Buchvorstellung Namen statt Nummern im Widerstandsmuseum in Amsterdam

Am 24. April 2015 stellt das Widerstandsmuseum in Amsterdam das Buch „Geen nummers maar Namen. Levensverhalen uit concentratiekamp Dachau“ (Namen statt Nummern. Lebensgeschichten aus dem Konzentrationslager Dachau) vor. Das Buch beinhaltet Lebensgeschichten von niederländischen Häftlingen im Konzentrationslager Dachau, die von niederländischen und deutschen Schülern sowie in einem Fall von Angehörigen verfasst wurden, sowie eine Einführung von Jos Sinnema und Sabine Gerhardus.

König Willem-Alexander bekam  bereits am Mittwoch, dem 23.4.2015, von zwei Schülern des Het Baarnsch Lyceums Tess Verduijn und Jur Plötz ein Exemplar. Die beiden haben die darin enthaltene Biographie von Lies Bueninck verfasst.

Lies-Bueninck-Hendrikse erhielt im Konzentrationslager Herzogenbusch ein Foto ihrer zweijährigen Tochter Joke. Es war als Postkarte getarnt, nur deshalb konnte das Foto zu ihr gelangen. Es gelang Lies, dieses Foto während ihrer gesamten Zeit im Lager zu verstecken, sie nahm es mit nach Ravensbrück und ins Außenlager Agfa-Kamerawerke des KZ Dachau. Die Ausstellungskuratorin Karen Tessel: „Das war ihr Halt. Durch die Sehnsucht nach ihrer Tochter konnte sie alle Entbehrungen durchstehen. Auch für die Mitgefangenen von Lies bedeutete dieses Foto der kleinen Joke viel.“ Einer von ihnen schrieb: „Wir alle genossen jeden Tag das heitere liebe Kindergesicht.“ Das Foto, dem man ansieht, das es immer wieder versteckt wurde, liegt in der Ausstellung in Lies´ Vitrine. Auf der Website es Widerstandsmuseums kann man ein Bild des Fotos sehen: http://www.verzetsmuseum.org/museum/nl/exposities/expositie-geen-nummers-maar-namen

(Text von Sabine Gerhardus.)

 

König Willem-Alexander eröffnet im Widerstandsmuseum in Amsterdam  die Ausstellung Namen statt Nummern – Niederländische politische Häftlinge im Konzentrationslager Dachau

Das Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau ist Ausgangspunkt für eine neue Sonderausstellung im Amsterdamer Widerstandsmuseum, die am 22. April von König Willem-Alexander eröffnet wurde. Zwischen 1941 und 1945 saßen über zweitausend Niederländer, vornehmlich politische Gefangene, im Konzentrationslager Dachau ein. Bei ihrer Ankunft bekamen sie eine Nummer; ihr Name spielte von da an keine Rolle mehr. Indem der König auf dem Ausstellungsplakat die Nummern von zwei ehemaligen Häftlingen durch ihre Namen ersetzte, gab er ihnen ihre Identität zurück und erklärte die Ausstellung für eröffnet.

Die heute 96-jährige ehemalige Gefangene Willemijn Petroff-van Gurp schrieb im Konzentrationslager ein Lieder- und Psalmen-Büchlein, das ihr die Kraft gab durchzuhalten. Ihre beiden jungen Biographen, Jelle Braaksma und Jop Bruin, die 2013 ihr Gedächtnisblatt in der Versöhnungskirche vorgestellt haben, hatten die Ehre die Ausstellung zusammen mit dem König zu eröffnen. Jop Bruin erzählte, seit dem Biographie-Projekt eine gute neue Freundin zu haben: „Willemijn lässt uns darüber nachdenken was im Leben wirklich wichtig ist.“

„Die Begegnung zwischen den Generationen macht Namen statt Nummern zu einem besonderen Projekt“, so heißt es in einer Presseerklärung des Widerstandsmuseums. Die Ausstellungskuratorin Karen Tessel erzählt, was sie besonders inspirierte: „Willemijn ist eine Art Adoptiv-Oma für Jop und Jelle geworden. Sie wollen sogar zusammen mit ihr nach Italien reisen, da sie fließend italienisch spricht. Dass ein Projekt über Lebensgeschichten von ehemaligen Dachau-Gefangenen zu so etwas führen kann, beeindruckte mich sehr.“

Das Verhältnis, das zwischen den jungen Biographen und den einst Inhaftierten, ihren Familienmitgliedern und dem Thema Zweiter Weltkrieg entsteht, so erläutert Tessel weiter, sei einer der wichtigen Gründe gewesen, dieses Projekt zu entwickeln. Es war auch der Grund, weshalb sich  König Willem-Alexander für das Projekt interessierte und die Ausstellung eröffnete. Er nahm sich viel Zeit für Gespräche mit den sechs anwesenden Überlebenden des Konzentrationslagers und den Schülern.

Den Ausstellungsmachern gelang es auf bewegende Art, die Begegnung zwischen den Generationen in den Mittelpunkt zu stellen und mit der Geschichte von 12 ehemaligen Häftlingen zu verbinden. In 12 Vitrinen erzählen Erinnerungsstücke aus dem Leben des ehemaligen Häftlings. Die Schüler erzählen in kurzen Videosequenzen die Geschichte, die dem Gegenstand seine Bedeutung gibt. In einigen Videos kann man die Jugendlichen im Gespräch mit dem ehemaligen Häftling sehen.

In Kooperation  mit Amnesty International zeigt das Widerstandsmuseum, dass auch heute, 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch Menschen aufgrund ihrer Meinung oder ihres Widerstands gefangen genommen werden. Ähnlich wie für das Gedächtnisbuch erarbeiteten Schüler  Biographien von drei aktuellen Gefangenen. Aster Fissehatsion unterzeichnete 2001 in Eritrea zusammen mit 14 anderen einen offenen Brief an den Präsidenten, in dem sie zu einem demokratischen Dialog aufriefen. Vier Monate später wurden die Unterzeichner verhaftet. Aster ist seitdem spurlos verschwunden. Ihr damals 15-jähriger Sohn flüchtete später in die Niederlande und half den Schülern bei ihrer Arbeit.

Die Zusammenarbeit mit dem Widerstandsmuseum kam zustande durch den ehrenamtlich engagierten Mitarbeiter des Gedächtnisbuchs in Amsterdam, Jos Sinnema. Sinnema hatte 2002 in einem Amsterdamer Briefmarkenladen einen Brief des Tschechen Karel Horais aus dem Konzentrationslager Dachau gefunden. Er war davon so fasziniert, dass er sich auf die Suche nach Horais´ Geschichte machte und schließlich seine Biographie für das Gedächtnisbuch schrieb. Diese Erfahrung ließ Sinnema nicht mehr los. Er fand einen interessierten Lehrer im Cartesius-Lyceum in Amsterdam, der bereit war, mit ihm zusammen ein Schüler-Projekt zu starten. Seit 2010 erstellen niederländische Schüler unter seiner Anleitung jährlich neue Biographien für das Gedächtnisbuch. Ihr Engagement  ist jetzt zur Grundlage für eine bewegende Ausstellung, eine Publikation, ein Theaterprojekt und eine Reihe von weiteren Veranstaltungen in den Niederlanden geworden.

Namen statt Nummern – Niederländische politische Häftlinge im Konzentrationslager Dachau ist bis zum 25. Oktober im Widerstandsmuseum in Amsterdam zu sehen. Die Ausstellung ist zweisprachig, englisch und niederländisch.

 (Text: Sabine Gerhardus)

 

 

Berufsfachschule für Kinderpflege zeigt „Namen statt Nummern“

Die Gedächtnisbuch-Ausstellung „Namen statt Nummern“ ist vom 20.4.2015 bis zum 8.5.2015 in der Berufsfachschule für Kinderpflege, Zweigstelle am Bayernplatz, in München zu sehen. Im Rahmen eines umfassenden Unterrichtskonzepts zum Thema Nationalsozialismus beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit der Ausstellung. Die Berufsfachschule zeigt die Ausstellung nun schon zum wiederholten Mal, sie wendet dieses Unterrichtskonzept schon seit einigen Jahren an.

 

 

Grafinger W-Seminar besucht Staatsbibliothek

Das Grafinger W-Seminar hat sich in der Stabi umgeschaut. Elisabeth und Katharina erklären, worum es bei der Exkursion ging, das Foto stammt von Jonathan. Vielen Dank!

Da  für die meisten Schüler der Umgang mit einer großen Bibliothek noch ziemlich ungewohnt ist, besuchten wir, das Grafinger W-Seminar, zusammen mit unserer Seminarleiterin Petra Köpf und Sabine Gerhardus vom „Gedächtnisbuch für die KZ Häftlinge Dachau“  am Donnerstag, den 16.4.2015, die Bayerische Staatsbibliothek in München.

Der Besuch sollte uns Schülern dabei helfen, einen ersten Überblick für die Recherche in der Staatsbibliothek zu erhalten. Diese könnte für viele von uns von großer Bedeutung sein, wenn es um den historischen Hintergrund zu den Biographien geht, die wir verfassen. Zudem besitzt die Bayerische Staatsbibliothek große Zeitschriftenbestände, welche ebenfalls wichtige Informationen für unsere Projekte enthalten könnten.

Bei einem einführenden Vortrag erklärte uns eine Mitarbeiterin der Staatsbibliothek den Umgang mit der Online-Suchmaschine ,,Opac“ bis ins Detail; die sich anschließende Führung durch das Gebäude machte uns mit den verschiedenen Räumlichkeiten des Gebäudes bekannt. Nach ca. zwei Stunden war die informative Veranstaltung beendet und wir Schüler fühlen uns nun bestens auf die eigenständige Recherche in der Staatsbibliothek vorbereitet.

 

 

Titelseite der Broschüre Geistliche im KZ Dachau

29.4.2015: Gedenken an polnische Geistliche in der Gedenkstätte Dachau

Die Pressestelle des Erzbistums München und Freising teilt mit:

„Am Mittwoch, 29. April, und damit genau am 70. Jahrestag der Befreiung des KZ, reist eine Delegation der Polnischen Bischofskonferenz nach Dachau. Nach Angaben der Polnischen Bischofskonferenz werden bis zu 1000 Pilger aus Polen und Deutschland erwartet, darunter zahlreiche Bischöfe, Priester und weitere Kleriker. Um 12 Uhr findet in der Todesangst-Christi-Kapelle auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau eine Eucharistiefeier unter der Leitung des Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Stanislaw Gadecki, statt. Der Erzbischof von München und Freising und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, konzelebriert.

Nach der Eucharistiefeier ist eine Kranzniederlegung am Bronzerelief „Christus im Elend“ an der Rückseite der Kapelle geplant, das an die vielen in Dachau zu Tode gemarterten Polen erinnert. Mit rund 40.000 Inhaftierten bildeten die Polen die größte Gruppe von Gefangenen im Konzentrationslager Dachau, 8332 von ihnen starben, darunter war rund jeder Zehnte ein Geistlicher. Dass die Opferzahlen höher sind als unter allen anderen Nationalitäten, liegt daran, dass die Nationalsozialisten gegen die polnische Geistlichkeit als einflussreiche Vertreter der Führungsschicht ihres Landes mit besonderer Härte vorgingen und internierte Geistliche ab Ende 1940 aus anderen Lagern nach Dachau deportierten.

Um 16 Uhr feiern Gadecki und Marx eine Andacht im Dom zu Freising, bevor die Delegation der Polnischen Bischofskonferenz ihre Abreise antritt.“

Es gibt einige Gedächtnisblätter, die verfolgten polnischen Priestern gewidmet sind. Die Gedächtnisbuch-Ausstellung „Geistliche im KZ Dachau“ enthält einige dieser Biographien. Biographische Texte dazu finden sich auch in der zugehörigen Broschüre, die gegen einen Unkostenbeitrag beim Dachauer Forum (info@dachauer-forum.de) erhältlich ist.

 

Spannende BR-Reportage über Dachau – leider ohne Gedächtnisbuch

Ferngeschaut und festgestellt: Das Gedächtnisbuch kam doch nicht vor in der Reportage des BR „Dachau – die ewige KZ-Stadt?“. Wir haben uns durch die Recherchearbeiten und die Vorankündigung zu einer gewagten Behauptung verleiten lassen. Sorry!

Wohl aber kommt Nina Schiffner zu Wort, der wir zwei Gedächtnisblätter zu ihren Großvätern verdanken. Und auch alles andere in den 45 Minuten war sehr interessant und sehenswert. Der Beitrag wird noch eine Weile der Mediathek des BR zu sehen sein. Eine klare Empfehlung von unserer Seite!

Seite 1 Gedächtnisblatt Franz Klein

13.4.2015: BR berichtet über Gedächtnisbuch in Sendung zur Identität Dachaus

„Dachau – die ewige KZ-Stadt?“ nennt das Bayerische Fernsehen eine Reportage, die am Montag, den 13.4.2015, um 20.15 Uhr in der Reihe „Jetzt mal ehrlich“ gesendet wird. Auch das Gedächtnisbuch wird erwähnt: „Schülerinnen und Schüler aus Dachau und Grafing haben ihren eigenen Weg gefunden: Sie recherchieren die Schicksale einzelner KZ-Häftlinge und widmen ihnen sogenannte Gedächtnisblätter.“, heißt es in der Programm-Mitteilung des BR.

Berichtet wird auch über Nina Schiffner, die Enkelin der beiden im KZ Dachau inhaftierten Dachauer Kommunisten Franz Klein und Anton Mang. Nina Schiffner setzt sich für die Erinnerung an die verfolgten Kommunisten ein, hat über Franz Klein ein Gedächtnisblatt verfasst und begleitet Gruppen durch die KZ-Gedenkstätte.

Weitere Infos zur Sendung finden sich auf der Website des Bayerischen Rundfunks unter folgenden Links:
http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/jetztmalehrlich/index.html
und
http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/programmkalender/sendung1028378.html .

Auch die Dachauer Rundschau hat die Sendung angekündigt, sowohl in der Printausgabe als auch online:
http://www.dachauer-rundschau.de/lokales/dachau/bringt-april-beitrag-dachau-ewige-kz-stadt-4888882.html .

Ehrengäste: Henk van de Water und Frau van de Water

Diese Vergangenheit ist ihre Gegenwart – Pressetext zur Projektpräsentation am 22.3.2015

Henk van de Water, 91jähriger Überlebender des KZ Dachau, reiste eigens aus Holland an, um die Präsentation seiner Lebensgeschichte durch holländische Schüler zu hören. „Henk erzählte uns, dass er nicht überlebt hätte, wenn sich die Befreiung des Lagers noch einige Tage hingezogen hätte.“, berichteten die Schüler. Van de Water hat glücklicherweise überlebt und nutzte die Gelegenheit des Schlussworts, um seiner Frau eine öffentliche Liebeserklärung zur bevorstehenden Goldenen Hochzeit zu machen

Noch weitere zwölf Lebensgeschichten von Häftlingen des KZ Dachau präsentierten Teilnehmer des Gedächtnisbuchprojekts am 22. März in der Kirche des Karmel Heilig Blut in Dachau. Annegret Braun von der Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau erzählte über den Beginn ihrer Recherchen: „Ich komme aus Sulzemoos wie Jakob Hartmann und habe bei meinen Recherchen über ein anderes Projekt immer wieder gehört: „Da war einer, der hat im Wirtshaus etwas gegen den Nationalsozialismus gesagt und der kam dann nach Dachau.““ Hartmann trat schon vor der Machtergreifung gegen die Nazis ein: Er störte mit Josef Baumgartner, dem späteren bayerischen Landwirtschaftsminister, nationalsozialistische Versammlungen. „Mit Jakob Hartmann haben wir wieder einen Häftling gefunden, der in den Unterlagen des Archivs der Gedenkstätte nicht erfasst war. Es gibt aber noch viele andere Menschen, die in Vergessenheit geraten sind. Ihre Biografien zu erforschen, wird auch in Zukunft unsere Aufgabe sein.“, fasste die Referentin zusammen.

Max Günther, in der Nachkriegszeit sehr engagiert in der Gedenkstätte in Dachau, stand im Mittelpunkt des Vortrags von Sophia Maier. Die Studentin aus Augsburg schrieb ihre Biographie für das Gedächtnisbuch als Abiturientin am Ignaz-Taschner-Gymnasium. Der von ihr porträtierte Max Günther arbeitete 1933 bei MAN in Nürnberg. Seine Widerstandstätigkeit führte bereits 1933 zu einer ersten Verhaftung: Günther organisierte verbotene Treffen der KPD und druckte und verteilte Flugblätter gegen die Nazis. Ein Gericht sprach ihn wegen Mangels an Beweisen frei. Doch bereits im Herbst des Jahres folgte die zweite Verhaftung und viele Jahre KZ-Haft. Gesundheitlich schwer angeschlagen überlebte Max Günther. Spätfolgen der Lagerzeit waren körperliche und seelische Leiden.

Häufig telefoniert Christina Kranz, Abiturientin am Josef-Effner-Gymnasium, mit Otto Schimmel. Der aus Ungarn stammende jüdische Holocaust-Überlebende lebt in den Vereinigten Staaten und wäre gerne zur Präsentation angereist, gesundheitliche Gründe hinderten ihn daran. 1944, nach der Besetzung Ungarns, geriet die Familie Schimmel in die deutsche Vernichtungsmaschinerie: Seine Mutter, seine Schwester und seine Großmutter wurden in Auschwitz ermordet. Otto Schimmel überlebte Auschwitz und das Dachauer Außenlager Mühldorf. Noch heute berichtet Schimmel in Schulen über seine Erlebnisse während des Holocaust. Denn wie er sagt: „It could happen again.“

Klaus Schultz, Diakon der Versöhnungskirche, brachte in seiner Ansprache die Gefühle vieler Veranstaltungsbesucher auf den Punkt: „Wir können das Gehörte aber auch zurücklassen – uns anderen Dingen widmen. Die Menschen, die man in die Konzentrationslager verschleppte, können ihre Geschichte nicht zurücklassen – nicht einfach wegstellen und sich nicht mehr mit ihr beschäftigen. Diese Vergangenheit ist ihre Gegenwart. Nicht immer, aber doch sehr oft.“