Einladung zur Jahrespräsentation am 22. März 2018

12 neue Biographien von Häftlingen des KZ Dachau stellt das Projekt Gedächtnisbuch bei seiner Jahrespräsentation am Donnerstag, den 22. März 2018 um 19.30 Uhr in der Kirche des Karmel Heilig Blut in Dachau vor. Die porträtierten Personen stammen aus Ungarn, Deutschland und den Niederlanden.

Sichtung von Dokumenten auf dem Hof von Josef Nieberle

Adi Maislingers Lebensgeschichte recherchierte der Schüler Fabian Hoppmann im Rahmen eines W-Seminars am Gymnasium Grafing. Der 1903 in München geborene Adi Maislinger betätigte sich in der Arbeiterbewegung und organisierte nach dem Reichstagsbrand in München den Widerstand der KPD gegen die Nationalsozialisten. 1934 wurde Maislinger verhaftet, vom Volksgerichtshof wegen Hochverrats verurteilt und, nachdem er seine Gefängnisstrafe abgesessen hatte, 1942 im KZ Dachau eingesperrt. In der Nachkriegszeit engagierte sich Maislinger für überlebende KZ-Häftlinge und wurde zu einem der aktivsten Befürworter und Unterstützer der Gedenkstätte in Dachau. Nach seiner Pensionierung 1966 führte er häufig Besuchergruppen über das Gelände – vielen damaligen Besuchern ist er in lebhafter Erinnerung. In München erinnert eine Straße an Adi Maislinger.

Schülerinnen der Weichser Theresia-Gerhardinger-Realschule präsentieren die Biographie von Josef Nieberle. Mithilfe der Kinder und Enkel, vieler Dokumente und einer Recherche vor Ort zeichnen sie ein lebhaftes Bild Weigersdorfer Bürgers, der in der Bayerischen Volkspartei und im Bauernbund aktiv war. Die Erinnerung an die Verfolgung und Isolation während der NS-Zeit stellt auch heute noch einen wesentlichen Teil der Familiengeschichte dar.

Mit dem Schicksal des herausragenden ungarischen Wissenschaftlers Imre Bródy beschäftigen sich Erhard Bosch und Karl Wingler schon lange. Nun stellen sie ihr Gedächtnisblatt des jüdischen Ausnahmephysikers vor, ohne den es keine modernen Glühlampen geben würde. Bródy wurde 1944 im Alter von 52 Jahren deportiert und musste im Dachauer Außenlager Mühldorf Sklavenarbeit leisten. „Die Arbeitsbedingungen waren derart hart, dass die durchschnittliche Lebensdauer der KZ-Häftlinge maximal 80 Tage betrug.“, schreiben die Autoren in ihrer Biographie. Der Physiker starb am 25. November 1944.

Neun weitere Kurzreferate informieren ebenfalls über Lebensläufe von Dachau-Häftlingen. Ihre Autoren sind Ehrenamtliche des Gedächtnisbuch-Projekts in Deutschland und den Niederlanden und der Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau, unter ihnen Schüler des W-Seminars am Gymnasium Grafing. Robin Brunnthaler, Jakob Skudlik und Rosa Taccarelli vom Gymnasium Grafing begleiten die Veranstaltung musikalisch.

Weitere Informationen finden sich im Veranstaltungskalender rechts auf dieser Website.

 

(13.3.2018; Text: Irene Stuiber, Foto: Sabine Gerhardus)