Wir trauern um Leslie Schwartz

Zur Präsentation des ihm gewidmeten Gedächtnisblatts konnte Leslie Schwartz 2018 leider aufgrund seiner Krankheit nicht kommen. Er schickte stattdessen eine E-Mail-Botschaft. Leslie Schwartz ist am 12. Mai 2020 in Miami (USA) gestorben.

Leslie Schwartz wurde am 12. Januar 1930 in Baktalórántháza/Ungarn als László Schwartz geboren. Er war noch Schüler, als die Verfolgung durch die Nationalsozialisten begann. Ende April 1944 wurde Leslie mit seiner Familie ins Ghetto Kisvarda und von dort zwei Wochen später ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Seine Einlieferung in das KZ Dachau geschah am 18. Juni 1944. Er leistete Zwangsarbeit in den Außenlagern Allach, Karlsfeld, Mittergars und Mühldorf-Mettenheim. Befreit wurde Leslie Schwartz auf dem Mühldorfer Todeszug.

Nach seiner Emigration in die USA heiratete er Jeannine Schwartzmann, aus dieser Ehe stammt sein Sohn, Garry. Nach der Scheidung heiratete Leslie Schwartz Annette Buken. Seinen Lebensunterhalt bestritt er durch den Aufbau und die Führung einer eigenen Druckerei. 2010 erschien seine autobiographische Erzählung „Durch die Hölle von Auschwitz und Dachau: Ein Junge erkämpft sein Überleben“ auf Deutsch. Sowohl in den USA wie auch in Deutschland war Leslie Schwartz viele Jahre als Zeitzeuge für die Erinnerungsarbeit aktiv.

Am 22. März 2018 stellte die Schülerin Johanna Grebner in Dachau das ihm gewidmete Gedächtnisblatt vor. Leider war Leslie Schwartz damals schon sehr krank und konnte nicht selbst kommen. Er hatte aus der Ferne regen Anteil an der Entstehung des Gedächtnisblatts genommen und schickte per E-Mail einen Gruß für die Präsentation:

„This is all so deeply moving for me. To know I have not been forgotten and that future generations will continue this work of remembrance and healing means everything to me. There is no greater honor I could ever receive. I only wish I could be here personally. I hope to see you all in the very near future! Keep all our memories alive and work always to create a better future for all humankind, one free from hatred and injustice, where peace reigns and love wins over hate.“

Das Gedächtnisblatt findet sich hier:
Leslie Schwartz

(21.5.2020; IS)

Arbeit an Biographien trotz Kontaktbeschränkungen

Durch die Kontaktbeschränkungen hat sich in der Arbeit im Gedächtnisbuchprojekt manches geändert. Sabine Gerhardus berichtet, was trotzdem alles erledigt werden kann.

Einzelberatungen von Teilnehmer*innen finden weiter statt, allerdings übers Telefon. Auch soll es bald einen Weg geben, gemeinsam und zeitgleich an einem Dokument, z.B. dem Lebenslauf, zu arbeiten oder Quellen auszuwerten, wenn jemand dabei Unterstützung benötigt.

Das W-Seminar am Josef -Effner-Gymnasium hat sich heute, am 15. Mai 2020, zum ersten Mal wieder getroffen, allerdings nur mit der Hälfte der Schüler*innen, die andere Hälfte ist in der nächsten Woche dran. Ich war über eine Videoplattform zugeschaltet.

Die Schüler*innen haben die letzten Wochen für das Seminar gut genutzt und viele Archive kontaktiert. Sie können zwar nicht in deren Lesesälen recherchieren wie sonst, aber viele öffentliche Archive haben sich auf die Pandemie-Lage eingestellt: Sie haben den Schülern Kopien von Dokumenten geschickt. So hat die Recherche bei den meisten gute Fortschritte gemacht.

Noch vor den Pfingstferien ist das erste Schreibseminar geplant – per Webinar.

(15.5.2020; Sabine Gerhardus/IS)

Kranzniederlegung zum Gedenken an den Todesmarsch

Da die Veranstaltung zum Gedenken an den Todesmarsch ausfallen musste, legten der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann, Annerose Stanglmayr vom Dachauer Forum und Klaus Schultz von der Versöhnungskirche zu dritt einen Kranz am Mahnmal Todesmarsch nieder.

Annerose Stanglmayr betont für die Anwesenden: „Uns Vertretern des Trägerkreises Todesmarsch und OB Hartmann ist es wichtig, Stabilität und Kontinuität des Gedenkens selbst in Corona-Zeiten deutlich zu machen.“ Einen besonderen Gruß sandten die Veranstalter an den Todesmarsch-Überlebenden Abba Naor, der dieses Jahr leider nicht anwesend sein konnte.

(4.5.2020; Foto: Florian Göttler, Stadt Dachau)

 

 

Kirchliches Gedenken am authentischen Ort

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern und die Römisch-Katholische Erzdiözese München und Freising begehen den 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau mit einer ökumenischen Andacht in der Evangelischen Versöhnungskirche am 27. April 2020. Das Video der Andacht ist ab dem 29. April, 17 Uhr, online zugänglich.

Sophie Äckerle trägt das Dachau-Lied vor

Eine englische Version und eine polnische Übersetzung dieses Texts finden sich weiter unten auf dieser Seite.

Die ökumenische Andacht findet am authentischen Ort statt, in der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem einstigen Gelände des Häftlingslagers, unweit des Krematoriums.

Da das Gedenken wegen der Corona-Krise nicht öffentlich sein kann – geplant war ein großer Gottesdienst mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Kardinal Reinhard Marx und Metropolit Augoustinos Lambardakis -, wird die Andacht in einer deutschsprachigen und einer englischsprachigen Fassung aufgezeichnet. Das geschieht auf Wunsch von Familien von Dachau-Überlebenden und von Veteranen, die als amerikanische Soldaten Dachau befreit hatten.

Im Mittelpunkt der Andacht stehen Zeugnisse der Dachau-Häftlinge Herbert Zipper, Jura Soyfer, Joseph Rovan und Karl Adolf Groß, die vorgetragen werden. Der Gesang der jungen Musikstudentin Sophie Aeckerle auf Deutsch, Griechisch, Englisch und Hebräisch verbindet das Gedenken an alle KZ-Opfer und die dankbare Erinnerung an die Befreiung vor 75 Jahren mit der Hoffnung auf eine Überwindung von Unrecht, Krieg und Not heute.

Das Video wird am Mittwoch, 29. April 2020, um 17 Uhr veröffentlicht, in etwa zu der Zeit, zu der vor 75 Jahren US-Army-Einheiten die Häftlinge befreiten:
www.bayern-evangelisch.de/75J.BefreiungDachau

The Protestant Churches of Bavaria and the Roman Catholic Archdiocese of Munich and Freising shall be marking the 75th anniversary of the liberation of Dachau concentration camp with an ecumenical service of remembrance on the 27th April 2020. This will take place in the Protestant Church of Reconciliation, built on the actual location of the former prisoner camp site, a short distance from the crematorium.

As public commemorations cannot take place due to the Covid-19 pandemic – a larger scale service with Regional Bishop Heinrich Bedford-Strohm, Cardinal Reinhard Marx and Metropolitan Augoustinos Lambardakis had been planned – the service will be recorded in both German and English language versions. This comes at the request of the families of Dachau survivors as well as veterans who served with the US troops who liberated Dachau.

At the core of our service will be readings from the recollections of former Dachau prisoners Herbert Zipper, Jura Soyfer, Joseph Rovan and Karl Adolf Groß. Music will be performed in German, Greek, English and Hebrew by local music student Sophie Aeckerle. These languages help us to join our commemoration of all concentration camp survivors and the grateful memory of the liberation seventy-five years ago, with our hope for an end to injustice, war and suffering in our day.

The video will be available from 5pm on Wednesday 29th April 2020, at roughly the time when units of the US army liberated the camp seventy-five years ago.
www.bayern-evangelisch.de/75J.BefreiungDachau

Ewangelicko-Luterański Kościół Krajowy Bawarii oraz Rzymsko-Katolicka Archidiecezja Monachium i Fryzyngi upamiętniają 27 kwietnia 2020 roku 75. rocznice wyzwolenia obozu koncentracyjnego Dachau. Wspólne nabożeństwo ekumeniczne odbędzie się na terenie Muzeum Miejsca Pamięci Dachau (KZ-Gedenkstätte Dachau) w ewangelickim kościele Pojednania, niedaleko krematorium.

W związku z pandemią koronawirusa zaplanowane wielkie nabożeństwo ekumeniczne z udziałem Biskupa Krajowego Heinricha Bedford-Strohma, Kardynała Reinharda Marxa i Metropolity Augoustinosa Lambardakisa zostało odwołane. Ponieważ nie może odbyć się uroczystość publiczna, nabożeństwo zostanie nagrane w wersji niemiecko- i anglojęzycznej. Odbywa się to na życzenie rodzin byłych więźniów oraz amerykańskich weteranów, którzy wyzwolili Dachau.

Głównym elementem nabożeństwa będzie przedstawienie świadectw więźniów Dachau: Herberta Zippera, Jury Soyfera, Josepha Rovana i Karla Adolfa Großa. Pieśńi wykonane po niemiecku, grecku, angielsku i hebrajsku przez młodą studentkę muzyki Sophie Aeckerle mają połączyć wdzięczną pamięć o wyzwoleniu z nadzieją na przezwyciężenie bezprawia, wojen i krzywd.

Wideo nabożeństwa będzie udostępnione online w środę, 29 kwietnia 2020 o godzinie 17.00 – mniej więcej w tym czasie, kiedy 75 lat temu wojska amerykańskie wyzwoliły obóz – pod adresem:
www.bayern-evangelisch.de/75J.BefreiungDachau

(274.20)

Viele Tote im KZ Dachau in den letzten Kriegswochen

Viele Häftlinge im Konzentrationslager Dachau starben in den letzten Kriegswochen. Die Lebensumstände im extrem überfüllten Lager waren mehr als grauenhaft, zudem wütete eine Typhusepidemie.

Ausschnitt aus dem Gedächtnisblatt über Srečko Bjeličić

Amerikanische Soldaten befreiten das Konzentrationslager Dachau am 29. April 1945, dieser Tag jährt sich 2020 zum 75. Mal. Manche Gedächtnisblätter greifen die Biographien von Menschen auf, die noch in den Wochen davor im Lager starben. Einige ihrer Lebensgeschichten lassen sich hier im Verzeichnis der Gedächtnisblätter online nachlesen:

Srečko Bjeličić

Richard Henkes

Franz Xaver Schmid

Wilhelm Uhlig

Hubert (Engelmar) Unzeitig

Albert Wengenroth

(26.4.2020; IS)

 

Filme und Radio-Features: 75. Jahrestag der Befreiung

Die Situation im Frühjahr 2020: keine Jahrespräsentation des Gedächtnisbuchs, keine Befreiungsfeier in der Gedenkstätte Dachau. Einige Filme und Radiosendungen ermöglichen dennoch die Auseinandersetzung mit der Geschichte des KZ Dachau und den Blick auf die gegenwärtige Erinnungskultur in Dachau.

In den Mediatheken der Rundfunkanstalten finden sich derzeit Beiträge, die anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung des KZ Dachau entstanden sind. Sie erlauben einen Blick auf die Geschichte des Lagers, die gegenwärtige Situation und auch darauf, wie NS-Geschichte und Erinnerungskultur medial vermittelt werden.

Fernsehdokumentationen:

KL Dachau – Das System (1/2)
BR Fernsehen
Ausstrahlung am 29.04.2020, 22:00 Uhr
44 Min
In der Mediathek des BR:
https://www.br.de/mediathek/video/doku-kl-dachau-das-system-1-2-av:5e6a53acb01d35001ab0c409

KL Dachau – Im Lager (2/2)
BR Fernsehen
Ausstrahlung 29.04.2020, 22:45 Uhr
44 Min
In der Mediathek des BR:
https://www.br.de/mediathek/video/doku-kl-dachau-das-system-1-2-av:5e6a53acb01d35001ab0c409

24 Stunden Dachau
ZDFinfo
59 min
Ausstrahlung 15.04.2020
Verfügbarkeit: Video verfügbar bis 21.04.2021
In der Mediathek des ZDF:
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/24-stunden-dachau-100.html
(Für alle, die an den aufwendigen mehrmaligen Dreharbeiten beteiligt waren, hier leider die Information der Redaktion des ZDF: „Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass es zu einer Programmänderung gekommen ist, die dazu geführt hat, dass die Aufnahmen des Gedächtnisbuch-Projekts in dieser ZDFinfo-Dokumentation nicht zu sehen sein werden.“)

Hörfunkfeatures:

Bayerisches Feuilleton
Die Befreiung der KZs Flossenbürg und Dachau
BR2, Sendung am Samstag, 18.04.2020, 8:05 bis 09:00 Uhr
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar
Zur Sendungswebsite:
https://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/ausstrahlung-2086020.html

Radiofeature
Der lange Kampf um die Erinnerung
BR2, Sendung am Samstag, 18.04.2020, 13:05 bis 14:00 Uhr

(16.4.2020; IS)

 

 

Biographisches Schreiben in Corona-Zeiten

Die Arbeit an den Gedächtnisblättern geht für die Teilnehmenden am Seminar Biographisches Schreiben des Dachauer Josef-Effner-Gymnasiums weiter, wenn auch unter schwierigen Rahmenbedingungen.

Die SchülerInnen des W-Seminars Biographisches Schreiben vom Josef-Effner-Gymnasium Dachau haben kurz vor den Osterferien alle noch eine Einzelberatung bei Sabine Gerhardus wahrgenommen – wegen der Corona-Pandemie nur telefonisch. Sie besprachen mit der Projektleiterin ihre Recherche, die zur Zeit unter erschwerten Bedingungen weiterläuft.

Archive sind für Publikumsbesuch geschlossen, manche Archive bieten aber trotzdem Unterstützung an und verschicken Kopien von Dokumenten. Dass die Bibliotheken geschlossen sind, versuchen manche Schüler zu kompensieren, indem sie sich die nötige Literatur kaufen.

Am 31. Januar 2020 fand in der Kulturschranne Dachau noch ein Treffen mit Angehörigen statt, die die Schülerinnen interviewen wollen. Diese Interviews können jetzt nur telefonisch oder mit digitaler Ausstattung geführt werden.

Wir wünschen allen SchülerInnen, LehrerInnen und LeserInnen, dass sie gesund bleiben und dass sie trotz der Einschränkungen die Osterferien genießen können!

(10.4.2020; Text: Sabine Gerhardus/IS)

Heinz Hermann Niemöller ist gestorben

96jährig starb Heinz Hermann Niemöller, der Sohn von Martin Niemöller. Für die Autorin des Gedächtnisblatts über Martin Niemöller war er 2004 eine wichtige Anlaufstelle.

Heinz Hermann Niemöller lebte ab 1931 in diesem Haus in Berlin-Dahlem, dem heutigen Martin-Niemöller-Haus

Enge Verbindungen bestanden zwischen Heinz Hermann Niemöller und der Dachauer Versöhnungskirche. Der ausführliche Nachruf von Pfarrer Björn Mensing ist hier als PDF abrufbar:

Nachruf auf Heinz Hermann Niemöller

(4.4.2020; IS)

 

Vortrag vor Elsässer Schülern

Paul Canneva, Freiwilliger bei Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Dachau, stellte Anfang März das Gedächtnisbuchprojekt Schülerinnen und Schülern im Elsass vor. Hier ist sein Bericht.

Ich habe meinen Vortrag am Donnerstag, dem 5. März 2020, im College „Episcopal“ in Zillisheim im Elsass in Frankreich gehalten. Sechs Klassen, mehr als 160 Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 und 15 Jahren, nahmen teil.  Ich haben mit ihnen über das Projekt Gedächtnisbuch und die Arbeit für dieses Projekt gesprochen, aber auch über die Geschichte des KZ Dachau.

Die Schülerinnen und Schüler waren es nicht gewohnt, etwas über Gedächtnisarbeit und Oral History zu hören. Sie konnten sich dadurch eine andere Sichtweise auf die Geschichte der Konzentrationslager verschaffen. Ziel des Vortrags war es, sich dem Thema des nationalsozialistischen KZ-Systems aus einem für sie neuen Blickwinkel zu nähern.

In der Tat kommt der Geschichtslehrplan in Frankreich oft auf das Thema Konzentrationslager zurück, aber er bleibt sehr stark mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der Shoah verbunden. Die Schülerinnen und Schüler interessierten sich sehr für dieses schwierige Thema und konnten durch die Zeugnisse ehemaliger Häftlinge, die ich Biographien im Gedächtnisbuch entnommen hatte, viel über die Geschichte des KZ und vor allem über das Leben im KZ Dachau erfahren.

Darüber wird die französische Fassung der Ausstellung „Namen statt Nummern“ am College gezeigt. Sobald die Coronavirus-Krise im Elsass vorbei ist und es wieder eröffnet wird, können die Schülerinnen und Schüler das, was sie von mir gehört haben, mithilfe der Ausstellungstafeln ergänzen.

(20.3.2020; Paul Canneva/IS)