Geschichtswerkstatt: Ausstellung zeigt Textilfabrik Bardtke & Scherer

Dem Dachauer Georg Scherer war bereits 2019 ein Gedächtnisblatt und eine Ausstellung gewidmet. Nun nimmt eine Ausstellung im Bezirksmuseum Dachau zum Thema „Arbeitswelten – Geschichte(n) über Handwerk und Gewerbe“ seine Textilfabrik Bardtke & Scherer in den Blick.

„Mit 100 Nähmaschinen aus der Stadtschneiderei und Stoffen starten Georg Scherer und der Schneidermeister Ernst Bardtke ihre Unternehmerkarriere im April 1946.“, heißt es im von Kerstin Cser, Jessica Scherer und Rudolf Scherer verfassten Gedächtnisblatt zu Georg Scherer. Das Unternehmen beschäftigte zeitweise über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Nicht nur um diese Fabrik geht es in der Ausstellung der Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau, die sich unter dem Titel „Arbeitswelten – Geschichte(n) über Handwerk und Gewerbe“  mit dem Wandel der Berufe beschäftigt. So wird über Schneiderinnen erzählt, die noch auf die Stör gingen und sehr viele Aufträge hatten, so dass sie fast Tag und Nacht gearbeitet haben. Andererseits war auch schon ein Rückgang des Schneiderhandwerks spürbar. Die industrielle Textilproduktion wuchs.

Die ehrenamtlichen Forscher und Forscherinnen der Geschichtswerkstatt haben im Landkreis recherchiert, nach Fotos gesucht und Interviews geführt und stellen ihre Ergebnisse erstmals im Bezirksmuseum Dachau aus. Gezeigt wird, wie sich die Arbeitswelt in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Wie sah die Arbeit des Schuhmachers oder der Schneiderin aus, als sie noch auf die Stör gingen? Wie wurde aus dem Handwerk des Webens ein Kunsthandwerk? Und wie veränderte sich der Beruf des Apothekers bis zum Zeitalter des Online-Handels? Kehren die neuen Unverpackt-Läden zur Tradition des Kramerladens zurück?

Berufe, die jahrhundertelang den ländlichen Alltag prägten, sind selten geworden oder ganz verschwunden. Manche haben auch neue Formen gefunden. Das zeigt die Geschichtswerkstatt anhand von zehn Berufen aus Handwerk und Gewerbe. Die Ausstellung mit Texten, Fotos, Objekten und einer Hörstation ergänzt die Dauerausstellung des Bezirksmuseums.

Im Mittelpunkt stehen Menschen, die den Wandel der Berufe erlebt haben. Die Schneiderin Rosmarie Henkel aus Pipinsried erzählt von ihren Erfahrungen, als sie auf die Stör ging, der Schuhmacher Adi Heinzinger aus Sulzemoos erzählt, wie die Arbeit in der Werkstatt nachließ und er in einer Schuhfabrik arbeitete. Der Apotheker Max-Peter Lernbecher berichtet über die Anfänge der ersten Apotheke in Dachau und Paul Sessner erzählt über den Wandel der Fotografie, wie sein Vater die Anfänge erlebt hat und der Sohn die modernen Entwicklungen mitgestaltet hat. Die Geschichte wird anhand der Geschichten lebendig. Eine Ausstellungsbroschüre mit Berichten, Fotos und Lebensgeschichten gibt einen tieferen Einblick in den Wandel von Handwerk und Gewerbe.

Noch bis 18. September 2022 ist die Ausstellung im Dachauer Bezirksmuseum zu sehen. Weitere Infos finden sich hier:
https://dachauer-galerien-museen.de/category/bezirksmuseum/derzeit-zu-gast/

Das Gedächtnisblatt zu Georg Scherer und auch die Broschüre zur Ausstellung 2019 lassen sich hier nachlesen:
https://www.gedaechtnisbuch.org/gedaechtnisblaetter/?f=S&gb=9616

(3.1.2022; Geschichtswerkstatt Annegret Braun/IS)