Max Mannheimer Haus feiert 25-jähriges Jubiläum
Am 19. November 2023 beging das Max Mannheimer Haus sein 25-jähriges Gründungsjubiläum mit einem Festakt. Die pädagogische Leiterin Felizitas Raith begrüßte zahlreiche Gäste aus Politik und Erinnerungsarbeit, Unterstützer und langjährige Mitstreiter.
Gratulationen und Grußworte kamen von der Bayerischen Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Ulrike Scharf, von der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Charlotte Knobloch, vom Oberbürgermeister der Stadt Dachau Florian Hartman sowie vom Landrat des Landkreises Dachau Stefan Löwl.
Bernhard Schoßig, der erste Leiter des Studienzentrums, blickte auf die Entstehungsgeschichte des Max Mannheimer Hauses zurück. Schoßig erinnerte daran, dass bereits Anfang der 1980er Jahre die ersten Forderungen nach einer Bildungseinrichtung, einer „Internationalen Jugendbegegnungsstätte“ in Dachau laut wurden, als dieser Wunsch in der Dachauer Politik noch auf vehemente Ablehnung stieß.
Den Forderungen wurde während der jährlich stattfindenden Jugendbegegnungszeltlagern Nachdruck verliehen. An deren Erfahrungen konnte das Studienzentrum anknüpfen und sich von Beginn an als wegweisende Bildungseinrichtung erweisen. Das der Name „Jugendgästehaus“ dieser Aufgabe nicht Rechnung trug, sieht Schoßig als Zeichen für die fehlende Akzeptanz in der Anfangszeit. Er sei sehr froh gewesen, als zwölf Jahre nach seinem Ausscheiden sich sein Wunsch nach einer Umbenennung erfüllt habe. Mit „Max Mannheimer Haus“ habe die Einrichtung 2016 einen würdigen Namen erhalten.
Podiumsdiskussion: Diskrepanz in der Erinnerungsarbeit zwischen Anspruch und tatsächlich Möglichem
Der aktuell gravierende Anstieg von antisemitischen Vorfällen und Straftaten bestimmte die Podiumsdiskussion mit Elke Gryglewsky (Direktorin der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten), Ludwig Spänle (Staatsminister a.D., MdL, Beauftragter gegen Antisemitismus) und Ulrike Scharf. Die Terrorangriffe der Hamas in Israel und die seitdem auch in Deutschland noch lauter gewordenen Anfeindungen gegen Juden bereiten nicht nur den Diskussionsteilnehmer*innen, sondern offensichtlich auch zahlreichen Besuchern und Besucherinnen Sorge. Ludwig Spänle zitiert aus einer der zahlreichen Hassmails gegen Juden, die ihn als Beauftragten gegen Antisemitismus erreichen.
Elke Gryglewsky sprach von der Sorge um Freunde in Israel, die die Arbeit der Gedenkstätte seit den Terrorangriffen im Oktober bestimmte. Sie wies dabei auf eine Schräglage der Debatten hin, wenn Antisemitismus in Deutschland schnell als reines Phänomen unter Immigranten dargestellt und dabei immer offensichtlicher werdende Judenfeindlichkeit in allen Teilen der Gesellschaft übersehen würde. Umso wichtiger sei die Erinnerungsarbeit. Allerdings, so Gryglewsky, sei es für die Erinnerungsarbeit ein Dilemma, dass es eine ständige Diskrepanz zwischen den Ansprüchen und dem, was möglich sei, gebe. Hoffnungsvoll stimmt, dass das Interesse unter Jugendlichen an der Geschichte des Nationalsozialismus weiterhin groß ist. Die Frage, wie junge Menschen zeitgemäß erreicht werden können und welche Rolle dabei neue Medien einnehmen können, spielt in der Praxis der Erinnerungsarbeit eine große Rolle. Gryglewsky betont, dass Demokratiebildung nur Erfolg haben könne, wenn Jugendliche auch die Erfahrung von Demokratie machen dürften. Das beginne schon damit, dass man zu Beginn eines Gedenkstättenbesuchs ihre Wünsche und Interessen auf Augenhöhe mit ihnen diskutiere.
Musikalisch begleitet wurde die Jubiläumsfeier vom Trio des Jazz-Gitarristen Elias Prinz. Beim anschließenden Buffet gab es reichlich Gelegenheit sich auszutauschen. Besonders schön war es für mich, Weggefährten aus den 1980er und 1990er Jahren, der Zeit vor der Errichtung des Hauses wiederzusehen, als die Internationalen Jugendbegegnungszeltlagern stattfanden.
Das Gedächtnisbuch-Team gratuliert dem Max Mannheimer Haus zum 25-jährigen Jubiläum!
(4.12.23; Fotos: Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit; Text: Sabine Gerhardus)