Vier Männer aus Sulzemoos erlitten das KZ Dachau
Vier Männer, die im KZ Dachau inhaftiert waren, wohnten zumindest zeitweilig auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Sulzemoos. Für drei dieser Männer gibt es Gedächtnisblätter, für Johannes Zimmermann, Albert Vettermann und Jakob Hartmann.
Sabine Gerhardus, Leiterin des Gedächtnisbuch-Projekts, stellte ausführlich die Lebensgeschichte von Albert Vettermann vor. Ihm wurde die Liebe zu einem Arbeitskollegen zum Verhängnis, als er im Reichsarbeitsdienstlager in Wiedenzhausen wohnte und beim Bau der A8 eingesetzt wurde. Vettermann und sein Freund wurden denunziert, diese Denunziation führte zu einer Zuchthausstrafe. Nach der Entlassung lebte er in Dachau und wurde 1940 zunächst in das Polizeigefängnis München, dann in das KZ Dachau gebracht. Das Einlieferungsbuch des Münchner Polizeigefängnisses nennt „Vorbeugung“ als Haftgrund. Am 2. November 1941 brachte man Vettermann nach Ravensbrück, am 25. März 1942 wurde er in die Tötungsanstalt Bernburg überstellt und sofort nach seiner Ankunft ermordet. In Dachau gibt es an der Schleißheimer Straßes 149 einen Stolperstein für Albert Vettermann.
Einem weiteren Häftling, der auf dem Gemeindegebiet lebte, hat Eleonore Philipp ein Gedächtnisblatt gewidmet: Der katholische Geistliche Johannes Zimmermann äußerte sich im Schulunterricht kritisch gegenüber den Nationalsozialisten und büßte dafür mit vier Jahren KZ-Haft in Mauthausen und Dachau. Nachs einer Entlassung im März 1945 war er in Einsbach als Kaplan tätig. Im Juli 1945 starb er bei einem Autounfall in der Nähe von Freising.
Jakob Hartmann stand im Zentrum der Ausführungen von Annegret Braun. Hartmann arbeutete im Schlossgut bei Baron Schätzler. Er war Knecht und Schweizer, also fürs Melken zuständig, und auch Pferdepfleger. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde er verhaftet. Der Grund: „Verächtlichmachung des Winterhilfswerks“. Vermutlich stand er auf den schwarzen Listen der Nazis, denn er hatte schon vor 1933 zusammen mit dem späteren Landwirtschaftsminister Josef Baumgartner NS-Versammlungen gestört. 1934 sperrten ihn die Nazis für zwei Monate in das KZ Dachau. Fast wäre es zu einer zweiten Verhaftung gekommen, aber ein junger SS-Mann rettete ihn vor einer Denunziation.
Weitere Einzelheiten zu diesen Biographien sind in der Ausstellung zu finden, die noch bis zum 17. März im Rathaus Sulzemoos zu sehen ist. Die Erforschung des Schicksals des aus Orthofen stammenden KZ-Häftlings Josef Seidl steht noch aus – bisher hat sich noch niemand gefunden, der zu dieser Lebensgeschichte Recherchen unternimmt. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an das Gedächtnisbuchprojekt.
(Text Irene Stuiber, Fotos Andreas Kreutzkam)