ASF-Freiwillige: Dank an Anastasiia und Maeva

Mit einem Abschiedsgottesdienst in der Versöhnungskirche am 25. August 2019 ging das Aktion Sühnezeichen Friedenszeichen-Freiwilligenjahr für Maeva Keller und Anastasiia Lapteva in Dachau zu Ende. Da Sabine Gerhardus nicht anwesend sein konnte, gibt es ihren Dankestext dieses Jahr auch schriftlich.

Sabine Gerhardus bei einer Veranstaltung im letzten Jahr

Anastasiia und Maeva waren seit September 2018 zwei Tage die Woche beim Projekt Gedächtnisbuch im Einsatz. Es war ein schönes Projektjahr, für das ich mich bei Euch bedanken möchte.

Ihr habt Euch von Anfang an vor allem für das Erinnern an die Lebensgeschichten ehemaliger KZ-Häftlinge eingesetzt. Maeva, die schon Geschichte studiert hatte, wusste von Anfang an, dass sie am liebsten ein eigenes Recherche-Projekt angehen würde und hat sich rasch auf die Suche nach einem französischen Häftling gemacht, dessen Geschichte sie rekonstruieren wollte. Leider konnte sie ihre erste Idee, über einen Bekannten ihrer Familie zu schreiben, nicht verwirklichen, und so hat sie sich für Charles Delestraint entschieden, einen General der französischen Armee und Kommandant einer Widerstandsgruppe der Armee, der 10 Tage vor dem Eintreffen der Amerikaner am 19.4.1945 von der SS im KZ Dachau ermordet wurde.

Bei der Vorstellung seiner Biographie am 22. März in der Kirche des Karmel sagte Maeva: „Alle Franzosen kennen General de Gaulle und was er für die Freiheit Frankreichs geleistet hat. Aber ich habe nie über einen General Delestraint gehört. Das war der Grund für mich, ein Gedächtnisblatt über ihn zu machen.“ Bei der Suche nach möglichen Namen für ihre Recherche hat Maeva noch weitere Namen gefunden, einer davon ist Leon Boutbien, ein französischer Sozialist, Militärarzt und Nacht- und Nebel-Häftling in Natzweiler und Dachau. Seine Biographie wird derzeit, dank Maevas Vorrecherche und Unterstützung, von einer Schülerin des Gymnasiums Grafing erforscht.

Anastasiia hat sich ebenfalls besonders in der Biographie-Arbeit engagiert. Dabei hat sie anfangs noch gezögert, ein eigenes Recherche-Projekt zu übernehmen. Vielleicht hat sie sich diese Aufgabe nicht ganz zugetraut. Sie übernahm es dann, die Lebensgeschichte des jüdischen Lehrers Emanuel Strauß aus Weiden fertigzustellen, dessen Gedächtnisblatt von einer Schülerin nicht abgeschlossen werden konnte. Anastasiia arbeitete sich so gründlich in die umfangreichen Recherchen der Schülerin ein, dass sie das Gedächtnisblatt nicht nur ergänzen und fertigstellen konnte, sondern auch noch zu dem Schluss kam: Jetzt will ich ein eigenes Gedächtnisblatt machen, am liebsten über einen sowjetischen Häftling.“

Seit April hat sie nun mit großem Engagement an der Biographie von Nikolai Adamtschik gearbeitet, der als junger Mann von der Krim nach Deutschland verschleppt worden war. Erst im August hat sie von Nikolai Adamtschiks Tochter Fotos erhalten, die sie für das Gedächtnisblatt nutzen möchte. Ich freue mich sehr, dass Nikolai Adamtschik, den ich selbst noch in guter Erinnerung habe, dank Anastassia nun ein Gedächtnisblatt bekommt. Am 22. März 2020 wird sie wieder nach Dachau kommen und seine Geschichte der Öffentlichkeit vorstellen.

Besonders erwähnen möchte ich auch, dass mich die beiden bei der Betreuung von drei Schülerinnen des Gymnasiums Grafing kräftig unterstützt haben. Die drei Schülerinnen arbeiten an Biographien von einem französischen und zwei sowjetischen Häftlingen. Maeva und Anastasiia haben die Schülerinnen bei der Archivrecherche und beim Kontakt mit Überlebenden und Angehörigen unterstützt. Maeva war mit der Schülerin sogar in Paris im Archiv, Anastasiia hat – neben ihrer eigenen Recherche – ein Skypeinterview der Schülerin mit Peter Perel begleitet und übersetzt.

Zuletzt haben die beiden kurz vor der Internationalen Jugendbegegnung sogar noch die Chance genutzt, sich als Peerguides für die Geschichte des Dachauers Georg Scherer ausbilden zu lassen, und Jugendliche aus der Internationalen Jugendbegegnung durch die Ausstellung „Georg Scherer – Ein Dachauer Leben“ geführt.

Besonders hat es mich gefreut, zu sehen, dass den Freiwilligen die Arbeit Spaß macht. Anastasiia und Maeva haben Eigeninitiative gezeigt, Verantwortung übernommen und sich nicht gescheut, wenn Not an der Frau war, auch mal an ihrem freien Tag mit anzupacken.

Liebe Anastasiia, liebe Maeva, wie gesagt, es hat mir viel Freude gemacht, mit Euch zusammenzuarbeiten. Ihr wart mir eine große Unterstützung und ich danke Euch von Herzen für Eure Hilfsbereitschaft, Eure Freundlichkeit, Eure Lustigkeit und Ernsthaftigkeit und Euer Engagement. Ich wünsche Euch alles Gute für Eure Zukunft.

(26.8.2019; Text: Sabine Gerhardus/IS)