Die Rückkehr der Namen
Zwei Berichte aus dem Gedächtnisbuch-Team zur Aktion des Bayerischen Rundfunks und der Stadt München „Die Rückkehr der Namen“ am 11. April 2024 haben den Blog erreicht. Einen davon gibt es wieder auf Deutsch und Französisch.
Sabine Gerhardus, Projektleiterin des Gedächtnisbuchs, berichtete:
„Ich habe an der BR-Aktion „Die Rückkehr der Namen“ teilgenommen als Patin für Max Esslinger. Er wohnte in der Sonnenstraße 13. Der Bankbeamte starb mit 72 Jahren in München. Bei der Versammlung am Odeonsplatz habe ich Bernadetta Czech-Sailer getroffen und bin mit ihr gemeinsam zur Abschlusskundgebung gegangen. Sie hat netterweise mein Plakat getragen, mit dem ich ja schon einige Stunden unterwegs gewesen war.
Der Tag brachte mir interessante Gespräche mit Passanten. Es gab viele freundliche Reaktionen.“
Marine Charbonneau, Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste im Gedächtnisbuch, hat uns ihren Bericht wieder auf Deutsch und Französisch geschickt – die französische Fassung findet sich weiter unten.
„Am 11. April 2024 fand in München die Kundgebung „Der Rückkehr der Namen“ statt. 1000 Personen hatten eine sogenannte Patenschaft für ein Opfer des Nationalsozialismus übernommen; sie wiesen auf diesen Menschen mit einer Gedenktafel hin, die eine Mini-Biografie und manchmal ein Foto enthielt.
Ich hatte das Privileg, daran teilzunehmen und Adolf Wolf Esslinger zu vertreten, der am 17. November 1891 in Horb am Neckar in einer jüdischen Familie geboren wurde. Er war Bankier in Augsburg, zog 1936 nach München und ließ sich in der Schillerstraße 14 nieder, bevor er während der Novemberpogrome 1938 verhaftet wurde. Daraufhin wurde er in das Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er zwei Monate verbrachte. Nach seiner Freilassung konnte er seine Arbeit leider nicht wieder aufnehmen. Adolf, der immer noch in der Schillerstraße 14 wohnte, wurde am 20. November 1941 mit 1000 anderen Juden nach Kaunas in Litauen deportiert. Dort wurde er im Alter von 50 Jahren, fünf Tage nach seiner Ankunft am 25. November 1941, ermordet. Sein Bruder Viktor sowie seine Schwägerin Alice und sein Neffe wurden ebenfalls Opfer des Holocaust.
Am frühen Nachmittag positionierte ich mich mit meiner Gedenktafel in der Schillerstraße 14, um neugierige Passanten über Adolf Wolf Esslinger zu informieren. Ich hatte die Gelegenheit, eine andere junge Frau zu treffen, die Franziska Engel vertrat, eine junge Frau, die Zeugin Jehovas war und ebenfalls im selben Gebäude wie Adolf Wolf Esslinger gelebt hatte. Eine schöne Begegnung, die unsere gemeinsame Überzeugung bestärkte, dass es von entscheidender Bedeutung ist, junge Menschen für das historische Gedächtnis zu sensibilisieren.
Anschließend begann ein großer Marsch vom Königplatz bis zum Odeonplatz. Die Atmosphäre war beeindruckend, das langsame und ruhige Tempo förderte den Austausch mit Unbekannten. Wir waren alle neugierig und achteten auf die Gedenktafeln der anderen Teilnehmer. Ich habe diese Atmosphäre besonders genossen. Außerdem war auch das gute Wetter auf unserer Seite! Eine beeindruckende Veranstaltung, bei der jeder die Chance hatte, einem Opfer des Holocaust eine Stimme zu geben.“
Version française
Le 11 avril 2024, s’est tenu à Munich le rassemblement „Der Rückkehr der Namen“. 1000 personnes parrainées ont représenté une victime du national-socialisme avec un tableau commémoratif comportant une mini-biographie et parfois une photo.
J’ai eu le privilège d’y participer et de représenter Adolf Wolf Esslinger, né à Horb am Neckar le 17 novembre 1891 au sein d’une famille juive. Banquier à Augsburg, il a déménagé à Munich en 1936, s’installant au 14 Schillerstraße, avant d’être arrêté lors des pogroms de novembre 1938. Il a été alors envoyé au camp de concentration de Dachau où il a passé deux mois. À sa libération, il n’a malheureusement pas pu reprendre son activité. Résidant toujours au 14 Schillerstraße, Adolf a été déporté le 20 novembre 1941 avec 1000 autres Juifs à Kaunas en Lituanie. Là-bas, il a été assassiné à l’âge de 50 ans, cinq jours après son arrivée le 25 novembre 1941. Son frère Viktor, ainsi que sa belle-sœur Alice et son neveu ont également été des victimes de la Shoah.
En début d’après-midi, j’ai pris position au 14 Schillerstraße avec mon tableau commémoratif afin d’informer les passants curieux sur Adolf Wolf Esslinger. J’ai eu l’occasion de rencontrer une autre jeune femme qui représentait Franziska Engel, une jeune femme témoin de Jéhovah, ayant également vécu dans le même bâtiment que Adolf Wolf Esslinger. Une belle rencontre qui a renforcé notre conviction commune quant à l’importance cruciale de sensibiliser les jeunes à la mémoire historique.
Une grande marche a ensuite débuté de la Königplatz jusqu’à l’Odéonplatz. L’atmosphère était impressionnante, le rythme lent et calme favorisant les échanges avec les inconnus. Nous étions tous curieux et attentifs aux pancartes commémoratives des autres participants. J’ai particulièrement apprécié cette ambiance. De plus, le beau temps était également de notre côté ! Un événement impressionnant où chacun a eu la chance de donner une voix à une victime de la Shoah.
(17.4.2024; IS)