheimer-Gymnasium Grafing hat ein Gedächtnisblatt für ihn verfasst – es wäre ihr erstes Treffen mit Dschelali geworden, mit dem sie bis dahin nur via Email in Kontakt gestanden hatte. Die Präsentation musste wegen der Pandemie abgesagt werden und sollte 2021 nachgeholt werden. Nun ist der ehemalige Zwangsarbeiter in seiner Heimat einer Covid-19-Erkrankung erlegen. „Mich hat diese Nachricht sehr getroffen!“ schreibt Magdalena Gartner, als sie von Wladimir Dschelalis Tod erfährt.

Wladimir Dschelali wurde am 10. März 1925 in Wolnowacha / Ukr. SSR (UdSSR) geboren und wuchs als Angehöriger einer griechischen Minderheit in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol auf. Mit fast 17 Jahren wurde er zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Er floh aus dem Zwangsarbeiterlager in Saarbrücken, wurde verhaftet und im Juli 1942 ins KZ Dachau gebracht. Kurz vor der Befreiung gelang ihm die Flucht aus dem Außenlager Gendorf.

Wladimir Dschelali wurde erst Agronom, dann studierte er Musik. Er arbeitete als Musikdozent in Mariupol, schrieb zahlreiche Gedichte und liebte es, griechische Gerichte zu kochen. Das ehemalige Konzentrationslager Dachau hat er mehrfach besucht und auch als Zeitzeuge bei der Internationalen Jugendbegegnung gewirkt.

Wir wünschen der Familie von Wladimir Dschelali für diesen schmerzlichen Verlust Kraft und Trost.

Link zum Gedächtnisblatt:
Wladimir Dschelali

(12.12.2020; Text: Sabine Gerhardus)