Ein Jahr Freiwilligenarbeit in Dachau Interview mit Kristina Eremina

Zum Abschluss ihres Freiwilligenjahrs für Aktion Sühnezeichen Friedensdienste erzählt Kristina Eremina von ihren Erfahrungen in Dachau und im Gedächtnisbuchprojekt.

Kristina, was wird dir von diesem Jahr in Erinnerung bleiben?

Corona, natürlich. (Lacht) Aber abgesehen davon: Ganz spannend war, wie die Geschichte in der westlichen Welt betrachtet wird. Ich komme aus Osteuropa, aus Russland, also aus der ehemaligen Sowjetunion, da betrachtet man natürlich die Geschichte als Heldentat der Sowjetunion. Ein anderer Punkt: Ich habe hier vor allem über ehemalige ukrainische Häftlinge gearbeitet, es war sehr interessant, deren Biographien von einer anderen Seite zu hören. Und noch etwas: Aus diesem Jahr nehme ich so viele Erfahrungen mit, diese Erfahrungen hätte ich nie in Russland machen können.

Gibt es große kulturelle Unterschiede zwischen deiner Heimat und Deutschland?

Ja, schon, aber ich war gut darauf vorbereitet, weil ich ja Deutsch studiert habe und viel Landeskunde gelernt habe. Es war also kein so ganz großes kulturelles Erlebnis, kein Kulturschock.

An welchen Gedächtnisblättern hast du mitgewirkt?

Ein eigenes ging leider nicht mehr. Aber ich habe geholfen, mehrere Gedächtnisblätter fertigzustellen. Es war sehr interessant, wie unterschiedlich die Kontakte und die Kommunikation mit den Angehörigen verlaufen sind.

Was würdest du deinen Nachfolgern als ASF-Freiwillige in Dachau raten?

Alle Freiwilligendienste sind für den internationalen Austausch gemacht und die Voraussetzung dafür ist immer die englische Sprache. Für Dachau würde ich sagen: Die englische Sprache muss man nicht können, aber die deutsche Sprache muss man schon sehr gut sprechen, mindestens auf Niveau B2. Es geht nicht allein mit Englisch, du arbeitest mit der deutschen Sprache, du musst andere verstehen, deine Kollegen sprechen alle nur Deutsch. Man muss sich auch für Erinnerungsarbeit interessieren und sehr geduldig sein, denn für ein Gedächtnisblatt braucht man Geduld und Engagement. Das lässt sich nicht einfach und schnell erledigen.

Was hast du jetzt vor nach deinem Freiwilligenjahr in Dachau?

Ich werde in Dresden Soziale Arbeit studieren. Es macht mir Spaß, mit Menschen zu arbeiten. Ich finde, es ist für viele Menschen nützlich, wenn man sich in zwei Kulturen bewegen kann und in diesem Bereich will ich später dann arbeiten.

(30.8.20; IS)